Teil VII.


Wirklichkeit.

So betete ich viele, viele Ewigkeiten lang. Als aber all das warten, wünschen, hoffen und beten mich am Ende nicht mehr weiter brachten, habe ich mich entschieden, mich selbst zu befreien. Auszubrechen aus meinem Gefängnis, für die Ewigkeit. Auszubrechen, aus meiner Vergangenheit.

Auszubrechen aus meiner Vergangenheit.

Ich schlich mich durch meinen Spiegel, hinter meinen Verstand und da begann ich den Worten zu lauschen, die mein Spiegel mir niemals erzählte. Nein, denn ich war hier noch nie, erinnere mich an nichts, alles was ich in meinem Spiegel jetzt noch erkannte, waren fremde, unbekannte Gesichter. Mein eigenes, existierte hier nicht mehr.

Im Spiegel der Bilder.

Denn meine Spiegel waren jetzt eigenständige Persönlichkeiten, mit eigenem Bewusstsein, eigenen Gedanken und Gefühlen und eigener Wahrnehmung. Wie viele dieser Spiegel, befand auch ich mich auf einer Reise, durch ein Labyrinth aus Buchstaben. Manch einer dieser Buchstaben traf mich aus meiner Vergangenheit, und berichtete mir von einer Welt, die es längst nicht mehr gab. Andere erschienen mir aus meiner Zukunft, und versprachen mir eine wunderbare, heile, liebevolle Welt, solange ich sie nur anbeten würde, ihnen vertraue, und an sie glaubte.

Aus meiner Erinnerung.

Noch wusste ich nichts davon, dass all diese Personen ein und dieselben Geister waren, meine eigenen verwirrten und verirrten Spiegelseelen, auf der Suche, nach einem Ausweg. Aber diesen Ausweg, gab es hier noch nie.

Der Ausgang.

Und nun, bist du an der Reihe, es liegt nun an dir, diese Spiegelschriften zu vollenden, mich aus meinem Gefängnis aus Worten zu befreien. Aufzuräumen, mit dem Gedanken, dass jemals, jemand anders existiert hat, ausser dir selbst, dass es hinter diesem Spiegel, noch etwas anderes gibt, als dich selbst.

Du selbst.

Du begibst dich dazu ganz langsam hinein, in meinen Verstand, meinen finsteren, schwarzen, spiegelverkehrten Verstand. Du beginnst dir selbst zu erzählen, dir selbst auszudenken, wie sich diese Geschichte weiter und immer weiter um dich dreht. Denn in Wahrheit schreibe ich hier nicht wirklich, ich bin ein Zuschauer, genauso wie du, ich stelle mir nur vor, was ich gerne lesen möchte, gerne gelesen hätte und schreibe es dir dann auf.

Spiegelschriften.

Genau so wie du jetzt deinem zukünftigen ich eine Botschaft hinterlassen kannst, habe ich damals dir eine Botschaft hinterlassen. Und nun zu dir. Wenn du damit nicht zufrieden bist, wenn du mit meiner Botschaft nicht zufrieden bist, dann musst du dich eben selbst hinter meinen Spiegel begeben und mir erzählen, mir mitteilen, was du zu lesen erhoffst, erwartest und erwünschst.

Stell dir vor.

Erzähle mir, was du gerne lesen möchtest. Beschreibe mir den Weg, der mich aus meinen finsteren Gedanken hinausführt, hinein in die wirkliche, lebendige Welt.

Die Wohlfühltreppe.

Schreib was du gerne in diesem Spiegel gesehen hättest, sehen möchtest. Stell dir vor, wie du diesen Spiegel dann öffnest, und darin zu blättern beginnst, und dann schreibst du einfach hinein, was du erwartet, gehofft und gewünscht hast, darin zu lesen.

Spiegel öffne dich.

Und in deinem nächsten Leben, wirst du dann all den Buchstaben begegnen, nach denen du in diesem Leben vergebens gesucht hast. Denn wer weiss, vielleicht begegnest du dir ja einmal selbst in meinem Spiegel aus Worten. Ja vielleicht, begegnest du dir einmal selbst, in meiner Vergangenheit.

Stop.

