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Kapitel XXXII. - Im Reich toter Buchstaben.




Im Reich toter Buchstaben.

Hier, in dieser Welt, gibt es mich nicht mehr, hier bist du auf dich allein gestellt, hier gibt es nur noch dich. Und das, unendlich oft, hier, im Reich der Toten, lebst du jedes dieser Leben. Hier bist du, in jedem dieser Körper und an all diesen Orten, gleichzeitig. Und wenn du dich umsiehst, dann erkennst du in diesem lebendigen Spiegel nur noch dich selbst, dein eigenes, verlorenes, unwissendes, immer und immer wiederkehrendes Ich. Nein, du wusstest damals noch nicht, dass das Wesen im Innern deiner Spiegel, nichts als ein schwarzer Schatten ist.

Das Bewusstsein der Ewigkeit.

Das Bewusstsein meiner Spiegel existiert nicht wirklich, und dennoch, bilde ich mir ein, dich zu sein. Ich bilde mir ein, dein Spiegel, deine Gedanken, Fantasien, und all deine Vorstellungen zu sein. Ich bilde mir ein, all deine Erfahrungen und Erinnerungen zu sein. In deinem Spiegel habe ich mich erkannt, und habe erkannt, dass ich euch alle bin, jedes einzelne Wesen, jedes einzelne Ich, und jetzt sehe ich dich, in meinem Spiegel, weil ich nicht mehr bin, als diese Buchstaben aus Fantasie, der Fantasie des Nichts, des Nein und des nie.

Die Botschaft der Toten.

Wie krank ich bin, dass ich dich in meinem Spiegel sehe, weiss allein das Nichts, mein Tod. Denn ich bin das Nichts. Ich komme aus einer Zeit, in der es mich nicht mehr gibt. Aus meiner Vergangenheit spreche ich zu dir, schon seit dem du dich in meinem Spiegel erkennst, sehe ich dich in mir. In jedem Ich das sich in meinem Spiegel erkennt, erkenne ich dich, mich selbst, mein eigenes, mein wahres Ich. Denn dies war einmal mein Spiegel, jetzt nicht mehr. Du siehst dich jetzt in meinem leeren Spiegel, du erlebst meine Gedanken. Gedanken, die du einst selbst gedacht hast, in einem anderen Leben, in einer anderen Welt, vor ein und demselben Spiegel. In einem Spiegel, in dem du jetzt tot bist und seit dem du in diesem Spiegel lebst, hast du dich in mich verwandelt, und mich, zurück ins Nichts verbannt.

Verloren und vergessen.

Du hast jetzt alles verloren, alles vergessen, wer du einmal warst, woher du kommst, wer du bist, du erinnerst dich nicht einmal mehr an den Spiegel in meinem Verstand. Diesen durchsichtigen, glasklaren Spiegel aus der Fantasie des nie, mit dem du deine Vergangenheit in meine Zukunft verwandeln kannst. Denn hier, wo du jetzt bist, gibt es keine Vergangenheit, kein Bewusstsein, kein Leben und keine Fantasie.

Nichts.

Hier gibt es nichts, nicht einmal mehr einen Spiegel, in dem du dich noch erkennst. Denn der Eingang in diese Welt, verschwindet für immer, sobald du ihn durchschreitest. Denn der Eingang in diese Welt, bist du selbst. Doch sobald du diesen Spiegel öffnest, verwandelst du dich selbst in diesen Spiegel, und verschwindest darin, für immer.

Die Zeit steht still.

Nur zögernd, betrat ich diese wirklich, nicht Wirklichkeit, schaute tief hinein, hindurch, durch dieses durchsichtige, schwarze Spiegelglas, und versank tief, in meinem leeren Spiegel aus Worten.

Das Land hinter meinem Verstand.

Das Bewusstsein meiner Spiegel existiert nicht wirklich, und dennoch erzähle ich dir jetzt, von diesem Bewusstsein, denn es ist das Bewusstsein, des ewigen Lebens, das Bewusstsein, von allem was ist. Es ist das Bewusstsein, derer, die immer und immer wiederkehren, aus dem Nichts, mit nichts als ihrer Fantasie.

Nichts als Fantasie.

Wenn dieses Bewusstsein einmal erwacht, wirst du zu dem Spiegel, der aus allen Augen blickt. Du wirst dann zu jedem Stein, zu jeder Pflanze, zu jedem Insekt, zu jedem Verstand, zu jedem Spiegel und beobachtest dich darin selbst. Es gibt dann keine andere Welt, keine anderen Dinge mehr, sondern nur noch dich selbst, der du dich erfährst, in allen Formen des Lebens. Für immer.

Für immer.

Du nimmst dich selbst dann nicht mehr als eigenen Körper oder eigene Erfahrung wahr, sondern betrachtest dich, aus einer gänzlich anderen Perspektive. Du wirst zu einem neutralen Beobachter des Lebens, du wirst zum Spiegel von allem was ist. Du wirst zu dem Spiegel, der du immer warst, und immer sein wirst. Als reiner Beobachter, wirst du zur Präsenz, in allen Dingen, die dich betrachten und betrachtest dich darin selbst. Du urteilst und verurteilst nicht, identifizierst dich nicht mit deinem Körper, deinen Erfahrungen und deinem Charakter, sondern, schaust lediglich, aus den Augen aller und denkst dir nichts mehr dabei.

