Pelle,mon amour
25.03.2014 um 23:53„Woher hast du denn diese Wunde am Schienbein?“
„Weß ick o'nich,vielleicht am Bett jestoßen,mach ma Klopapier rum.“
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Manches ist wirklich wunderschön auf dieser Welt.
Sommerabende zum Beispiel.
Manche Sommerabende sind gar so schön,das sie überhaupt nicht enden sollten und wenn sie es schließlich doch tun dann gleiten sie flaumweich hinüber und nehmen alles mit in ihre eigene,ekstatische Blindheit voll süßer Träume und Ahnungen und tiefen Schlaf.
Ein solcher Abend war mein letzter Sommerabend in Magonia den ich mit nichts anderem verbrachte als Volleyball spielen und mich halb tot zu lachen denn ich spielte mit niemand anderem als meinem großen Bruder.
Der hatte es zwischenzeitlich aufgegeben meine Ermordung zu betreiben denn der Ernst des Lebens war über ihn hereingebrochen in Form einer Lehre,Ausbildung oder wie man das landläufig so nennt.
Er musste also hart und beflissen arbeiten und nebenher auch noch altbekannten Erniedrigungen ertragen von Männern ,die den Prozess bereits durchlaufen hatten in dem er sich noch,gemäß der Pflichtschuld, befand.
Aber vom menschlichen Irrsinn sei ein anderes Mal die Rede.
Insgesamt hielt er sich aufgrund seines Jähzornes und seiner Trinkfestigkeit ganz gut ,lernte auch was und ließ jeden an seinem neu erworbenen Wissen teilhaben,ob man das nun wollte oder nicht.
So ließ ich seine Redeflut auch damals erst einmal über mich ergehen,bis der ganze Mist von abstechen,ausweiden und abziehen endlich aus ihm raus war und er zu seiner wahren Berufung fand,der eines Clowns.
Eines sehr guten Clowns nebenbei gesagt denn mit derselben Unberechenbarkeit
mit der er mich einst gepiesackt hatte,feuerte er jetzt eine Pointe nach der anderen ab so das ich mich manchmal einfach ins taufeuchte Gras fallen lassen musste und wirklich Angst hatte,vor lachen zu ersticken.
Vor lachen ersticken....im analytischen Blick der Nachschau kommt mir der Gedanke das er seine Mordpläne vielleicht doch nicht ganz aufgegeben hatte aber sei's drum,jedenfalls verstummte er jäh und spähte angestrengt ins weitläufige Buschwerk welches die sichtbare Zivilisation unserer Wiese in der Entfernung eines guten Steinwurfes üppig wuchernd enden ließ.
Ich folgte seinem Blick und wurde zu meinem Erstaunen eines rosa Ferkelchens
ansichtig das,mit fliegenden Öhrchen durch die tanzenden Mücken,Schnaken und
anderen Gesummse,wie von Furien gehetzt auf uns zu stürmte.
Nun weiß ein jeder welch Kunststück es darstellt ein Schweinchen einzufangen,
der Körper ganz nah am Boden,hart und elastisch,die Borsten,trocken und schlüpfrig und wenn man dann doch einen Lauf zu fassen bekommt,schreit es so ohrenbetäubend das man schon aus Selbstschutz gleich wieder los lässt.
Aber unser Ferkelchen hier,unser Glücksschweinchen,rannte meinem Bruder direkt in die Arme,er musste nur einen Ausfallschritt machen und hopp....
Während ich mich schon mit einem Schwein im Arm durch die Nachbarschaft tingeln sah,auf der Suche nach dem Besitzer,hatte mein Bruder seine eigenen Pläne denn er war überaus geschäftstüchtig.
Er sah in die Zukunft und dort stand eine fette Sau im Stall die,zur rechten Zeit dem Henker überantwortet,eine ganze Stange Geld einbrächte an dem er,der ehrliche Dieb,seinen Anteil mit Recht einfordern könnte.
Diese gewinnbringende Weitsichtigkeit fand schließlich allseits Anklang im Sippenrat und Ferkelchen wanderte in unseren Stall.
Und die Nacht kam über uns mit ihren Eulen,Füchsen und Fledermäusen und dem tiefen Schlaf ,randvoll mit Kinderträumen.
Wie ich schon andeutete brach sehr rasch und ohne jede Rücksicht auf zarte Seelen der Herbst herein.
Zuerst noch ein wenig verschämt ob seiner Aufdringlichkeit,mit Nebel,Dunst und klammen Fingern dann immer mutiger werdend mit eiskaltem Regen,Graupeln und roten Nasen.
Während dessen stand Ferkelchen im Stall,fraß,grunzte und schupperte sich nur...wuchs nicht.
Es wuchs tatsächlich keinen Zentimeter,weder in die Höhe noch in die Breite.
