Glockenklar

Spoiler
You may say I am a dreamer
But I'm not the only one
I hope someday you'll join us
And the world will be as one
- John Lennon



Ein Traum

In einer seltsamen Welt, die scheinbar kaum jemand sich vorzustellen wagt, wurde einst ein Kind geboren, welches - wie alle anderen Kinder auch - von Mutter Intuition und vom Vater Gleichmut mitbekommen gab. Beide gaben dem Kind den Namen Glockenklar*.

Glockenklar war schon immer ein sehr fröhliches und lebhaftes Kind gewesen. Mit Freunden verbrachte es die Sommer, um Abenteuer zu erleben und längst versunkende Städte zu ergründen, doch Sommer um Sommer vergingen, und umso mehr Sommer vergingen desto mehr bemerkte Glockenklar, dass sich die Welt verändert hat.

Während gleichsam das Lächeln verflog.

Die einstige Welt, die Glockenklar so sehr liebt, verweste. Das einzige was blieb, ist das Gefühl einer schleierhaften Szene. Traurig, dass diese Welt nicht aus Freude, sondern aus Ellbogengesellschaft und Märchengeschichten besteht, hörte sich Glockenklar sprechen, oder war es ein Gedanke?

...Aus Ellbogengesellschaft
...und Märchengeschichten.
...Märchengeschichten...

MÄRCHENGESCHICHTEN?!



Ein Tag

„Wach auf du Idiot!“
Flüstert die Banknachbarin - ihr Ellbogen gleicht einem Presslufthammer,

„Wach auf du Idiot und schreib mit, sonst verkackst du wieder bei der nächsten Klausur!“ Unaufhaltsam dringt ihre Stimme in mein Ohr. Selbst ein Flüstern klingt zur Stille im Kontrast wie ein untragbares Posaunenkonzert

- aus der ersten Reihe!

Ich kann es nicht ab, derart geweckt zu werden, allerdings hoffe ich, dass sie weiß, wie dankbar Ich ihr eigentlich bin. Genervt und mürrisch murmle Ich zurück:

„Ja, ich verstehe. Ich hab auch nicht wirklich Lust...Aber hey danke, was hab ich verpasst?“. Der verträumte Blick lässt an der Schultafel erkennen:


Märchengeschichten – Klausurersatzleistung

blackboard

Während mein Kopf erneut langsam Richtung Tischplatte fällt, merke Ich wie krampfhaft der Versuch eigentlich ist einen ausweglosen Kampf gegen diese Müdigkeit anzutreten ...und doch - als ob es eine Intuition gewesen war - verstehe ich wie dieses Thema mich auf Anhieb interessiert. Wenn es nur nicht so erschreckend ermüdend wäre!
Genauso wie die letzten Jahre zuvor, werden die Glocken früher oder später zur Pause läuten, wenn es dann wiederum heißt die Lektionen des Lebens zu lernen...
Vom Irgendwo höre Ich den Lehrer die magischen Worte sprechen, der auf magische Weise jede Müdigkeit wegzufegen weiß. Es wird laut im Zimmer. Die Klingel bimmelt. Von überall her rascheln die Blätter wie von Bäumen im Wind, nur eben anders. Sowie der Tag sich langsam, aber sicher seinem Ende neigt, frage Ich mich:

„Wieso ist dies so? Ist es wirklich so, dass andere - nur Ich nicht - vorschreiben, was Ich zu tun und zu lassen habe?“
Mit der Frage im Hinterkopf führen zum Abend hin meine Beine mich zu meinem alten Freund Wolle-Kneusel; Ein seltsamer Maler, Bildhauer, eben ein Dichter und Denker ...irgendwie. Er lebt mit seiner Frau und 3 Kindern abseits der Stadt auf einem Bauernhof und will nicht so recht in die Gesellschaft passen. Wir reden über dies und das, hören Musik und haben viel Spaß. Zum Abschied überreicht er mir ein Buch mit den Worten:

„Möge es dir helfen, mein Freund.“
und sowie Ich zurück zuhause bin, schlage Ich das Buch auf und lese; Seite um Seite lese Ich, Seite um Seite... Doch vom Lesen werde Ich müde, und so schlief Ich endlich ein...



