Ich finde die Standhaftigkeit und die Aussagen von Frau Inge Hannemann absolut richtig und cool:

Jubel für die Hartz-IV-Rebellin
Sie gibt nicht klein bei, sie will schon gar nicht eine Abfindung annehmen: Inge Hannemann, die als "Hartz-IV-Rebellin" bekannt gewordene Arbeitsvermittlerin, will ihren Arbeitsplatz behalten. Beim Gütetermin vor dem Hamburger Arbeitsgericht gab es keine Einigung mit dem Jobcenter.

Hamburg - Es fing schlecht an für das Jobcenter Altona. Der Richter im vollkommen überfüllten Saal 112 des Hamburger Arbeitsgerichts begrüßte zuerst Inge Hannemann und ihren Anwalt, dann suchte er nach der Gegenseite, dem stellvertretenden Leiter des Jobcenters Altona, Oliver Weiße, und dessen Anwalt. Er fragte, rief, suchte den Saal mit den Augen ab. Keiner da. Die Zuschauer johlten, riefen "Sanktionen für Nichterscheinen!" Es war ein Heimspiel für die "Hartz-IV-Rebellin".

Sekunden später trafen Weiße und Anwalt zur Güteverhandlung ein. Beide Seiten sollten nach einer Einigung suchen, bevor es zu einer richtigen Verhandlung kommt. Hannemann war im April von ihrer Arbeit freigestellt worden, weil sie das "System Hartz IV" als menschenunwürdig angeprangert hatte und sich zudem weigerte, arbeitslosen Jugendlichen das Geld zu kürzen, wenn sie nicht erscheinen - Druck bringe nichts, argumentierte sie. Bürger haben sie für den Deutschen Engagementpreis 2013 des Bundesfamilienministeriums nominiert, Kritiker werfen ihr dagegen Selbstdarstellung vor.
Weil die Suspendierung nicht ewig dauern kann, wie der Richter am Mittwoch sagte, müssen sich Jobcenter und Hannemann auf einen Kompromiss einigen - oder die Sache vor Gericht ausfechten. Der Ausweg könnte ein anderer Job für die 45-Jährige im Jobcenter oder bei der Hansestadt Hamburg sein, ein entsprechendes Angebot soll das Jobcenter bereits gemacht haben. Hannemann selbst besteht aber auf eine Stelle als Arbeitsvermittlerin, was ihr Arbeitgeber ablehnt - wer das System Hartz IV ablehne, könne nicht darin arbeiten, lautet die Argumentation.

"Ich bin nicht käuflich"

Bis zum 9. September haben die Parteien jetzt Zeit, nach einer geeigneten Stelle für Hannemann zu suchen und miteinander zu sprechen. Haben sie sich bis dahin nicht geeinigt, wird ein Kammertermin Anfang November angesetzt, bei dem die Richter eine Entscheidung treffen müssen.

Inge Hannemann selbst gibt sich entspannt und gelöst: Die zierliche Frau verschwindet fast hinter den Fernsehkameras, Fotografen und Journalisten vor dem Arbeitsgericht - aber sie zeigt keine Nervosität. Sie beantwortet jede Frage gleich freundlich, viele Zuschauer sind gekommen, um sie zu unterstützen - mit Transparenten ("Gerechtigkeit geht alle an, Support für Inge Hannemann"), aufmunternden Rufen, Umarmungen.
Sie sagte es vor dem Gütetermin und danach: Sie will ihren alten Job zurück, das ist seit der Suspendierung im April ihr Ziel - eine Abfindung sei keine Option. "Ich bin nicht käuflich", sagte Hannemann. Sie hatte bereits in einem Eilverfahren auf Wiedereinstellung geklagt - und war gescheitert. Seitdem hat sie mehr Zeit für ihr Blog "altonabloggt" und für die zahlreichen Zuschriften: Sie habe einen Zwölf-Stunden-Tag, erzählt Hannemann. Sie schreibt, gibt Interviews, versorgt Medien mit Informationen über die Arbeitswelt und sammelt Zuschriften unzufriedener Jobcenter-Mitarbeiter aus ganz Deutschland.

Eigentlich hat sie auch ohne ihren regulären Job genug zu tun - aber nur dort, innerhalb des Systems, will sie arbeiten. Und irgendwann Hartz IV überflüssig machen.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/guetetermin-ergebnislos-hartz-iv-rebellin-hannemann-bleibt-suspendiert-a-919139.html