Der Weg ins Glück als Transsexuelle
22.03.2014 um 13:09Nach dem letzten Beitrag über die Psychotherapie wurde ich verschiedentlich gefragt wie ich persönlich die Hürden empfinde die vor mir stehen, und warum so viele bürokratischen Hürden auf dem Weg ins neue Leben aufgebaut sind. Und ob ich mir da nicht schon fast entmündigt vorkomme, obwohl ich nur so leben möchte wie ich mich fühle.
Ich selbst glaube das liegt vor allem daran, das wir Transsexuelle keinerlei Lobby in der Gesellschaft haben, man wird schlichtweg im allgemeinen gar nicht wahr genommen, und wenn sind es irgendwelche verzerrten Bilder in den Medien. Es interessiert keinen, oder man hört die Meinung, das hast du dir selbst ausgesucht, du willst so leben, dann manche es.
Aber es hat sich niemand selbst ausgesucht so zu sein, sich im falschen Körper zu fühlen......
Es weiß doch niemand wirklich richtig wie der Weg aussieht der uns vorgeschrieben ist. Die meisten Leute denken doch das wir nach dem Outing permanent glücklich sind. Viele empfinden ja auch so besonders in der ersten Euphorie nach dem Outing, wenn erst einmal der Druck weg ist sich ständig verstecken zu müssen. Aber dann beginnt der zweite Leidensweg jeder Transsexuellen, der lange Weg über bürokratische Hürden.
Es stimmt, als Transsexuelle ist der Weg ins Glück schon recht schwer und steinig, und es werden noch genug bürokratische Hürden aufgebaut. Allein schon 18 Monate Psychotherapie obwohl nach anerkannten Erkenntnissen Transsexualität als nicht therapierbar gilt. Wozu also diese lange Zeit Therapie, wenn es nichts zu therapieren gibt? Dazu kommt,das es lediglich Empfehlungen des Medizinischen Dienstes der Krankenkasse sind, und kein Gesetz, aber es wird in der Regel wie ein Gesetz gehandhabt.
Die wohl grösste Hürde für Transsexuelle ist nach dem Outing der sogenannte Alltagstest, in dem man ein Jahr in der Rolle des angestrebten Geschlechts leben muss, 24h am Tag, also ein Jahr rund um die Uhr um überhaupt erst einmal die Indikation für die Hormontherapie zu bekommen. Das heißt in der Realität, das sich eine transsexuelle Frau mit vollkommen männlichen Körper ein Jahr lang als Frau verhalten muss damit sie dann endlich durch die Hormontherapie eigentlich erst die Grundlagen für ein weiblicheres Aussehen bekommt. Offiziell soll es dazu dienen das man selbst testet ob man überhaupt in der Rolle klar kommt. Aber in Wirklichkeit kann man das so nicht vergleichen, denn es macht schon einen Unterschied ob man sich mit völlig männlichen Körper, zum Teil behaart, mit Bart, da kann man noch so gründlich rasieren, nach ein paar Stunden sieht man immer die Stoppeln, als Frau verkleidet. Oder ob man durch die Hormontherapie schon ein weiblicheres Aussehen hat, zumindest dann einen Busen, auch die Figur und das Gesicht ändert sich durch das Östrogen.
Könnt ihr euch vorstellen wie man sich fühlt während des Alltagstestes als Frau aufzutreten, in der Öffentlichkeit, auf Arbeit, im Bekanntenkreis und noch einen völlig männlichen Körper zu haben? Das man dann zum Teil ausgelacht wird ist noch das harmloseste........................
Nicht umsonst ist die Suizidrate bei Transsexuellen erheblich höher. Im Normalen Durchschnitt der Bevölkerung liegt sie bei 1,5%, bei Transsexuellen bei 41% !!! Und das sind nur die Tatsächlich bekannten Fälle, also fast jede zweite Transsexuelle unternimmt einen Suizidversuch. Daran gedacht hat wohl jede von uns Transsexuellen schon einmal, auch ich, das muss ich ehrlich zugeben. Woran das wohl liegen mag? Weil alle so glücklich sind?
Und nahezu 100% der Suizidversuche fallen in die Phase des Alltagstestes...........................
Ich hatte in der Hinsicht Glück, das ich so schnell und ohne diesen Alltagstest überhaupt die Hormontherapie beginnen durfte. In der Hinsicht bin ich eine absolute Ausnahme. Ich habe das Glück, eine verständnisvolle Hausärztin und einen verständnisvollen Endokrinologen zu haben, die meine Hormontherapie ohne eine Indikation des Therapeuten durchführen. Die mir einfach so geglaubt haben als ich ihnen sagte wie ich fühle und empfinde, und die einfach Menschlichkeit gezeigt haben, und Verständnis.
Dafür hier von mir ein grosses Danke auch wenn sie es hier wahrscheinlich nie lesen werden. Sie haben ihre Verantwortung als Arzt und ihren hippokratischen Eid ernst genommen, sie handeln um den Patienten von seinem Leidensdruck zu befreien. Und man leidet wirklich wenn man sich im falschen Körper fühlt, das könnt ihr mir ruhig glauben, auch wenn man es nicht nachempfinden kann.
Eine Transsexuelle Freundin sagte letztens auf die Frage wie man sich denn im falschen Körper fühlt:
"Danken sie Gott, ihrem Schöpfer oder an wen sie sonst glauben, das sie es nie erfahren müssen........"
