Der Medicus

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Start: 25. Dezember 2013
Regie: Philipp Stölzl
Cast: Tom Payne, Ben Kingsley, Stellan Skarsgård



Noash Gordon schrieb seinen Welterfolg "Der Medicus" 1986. Der Roman erschien in 42 Ländern und wurde auf der Madrider Buchmesse 1999 zu einem der 10 erfolgreichsten Bücher aller Zeiten gekürt. Nun ist der historische Stoff rund um Rob Cole, angesiedelt im Mittelalter zwischen London und Isfahan in Persien für die große Leinwand aufbereitet worden.

Gut Zehn Jahre ist es her, seit ich "Der Medicus" zuletzt las, und doch hatte ich noch eine gute Erinnerung an den Inhalt. Die Filmadadaption hat mich schnell in die Zeit der Baader und Gaukler zurückgeholt, und ich war sofort vertraut mit dem Stoff. Die Rollen sind gut besetzt, das Set wirkt wunderbar schmutzig und zeichnet das Bild eines Londons, in dem die Nachttöpfe noch aus den Fenster in die engen Gassen hinein entleert wurden. Mir machte die Verfilmung sofort Spaß, und ich hatte den Eindruck, der Film hält sich nahe ans Buch, auch wenn selbstverständlich einige Details ausgelassen wurden ( Aber nicht so frappierend wichtige Details wie bei "Das Parfüm" von Tom Tykwer). Einige wenige Fragen blieben einem als Kinobesucher unbeantwortet, Fragen allerdings die man sich mit etwas Fantasie auch selbst beantworten kann, wie zB. Rob Cole sogut die arabischen Sprachen beherrscht, dass er mit seinem Kentnissstand sogar Medizin studieren kann, wo er doch nicht mal die Schule besucht hat. Im Buch ist das natürlich erklärt, im Film wird das etwas übergangen bzw. höchstens angedeutet.

Ich fand man hat dem Film angemerkt dass Regisseur Phillip Stölzl das Buch wirklich aufmerksam gelesen hat, denn die wirklich existentiellen Fragen die sich einem als Leser des Buches gestellt haben, werden auch im Film thematisiert. Ein Film über die Suche nach sich selbst, über den Wert der Liebe, und die Bezwingung des Todes. Der Film versucht sie auf verschiedene Weisen zu beantworten..Eine Antwort lautet..solange man seiner gedenkt, wird er nicht sterben, sein Wissen lebt in anderen weiter. Auch das absolut vertraute Verhältniss von Lehrer und Schüler ist hervorragend umgesetzt worden. Jede Handlung der Hauptfigur Rob Cole wird immer irgendwo kommentiert und von verschiedenen Seiten beleuchtet..Es hört sich anstrengend an, aber ist eigentlich zum aufatmen schön, denn egal welche Handlung man tut, gerade in dieser damaligen Zeit der Tabus und Strenge, es wird immer unterschiedliche Ansichten dazu geben. Zuguterletzt hat mir Robe" Jesse" Cole Darsteller Tom Payne wunderbar gefallen, Ben Kingsley hat mir seit langem mal wieder gefallen, und Skarsgard hat mich einige Male besonders berührt. ( Nach der Augen-OP zB. ) Die beiden deutschen Schauspieler die mir aufgefallen sind, waren gut (Fahri Yardim als böser Aufseher der Madrassa ) und eher durchwachsen bis schlecht ( Elyas M´Barek als reicher Lebemann Karim ).Kingsley hat fand ich in den letzten Filmen seine "Schamanen-Rolle" etwas sehr überreitzt und zB in Iron Man 3 sogar ins Lächerliche gerissen. Lang ist es her als er "Ghandi" WAR. Ja, nicht nur darstellte, er fühlte sich so echt an wie Ghandi selbst. Die Rolle des Ibn Sina ist ihm wie auf den Leib geschneidert und er spielt sie mit gekonnter Präszision, zwischen mythisch überhöhter Symbolfigur für Wissenschaft im alten Persien und einem Menschen der sehr geduldig, besonnen und weise mit seinen Schülern umgeht. Zuletzt hat der Romanstoff nichts von seiner Relevanz eingebüßt, die Themen vor 500 Jahren sind die Themen von heute, und wir können viel aus der Geschichte lernen, wir müssen nur wollen.

Ein sehr weiser und kluger Roman, der nun eine gelungene Filmadaption spendiert bekommen hat.

gesehen am 07.01.2014

9,5/10