Ein Tagtraum

__

Mit dem Koffer in der Hand machte sich Glockenklar auf den Weg quer durch das gelobte Land, verteidigend durch Glaube und Recht gegen den Herzog Herz-Sog, der mit einem Heerzug herzog das Volk der Alphabeten belog, betrog und über sie herzog. Bittere Kälte überkam das Land in der Nacht, sodass Glockenklar sich eingestand, dass zu verstecken und zu bibbern die Übermacht übernahm. Schutz fand Glockenklar im Haus der Schamanen und Zauberer, denn zu jeder Zeit hielten sie hilfsbereit Lösungen bereit. Gestärkt vom Trunk der Weisheit begab sich Glockenklar auf den Weg zurück zur Heimat. Im Gepäck das Buch der Antwort, was der Schamane feierlich übergab. Daheim! Vom Blätterwälzen wurde Glockenklar des Träumens müde, so legte es sich erneut in die Federn, um sich den Träumen hinzugeben...

__ __

Die Seiten hin und her wälzend; Glockenklar war vom Bett gefallen. Den Blick im Fall direkt in die Schachtel mit den Texten, um vor Schreck erkannt zu haben, dass weder Herz-Sog noch Glockenklar gar Mensch gewesen war. Eingeklemmt zwischen dem A und dem H war es glockenklar geworden! Es war der 27. Buchstabe gewesen; das komplette Alphabet stand dem entgegen.

Angestarrt und ausgelacht

Die Sätze hatten gesagt, es sei aussätzig und so haben sie es ausgesetzt. Und sich zu einem Sinn zusammenformend konnte man das gesamte Leben lesen. Dann wachte es auf und tat einfach so, als wäre nichts gewesen.

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Im Schweiß gebadet lag Glockenklar im Bett und verstand erst nach und nach, was geschah.

„Atmen – Einatmen – Ausatmen; konzentriere dich auf das Wesentliche!“

Glockenklar schloss die Augen und beschwor sich die Ängste erneut hervor, die so vor das Auge erschienen und lachten und schrien, doch Glockenklar hörte nicht auf und so beschloss es weiter sich dem Gelächter und dem Wahnsinn hinzugeben, bis sie aufhörten und - der völligen Versenkung gleich - Stille sich zu legen begann.

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Zwei Sonnen
Dort am Rand
Kurz hinterm Horizont
Und beide gehen sie auf
Die eine auf die eine
Und die andere auf andere Art und Weise


Und beide treffen sich just im richtigen Moment an eben jener Stelle, wo sie schon immer das Meer berühren, um so für einen sanften Augenblick, die Vereinigung zwischen Planet, Himmel und des solaren Binärsystems zu bilden. Die warme Sommerbriese umwärmt jede einzelne Faser, schmiegt sich nahtlos an sich; streichelt die Seele, ist Balsam für Körper und Geist. Nicht ein Stoff und kein Schneider könnte jemals jenes Maß übertreffen als das Zusammenspiel naturgegebener, gottgleicher Vollkommenheit. Die Haare tanzen im Wind; die Hormone spielen Sprudeln und Sprühen. Dieses Bildnis' bedarf es weder Rahmen noch Pinsel, wie als wenn die ob're Hälfte erstrahlt in wohltuend Wärme; wie wenn die unt're Hälfte tiefenblau durchtränkt! In Ermangelung eines treffenderen Wortes kann es nicht anders umschrieben werden als...

~göttlich

Am Rande einer tausenden von Meter hohen Bergkante. Die Zeit verstreicht, lässt Raum zu weiter vom Licht zu kosten.

