Vor ein paar Tagen wollte ich schon einmal alles aufschreiben aber ich habe es dann doch nicht gemacht weil ich dachte das mir dass schreiben nichts bringt, aber wenn ich es nicht versuche, kann ich es auch nicht wisse. Ich schreibe weil ich die Hoffnung habe das es mir helfen wird das geschehene zu verarbeiten, damit klar zu kommen und vielleicht endlich abschließen zu können.
Mein Opa ist im Oktober 2011 gestorben, das war schon echt krass für mich. Aber was dann geschehen ist, damit komme ich bis heute nicht klar. Ich bin an einem Punkt wo ich mir sicher bin das ich zu einem Psycho Doc muss weil ich es alleine einfach nicht schaffe damit klar zu kommen, und hey vielleicht bringt es mir ja wirklich etwas mit so nem Psycho Doc zu sprechen, einfach mal alles raus lassen was geschehen ist und vor allem was es mit mir gemacht hat.
Ich schreibe jetzt einfach mal was geschehen ist, ich habe zwar keine Ahnung wie ich das alles schreiben soll aber ich versuch es einfach mal.
Nach dem Tod von meinem Opa gab es eine Feuerbestattung bzw. er wurde Verbrannt und meine Oma bekam die Urne mit nach Hause zur Trauerbewältigung. Sie hat die Urne auf einem Sideboard mit vielen Engeln und Blumen gehabt, Sie hat es wirklich sehr schön gemacht aber trotzdem war das in meinen Augen falsch. Eine Urne gehört auf den Friedhof und nicht in eine Wohnung. Ich habe mich nicht mehr wohl gefühlt wenn ich meine Oma besucht habe. Im Frühjahr 2013 haben wir in der Zeitung über einen Bestatter gelesen gegen den Ermittelt wurde wegen Veruntreuung, falsche kühlung usw. Uns war sofort klar das es sich bei diesem Bestatter um denjenigen handeln muss bei dem auch mein Opa war. Wir haben meiner Oma gesagt Sie müsse sich bei der Polizei melden da es ja in Deutschland eigentlich nicht erlaubt ist eine Urne zuhause aufzubewahren. Wir sagten ihr das die Polizei bestimmt bald vor ihrer Tür stehen wird, und wenn das so kommt, dann wird ihr die Urne weggenommen und normal Bestattet. Meine Oma wollte das aber nicht. Naja nach einiger Zeit ist es dann aber so gekommen wie wir es gesagt hatten. Die Kripo stand bei meiner Oma vor der Tür und hat zu ihr gesagt das sie die Urne mitnehmen müssen weil der Verdacht besteht das sich in der Urne nicht die Asche von ihrem Mann befindet. Leider war es wirklich so, in der Urne befand sich nicht die Asche von meinem Opa sondern die Asche von einem Säugling. Das war ein Schock für uns alle, da wir da erfahren haben das wir fast zwei Jahre lang vor einer Urne standen wo wir glaubten es sei die Asche von meinem Opa. Irgendwann haben wir dann erfahren das mein Opa anonym Bestattet wurde. Meine Oma hat veranlasst das die Urne wieder ausgegraben wird und wir die Urne bei uns in der Gemeinde auf dem Friedhof bestatten. So wurde das auch gemacht. Wir hatten endlich eine normale Bestattung. Leider war der Albtraum damit noch nicht vorbei. Es kam dann im Oktober 2014 zur Gerichtsverhandlung gegen den Bestatter. Keine Ahnung warum ich kann es nicht erklären aber ich wollte bei allen Verhandlungstagen dabei sein. Heute sage ich mir es wäre besser gewesen ich wäre nicht dabei gewesen. Es war glaube ich der dritte Verhandlungstag den ich niemals vergessen werde. Ein ehemaliger angestellter des Bestatters war als Zeuge geladen. Der dann erzählte das die Kühlung nicht immer angeschaltet war, das manche Leichen in ihrem eigenen Leichensaft lagen und das es auch mal vorkam das bei einer Trauerfeier die falsche Leiche in der Kapelle aufgebahrt wurde. Der Richter hatte aber Zweifel an dieser Aussage, der Zeuge sagte dann: „Diese Familie musste schon genug durchmachen weil sie die falsche Asche zuhause hatten“ Ich wusste es kann sich dabei nur um meinen Opa handeln aber ich wollte es nicht war haben und redet mir ein das es nicht so ist. Doch dann sagte der Zeuge: „ Ich weiß sogar noch den Namen von dieser Familie“ Dann sagte er den Nachnamen von meinem Opa. Das war zuviel für mich. Ich sprang auf weinte bitterlich und verlies den Gerichtssaal. Vor dem Gerichtssaal brach ich dann nieder. Es war als würde mir jemand den Boden unter meinen Füßen wegziehen. Ich fühlte mich in diesem Moment so leer. Es war einfach zu viel für mich, zuerst erfahre nach fast zwei Jahren das meine Oma nicht die Asche meines Opas bei sich hat und dann muss ich auch noch erfahren das ich bei der Trauerfeier nicht einmal von meinem Opa