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IV Invidia
07.12.2015 um 22:38Was ist der Unterschied zwischen Bewerbungsschreiben von Akademikern und Nicht-Akademikern?
Nicht-Akademiker:
Satzbau manchmal holprig.
Der eine oder andere Rechtschreibfehler ist dabei.
Linksbund statt Blocksatz.
Layout mitunter nebensächlich.
Gute Noten, schlechte Noten - so wie das Leben eben spielt.
Mehr oder weniger offen ist stets herauszulesen, was er kann und was nicht.
Was er will und was nicht.
Wer er ist, wer er sein will und wer nicht.
Akademiker:
Astreiner Satzbau.
Selbstverständlich ist der Text super formatiert.
Für das ansprechende Design ist gesorgt: künstlerische Einbettung des Fotos, das einer Set-Card alle Ehre macht.
Selbstredend ist man(n) bzw Frau Mitglied in gefühlt tausend Fachgesellschaften, von denen bislang niemand ahnte, dass es sie gibt.
Der Lebenslauf heißt nicht schlichtweg "Lebenslauf", nein, sondern "CV" (sprich: 'siewie' ) = curriculum vitae für die Eingeweihten, oder die, die es bislang noch nicht waren. Lateinische Begriffe englisch auszusprechen ist nämlich der allerletzte Schrei. Noch nicht gewusst?!
Prüfungsnachweise heißen auch nicht "Notenübersicht" - Gott bewahre! Nein, das ist das "Transcript of records"!
Unter der Überschrift "Studium" erfährt man, dass der Betreffende seine 5 Semester in 3 Städten absolviert hat - Mann o Mann. Ganz schön weit rumgekommen. Selbstverständlich ist dann auch ein "Sabbatical" mit dabei - in London, Paris und in Stockholm. Wo sonst.
Bereits jetzt frage ich mich, ob dieser Mensch auch Erfahrungen im Bereich "Leben" hat. Unfälle, Familientode, Krankheiten, Existenznot, Burnout, Freizeit, Freunde, PC-freie Zonen, unbezahlte Rechnungen, schlechte Laune, Morgenmuffligkeit - Fehlanzeige.
Ich lerne: Akademiker scheinen Menschen ohne Knick in der Biographie zu sein. Lernmonster. Spaßfreie Sterilisten (Neologismus - für alle Akademiker, die jetzt grad doch schlechte Laune bekommen sollten).
Ich kämpfe mich durch die Siewie durch, lande endlich beim Punkt "Qualifikationen und Fähigkeiten". Ach Gott, was red ich da! "Skills" - "Fähigkeiten" war gestern - sowas von out!
Aber jetzt, unter "Skills", so die Hoffnung, erfahre ich, was der Mensch auf dem Kasten hat.
Statt dessen lese ich, wen er alles so kennt oder zu kennen glaubt:
"in der Lehre bei Prof. sowieso", Privatstudium bei Prof. WTF, "beeinflusst durch Prof. Niegehört"..... (es folgen i.d.R. Aufzählungen von 20 verschiedenen Namen mit Professorentitel, die keine Sau kennt).
Bis auf die bis dahin ungeahnte Dimension meines eigenen Minderwertigkeitsgefühls erhalte ich keinen Zugewinn an Kenntnis.
Anschreien möchte ich den Bewerber. Hinterherwerfen möchte ich ihm seine betonschwere Kost, dieses Pamphlet aus wohlklingenden, nichtssagenden, papierverschwendenden Arial-Buchstaben auf Hochglanzblättern! Ich will ihm an den Kragen gehen! Ihn fragen, ob er jetzt glücklich ist, dass er mir mit seinem perfekten Transcript of records, seiner knickfreien CV, seinem Blend-a-dent-zahnweiß-Lächeln das Gefühl verschaffte, zuwenig studiert, zuviel gelebt und somit versagt zu haben.
Wer zum Henker ist der Typ?! Und wenn ja, wieviele????
Nicht-Akademiker:
Satzbau manchmal holprig.
Der eine oder andere Rechtschreibfehler ist dabei.
Linksbund statt Blocksatz.
Layout mitunter nebensächlich.
Gute Noten, schlechte Noten - so wie das Leben eben spielt.
Mehr oder weniger offen ist stets herauszulesen, was er kann und was nicht.
Was er will und was nicht.
Wer er ist, wer er sein will und wer nicht.
Akademiker:
Astreiner Satzbau.
Selbstverständlich ist der Text super formatiert.
Für das ansprechende Design ist gesorgt: künstlerische Einbettung des Fotos, das einer Set-Card alle Ehre macht.
Selbstredend ist man(n) bzw Frau Mitglied in gefühlt tausend Fachgesellschaften, von denen bislang niemand ahnte, dass es sie gibt.
Der Lebenslauf heißt nicht schlichtweg "Lebenslauf", nein, sondern "CV" (sprich: 'siewie' ) = curriculum vitae für die Eingeweihten, oder die, die es bislang noch nicht waren. Lateinische Begriffe englisch auszusprechen ist nämlich der allerletzte Schrei. Noch nicht gewusst?!
Prüfungsnachweise heißen auch nicht "Notenübersicht" - Gott bewahre! Nein, das ist das "Transcript of records"!
Unter der Überschrift "Studium" erfährt man, dass der Betreffende seine 5 Semester in 3 Städten absolviert hat - Mann o Mann. Ganz schön weit rumgekommen. Selbstverständlich ist dann auch ein "Sabbatical" mit dabei - in London, Paris und in Stockholm. Wo sonst.
Bereits jetzt frage ich mich, ob dieser Mensch auch Erfahrungen im Bereich "Leben" hat. Unfälle, Familientode, Krankheiten, Existenznot, Burnout, Freizeit, Freunde, PC-freie Zonen, unbezahlte Rechnungen, schlechte Laune, Morgenmuffligkeit - Fehlanzeige.
Ich lerne: Akademiker scheinen Menschen ohne Knick in der Biographie zu sein. Lernmonster. Spaßfreie Sterilisten (Neologismus - für alle Akademiker, die jetzt grad doch schlechte Laune bekommen sollten).
Ich kämpfe mich durch die Siewie durch, lande endlich beim Punkt "Qualifikationen und Fähigkeiten". Ach Gott, was red ich da! "Skills" - "Fähigkeiten" war gestern - sowas von out!
Aber jetzt, unter "Skills", so die Hoffnung, erfahre ich, was der Mensch auf dem Kasten hat.
Statt dessen lese ich, wen er alles so kennt oder zu kennen glaubt:
"in der Lehre bei Prof. sowieso", Privatstudium bei Prof. WTF, "beeinflusst durch Prof. Niegehört"..... (es folgen i.d.R. Aufzählungen von 20 verschiedenen Namen mit Professorentitel, die keine Sau kennt).
Bis auf die bis dahin ungeahnte Dimension meines eigenen Minderwertigkeitsgefühls erhalte ich keinen Zugewinn an Kenntnis.
Anschreien möchte ich den Bewerber. Hinterherwerfen möchte ich ihm seine betonschwere Kost, dieses Pamphlet aus wohlklingenden, nichtssagenden, papierverschwendenden Arial-Buchstaben auf Hochglanzblättern! Ich will ihm an den Kragen gehen! Ihn fragen, ob er jetzt glücklich ist, dass er mir mit seinem perfekten Transcript of records, seiner knickfreien CV, seinem Blend-a-dent-zahnweiß-Lächeln das Gefühl verschaffte, zuwenig studiert, zuviel gelebt und somit versagt zu haben.
Wer zum Henker ist der Typ?! Und wenn ja, wieviele????