Eines finsteren Tages im November holte es das Fieber,wie so viele vor ihm.
An jenem trüben Tage brachen wir nach Endor auf um der dort ansässigen Hexe unsere Aufwartung zu machen.
Jene Hexe,nebenbei eine lokale Berühmtheit und weitläufig mit uns verwandt,hatte in einer eiligen Depesche um unser Kommen ersucht.
Das Alter drückte sie schon sehr hinab und deshalb war sie auf der Suche nach Mägdeleins und Knechten,die ihr zur Hand gehen sollten und die ihres Vertrauens würdig waren.
Nun beschlich mich bereits am Ende der ersten Tagesreise ein sehr ungutes Gefühl und ich drängte vehement auf Umkehr.
Kindliche Überzeugungskraft ist aber nun mal leider nur wirksam wenn sie nach Art des steten Tropfens ausdauernd vorgetragen wird,Zeit allerdings war das letzte was ich zur Verfügung hatte also wurde meinen Argumenten weder Gehör geschenkt,geschweige denn Folge geleistet.
Und dafür das ich recht behalten sollte, konnte ich mir schlechterdings auch nichts kaufen.
Die Hexe hielt uns drei Wochen gefangen und fütterte uns mit vergifteten Brot.
Keiner hat sich davon je erholt denn das Gift war von derart raffinierter Natur,daß es weder ausgeschieden wird noch tötet,vielmehr kriecht es in das Herz hinein,sucht sich dort ein Versteck und wirkt auf immer im Verborgenen.
Wollte man es entfernen so müsste man das ganze Herz herausschneiden.
Warum die Hexe dies alles tat erfuhr ich nie aber noch heute höre ich ihr leises,heiseres Kichern das sie immer dann absonderte wenn sie sich in ihr Spiegelzimmer einschloss und ihren nackten,schlaffen Körper betrachtete.
Ich weiß das denn ich hab durchs Schlüsselloch geschaut und noch mehr Bauchweh bekommen.
Damit endet diese kurze Geschichte meines letzten Sommerabends in Magonia.
Es bleibt mir nur noch zu bemerken das ich kurze Zeit nach meiner Gefangenschaft die Bekanntschaft eines ganz entzückenden Zigeunermädchens mit unglaublich langen,tintenschwarzen Haaren machte.
Der geneigte Leser wird bereits erahnen das auch dies kein wirklicher Trost für mich war!
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https://www.youtube.com/watch?v=1QxioaGm2ag
„Weß ick o'nich,vielleicht am Bett jestoßen,mach ma Klopapier rum.“
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Manches ist wirklich wunderschön auf dieser Welt.
Sommerabende zum Beispiel.
Manche Sommerabende sind gar so schön,das sie überhaupt nicht enden sollten und wenn sie es schließlich doch tun dann gleiten sie flaumweich hinüber und nehmen alles mit in ihre eigene,ekstatische Blindheit voll süßer Träume und Ahnungen und tiefen Schlaf.
Ein solcher Abend war mein letzter Sommerabend in Magonia den ich mit nichts anderem verbrachte als Volleyball spielen und mich halb tot zu lachen denn ich spielte mit niemand anderem als meinem großen Bruder.
Der hatte es zwischenzeitlich aufgegeben meine Ermordung zu betreiben denn der Ernst des Lebens war über ihn hereingebrochen in Form einer Lehre,Ausbildung oder wie man das landläufig so nennt.
Er musste also hart und beflissen arbeiten und nebenher auch noch altbekannten Erniedrigungen ertragen von Männern ,die den Prozess bereits durchlaufen hatten in dem er sich noch,gemäß der Pflichtschuld, befand.
Aber vom menschlichen Irrsinn sei ein anderes Mal die Rede.
Insgesamt hielt er sich aufgrund seines Jähzornes und seiner Trinkfestigkeit ganz gut ,lernte auch was und ließ jeden an seinem neu erworbenen Wissen teilhaben,ob man das nun wollte oder nicht.
So ließ ich seine Redeflut auch damals erst einmal über mich ergehen,bis der ganze Mist von abstechen,ausweiden und abziehen endlich aus ihm raus war und er zu seiner wahren Berufung fand,der eines Clowns.
Eines sehr guten Clowns nebenbei gesagt denn mit derselben Unberechenbarkeit
mit der er mich einst gepiesackt hatte,feuerte er jetzt eine Pointe nach der anderen ab so das ich mich manchmal einfach ins taufeuchte Gras fallen lassen musste und wirklich Angst hatte,vor lachen zu ersticken.
