Die überwältigende Zahl der Belege für die Erscheinung Verstorbener beruht auf sogenannter „anekdotischer Evidenz“ – anders ausgedrückt: auf Aussagen von Augenzeugen. Das griechische Wort „anékdotos“ heißt einfach „nicht veröffentlicht“; insofern ist ein Augenzeugenbericht, sobald er veröffentlicht ist, eigentlich keine „Anekdote“ mehr.

Überhaupt macht der oft gebrauchte Ausdruck „anekdotische Evidenz“ nur Sinn in Bezug und im Gegensatz zur „statistischen Evidenz“. Wenn ich zum Beispiel auf die Feststellung „Die Statistik zeigt, dass Raucher im Durchschnitt früher sterben, als Nichtraucher“ antworte: „Ja, aber Helmut Schmidt hat sein Leben lang geraucht wie ein Schlot und ist 96 geworden!“ Dann ist das „anekdotische Evidenz“, die eben nichts gegen die Richtigkeit der Statistik aussagt. (Und, nebenbei bemerkt, zeigt das Beispiel auch, dass „anekdotische Evidenz“ keinesfalls automatisch „falsche Behauptung“ bedeutet: Es kann vollkommen wahr und richtig sein, dass Schmidt 96 geworden ist und heftiger Raucher war!)

Also lassen wir mal die „anekdotische Evidenz“ beiseite und wenden uns der Statistik zu: Nun kennen wir zwar den Churchill zugeschriebenen Grundsatz „Traue keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast“. Der Satz sollte uns zumindest darauf aufmerksam machen, Statistiken stets mit einem gewissen Misstrauen entgegen zu treten. Wir sollten die Statistiken also nicht als das letzte Wort nehmen, sie geben aber doch einen ersten Eindruck von Verbreitung und Art von Erscheinungen.

Wie – statistisch gesehen – häufig ist also das Erlebnis von Erscheinungen Verstorbener?

Wie gesagt, je nachdem, wer fragt, wo, wer und wann gefragt wird und vor allem, wie die Frage formuliert ist, fallen die Ergebnisse natürlich unterschiedlich aus. Aber grob gesagt zeigen verschiedene Umfragen in verschiedenen Ländern, dass etwa 10 bis 40 Prozent der Befragten angeben, schon mal die Erscheinung eines Verstorbenen erlebt zu haben.

In einer repräsentativen Umfrage in Deutschland aus dem Jahr 2000 („Psi-Report Deutschland“) gaben von insgesamt 1510 befragten Personen 16 Prozent an, schon einmal eine Erscheinung eines Verstorbenen oder eines sonstigen Wesens erlebt zu haben, wobei allerdings schon das Spüren einer Anwesenheit mitgerechnet wurde. Der Anteil rein visueller Erscheinungen wird hier nicht angegeben. (Siehe: http://www.anomalistik.de/images/stories/pdf/zfa/zfa2008_123_098_schmied-knittel.pdf (Archiv-Version vom 27.02.2013))

Eine „International Value Study“ von Mitte der 1980er Jahre deutet auf deutliche Unterschiede zwischen einzelnen Ländern hin (die Frage lautete: „Hatten Sie schon einmal das Gefühl, tatsächlich Kontakt mit einem Verstorbenen zu haben?“): Demnach reicht die Spanne beim Bevölkerungsanteil, der angibt, schon mal „Kontakt mit Verstorbenen“ gehabt zu haben, von 9 Prozent in Norwegen bis 41 Prozent in Island. (Was ganz interessant ist, weil Norwegen und Island historisch, ethnisch und kulturell ja eigentlich eng verwandt sind.) Der Wert für Deutschland (West, also die „alte“ BRD), der in der Studie angegeben wurde, war 28 Prozent.

Eine klassische Studie ist die des britischen Arztes W.D. Rees. Er hat Ende der 60er-Jahre 81% der Witwer und Witwen einer Provinz aus Wales befragt (insgesamt 293 Personen), und fand heraus, dass 50% der Witwer und 46% der Witwen einen Nachtodkontakt im Wachzustand mit ihrem verstorbenen Ehepartner erlebt hatten. Davon haben 39% ihre Gegenwart gefühlt, 14% haben sie gesehen, 13% haben sie gehört und 12% haben mit ihnen kommuniziert. Außerdem wurden 3% von ihrem verstorbenen Partner körperlich berührt (Rees, W. D. (1971) The hallucinations of widowhood. IN: British Medical Journal, 4, p. 37-41.

Falls es hier „Bildungshungrige“ geben sollte, die nicht nur eine Meinung haben, sondern sich auch informieren wollen, hier noch ein paar Links:

Eine schöne kleine Zusammenfassung zum Thema „Erscheinungen“ von Dieter Hassler auf seiner Reinkarnation-Seite:
http://www.reinkarnation.de/html/erscheinungen.html

Eine Übersicht über spontane Nachtod-Kontakte, in der es aber nicht nur um Erscheinungen geht, sondern auch um andere Formen der erlebten Kontakte mit Verstorbenen wie etwa die Begegnung in Träumen oder inneren Zuständen oder das Gefühl der Präsenz, bei dem man die Gegenwart des Verstorbenen fühlt, ihn aber weder sehen noch hören kann:
http://nachtodkontakte.net/autorenbeitraege/elsaesser-valarino-nachtodkontakte.html

Ein Aufsatz von Erlendur Haraldsson, der 1994 auf Deutsch in der Zeitschrift „Therapiewoche“ erschienen ist und als PDF im Internet zur Verfügung steht:
https://notendur.hi.is/erlendur/english/Apparitions/therapie.pdf

Und hier ein neuerer (2009) Aufsatz Erlendur Haraldssons auf Englisch:
https://notendur.hi.is/erlendur/english/Apparitions/JP2009rl2_Haraldsson.pdf