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Ein radikal introvertierter Roman mit zwei Handlungssträngen, die sich treffen - oder auch nicht. Ein etwa 60jähriger Mann (als Gutachter wohl situiert und trainiert) wird durch den Fund einer Foto-Filmrolle mit dem Studentenleben zweier Schwestern etwa 15 Jahre zuvor konfrontiert.

Der eine Handlungsstrang spielt im Spätherbst 2015, der zweite im Jahr 2000, zur Zeit der Angelobung einer Mitte-Rechts-Regierung in Österreich und den Demonstrationen gegen diese Regierung in Wien.

Erzähltechnisch führt Stangl beide Stränge zusammen, deren Fluchtpunkt der Tod einer der beiden Schwestern ist.

Der Kunsthistoriker namens Dr. Walter Steiner (der alte Herr) trifft schließlich die mittlerweile 40jährige überlebet habende Schwester namens Andrea Stanek, die als Tänzerin arbeitet.

Klingt eigentlich extrem langweilig und ich brauchte auch ein Drittel des Textes, um mich mit ihm anzufreunden. Was den Text jedoch lesenswert macht, ist die radikale Nabelschau der Figuren (Walter Steiner, Mona und Andrea Stanek), aus deren ausschließlicher Sicht geschrieben wird. Und die Klammer ist, dass alle Personen in ihrem Ich leben und die Außenwelt als Nicht-Wirklichkeit erleben.

So ist auch ein persönliches Verhältnis zwischen Walter und Andrea nicht möglich, beide existieren in einem Ich-Kokon.

Sicher keine leichte Lektüre, die auch ihre Mängel aufweist, aber in ihren besten Passagen zu fliegen vermag wie gute Shoegazing-Musik. Trotz des politischen Hintergrunds (Kniefall vor dem Publikum?) ist es kein politischer Roman, sondern ein tieftrauriger Text über die Einsamkeit des Menschen. Und am besten ist dann geschrieben, wenn diese Einsamkeit in eindringliche, mäandernde Texpassagen gegossen wird, die mich als Leser durch ihre Trancehaftigkeit gefesselt haben.

Ein irritierendes Sprachkunstwerk.

Spoiler

Der Autor:
http://www.thomasstangl.com/
Wikipedia: Thomas Stangl (Schriftsteller)

Verlagsinfo:
http://www.randomhouse.de/Taschenbuch/Regeln-des-Tanzes/Thomas-Stangl/e456683.rhd

Leseprobe:
http://www.randomhouse.de/leseprobe/Regeln-des-Tanzes-Roman/leseprobe_9783442748174.pdf
https://books.google.at/books?id=KIHWBQAAQBAJ

Rezensionen:
http://www.zeit.de/2013/36/thomas-stangl-regeln-des-tanzes
http://www.literaturhaus.at/index.php?id=10219
http://derstandard.at/1378249039654/Sturm-aufs-Kanzleramt
http://kurier.at/kultur/thomas-stangl-fuer-den-tanz-der-finsternis-muss-man-nicht-alles-verstehen/25.679.929
http://www.nzz.ch/die-wohlstandsdepressionen-der-bobos-1.18181886
https://cms.falter.at/falter/rezensionen/buecher/?issue_id=501&item_id=9783854208464
http://www.deutschlandradiokultur.de/magische-beunruhigung.950.de.html?dram:article_id=262233
https://dasgrauesofa.com/2013/09/03/thomas-stangl-regeln-des-tanzes/
http://www.wienerzeitung.at/themen_channel/literatur/buecher_aktuell/577003_Nachhaltiger-Taumel.html (Archiv-Version vom 17.07.2014)
http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=18340
http://oe1.orf.at/artikel/351621