Liebe Grüsse von Anja
©22.03.2014 Dieser Beitrag ist mein geistiges Eigentum, jeder Nachdruck auch auszugsweise nur mit meiner Zustimmung!
Ich selbst glaube das liegt vor allem daran, das wir Transsexuelle keinerlei Lobby in der Gesellschaft haben, man wird schlichtweg im allgemeinen gar nicht wahr genommen, und wenn sind es irgendwelche verzerrten Bilder in den Medien. Es interessiert keinen, oder man hört die Meinung, das hast du dir selbst ausgesucht, du willst so leben, dann manche es.
Aber es hat sich niemand selbst ausgesucht so zu sein, sich im falschen Körper zu fühlen......
Es weiß doch niemand wirklich richtig wie der Weg aussieht der uns vorgeschrieben ist. Die meisten Leute denken doch das wir nach dem Outing permanent glücklich sind. Viele empfinden ja auch so besonders in der ersten Euphorie nach dem Outing, wenn erst einmal der Druck weg ist sich ständig verstecken zu müssen. Aber dann beginnt der zweite Leidensweg jeder Transsexuellen, der lange Weg über bürokratische Hürden.
Es stimmt, als Transsexuelle ist der Weg ins Glück schon recht schwer und steinig, und es werden noch genug bürokratische Hürden aufgebaut. Allein schon 18 Monate Psychotherapie obwohl nach anerkannten Erkenntnissen Transsexualität als nicht therapierbar gilt. Wozu also diese lange Zeit Therapie, wenn es nichts zu therapieren gibt? Dazu kommt,das es lediglich Empfehlungen des Medizinischen Dienstes der Krankenkasse sind, und kein Gesetz, aber es wird in der Regel wie ein Gesetz gehandhabt.
Die wohl grösste Hürde für Transsexuelle ist nach dem Outing der sogenannte Alltagstest, in dem man ein Jahr in der Rolle des angestrebten Geschlechts leben muss, 24h am Tag, also ein Jahr rund um die Uhr um überhaupt erst einmal die Indikation für die Hormontherapie zu bekommen. Das heißt in der Realität, das sich eine transsexuelle Frau mit vollkommen männlichen Körper ein Jahr lang als Frau verhalten muss damit sie dann endlich durch die Hormontherapie eigentlich erst die Grundlagen für ein weiblicheres Aussehen bekommt. Offiziell soll es dazu dienen das man selbst testet ob man überhaupt in der Rolle klar kommt. Aber in Wirklichkeit kann man das so nicht vergleichen, denn es macht schon einen Unterschied ob man sich mit völlig männlichen Körper, zum Teil behaart, mit Bart, da kann man noch so gründlich rasieren, nach ein paar Stunden sieht man immer die Stoppeln, als Frau verkleidet. Oder ob man durch die Hormontherapie schon ein weiblicheres Aussehen hat, zumindest dann einen Busen, auch die Figur und das Gesicht ändert sich durch das Östrogen.
Könnt ihr euch vorstellen wie man sich fühlt während des Alltagstestes als Frau aufzutreten, in der Öffentlichkeit, auf Arbeit, im Bekanntenkreis und noch einen völlig männlichen Körper zu haben? Das man dann zum Teil ausgelacht wird ist noch das harmloseste........................
Nicht umsonst ist die Suizidrate bei Transsexuellen erheblich höher. Im Normalen Durchschnitt der Bevölkerung liegt sie bei 1,5%, bei Transsexuellen bei 41% !!! Und das sind nur die Tatsächlich bekannten Fälle, also fast jede zweite Transsexuelle unternimmt einen Suizidversuch. Daran gedacht hat wohl jede von uns Transsexuellen schon einmal, auch ich, das muss ich ehrlich zugeben. Woran das wohl liegen mag? Weil alle so glücklich sind?
Und nahezu 100% der Suizidversuche fallen in die Phase des Alltagstestes...........................
Ich hatte in der Hinsicht Glück, das ich so schnell und ohne diesen Alltagstest überhaupt die Hormontherapie beginnen durfte. In der Hinsicht bin ich eine absolute Ausnahme. Ich habe das Glück, eine verständnisvolle Hausärztin und einen verständnisvollen Endokrinologen zu haben, die meine Hormontherapie ohne eine Indikation des Therapeuten durchführen. Die mir einfach so geglaubt haben als ich ihnen sagte wie ich fühle und empfinde, und die einfach Menschlichkeit gezeigt haben, und Verständnis.
Dafür hier von mir ein grosses Danke auch wenn sie es hier wahrscheinlich nie lesen werden. Sie haben ihre Verantwortung als Arzt und ihren hippokratischen Eid ernst genommen, sie handeln um den Patienten von seinem Leidensdruck zu befreien. Und man leidet wirklich wenn man sich im falschen Körper fühlt, das könnt ihr mir ruhig glauben, auch wenn man es nicht nachempfinden kann.
Eine Transsexuelle Freundin sagte letztens auf die Frage wie man sich denn im falschen Körper fühlt:
"Danken sie Gott, ihrem Schöpfer oder an wen sie sonst glauben, das sie es nie erfahren müssen........"
Liebe Grüsse von Anja
©22.03.2014 Dieser Beitrag ist mein geistiges Eigentum, jeder Nachdruck auch auszugsweise nur mit meiner Zustimmung!