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Besonders stark ist das Buch vor allem über die Frühphase des italienischen Faschismus zur Zeit, als die Fasci italiani di combattimento (die "Italienischen Kampfbünde") gegründet wurden. Hauptzielgruppe waren zunächst arbeitslose Frontkämpfer, die in diesen Verbänden wieder "Sinn" fanden.

Auch sahen sie sich zu Beginn nicht als Partei, sondern als Bewegung, die Schieder so definiert:

- Zustand permanenter Mobilisierung
- Nicht ein Programm, sondern die Aktion stehen im Mittelpunkt
- Der Gegner soll nicht überzeugt, sondern vernichtet werden
- Der Faschismus ist eine Bürgerkriegsbewegung

Die Bedingungen im Nachkriegsitalien für die Entstehung einer solchen Bewegung sieht Schieder in drei Richtungen gegeben:

- Italien war ein unvollendeter Nationalstaat (Gebietsansprüche gegenüber Jugoslawien)
- Es gab eine permanente Regierungskrise (nicht regierungsfähige Parlamentsmehrheiten)
- Die Industrialisierung war nicht abgeschlossen (permanente Wirtschaftskrise)

Interessant zu lesen, wie schnell parallel zu den urbanen Fasci auch in der Provinz relativ unabhängige Fasci mit starken Regionalführern ("Ras") gebildet wurden, die ebenso auf Gewalt setzten. Die Kampfverbände dieses Agrarfaschismus nannten sich Squadri. Eine solche Squadra unter Befehl des Dichters D'Annunzio konnte sogar die Stadt Fiume/Rijeka einnehmen.

In Anbetracht der Stärke der Fasci und Squadri ist es fast verwunderlich, dass Mussolini sie am 28. Oktober 1922 beim "Marsch auf Rom" vor der Stadt buchstäblich im Regen stehen lassen konnte und von König Viktor Emanuel III. zum Ministerpräsidenten ernannt wurde, ohne dass die "Ras" sich von Mussolini abwendeten. Stattdessen wurde am 30. Oktober 1922 ein Scheineinmarsch inszeniert.

Diese Episode kommt etwas kurz genauso wie der 25. Juli 1943 als der Große Faschistische Rat Mussolini als Oberbefehlshaber absetzte, der König jedoch ihn absetzte und festnehmen ließ. Die Hintergründe werden nicht aufgehellt.

Ansonsten wird das politische und das Herrschaftssystem im zeitlichen Ablauf vorgestellt. Die Kriege Italiens werden meiner Meinung nach korrekt als "Parallelkriege" zu Hitlers Eroberungs- und Vernichtungskriegsstrategie dargestellt: Mussolini hatte eigene Kriegsziele, nur scheiterte die Durchführung kläglich, womit sich deutsche und italienische Kriegsführung zu verweben begann.

Schieder ist ein ausgewiesener Experte des italiensichen Faschismus, das Buch ist sehr informativ, gelangt jedoch wegen seiner Kürze mancherorts an seine Grenzen. Manchmal hätte ich mir mehr Hintergrundinformationen gewünscht

Ein paar Links im Spoiler

Autor und Verlagsinfo:
http://www.wolfgangschieder.de/
Wikipedia: Wolfgang Schieder
http://www.chbeck.de/Schieder-italienische-Faschismus/productview.aspx?product=792854

Rezension:
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/politik/rassistischer-expansionswille-11071444.html

Inhaltsangabe:
http://www.koeblergerhard.de/ZRG129Internetrezensionen2012/SchiederWolfgang-DeritalienischeFaschismus.htm