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Christopher Dillon - Dachau and the SS
11.01.2016 um 00:53Original anzeigen (0,2 MB)
Christopher Dillon ist Assistent für Deutsche Geschichte am Kings College in London und fordert mit seiner Dissertation Daniel Goldhagens These der "willigen Vollstrecker" heraus.
Dabei knüpft er an Milgrams Experiment sowie an Philip Zimbardos Stanford Prison Experiment an.
Anhand von Biographien der SS-Wächter wie SS-Kommandantur im Vorkriegslager von Dachau versucht er nachzuweisen, dass der Autoritätsdruck (Milgram) zu Gewalteskalationen führte, um Autoritäten (Lagerleiter) zufrieden zu stellen. Gleichzeitig betont Dillon, dass ein Ausstieg - wie auch beim Milgram-Experiment - jederzeit ohne Repressionen möglich gewesen wäre wie auch passiver Widerstand im Lager (was er an einem Schreibdiener exemplifiziert, der zugeteilte Häftlinge in seinem Keller ausruhen ließ und offen bei einem Transport ungarischer Roma in Tränen ausbrach).
Unter Bezugnahme auf das Stanford Prison Experiment stellt Dillon die These auf, dass gerade die Kritiker dieses Experiments den Kern getroffen haben: aktive Forderung von Gewalt gegenüber den Wächtern sowie Degradierung und Entmenschlichung der Häftlinge fördert Gewaltexzesse.
Dillons Ansatzpunkt ist interessant, nur verliert er sich in Einzelbiographien, eine Zusammenschau gelingt ihm nicht.
In den letzten beiden Kapiteln verliert er seine Grundthesen und widmet sich dem "Männlichkeitswahn" sowie dem Verhältnis zwischen lokaler Bevölkerung Dachaus und dem Lager.
Interessanter Ansatz, sehr quellenreich, aber zerfleddert. Besonders im Milgram-Teil ist die Aneinanderreihung der Lebensgeschichten von SS-Wächtern mühsam zu lesen: wie vom Zettelkasten abgeschrieben, und da musste ich mich schon durchkämpfen, da solche Biographien irgendwann nicht mehr interessant sind und am Ende des Buches eine gewisse Genugtuung nicht verhehlt werden kann, dass ein Gutteil der Wächter als Mitlgied mordbrenneder Totenkopf-SS-Einheiten den Barbarossa-Feldzug nicht überlebt hat.
Für diejenigen, die am SS-Personal im Lager Dachau interessiert sind, eine nicht uninteressante Studie.
Infos im Spoiler
Der Autor:
http://www.kcl.ac.uk/artshums/depts/history/people/staff/Academic/dillonc/dillonc.aspx
Verlagsinfo:
https://global.oup.com/academic/product/dachau-and-the-ss-9780199656523?cc=at&lang=en&
Abstract:
https://www.academia.edu/10384302/Dachau_and_the_SS_A_Schooling_in_Violence
Rezensionen:
http://www.sehepunkte.de/2015/10/26918.html
Christopher Dillon ist Assistent für Deutsche Geschichte am Kings College in London und fordert mit seiner Dissertation Daniel Goldhagens These der "willigen Vollstrecker" heraus.
Dabei knüpft er an Milgrams Experiment sowie an Philip Zimbardos Stanford Prison Experiment an.
Anhand von Biographien der SS-Wächter wie SS-Kommandantur im Vorkriegslager von Dachau versucht er nachzuweisen, dass der Autoritätsdruck (Milgram) zu Gewalteskalationen führte, um Autoritäten (Lagerleiter) zufrieden zu stellen. Gleichzeitig betont Dillon, dass ein Ausstieg - wie auch beim Milgram-Experiment - jederzeit ohne Repressionen möglich gewesen wäre wie auch passiver Widerstand im Lager (was er an einem Schreibdiener exemplifiziert, der zugeteilte Häftlinge in seinem Keller ausruhen ließ und offen bei einem Transport ungarischer Roma in Tränen ausbrach).
Unter Bezugnahme auf das Stanford Prison Experiment stellt Dillon die These auf, dass gerade die Kritiker dieses Experiments den Kern getroffen haben: aktive Forderung von Gewalt gegenüber den Wächtern sowie Degradierung und Entmenschlichung der Häftlinge fördert Gewaltexzesse.
Dillons Ansatzpunkt ist interessant, nur verliert er sich in Einzelbiographien, eine Zusammenschau gelingt ihm nicht.
In den letzten beiden Kapiteln verliert er seine Grundthesen und widmet sich dem "Männlichkeitswahn" sowie dem Verhältnis zwischen lokaler Bevölkerung Dachaus und dem Lager.
Interessanter Ansatz, sehr quellenreich, aber zerfleddert. Besonders im Milgram-Teil ist die Aneinanderreihung der Lebensgeschichten von SS-Wächtern mühsam zu lesen: wie vom Zettelkasten abgeschrieben, und da musste ich mich schon durchkämpfen, da solche Biographien irgendwann nicht mehr interessant sind und am Ende des Buches eine gewisse Genugtuung nicht verhehlt werden kann, dass ein Gutteil der Wächter als Mitlgied mordbrenneder Totenkopf-SS-Einheiten den Barbarossa-Feldzug nicht überlebt hat.
Für diejenigen, die am SS-Personal im Lager Dachau interessiert sind, eine nicht uninteressante Studie.
Infos im Spoiler
Der Autor:
http://www.kcl.ac.uk/artshums/depts/history/people/staff/Academic/dillonc/dillonc.aspx
Verlagsinfo:
https://global.oup.com/academic/product/dachau-and-the-ss-9780199656523?cc=at&lang=en&
Abstract:
https://www.academia.edu/10384302/Dachau_and_the_SS_A_Schooling_in_Violence
Rezensionen:
http://www.sehepunkte.de/2015/10/26918.html