Vor lachen ersticken....im analytischen Blick der Nachschau kommt mir der Gedanke das er seine Mordpläne vielleicht doch nicht ganz aufgegeben hatte aber sei's drum,jedenfalls verstummte er jäh und spähte angestrengt ins weitläufige Buschwerk welches die sichtbare Zivilisation unserer Wiese in der Entfernung eines guten Steinwurfes üppig wuchernd enden ließ.
Ich folgte seinem Blick und wurde zu meinem Erstaunen eines rosa Ferkelchens
ansichtig das,mit fliegenden Öhrchen durch die tanzenden Mücken,Schnaken und
anderen Gesummse,wie von Furien gehetzt auf uns zu stürmte.
Nun weiß ein jeder welch Kunststück es darstellt ein Schweinchen einzufangen,
der Körper ganz nah am Boden,hart und elastisch,die Borsten,trocken und schlüpfrig und wenn man dann doch einen Lauf zu fassen bekommt,schreit es so ohrenbetäubend das man schon aus Selbstschutz gleich wieder los lässt.
Aber unser Ferkelchen hier,unser Glücksschweinchen,rannte meinem Bruder direkt in die Arme,er musste nur einen Ausfallschritt machen und hopp....
Während ich mich schon mit einem Schwein im Arm durch die Nachbarschaft tingeln sah,auf der Suche nach dem Besitzer,hatte mein Bruder seine eigenen Pläne denn er war überaus geschäftstüchtig.
Er sah in die Zukunft und dort stand eine fette Sau im Stall die,zur rechten Zeit dem Henker überantwortet,eine ganze Stange Geld einbrächte an dem er,der ehrliche Dieb,seinen Anteil mit Recht einfordern könnte.
Diese gewinnbringende Weitsichtigkeit fand schließlich allseits Anklang im Sippenrat und Ferkelchen wanderte in unseren Stall.
Und die Nacht kam über uns mit ihren Eulen,Füchsen und Fledermäusen und dem tiefen Schlaf ,randvoll mit Kinderträumen.
Wie ich schon andeutete brach sehr rasch und ohne jede Rücksicht auf zarte Seelen der Herbst herein.
Zuerst noch ein wenig verschämt ob seiner Aufdringlichkeit,mit Nebel,Dunst und klammen Fingern dann immer mutiger werdend mit eiskaltem Regen,Graupeln und roten Nasen.
Während dessen stand Ferkelchen im Stall,fraß,grunzte und schupperte sich nur...wuchs nicht.
Es wuchs tatsächlich keinen Zentimeter,weder in die Höhe noch in die Breite.
Eines finsteren Tages im November holte es das Fieber,wie so viele vor ihm.
An jenem trüben Tage brachen wir nach Endor auf um der dort ansässigen Hexe unsere Aufwartung zu machen.
Jene Hexe,nebenbei eine lokale Berühmtheit und weitläufig mit uns verwandt,hatte in einer eiligen Depesche um unser Kommen ersucht.
Das Alter drückte sie schon sehr hinab und deshalb war sie auf der Suche nach Mägdeleins und Knechten,die ihr zur Hand gehen sollten und die ihres Vertrauens würdig waren.
Nun beschlich mich bereits am Ende der ersten Tagesreise ein sehr ungutes Gefühl und ich drängte vehement auf Umkehr.
Kindliche Überzeugungskraft ist aber nun mal leider nur wirksam wenn sie nach Art des steten Tropfens ausdauernd vorgetragen wird,Zeit allerdings war das letzte was ich zur Verfügung hatte also wurde meinen Argumenten weder Gehör geschenkt,geschweige denn Folge geleistet.
Und dafür das ich recht behalten sollte, konnte ich mir schlechterdings auch nichts kaufen.
Die Hexe hielt uns drei Wochen gefangen und fütterte uns mit vergifteten Brot.
Keiner hat sich davon je erholt denn das Gift war von derart raffinierter Natur,daß es weder ausgeschieden wird noch tötet,vielmehr kriecht es in das Herz hinein,sucht sich dort ein Versteck und wirkt auf immer im Verborgenen.
Wollte man es entfernen so müsste man das ganze Herz herausschneiden.
Warum die Hexe dies alles tat erfuhr ich nie aber noch heute höre ich ihr leises,heiseres Kichern das sie immer dann absonderte wenn sie sich in ihr Spiegelzimmer einschloss und ihren nackten,schlaffen Körper betrachtete.
Ich weiß das denn ich hab durchs Schlüsselloch geschaut und noch mehr Bauchweh bekommen.
Damit endet diese kurze Geschichte meines letzten Sommerabends in Magonia.
Es bleibt mir nur noch zu bemerken das ich kurze Zeit nach meiner Gefangenschaft die Bekanntschaft eines ganz entzückenden Zigeunermädchens mit unglaublich langen,tintenschwarzen Haaren machte.
Der geneigte Leser wird bereits erahnen das auch dies kein wirklicher Trost für mich war!
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