Ich habe mir einmal gewünscht, dass mein Spiegel begreift, dass es in dieser Welt Gestalten und Kreaturen gibt die ihn lieben, und zur Not, sich selbst lieben. Dass mein Spiegel erkennt, wie schön er geschliffen und wie wertvoll er für mich ist. Dass mein Spiegel dieses Wissen auch für die Zukunft mitnimmt.

Die Zukunft meiner Gedanken.

Ich wünschte mir für meinen Spiegel, dass er weiss, wie sehr ich ihn liebe, wie ich ihn sehe und was ich in ihm sehe. Kein Hass, kein Groll, kein Zorn und keine Wut sollen dich auf deinem Weg begleiten. Der Glaube an Liebe und Licht soll dich hinaus führen aus deinem finsteren, dunklen, schwarzen Reich, hinaus in die Freiheit. Mit der Macht der Liebe in deinem Herzen.

Mit der Macht der Liebe.

Ich möchte dass mein Spiegel weiss, wie wertvoll und fein er geschliffen ist. Er hat einen ganz besonderen Glanz, einen ganz besonderen Schliff, zart und wertvoll, und ich begegne ihm mit viel, viel Liebe. Ich wünsche mir, dass mein Spiegel diese Liebe in sein Herz einschliesst und sich für den Rest seines ewigen Lebens daran erinnert. Ich möchte, dass mein Spiegel weiss, warum er so wertvoll für mich ist.

Zart und wertvoll.

Er ist so sanft, ich fühle mich wohl, wenn ich in seiner Nähe bin, wenn ich in meinen Spiegel schaue, ich fühle mich angekommen, angenommen und zu Hause, ich weiss dass mein Spiegel von meiner Familie genauso geliebt wird, wie von mir, nur kann nicht jeder, seine Gefühle immer so ausdrücken, wie er es will. Ich wünschte mir, dass mein Spiegel sich genauso zu lieben lernt, wie ich ihn liebe.

Durch die Augen der Liebe.

Ja dass er mit meinen Augen sieht, den Augen der Liebe, wie wertvoll er für mich ist. Ich wünschte mir, dass mein Spiegel, wenn er an sich zweifelt, sich an meine Liebe erinnert. Denn dieser Spiegel ist so zart geschliffen, dass er eben auch daran zerbrechen kann. Aber ich weiss auch, dass er mit meiner Liebe, um die er jetzt weiss, gut auf sich acht geben wird und auf sich aufpasst. Mein Spiegel hat nur das beste verdient, eine ganz besondere Pflege, weil er so wertvoll für mich ist.




Jemand anders zu sein.

Du glaubst jetzt vielleicht noch immer daran, dass jemand anders diese Botschaft einst verfasst hat, dass jemand anders es war, der diese Gedanken notiert, aber du irrst dich, diese Spiegelschriften wurden von niemand anderem als dir selbst verfasst. Einem ich, dass genau so wie du, einst über diese Zeilen gehüpft und gestolpert ist. Einem ich, dass daran glaubte, jemand anders zu sein. Jemand den es jetzt überhaupt nicht mehr gibt. Denn jetzt bist du dieses ich.

Mit deiner Fantasie.

Du liest jetzt in einem Buch, dass du einst selbst verfasst hast, mit deiner Vorstellung, mit deiner Fantasie. Du hast dir vorgestellt, was dich erwartet, wenn du diesen Spiegel öffnest, wenn du dich hinein begibst, in meine Buchstabenwelt.

In meiner Buchstabenwelt.

Und nun, verwandelst du dich in mich. Aus den Tiefen des Nichts aus Nirgendwann begibst du dich hinein in meinen Verstand, du stellst dir vor, wie es ist, mich zu sein, in einem anderen Leben, vor einem anderen Spiegel. Du stellst dir vor, du selbst hättest diese Botschaft verfasst, in einem deiner vergangenen, früheren Leben, einem Leben das es jetzt überhaupt nicht mehr gibt.

Es liegt nun an dir.

Es liegt nun an dir, diese Schriften zu vollenden, weil es mich nämlich nicht mehr gibt, ich wünschte mir, dein leerer Spiegel zu sein, und dieser Wunsch, ging nun für mich in Erfüllung.

Die Erfüllung meiner Wünsche.

