Hipster

Heutzutage hört man es andauernd. Es wird öfter genutzt als die Wort Troll und Nerd zusammen. Es bezeichnet einfach jeden, der sich traut anders zu sein: Hipster.

Dieser Begriff hat inzwischen einen sehr negativen Touch bekommen.
Er wird von den meisten Menschen nämlich ganz entgegen dem genutzt, was er eigentlich ausdrückt. Dies kann schlicht und einfach an einem Unverständnis liegen, oder daran, dass man sich ein neues Feindbild sucht. Irgendjemand muss man ja schließlich das Übel dieser Welt in die Schuhe schieben.

Um den Begriff Hipster aufzuklären, sollten wir uns zunächst mal ansehen, wofür der Begriff Hipster heute in der Gesellschaft benutzt wird. Dazu gibt es eine Abwandlung des Vater Unser, die dazu dienen soll Hipster zu diffamieren:

Oh Hipster unser auf Facebook, geheiligt werde dein Selfie, dein Duckface komme, dein Swag geschehe. So wie im Twitter so auch auf Instagram. Und unseren täglichen Post gib uns heute, wir auch wir vergeben unseren Hashtag gern. Und führe uns nicht in den Mainstream sondern geleite uns in das Neuland, denn dein ist das Iphone und der Undercut und der heilige Dubstep. YOLO.

Nehmen wir dazu erstmal die einzelnen Assoziationen raus:
- Facebook: Ein soziales Netzwerk mit über eine Milliarde nutzern, also mehr als 1/7 der Weltbevölkerung

- Selfie: Ein anderes Wort für Selbstporträt

- Duckface: Ein Foto von Frauen mit Kussmund

- Swag: Ein Begriff aus der US Rap Szene, der sich von „to swagger“ („prahlen, stolzieren“) ableitet.

- Twitter: Ebenfalls ein Soziales Netzwerk mit 1,48 Milliarden Mitgliedern

- Instagram: Ein weiteres Sozales Netzwerk mit 150 Millionen aktiven Nutzern, in dem es darum geht, Fotos zu teilen.

- Post: Kurzform von Posting - Bezeichnet das absenden einer Nachricht auf einer Internetplattform (so wie Allmy)

- Hashtag: Eine Methode um beliebte Themen in sozialen Netzwerken zu markieren, damit man gleichgesinnte schnell finden kann.

- Mainstream: Der Geschmack der breiten grauen Masse

- Neuland: Merkels Beschreibung für das Internet

- iPhone: Das meistverkaufte Smartphone der Welt

- Undercut: Eine (vor allem in den USA) ziemlich verbreitete Trendfrisur

- Dubstep: Eine weit verbreitete Musikrichtung, bei der der Beat nicht linear ist, sondern eher springt (ähnlich wie Drum & Bass)

- YOLO: Abkürzung für die englische Phrase „you only live once“, die das Ergreifen einer einmaligen Chance beschreibt. Erstmals im März 2004 auf dem T-Shirt Adam Meshs in der NBC-Realityshow The Average gesehen.

Nun fällt erst mal auf: "Und führe uns nicht in den Mainstream" zeigt ja erst mal, dass ein Hipster nicht zur grauen Einheitsbrei gehören will.
Gleichzeitig werden sie aber mit absoluten Mainstream Erscheinungen in Verbindung gebracht, wie Facebook, Twitter, Instagram, Posting (allein durch Posting wär jeder User im Forum hier ein Hipster), Hashtag, iPhone, Undercut.
Weiterhin werden absolut profane Dinge wie Selbstporträts mit ihnen in Verbindung gebracht.
Dies ist total wiedersprüchlich, da ein Mensch, der total gegen den Mainstream ist, mit den absoluten Ikonen des Mainstreams in Verbindung gebracht wird.
Dazu werden noch ein paar "Hassbilder" aus dem Internet gepickt. Duckface, Swag und YOLO sind in der Netzwelt Synonyme für Idiotie. Aber da diese auch weit verbreitet und somit Mainstream sind, wieder ein absoluter Widerspruch zu dem Anti-Mainstream gedanken.

Man kann also sagen, diese Schublade ist absoluter Blödsinn von jemanden, der echte Hipster mit dem Mainstream und "Swag- und YOLOKiddies" verwechselt und eigentlich gar keine Ahnung von dem hat, was er da erzählt. Es dient einfach dazu Hass zu schüren und wird von der breiten Masse gerne so aufgenommen. Diese haben sich schließlich auch idR nicht damit beschäftigt und fressen gerne, womit sie gefüttert werden.


Was aber ist nun ein Hipster?
Das einzige, was aus dieser obigen geistigen Diarrhoe wirklich stimmt ist eins: Hipster sind "gegen den Mainstream" zumindest versuchen sie sich von der grauen Masse abzuheben. Sie tun das aber nicht auf eine brutale "Ihr seid alle Scheiße"-Art, so wie die Gegenseite es gerne macht, sondern relativ subtil.
Sie sind ziemlich umweltbewusst und ernähren sich oft vegetarisch oder vegan. Sie nutzen einen Jutebeutel statt der Wegwerfplastiktüte. Sie unterstützen lieber die kleinen Klamottenlabels, bei denen sie wissen, dass die Klamotten nicht von pakistanischen Kindern gemacht werden. Sie unterstützen kleine Indie-Bands, die es nötig haben, statt sich ihren Geschmack von den Medien vorkauen zu lassen. Sie kaufen lieber mal den teueren Fair-Trade Kaffee.
Sie sind offen dafür ihren Horizont zu erweitern.
Und all dies tun sie aus überzeugung und nicht um zu sagen "Hey, ich bin ein Hipster, ich bin so toll" (mal davon abgesehen, dass sich ein Hipster niemals selbst als Hipster bezeichnen würde). Ein Hipster versucht nicht sich anderen mit seiner Lebensweise aufzudrängen.

All dies sind im Kern sehr gute Eigenschaften.


Und was ist das Resultat davon?
Sie werden von der Masse verteufelt, weil sie anders sind. Weil sie nicht wie die Schafe der grauen Masse folgen. Weil sie versuchen die Welt etwas besser zumachen.
Darüber sollte man vielleicht nachdenken, wenn man das nächste mal jemand als Hipster beschimpft, nur weil er sich aus der Masse abhebt, in der man selbst steckt.

Vielleicht wäre die Welt soger ein wenig besser, wenn in jedem von uns ein bisschen mehr Hipster wär.

Army of Messien :)

Wie wärs, wenn man einfach drauf scheißt und so lebt, wie man lebt?

@löm oder eher andere so Leben lässt. Es sind nicht die "Hipster" die beleidigend werden, weil jemand anders ist. Vor allem wenn er in einer positiven Weise anders ist.

Mir ist das doch egal, wie andere leben. Genau so ist es mir egal, wenn andere meine Lebensweise blöd finden. Aber das Letzte, was ich machen würde, ist Zeit und Aufwand verschwenden, um deren Mist auseinanderzunehmen und zu analysieren. In diesem Sinne: Ta ta

@löm