abschied genommen habe, sonder von einer völlig Fremden Person. Diese Gefühl, ich kann es nicht beschreiben auf der einen Seite Trauer, Schmerz, Hass gegenüber dem Bestatter und auf der anderen Seite ist es aber auch vollkommene Leere. Ich weiß, dass hört sich doof an aber wie gesagt ich kann es nicht beschreiben. Jedenfalls ist mein Problem das ich nicht damit klar komme, mit dem ganzen. Wenn ich alleine bin, sitze ich oft nur da und tue nichts und manchmal weine ich. Ich kann damit nicht umgehen, ich weiß nicht wie ich das geschehene verarbeiten soll, wie ich lernen kann damit abzuschließen. Ich möchte das alles hinter mir lassen, ich möchte nach vorne schauen. Ich möchte wenn ich an meinen Opa denke, daran denken was er für ein liebevoller und toller Mensch war, ich möchte mich an schöne Dinge erinnern. Doch jedes mal wenn ich an ihn denke, denke ich daran das ich nicht einmal abschied nehmen konnte von ihm. Mein Opa ist bei und in der Gemeinde auf dem Friedhof, mit dem Auto ca. 2 Minuten von mir entfernt, aber seit sehr langer Zeit war ich nicht mehr dort, ich kann es nicht, ich weiß aber nicht warum. Heute z.B. war ich einkaufen habe danach im Auto von Andreas Gabalier „Amoi seg mo uns wieder“ angehört und dann dachte ich, ich will jetzt zum Friedhof. Aber wie jedes mal konnte ich es nicht, ich fuhr also nach hause. Vielleicht habe ich angst davor weil ich mir nicht sicher bin ob wir auch die richtige Asche Bestattet habe, es sind einfach Zweifel da. Zweifel die immer da sein werden weil ich niemals mit 100% iger Sicherheit wissen werde ob es die Asche von meinem Opa ist.

Dienstag den 12.05.2015
Am Samstag den 2. Mai bin ich jetzt endlich mal nach sehr sehr langer Zeit auf den Friedhof gegangen. Ich bin mit einem sehr komischen Gefühl dort hin gefahren, mir sind die Tränen gelaufen und ich hatte ganz wackelige Beine. Als ich dann aber vor dem Grab stand, war auf einmal alles anders. Ich war völlig leer ich habe nichts gefühlt, kein schmerz keine trauer wirklich gar nichts. Dann bin ich wieder nach hause gefahren und als ich dann darüber nachgedacht habe, habe ich mich sehr schlecht gefühlt. Ich meine ich war an dem Grab von meinem Opa gestanden und habe nichts gefühlt. Ich weiß nicht ob so etwas normal ist. Am 22. Mai habe ich endlich meinen Termin beim Psycho Doc. vielleicht hat er eine Erklärung dafür. Ich hoffe es zumindest.
Seit ich hier schreibe fühle ich mich schon ein wenig besser. Es hat mir wirklich gut getan mir mal alles von der Seele zu schreiben.

Donnerstag den 25.06.2015
Jetzt ist es schon ein weilchen her das ich hier geschrieben habe, irgendwie hat mir die Zeit dafür gefehlt mich an den LapTop zu setzen und hier zu schreiben. Heute war ich das dritte mal mei meim Psycho Doc un ich muss sagen es tut mir sehr gut, er sitzt einfach nur da und hört mir zu, er bemitleidet mich nicht er schaut mich nicht einmal bemitleidend an und das tut so gut, denn ich möchte nicht bemitleidet werden, dass macht das ganze doch nur noch schlimmer. Morgen ist der Tag an dem mein Opa Geburtstag hätte er würde morgen 76 Jahre alt werden. Meine Familie sitzt an diesem Tag jedes Jahr zusammen sie trinken Kaffee und essen Kuchen aber ich kann das einfach nicht, natürlich denke ich an seinem Geburtstag noch viel mehr an ihn wie an all den anderen Tagen aber ich möchte an diesem Tag kein Kuchen essen und so tun als wäre alles gut, dass ist es nämlich nicht. Mein Opa ist nicht mehr da, dass ist schlimm für mich aber es ist nunmal so. Mein Doc hat mir auch geraten da nicht teilzunehmen ich muss erstmal Abschied nehmen und dann sieht man weiter... Er hat heute zu mir gesagt ich solle an einen Ort gehen an dem sich mein Opa gern aufgehalten hat oder von dem er immer erzählt hat, ich solle meinen Opa in Gedanken mit dort hin nehmen und mich dann von ihm verabschieden den ich muss endlich loslassen. Ich klammere mich viel zu sehr daran das mein Opa nicht in dem Sarg war, bei seiner Trauerfeier. Wenn ich endlich Abschied genommen habe wird es mir besser gehen, meinte mein Doc. Ich werde es auf jeden Fall versuchen, ich werde in eine Stadt gehen die mein Opa sehr mochte leider ist es aber auch die Stadt in dem das Krankenhaus steht in dem er gestorben ist. Aber gut, ich denke mein Opa ist in einer Stadt gestorben die er sehr mochte, vielleicht tut es mir gut dort hin zu gehen. Ich hoffe es...