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Jaroslav Rudis - Die Stille in Prag
26.09.2016 um 22:06Ein Episodenroman aus dem Jahre 2007. Fünf Personen aus Prag werden vorgestellt und am Ende zusammengeführt:
Petr - wegen Drogenbesitzes zu Sozialarbeit verdonnert, als Straßenbahnfahrer
Wayne - US-Staatsbürger aus Delaware, versucht als Jurist sein großes Geld
Hana - Kulturexpertin bei der EU, Waynes Geliebte
Vana - 18jährige Punkerin mit Band, Ein-Nacht-Geliebte von Petr
Vladimir - 1962 geboren, frühpensionierter Musiker bei den Philhharmonikern Prags
Rudis versucht, seinen Hauptpersonen bedeutende Kalenderdaten zuzuordnen (1962 Versuch einer Sprengung einer kommunistischen Statue, 1969 Sieg der CSSR im Eishockey über die UdSSR, 1989 Systemwende ... 1968 lässt er aus).
Die Figuren sind qualitativ unterschiedlich: Hana und Wayne sind blass, Vana als vom reichen Papa unterstützte junge Punkerin ist ganz ok, Petrs Straßenbahnfahrten sind interessant zu lesen.
Nur: bei ihnen schlägt Rudis' mehrfach zitiertes literarisches Vorbild durch: Milan Kundera. Es geht nur um Sex. Frauen wollen lange Schwänze, knackige Männerhintern und ewige Fickereien, die zum petite morte führen. Der Rest ist blass, flach, ausgelutscht.
Einzig Vladimir kann mich überzeugen. Nach dem Krebstod seiner Frau und seiner Frühpensionierung sucht er Stille. Er bastelt in seiner Wohnung eine Maschine, die auf Geräusche Gegen-Sinuskurven in Lautsprecher schickt, wodurch er in Stille leben kann. Wenn er unterwegs ist, schneidet er Lautsprecherkabel durch: in der U-Bahn die von iPod-Kabeln, in Gasthäusern die zu den Boxen.
Am Ende, als die Fünf sich bei einem Konzert von Vanda zusammenfügen, zertrümmert Vladimir die Stromversorgung des im Keller des Hauses seiner Mietwohnung befindlichen Punk-Schuppen. Resultat: ganz Prag erfährt einen Stromausfall und Stille.
Zäh zu lesen ist dieser nicht so lange Roman wegen der andauernden Beziehungskrisen. Das wird langweilig. Auch hinterlässt das Episondenhafte (sehr kurze Kapitel) den Eindruck, dass Rudis halt mal kurz schreibt, wenn er Zeit findet. Mir hätte es besser gefallen, wenn die Figur Vladimir ins Zentrum des Textes gestellt worden wäre: er ist der einzige, der wirklich mit Potenzial gezeichnet ist.
Infolinks im Spoiler
Der Autor:
Wikipedia: Jaroslav Rudiš
Verlagsinfo:
Lange Leseprobe bei Google:
https://books.google.at/books?id=vpiFQIkLPwsC&pg=PP1
Rezensionen:
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/belletristik/jaroslav-rudis-die-stille-in-prag-mit-musik-gegen-die-einsamkeit-antoben-11694999.html
http://literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=17098
http://www.neuewoertlichkeit.de/die-stille-in-prag/
Lesung:
Jaroslav Rudiš liest aus "Die Stille in Prag"
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