MysteriousFire
Diskussionsleiter
Profil anzeigen
Private Nachricht
Link kopieren
Lesezeichen setzen
anwesend
dabei seit 2008
dabei seit 2008
Profil anzeigen
Private Nachricht
Link kopieren
Lesezeichen setzen
DVdEN - GG Kapitel 7: ungewollter Verrat (Hörbuch)
30.10.2015 um 18:41DVdEN - GG Kapitel 7: ungewollter Verrat
Externer Inhalt
Durch das Abspielen werden Daten an Youtube übermittelt und ggf. Cookies gesetzt.
Durch das Abspielen werden Daten an Youtube übermittelt und ggf. Cookies gesetzt.
Einige Stunden nach dieser abscheulichen Zurschaustellung ihrer Zukunft, zitterte Rufus noch immer in der Ecke seines Zeltes sitzend. Er machte sich schwere Vorwürfe, Alina – die Frau, die Methos gefressen hatte – nicht beschützt zu haben. Doch genau in der Sekunde, in der sie von diesem Monstrum nach vorne geholt wurde, war Rufus klar gewesen, dass ihr Leben verloren war. Was aber machte sein Leben noch überhaupt für einen Sinn, wenn er nicht einmal die Möglichkeiten besaß, seine eigens gewählte Aufgabe zu erfüllen? Es gab einfach keine Gründe mehr, dieses Trauerspiel weiter mit anzusehen. Ehe er jedoch gar nichts tat, war es noch besser sich in einer verzweifelten Wut auf Methos zu stürzen, in der Hoffnung ihm wenigstens minimal zu schaden. Dieser Gedanke brachte etwas Trost in die tiefe Bestürzung über die Situation, in der sie alle gefangen waren. Nichts Gutes war mehr übrig, wofür es sich zu leben lohnte.
Plötzlich drang eine Stimme zu ihm durch: „Bist du hier drin, Rufus?“ Es war Aphila, wer auch sonst. Rufus hatte kein Interesse mit ihr zu reden, sie war nicht besser als ihr Bruder. Sie fraß sich ebenso wie er den Bauch voll mit dem Fleisch einer Unschuldigen. Rufus gab keinen Laut von sich, dennoch öffnete sie das Zelt trat ein und setzte sich zu ihm. „Oh, Rufus. Es tut mir entsetzlich Leid, dass du das mit ansehen musstest!“, drückte sie ihr Mitgefühl aus.
Aus Rufus brach die bloße Empörung heraus: „Ach, darum hast du auch so entzückt mit gefressen – weil es dir Leid tut – klar.“ Sie schaute ihn gequält an. Händeringend, versuchte sie nach passenden Worten zu suchen. „Du weißt genau, dass ich nicht freiwillig mitmachte. Er hat mich dazu gezwungen! Ohne meinen Gehorsam wärst du jetzt tot – was die Frau ohnehin gewesen wäre“, verteidigte sie sich. Rufus blickte sie ernst an: „Warum hast du es dann getan? Der Tod ist wohl wesentlich gnädiger als dieser real gewordene Horrortrip. Außerdem, wenn die Frau – die übrigens den Namen Alina trug – doch ohnehin starb, warum hast du dieses perverse Spiel mitgemacht? Gestehe es dir ein, auch du bist tief in dir nichts weiter als ein ehrloser Dämon!“ Entrüstet von seinen Worten, wurden ihre Augen größer. Sie war sprachlos. Sie trat näher an ihn heran, holte aus - und verpasste ihm eine saftige Ohrfeige. Rufus fühlte das Brennen auf seiner Wange und fragte sich, warum sie ihm nicht wenigstens das Genick hätte brechen können. Stattdessen bestrafte sie ihn mit sinnlosem Schmerz, der ihm nichts mehr bedeutete.
Auf einmal war noch ein weiterer Schatten am Zelteingang zu sehen und ehe sich die beiden versahen, kam Methos mit einem „Klopf, klopf“ unverhofft in die Szene geplatzt. Beiden war das stille Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Methos dagegen lachte wie immer in schrecklich egozentrischem Unterton: „Ich hörte das Aufeinandertreffen von Faust auf Gesicht, da wurde ich neugierig. Scheinst ja endlich mit der Erziehung dieses Tieres begonnen zu haben, Schwesterchen.“ Er schaute seine Schwester an und kniff ein Auge zu. Diese zeigte sich unangenehm berührt und blickte zu Boden. Weder sie noch Rufus wagten etwas zur Klärung der Hintergründe zu sagen. Stattdessen fuhr Methos gerade warm geworden an Rufus gewandt weiter: „Deine Schäfchen sind wirklich lecker, du hast da gute Zuchtarbeit geleistet. Nicht zu zäh, aber auch nicht zu labbrig. Wenn du diese Konsistenz bei jedem hinbekommst, sollten wir deine Herde vergrößern.“ Während er das sagte, pullte er mit seinem rechten, kleinen Finger in seinen Zähnen herum. Rufus kochte innerlich vor Wut.