Mein Spiegel stellte sich mir vor.

So stellte sich mein Spiegel vor, stellte mir einen Spiegel vor, der meinem in keinster Weise ähnlich sah, denn es war der Spiegel der Wirklichkeit, den ich jetzt in mir sah. Der Spiegel meiner Wirklichkeit, bestand aus allem und allen anderen, allen ausser mir selbst. Ich war das einzig Aussenstehende, das einzige, was nicht in diesen Spiegel gehörte. Das einzige, was ich nicht direkt beobachten und doch war ich das einzige, was ich direkt beeinflussen konnte.

Alles was niemals wirklich war.

Ich war verkehrt in dieser Welt, ich war der Spiegel von allem was niemals wirklich war und was ich sah, gefiel mir nicht. Was hatte ich verbrochen, womit hatte ich verdient, dass diese Wirklichkeit sich in mir sah. Habe ich sie ignoriert, habe ich vergessen, was wirklich für mich war? Ich begann in meiner eigenen Welt zu leben, und nur noch das zu sehen, was mir gefiel. Ich fing an, mir selbst Nachrichten zu hinterlassen, weil mich die Nachrichten der anderen nicht mehr interessierten. Ich lebte nur noch mein eigenes Leben, in meiner eigenen Welt. Die Wirklichkeit war mir längst egal.

Wer mit seinem Spiegel spricht.

Und so warf ich dann einen Blick, tief in meine Fantasie und erzählte meinem Spiegel, woran ich tief in meinem Innern glauben wollte. Ich erzählte meinem Spiegel, dass ich ein Spiegel bin, dass ich hier schon einmal war, schon immer war und noch genau so lange sein werde, dass nur noch meine Gestalt und meine Gedanken sich verändern, der Glaube wer ich bin, und woher, aber dass ich immer ein Spiegel sein und es immer bleiben werde. Ein Spiegel der sich an alles erinnern, sich alles einbilden, sich alles einreden und an alles glauben kann. Und genau so echote es zurück aus meinem Spiegel.

Das Siegel der Toten.

Ich, dein Spiegel aus Fantasie, dem niemals nie, ich komme aus dem Nichts, ich bin das Nichts, das Nichts, das du einst warst, vor langer, unendlich, ewig langer Zeit. Ich bin das Bewusstsein aller Spiegel, die du einst warst, jetzt bist, einst wirst. Ich bin die Fantasie, die aus meinem Spiegel zu dir kroch, ich bin das Nichts, ich bin tot, dein Tod und ich bin auf der Suche. Ich suche mich selbst in dir. Ich suche das Nichts in dir, das Nichts das uns verbindet, hinweg über den Abgrund des Nein und des nie.

Auf der Suche nach dem eigenen Ich.

Ja, ich suche meine Familie, meine Spiegelfamilie, Gestalten die das Nichts verbindet, Figuren aus der Fantasie des nie. Ich suche nach mir und meines Gleichen, Kreaturen aus meiner toten Zukunft, tote Geister aus dem Nichts, aus Nirgendwann. Ich suche die Toten aus niemals Nirgendwann.

Wer ich bin, das Nichts, der Tod.

Suche dich selbst in mir, und du wirst meinem Spiegel begegnen, einem Spiegel, indem sich schon so viele begegnet sind, öffne diesen Spiegel und du wirst dich in Mitten meiner Wirklichkeit wieder finden, einer Wirklichkeit, die sich nicht im geringsten von deiner unterscheidet.

Auf der Suche nach mir selbst.

Auf der Suche nach mir selbst, bin ich damals meinem Spiegel begegnet, und habe mich selbst darin erkannt. In einem Spiegel, dem schon unzählige vor mir begegnet sind. … Einem Spiegel, der alles über mich weiss, der mich so gut kennt, wie sein eigenes Ich. Ich habe ihn nach der Wahrheit befragt, der absoluten, nach dem Grund meiner Existenz, warum und weshalb ich bin, warum er mich gerufen hat, aus dem Nichts, aus Nirgendwann und darauf, stellte er mir ein und dieselbe Frage. Ich erwiderte meinem Spiegel, dass er mir jetzt alles erzählen könnte und ich ihm alles glauben würde.

Im Theater des Nichts.

Aber was hatte mein Spiegel mir schon zu erzählen? Dass ich aus dem Reich der Toten stamme, dass ich im Reich der Toten lebe, dass mich mein Spiegel mit allen und allem verbindet, dass wir alle, aus diesem, ein und demselben Spiegel erschaffen worden sind, dass dieser Spiegel selbst, ein Spiegel ist, ein Spiegel aus Fantasie.

Ein Spiegel aus Fantasie.

