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Morgen
23.02.2015 um 15:42Beate Berger verließ kurz nach 8 Uhr ihre kleine Wohnung und suchte kurze Zeit später ihren Autoschlüssel. Vorhin war er doch noch da. Verzweifelt durchwühlte sie ihre Handtasche. Ach ja, genau in der linken unteren Ecke, wo sie schon mehrmals geschaut hatte, lag der Schlüssel ganz unschuldig und klein. Erleichtert stieg Beate in ihren roten Flitzer und nahm sich vor, morgen endlich mal ihre Handtasche aufzuräumen. Es sammelte sich immer mehr an. Im Tank war nicht mehr viel Benzin und das rote Lämpchen leuchtete auffordernd. Bis zur Arbeit und zurück werde ich noch kommen, tanken kann ich ja morgen. Der Arbeitstag verlief nicht ganz so, wie sie es sich gewünscht hatte, denn auf dem Schreibtisch lagen allerhand unerledigte Schriftstücke und laufend kam ihr Chef und brachte neue Arbeit. Na gut, da mache ich morgen ein bisschen mehr, heute ist eh nicht alles zuschaffen. Punkt 16 Uhr klappte sie ihre letzte Akte zu und nach einem kurzen Rundblick stellte sie fest, daß ihre Pflanzen Wasser brauchten. Ja, kann ich morgen machen, so schlimm ist es noch nicht. Auf dem Heimweg überlegte Beate, ob der Kühlschrank genügend gefüllt sei, denn ihr Magen machte sich nun bemerkbar. Jetzt in dem Gedränge noch einkaufen- keine Lust. Ich esse die Reste und morgen kann ich immer noch einkaufen. Endlich war sie zu Hause. Im Briefkasten lag eine Mahnung vom Versandhaus. Sie hatte vergessen ihre bestellte Matratze zu bezahlen, auf der sie nun schon ein paar Wochen schlief. OK, morgen werde ich es gleich erledigen, aber jetzt will ich erst mal in Ruhe was essen. In der Küche herrschte ein mittleres Chaos. Das schmutzige Geschirr vom Wochenende stapelte sich in und neben der Spüle und der Mülleimer quoll über. Jetzt oder nie , sagte sie sich, nahm den Mülleimer und wollte gerade ihre Wohnung verlassen, als das Telefon klingelte. Nun war ein Plausch mit der Freundin angesagt und es wurden Neuigkeiten ausgetauscht. Nach dem Telefonat schaute sie den Mülleimer vorwurfsvoll an und schob ihn langsam mit dem Fuß zur Seite. Eigentlich müßte ich wieder mal meine Mama anrufen, sie macht sich immer solche Sorgen. Aber ich habe jetzt genug mit Aufräumen zu tun. Ich werd sie morgen anrufen. Dann fiel ihr ein, dass ja schon ihre Lieblingsserie im Fernsehen lief. Schnell holte sie sich noch ein paar Chips und machte es sich auf dem Sofa bequem. Nun war ihr schlechtes Gewissen restlos dahin, aber sie nahm sich ganz fest vor: MORGEN WERDE ICH ALLES ERLEDIGEN !!!