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Wünsche werden wahr, Märchen haben recht. Wenn ich an eine Million denke, bekomme ich sie auch. Dies ist das Fazit dieses skurrilen "Beratungsbuchs" aus 2011, das ich in meinem Kindle-Repertoire ausgegraben habe.

Warum ich es damals für 2-3 Euro gekauft und dann doch nicht gelesen habe, weiß ich nicht mehr. Vermutlich wollte ich in der Krise reich werden und habe eine supertolle Rezension gelesen gehabt, von denen sich noch einige finden lassen, das Buch gibt's aber nicht mehr.

Wie also springe ich zur ersten Million? Das ist ganz einfach:

- ich kündige meinen Superjob, in dem ich der Beste bin
- ich denke Tag und Nacht an viel Geld (das Resonanzgesetz wird es mir bringen)
- ich schreibe ein Buch, wie ich eine Million bekomme, und werde mit diesem Buch reich

Oh ... wait.

Ich habe keine Ahnung, ob Jo Tiger eine Kunstfigur oder eine real existierende Frau ist. Laut Selbstbeschreibung war diese hochgerechnet 2011 über 40-jährige Thüringerin erfolgreichste Pharmareferentin Deutschlands, wechselte ihre Partner vom Waschbrettbauchtraummann (inklusive Freiklettern in Südtirol) zu einem Allgäuer Immobilienmillionär (dem sie ein Auto abluchste) zu einem übergewichtigen Nichts (an dessen Trennung sie Jahre lang litt) und fand ihre Erfüllung in der Erkenntnis, dass sie mit einem Buch über den Tigersprung zur ersten Million, das sie im Kindle-Selbstverlag rausbringt, zur Millionärin wird.

Und was sollen wir lernen? Das Polaritäts- und Resonanzgesetz. Denn alles wird wahr: das Gegenteil dessen, was wir wünschen, und genau das, was wir wünschen. Von der Polarität (dem Negativen) müssen wir uns verabschieden (in Liebe), und dann werden wir alle Goldmarie (und wohl auch Goldmarius).

Aber wir sollen ja nicht denken, das wirkt nicht. Da gab's eine Susi, deren Arbeitskollegin sie nicht nur dauernd mobbte, sondern auch mit ihrem Mann rumvögelte. Susi wünschte sich innigst, dass diese Konkurrentin eine Treppe runterstürzt. Und was geschah? Tanderadei! Märchen werden wahr.

So funktioniert es auch mit Geldwünschen. Man muss nur die vier Favoritenwünsche aufschreiben, sie kombinieren, und schon wird man reich wie Donald Trump (dieser Typ verfolgt uns in dem Buch wie auch Dagobert Duck). In ihrem Fall: Lesen - Schreiben - Geldverdienen - Menschen lehren. Ergo: die Million kommt, wenn angelesenes Wissen in ein Buch gepappt wird, das Menschen lehren soll, wie sie Geld verdienen.

Wenn die Autorin wirklich eine real existierende Person ist: dann ist das Gesamtpaket sehr traurig. Ihr Twitter-Account verschwindet im Sommer 2012 (entweder wurde sie Millionärin oder das ganze Projekt war ein Reinfall) und ihre beiden Internetpräsentationen, auf denen sie Beratungsschwachsinn andrehen wollte, existieren auch nicht mehr.

Falls es ein Pseudonym-Projekt war, haben sich die Betreiber wohl etwas überschätzt.

Dies der verwaiste Twitter-Account:
https://twitter.com/jotiger1?lang=de

Und so hat sich die über 40-Jährige auf jotiger.com präsentiert (auf archive.org immer noch vorhanden):


jotiger

Warum habe ich das Buch damals gekauft und dann nicht gelesen?

Ich weiß es wirklich nicht mehr.