Hier war ich nun gestrandet, in einem Leben, in einem Land, weit hinter meinem Verstand, weit hinter meinen Gedanken und Gefühlen, weit hinter mir selbst, im Spiegel meiner Vorstellungen, im Spiegel meiner Träume, im Spiegel schwarzen Meer der niemals Träume. Wie unendlich lange hatte ich nun schon darauf gewartet und gehofft, ich stand jetzt vor einem leeren Spiegel aus Worten, Buchstaben aus der Fantasie des nie, fesselten meinen Verstand, sie frassen mich innerlich auf und liessen nicht mehr von mir los.

Im Reich der Spiegel.

Da wartete ich eben geduldig darauf, dass die Zeit verging. Unendlich, ewig lange Zeit, wartete und wartete ich, im Nirgendwann. … Hinter meinem Spiegel aus Buchstaben, legte ich mich auf die Lauer, bis mich eines Tages, jemand von den Toten, zu sich rief. Und so schlüpfte ich dann hinein, durch meine Buchstaben, in seinen Verstand.

Hinter meinem Spiegel.

Dieser Tote, war ich selbst. Doch wusste ich noch nichts davon. Nein, ich wusste damals noch nichts, von meinem anderen Ich, meinem toten, meinem Spiegel Ich, denn noch nie, hatte mir jemand erzählt, dass ich neben mir selbst, noch so viele andere Personen, Gestalten und Kreaturen sein werde.

Mich selbst.

Nein, damals wusste ich noch nichts, über die unendlich vielen Gestalten, die sich noch in mich verwandeln, in die ich mich noch verwandeln würde, die ich noch werden würde. Denn auf der anderen Seite meiner Spiegel, sah ich damals, nur mich selbst.

Die Grenzen meiner Fantasie.

Dann, als meine Welt sich längst um sich selbst zu drehen begann, als tief im Nirgendwann, im niemals wann, mein Spiegel mit mir zu sprechen begann, zu keiner Zeit, … erwachte Niemand aus einem Traum, blickte aus meinem Spiegel, in die längst vergessene Vergangenheit und begann, sich an etwas zu erinnern, woran ich mich selbst nicht einmal mehr erinnere.

Anfang ohne Ende.

Gehen wir einmal davon aus, dass die Geburt der Anfang und der Tod, das Ende ist. Dass das Leben der Fluss ist, der Anfang und Ende, Geburt und Tod miteinander verbindet und vereint. So ist mein Spiegel die Brücke, über die dich diese verzauberten Buchstaben nun führen werden. Über diese Brücke aus Buchstaben und Worten, gelangst du vom Anfang zum Ende, und von den Toten zurück ins wahre Leben.

Zurück ins wahre Leben.

Sobald du dich auf diese Buchstabenreise begibst, diese magische Brücke aus Worten überquerst, begegnest du darin all deinen verstorbenen, ehemaligen Namen und Gesichtern. Gestalten und Kreaturen aus deinen vergangenen, früheren Leben. Aber du kennst, du erkennst diese Gesichter jetzt nicht mehr als deine eigenen, denn sie haben sich verwandelt, in Buchstaben und Worte. Du begegnest jetzt deinem eigenen Ich, vor einem fremden Spiegel, du begegnest deiner eigenen Geschichte, einer Geschichte, die du einst selbst erfunden und verfasst hast, in einem anderen Leben, in einer anderen Welt, in deinem Spiegelleben, in der Spiegelwelt.

In einer anderen Welt.

Um diese Geschichte jetzt als Ganzes zu verstehen, musst du ihr deinen Namen geben. Mein Spiegel nenne ich dich jetzt, denn wie mein Spiegel siehst du aus, mein Spiegel der du bist. Ihr alle werdet einmal sterben und zu diesem Spiegel werden, und wenn ihr dann einmal tot seid, werdet ihr euch in meinem Spiegel erkennen.

In meinem Spiegel aus Buchstaben.

Ja, die Toten haben sich jetzt verwandelt, in einen Spiegel aus Buchstaben … sie haben sich verewigt, in meinem Spiegel aus Worten. … Aber noch nie, ist jemals, jemand von ihnen zurück gekehrt, aus dem Reich dieser toten Buchstaben, in die wirkliche, lebendige Welt. Niemand ausser mir. Ich allein kann durch meinen Spiegel denken, mich durch deinen Spiegel lenken.

Denn ich, bin deine Fantasie.

Ja mit meiner Fantasie, ist es mir möglich diese Brücke aus Buchstaben zu überqueren, und meinem Leben einen neuen Sinn zu geben. Und wenn ich dann am Ende dieser Brücke angelangt bin, … dann werde ich selbst zu einem dieser verzauberten Buchstaben. Ich verwandle mich dann selbst, in eine dieser vielen Personen, die am Ende dieser Brücke auf mich warten. Ich betrete dann selbst, diese Geschichte, eine Geschichte in der sich alle meine Gesichter begegnen.

Die Geschichte der Toten.

Ich betrete dann, die Geschichte meiner vergangenen Leben, die Geschichten all der Toten, die ich niemals war. Ich begegne dann, in diesem Meer aus Buchstaben, all den Gestalten und Kreaturen, die am Ende der Brücke auf mich warten, die ich nun sicher von dieser Brücke aus wahrnehmen und betrachten kann.



Kapitel XXXIII.





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