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Letzter Film + Bewertung - Medea - Euripides
06.09.2014 um 21:26Medea - Euripides
Ãœbertragung: Medea | National Theatre | South Bank, London 2014
Medea ist eine 432 v. Chr. verfasste Tragödie des Dichters Euripides. Die Herrschertochter und Hexerin Medea hilft dem Argonauten Jason dabei das goldene Fließ an sich zu bringen. Sie verliebt sich in Jason und verlässt ihre Familie und ihre Heimat Colchis. Sie folgt Jason nach Iolcus. Während sie vor ihrer Familie übers Mittelmeer flieht, tötet sie ihren Bruder und wirft ihn über Bord, damit ihre Verfolger die Jagd entschleunigen und ihn beerdigen müssen. Nach einiger Zeit in Iolcus entwickelt Medea neue tückische Pläne und manipuliert die beiden Töchter des Königs von Iolcus, Pelias so dass sie ihren Vater umbringen.
Als Mörder ins Exil verdammt, leben Medea und Jason nun in Korinth.
Hier beginnt das Stück Euripides. Medea und Jason geniessen eine hohe Reputation in Korinth, gründen eine Familie und bekommen zwei Söhne. Doch Jason geht eine Bindung mit der Tochter des Königs ein, beschliesst sich von Medea scheiden zu lassen und gründet eine neue Familie.
Das Stück beschreibt Medeas psychische Transformation, eine Fortentwicklung vom Wunsch der Selbstzerstörung und des Suizides, hin zu sadistischer Raserei. Sie fängt an zu morden, bis sie am Ende sogar ihre Kinder tötet. Dies tut sie aus dem innersten Genuss heraus, den verhassten und geliebten Jason leiden zu sehen.
In die Gegenwart verfrachtet bietet dieses Bühnenstück einen über zweitausend Jahre alten Stoff in neuem Gewand. Man spürt das kaum ermessliche Ausmaß dieser Tragödie, und ist erstaunt wie es einen erfasst - wie sehr es an die heutige Zeit anschliesst. Wie es sich nahtlos einfügt in die skandalträchtigen Schlagzeilen über Mütter die ihre Kinder töteten oder ihre Männer vergifteten. Es ist eine sehr raue Gewalt die Medea leitet, ihre Situation ist zum verzweifeln und beinahe ausweglos. Die Töchter von Korinth, eine Art Chor, der immer wieder einsetzt um zum Beispiel zwischen den Bühnenbildern Übergänge zu schaffen oder den inneren Dialog mit Medea zu ermöglichen ist gespenstisch und eindrucksvoll. Mal tanzen die bleichen Frauen aus der Zeit der Altvorderen traumhaft wie Nymphen, mal trohnen sie wie mahnende Statuen über Medea, mal zucken ihre im Bodennebel stehenden Leiber wie von einer Marionettenspielerhand geführt.
Medea ist voller Leid, und man versteht es sogar, erkennt die Gefühle von Einsamkeit, Eifersucht, Neid und Verlassensein. Medea erscheint übermenschlich - wie ein entfesselter Sturm, aber auch so menschlich, echt und nachvollziehbar wie das Leben selbst.
gesehen am 04.09.2014
Ãœbertragung: Medea | National Theatre | South Bank, London 2014
Medea ist eine 432 v. Chr. verfasste Tragödie des Dichters Euripides. Die Herrschertochter und Hexerin Medea hilft dem Argonauten Jason dabei das goldene Fließ an sich zu bringen. Sie verliebt sich in Jason und verlässt ihre Familie und ihre Heimat Colchis. Sie folgt Jason nach Iolcus. Während sie vor ihrer Familie übers Mittelmeer flieht, tötet sie ihren Bruder und wirft ihn über Bord, damit ihre Verfolger die Jagd entschleunigen und ihn beerdigen müssen. Nach einiger Zeit in Iolcus entwickelt Medea neue tückische Pläne und manipuliert die beiden Töchter des Königs von Iolcus, Pelias so dass sie ihren Vater umbringen.
Als Mörder ins Exil verdammt, leben Medea und Jason nun in Korinth.
Hier beginnt das Stück Euripides. Medea und Jason geniessen eine hohe Reputation in Korinth, gründen eine Familie und bekommen zwei Söhne. Doch Jason geht eine Bindung mit der Tochter des Königs ein, beschliesst sich von Medea scheiden zu lassen und gründet eine neue Familie.
Das Stück beschreibt Medeas psychische Transformation, eine Fortentwicklung vom Wunsch der Selbstzerstörung und des Suizides, hin zu sadistischer Raserei. Sie fängt an zu morden, bis sie am Ende sogar ihre Kinder tötet. Dies tut sie aus dem innersten Genuss heraus, den verhassten und geliebten Jason leiden zu sehen.
In die Gegenwart verfrachtet bietet dieses Bühnenstück einen über zweitausend Jahre alten Stoff in neuem Gewand. Man spürt das kaum ermessliche Ausmaß dieser Tragödie, und ist erstaunt wie es einen erfasst - wie sehr es an die heutige Zeit anschliesst. Wie es sich nahtlos einfügt in die skandalträchtigen Schlagzeilen über Mütter die ihre Kinder töteten oder ihre Männer vergifteten. Es ist eine sehr raue Gewalt die Medea leitet, ihre Situation ist zum verzweifeln und beinahe ausweglos. Die Töchter von Korinth, eine Art Chor, der immer wieder einsetzt um zum Beispiel zwischen den Bühnenbildern Übergänge zu schaffen oder den inneren Dialog mit Medea zu ermöglichen ist gespenstisch und eindrucksvoll. Mal tanzen die bleichen Frauen aus der Zeit der Altvorderen traumhaft wie Nymphen, mal trohnen sie wie mahnende Statuen über Medea, mal zucken ihre im Bodennebel stehenden Leiber wie von einer Marionettenspielerhand geführt.
Medea ist voller Leid, und man versteht es sogar, erkennt die Gefühle von Einsamkeit, Eifersucht, Neid und Verlassensein. Medea erscheint übermenschlich - wie ein entfesselter Sturm, aber auch so menschlich, echt und nachvollziehbar wie das Leben selbst.
gesehen am 04.09.2014