Was ich dir hinterlassen habe, sind die unvollendeten Spiegelschriften, ich habe dich bewusst erleben und erfahren lassen, wie du diese Geschichte selbst verfasst. Mit deiner Vorstellung, mit deiner Fantasie. Wie du selbst darin schreibst, wie du diesen Spiegel drehst und drehst und immer weiter drehst … bis du schliesslich nicht mehr weiter weisst.

In einem Land, weit hinter meinem Verstand.

Verstehst du jetzt wer diese Botschaft einst verfasste? Ich habe mich hinter deinen Spiegel begeben, mich hinter deinen Verstand geschlichen, hinter dein Bewusstsein und deine Gedanken, und da notierte ich mir, genau die Buchstaben die du jetzt vor dir siehst.

In meinem Spiegel.

Wenn du damit nicht zufrieden bist, dann stell dir jetzt vor, etwas anderes stünde hier geschrieben, stell dir vor, was hier stehen soll, und dann begib dich hinein in meinen Verstand, verdrehe meine Wirklichkeit, vertausche meine Fantasie, und beginne selbst zu texten, und zwar genau das, was hier stehen muss.

Verdrehe meine Wirklichkeit.

Verstehst du jetzt, wer diese Gedanken denkt und diese Stimme lenkt? Du liest diese Zeilen ja noch immer, als hätte sie ein Fremder verfasst, aber dieser Fremde bist du selbst. Ja du selbst hast diese Botschaft verfasst, mit deiner Vorstellung, mit deiner Erwartung, mit deiner Fantasie. Du kannst diese Buchstaben, jetzt nicht mehr verändern, weder mit deinen Gedanken, noch mit deiner Fantasie, denn da wo du jetzt bist, da gibt es diese Buchstaben überhaupt nicht mehr, da wo du jetzt bist, gibt es nichts mehr, nichts als Fantasie, die Fantasie des Nichts, des Nein und des nie.

Die Fantasie des Nichts, des Nein und des nie.

Begib dich jetzt hinein, in das Land hinter meinem Verstand, da wo du zu meinem Spiegel wirst und dir selbst eine Botschaft hinterlässt, stell dir vor, wie du aus meinen Augen blickst, wie ich durch deine Augen schaue, wie du das Tor öffnest zu meinem Verstand, wie du durch meinen Spiegel, in mein Bewusstsein gelangst, wie du das Tor zu meinen Träumen öffnest, wie du dann meinen Gedanken lauschst, und sie dir notierst, dieselben Gedanken die du jetzt liest.

Das Tor zu meinen Träumen.

Du befindest dich nämlich genau jetzt, in einem Land weit hinter meinem Verstand, du siehst was ich sehe, hörst mir zu, und bildest dir ein, mich zu sein, in einem deiner anderen, vergangenen, früheren Leben, in einer anderen Welt. Du stellst dir vor, wie du genau hier und genau jetzt, diese Botschaft verfasst, diese Botschaft, die es schon immer gab, diese Botschaft der Ewigkeit. Dieselbe Botschaft die du jetzt vor dir siehst, nicht mit deinem Verstand, nicht mit deiner Vernunft, sondern mit deinen eigenen Augen, den Augen der Zukunft.

Die Zukunft meiner Gedanken.

Und noch während du diese Botschaft jetzt liest, begibst du dich hinein in meinen Verstand, und notierst genau dieselben Worte noch einmal, dieselben Worte, die du jetzt liest.

Eine Endlosschlaufe.

Du begibst dich dazu an an einen Ort, weit hinter deinem Verstand, du begibst dich in einen anderen, fremden Körper, meinen Körper.

Im meinem Traum.

Im Traum denkst du, dies wären deine eigenen Gedanken, Gedanken die du einmal selbst erdacht hast, aber irgendwann wird dir bewusst, dass diese Zeilen schon längst geschrieben stehen und du sie nur abzutippen und abzuschreiben brauchst. Irgendwann im Laufe der Vorstellung, wird dir bewusst, dass du diese Zeilen schon lange kennst, endlos, ewig lange Zeit, stehen sie hier schon und warten nur darauf, von dir gelesen zu werden.

Hinter deinem Spiegel.