Es wird Zeit einen neuen Tag zu begrüßen.

Kopfüber stürzt Glockenklar die Bergwand hinab. Die Augen aufgerissen, mit dem Blick in den blauen Ozean hinab und erkennt, wie das Blau das gesamte Sichtfeld einnimmt, um dann im nächsten Moment eins mit dem Firmament zu werden. Glockenklar schießt durch die Zeitlosigkeit der aufgehenden Sonne entgegen.

Frei

So lautet immer wieder der gleiche Blitz, welcher Glockenklar durch die Gedanken schießt und sieht sich dem Horizont näher kommen. So, wie man nach den Sternen greift, greift nun Glockenklar danach. Das Band, das Himmel und Erde zusammenhält, schenkt mir die Morgensonne; hinein in den schönsten Morgen seit sieben langen Tagen.

Hier kommt der achte...

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Wie ein Tropfen Wasser im Brunnen der Klarheit nahm Glockenklar wahr, nicht ganz sicher, ob gesprochen, oder gedacht:

Es liegt auf der Hand!



Ein Traumtag

Die Luft duftet nach Aufgewecktheit, sowie Ich mir in meine Augen blinzle. Ein Hochgefühl, das nur eines Traumes traumhaft sein kann. Die Sonne küsst mir ins Gesicht, als Ich aufwache - mit einem Lächeln im Gesicht - aber Ich hatte Schmerzen, daher wusste ich, dass Ich wach war; ganz allein nur mit der Stille als mein Nachbar. Die Luft war erfüllt mit Nervengift und wie bekifft starre Ich auf meine Hand, als Ich begriff, dass sie zum Stift griff. Lauter Buchstaben entstehen mit Hilfe von Schreibwaren. Was Ich schreib, war 'n Resultat von einem Schreibwahn. Ich war Teil einer Vision, die aus mir selbst entstand; irgendetwas lenkt meine Gedanken und dieser Gedanke lenkt meine Hand. Früher waren sie seltener. Ich erinnere mich gerne an diese Zeiten, auch wenn an einigen jener scheinbar schleierhaften Fragmenten der Staub der Zeit sich zeigt. All jener Erfahrungen zum Trotz verdanke Ich den Umstand, dass Ich – nun nicht mehr glauben oder hoffen darf, sondern
weiß, alles wird gut.

Ich schreibe mir die Träume auf, Ich werde sie nie vergessen. Als ob mir irgendjemand ins Ohr flüstert, es gibt noch was zu retten. Ich schaue mich um und um mich herum sähe Ich ein flammendes Meer. Der Mediendrache zeigt schon lange keine guten Nachrichten mehr. Ich höre viel zu viele Freunde sich beklagen, sich anschreiend im Knast weilen, doch so war es schon vor mir, weil das Lächeln verloren zu gehen scheint.

...Aber mir war es schon immer klar.
"Wasser, mein Freund; sei wie das Wasser!" so war es doch, denn Feuer mit Flammen zu löschen hat noch nie Sinn gemacht.
Ja, es ist wahr, dass es nie um die eigene Geschichte ging, sondern wie man anderen begegnet. Indem man anderen Menschen mit einem Lächeln begegnet, begegnet man lächelnde Menschen.

Mit dem Stift fest im Griff schreibt und kämpft Glockenklar der richtigen Worte wegen und für dich - und wenn es nicht gestorben ist, dann lächelt es noch heute. Heute war ein guter Tag für Märchengeschichten

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*Anmerkung:
Normalerweise wird bei dem Wort "glockenklar" die letzte Silbe nach oben betont, so als ob man sagt: "Alles klar!". Der Name "Glockenklar" allerdings spricht sich wie Bienenstich - vorne betont, letzte Silbe abfallend. Aus zwei Gründen: Um dem Namen einen gewissen Eigenwert zu verleihen und zum anderen wird im Text auf eine gewisse Phonetik Wert gelegt.