Jetzt war seine Gelegenheit gekommen, seinen sehnigsten Wunsch zu erfüllen und dieser Bestie zu zeigen, was er von ihr hielt! Sein Herz fing an, schneller zu pochen. Ehe er jedoch ansetzen konnte, auch nur den ersten Schritt zu überlegen, kam ihm Methos zuvor. „Sag mal, du bist doch mit dieser Gruppe bestimmt nicht ganze Zeit hier gewesen? Habt ihr noch weitere Standorte von Menschen gefunden? Wenn ja, wäre es vorteilhaft für dich sie mir zu übergeben beziehungsweise uns zu ihnen zu führen“, sagte er inzwischen nicht mehr mit seinen Zähnen beschäftigt. Rufus lief es eiskalt den Rücken herunter. Niemals würde er seine Freunde an dieses Monster verraten! Er schluckte, dann antwortete er bedacht auf seine Tonlage: „Nein, ich kenne keine weiteren Menschengebiete. Wir sind die letzten Überlebenden von denen ich weiß.“ Er hoffte so sehr, Methos kaufte es ihm ab. Methos aber durchschaute ihn sofort: „Lüg doch nicht, ich sehe es in deinen Augen – du weißt von etwas. Es leuchtet mir regelrecht entgegen, wie du in Sorge an sie denkst.“ Rufus Körper bebte vor Anspannung. Seine Gedanken überschlugen sich, was konnte er jetzt tun um seine Informationen für sich zu behalten? Er schaute verzweifelt zu Aphila, die ebenfalls nach einem Ausweg zu suchen schien. „Bruder, ich – “, setzte sie an, wurde aber sogleich von Methos angeschrien: „DU hältst dich dieses Mal raus, Schwester. Etwa das, oder ich muss mich doch nach einer anderen Gehilfin umsehen.“ Sein giftiger Blick bestätigte diese widerwärtige Drohung. Daraufhin sagte Aphila nichts mehr und blickte wieder bedrückt zu Boden.
Rufus war sich seiner Entscheidung bewusst geworden, eher starb er als weitere Menschen diesem Dämon auszuliefern. Er mobilisierte all seine Kraft und sprang urplötzlich auf Methos zu.
Mit einem irren Schrei, schlug er zu – und wurde von der Hand seines Gegners ohne jede Schwierigkeit gestoppt. Seine Faust lag nun fest in der Hand von Methos. Dieser grinste amüsiert. „Na, na, na. Wer kann denn da seine Emotionen nicht im Griff behalten? Ich schätze, die Hand brauchst du vorerst nicht mehr“, säuselte er verschmitzt und drückte seine Hand zu. Es gab ein lautes Knacken, als wäre die Schale einer großen Nuss aufgebrochen worden und Rufus Durchfuhr ein berstender Schmerz, den er in einen markerschütternden Schrei auch kundtat. Wimmernd versuchte er sich von Methos loszureißen, der ihn immer noch an der Hand festhielt. Aphila wurde immer unruhiger auf ihrem Platz. Ihre Augen spiegelten den Kampf ihres inneren Konfliktes wieder, etwa Rufus zu helfen, oder ihr Leben zu schützen. Methos dagegen war ganz in seinem Element. Er beugte sich leicht zu dem mehr oder weniger vor ihm zusammengekauerten Rufus herunter und flüsterte ihm ins Ohr: „Wo sind die anderen Menschen?“ Rufus schüttelte nur heulend den Kopf und raunte: „Niemals! Niemals…“ Der Dämon seufzte. „Dann eben anders, schau mich an“, ließ er verlauten und hob mit seiner freien Hand das Kinn von Rufus so an, dass er ihm in die Augen schaute. „Wo sind die anderen Menschen?“, wiederholte Methos die Frage, diesmal aber mit einem anderen Unterton. Seine Augen leuchteten rot auf und Rufus spürte wie ihm die Kontrolle entglitt. Er war weder in der Lage fort zu sehen, noch sich gegen eine Antwort zu wehren, er stemmte sich mit ganzem Willen dagegen, doch zwecklos.
Sein Mund öffnete sich und ohne den Hauch einer Chance es zu verhindern, sprach er: „Nordwestlich von hier liegt ungefähr einen halben Tagesmarsch entfernt ein kleines Dorf. Wir sind quasi die Vorhut dazu.“ Er hasste sich dafür, ebenso sehr wie er Methos dafür hasste und Aphila dies zugelassen zu haben.
Ihm war voll bewusst, dass er jäh in diesem Augenblick das gesamte Dorf zu Sklaverei und Tod verdammt hatte. Triumphierend stieß Methos ihn von sich. „Das hätten wir also. Morgen brechen wir in der Früh dahin auf“, entschloss er und verschwand aus dem Zelt.
Kaum war er aus dem Zelt, sprang Aphila zu Rufus und packte seine gebrochene Hand. „Das haben wir gleich“, sagte sie und schon spürte er wie eine seltsame Energie durch die gebrochenen Knochen siegte und der Heilungsprozess einsetzte. Er würdigte sie keines Blickes mehr, für ihn war ihr Nicht-Eingreifen wie Verrat an ihm gewesen. Dies schien sie aber zu berücksichtigen, denn kaum war seine Hand unter der unheimlichen Magie genesen, ging auch sie ohne ein weiteres Wort aus seinem Zelt. Sie ließ ihn in seiner Trauer und Verzweiflung über alles, was jetzt noch auf sie zukam zurück.