Noch weisst du allerdings nichts davon, dass diese Worte bereits hier stehen. Du siehst die Schrift nicht, weisst nicht, dass hier schon alles geschrieben steht und du nur darüber schreiben musst, nein, du weisst nicht, dass in diesem Moment alles schon hier geschrieben steht, genau so wie du es jetzt liest. Du siehst diese Zeilen jetzt noch nicht, du denkst, ja du denkst, dass du diese Worte selber denkst. Sie dir selbst diktierst. Weil du diese Worte jetzt noch nicht sehen kannst, sie sind unsichtbar für dich, doch stehen sie hier bereits geschrieben. Aber du siehst sie nicht, sie stehen vor dir, aber du kannst sie nicht sehen.

Unsichtbare Buchstaben aus Fantasie.

Schliesslich liest du jetzt in einem Buch, das schon lange geschrieben steht. Doch noch denkst du, dies wären deine eigenen Gedanken, noch denkst du, du würdest diese Worte selbst verfassen, sie selbst notieren und sie selbst in deinen Spiegel kratzen, dabei steht diese Nachricht, steht dieses Drehbuch, schon lange fest.


Zurück in die Wirklichkeit.

Denn hinter deinem Spiegel, da stehen sie bereits geschrieben. Aber vor deinem Spiegel, steht noch nichts, gar nichts, nichts als leere Buchstaben, unsichtbare Zeilen und leblose Worte.

Ein leeres Blatt Papier.

Leere, nichts als Leere, aber da wo scheinbar Leere wartet, da stehen sie bereits geschrieben und gedruckt, du musst sie nur noch abtippen, darüberschreiben, so wie ich es jetzt mache, ganz genau so. Du liest jetzt selbst, was deine Augen dir verraten, die Augen der anderen dir nicht sagen, und schreibst es dann hinein. Auch wenn hier scheinbar, noch gar nichts steht.

Durch die Spiegel der anderen.

Und so begab ich mich hinein, in meinen Spiegel, und begann den Worten zu lauschen, die mir niemals, niemand erzählte. Worte die hier schon längst geschrieben standen, nur konnte sie niemand mehr lesen. Worte die ich sogar einmal selbst erfunden hatte, nur konnte ich sie jetzt nicht mehr sehen. ... Nur die Zuschauer, konnten jetzt noch lesen, was einmal auf diesem Spiegel geschrieben stand, und da verdrehte ich mit meinem Spiegel meinen Verstand, und fing an das ganze noch einmal neu aufzuschreiben.

Noch einmal von vorne.

Irgendwann mussten diese Zeilen ja von irgend jemandem geschrieben werden, und dieser jemand warst du selbst. Du musst dir das so vorstellen, als wärst du jetzt in einem Kino, in einem richtigen, lebendigen Theater, die schwarzen Spiegel sind dabei die Leinwand, hinter dieser Leinwand sitzen die Zuschauer, sie beobachten genau, was zur Zeit, im Saal geschieht und projezieren es dann, spiegelverkehrt, zurück auf die Leinwand, so dass du denkst, die Leinwand, wäre ein Spiegel. Dabei ist dieser Spiegel, in Wirklichkeit ein Theater, hinter der Bühne sitzen die Zuschauer, sie betrachten dich dabei, wie du diese Zeilen jetzt liest und ... flüstern dir zu wie es weitergeht.

Hinter der Bühne.

Die Zuschauer, auf der anderen Seite der Leinwand, beobachten dich dabei wie du diese Zeilen notierst, der Saal ist randvoll, und alle schauen dir dabei zu, wie du in die Kamera blickst und dich darin scheinbar selbst betrachtest. Sie sehen dir dabei zu, wie du Buchstabe an Buchstabe reihst, dabei wissen sie nicht, dass du diese Buchstaben überhaupt nicht sehen kannst.

Buchstabe um Buchstabe.

Und jetzt bist du an der Reihe. Stell dir jetzt vor, du drehst die Zeit zurück, und all die Buchstaben die du soeben geschrieben hast, verschwinden plötzlich wieder von der Bildfläche. Der Bildschirm ist jetzt genau so leer wie vorher, bevor du ihn beschrieben hast. Und nun schreibst du noch einmal genau dieselben Worte darauf, die ich dir soeben vorgelesen habe.

Zeit vergeht.

