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Christa Nikusch:
Gefährliches Quartier


Voller Hochstimmung reiste unsere FDJ-Delegation aus Radebeul bei Dresden Pfingsten 1950 in Güterwagen zum Deutschlandtreffen nach Berlin. Wir wurden gemeinsam mit der Dresdner Delegation in den Räumen der Humboldt-Universität Unter den Linden untergebracht. Es war ein Quergebäude, ringsum nur Trümmer. Aber das kannten wir ja von Dresden. Nur ein schmaler Gang, so etwa für 2-3 Personen nebeneinander, führte durch die Trümmer zum Eingang des Hauses.

Wir schliefen auf Stroh. Jeder hatte zwei Decken mitgebracht.

Unsere FDJ-Leitung inspizierte die Umgebung und auch die Kellerräume. Wir wollten Platz gewinnen, denn es war sehr eng. Plötzlich stolperte einer über einen dünnen Draht. Er folgte diesem Draht und fand am Ende einen Sprengsatz. Vom Krieg übriggeblieben oder neu angebracht? Das war die Frage. Wir meldeten es der Lagerleitung, und nur wenige Jugendliche wurden eingeweiht. Wir wollten Ängste und Aufregung vermeiden. Ich befand mich unter den wenigen, denn mein Bruder war derjenige, der den Sprengsatz gefunden hatte.

Danach tarnten sich einige als „Liebespaare“, um Haus und Keller zu überwachen. Wir wußten ja nicht, ob auch unter uns einer war, der einen Anschlag plante.

Kurz nach Mitternacht sprangen zwei Jungen über die Trümmerberge. Sie wurden von den „Liebespaaren“ angehalten und befragt. Dabei versuchten sie zu flüchten, konnten aber festgehalten und der Polizei übergeben werden. Ich weiß nur noch, daß es zwei Westberliner waren.