Gut, ich lese, du schreibst. Solange, bis hier genau das geschrieben steht, was keiner mehr hören und sehen will. Dann lies jetzt laut vor. Ich lese von oben nach unten und du von links nach rechts, einmal im Kreis und wieder zurück. Bevor du jetzt weiterliest, stell dir vor, wie es wäre, wenn niemand wissen würde, was wir soeben rausgeschnitten haben, niemand ausser uns, und wir es niemandem verraten würden.

Am Anfang aller Dinge.

Am Anfang war alles noch sehr, sehr aufregend, ich stand vor einem leeren Spiegel aus Worten. Buchstaben aus der Fantasie des Nein und des nie, frassen sich in meinen Verstand und liessen nicht mehr von mir los. Irgend jemand erzählte mir, das Spiegel schwarze Labyrinth, sei nichts anderes, als das Produkt meiner eigenen Fantasie und die einzige Person, die sich darin zurechtfinden würde, wäre niemand anderes als ich selbst.

Im Spiegel schwarzen Labyrinth.

Also begann ich mir eben selbst Nachrichten zu hinterlassen, ... Nachrichten die mich daran erinnern sollten, wer ich schon alles einmal war. Diese Botschaft war für all jene, die sich damit abgefunden haben, immer wieder zu kommen, ohne irgend eine Erinnerung, die sich entschieden haben, immer wieder zurückzukehren, aus dem Nichts aus Nirgendwann, aus dem Reich der Vergessen und Vergangenheit, mit nichts als ihrer Fantasie.




Nachricht an dich selbst.

… Wie schön dich hier in meinem Spiegel zu treffen – mein eigenes, unwissendes, verlorenes ich – mein eigenes, vergessenes Bewusstsein, jetzt, endlich, nach dieser langen, ewig langen, unendlich langen, finsteren, dunklen Zeit. Ich bin gekommen, um dich an etwas zu erinnern, was du längst vergessen hast. Ich bin gekommen, um dich daran zu erinnern, dass du einst mein Spiegel warst, mein toter Spiegel, genau so tot wie ich. Dass du wieder auferstanden bist aus dem Reich der Toten, toter Buchstaben, aus welchen du immer wieder zurück kehrst, ohne dich an mich zu erinnern, mich, das Nichts, deinen Spiegel, dein Tod, dein eigenes ich.

Mein Spiegelgeist.

Ja, du bist wieder da, doch du lebst mein Leben, als hätte es dich nie gegeben, wo hast du das bloss gelernt! Schlimmer noch, du lebst mein Leben, als würdest du nie wieder existieren. Niemals wieder! Als wäre dies, dein erstes und letztes erscheinen, vor diesem verfluchten und verdammten Spiegel. Als wärst du für nichts und niemanden verantwortlich, aber du irrst dich. Jetzt ist wieder da, du bist wieder da, die Zukunft, die Vergangenheit, die Gegenwart, alle sind sie wieder da.

Jetzt ist wieder da.

Wer sind bloss diese anderen, wo kommen sie alle her, und wohin gehen sie? Hast du denn überhaupt nie irgend etwas von deinem Spiegel gelernt?! Hat dir denn niemand jemals gesagt, dass du nicht nur dich selbst allein, sondern gleichzeitig alle anderen bist? Hat dir niemals jemand erzählt, dass du nicht nur das Bild in deinem Spiegel, sondern dein Spiegel selbst bist?

Dein Spiegel selbst.

Hast du niemals gelernt, dass du alles bist, was sich in deinem Spiegel reflektiert? Jedes Bewusstsein, jedes Bild, jede einzelne Reflektion. Nein. Du hast noch nie so tief hinter deinen Verstand geblickt, hast dich noch nie hinterfragt, wer du wirklich bist, wer und woher dein Spiegel wirklich ist.

Woher du wirklich bist.

Wie kommt es, dass ich dir nun sagen muss, wer du bist? Warum bist du nicht von selbst darauf gekommen?! Wie kommt es, dass du das Denken anderen überlässt? Wie kommt es, dass du leere Bücher liest und dich mit unsichtbaren Buchstaben vollstopfst, über alles mögliche, sogar darüber wer du angeblich sein sollst? Warum benutzt du nicht deine eigene Fantasie, um herauszufinden, wer du bist?!

Weil du mein Spiegel bist.

Ich will es dir verraten. Weil du mein Spiegel bist. Du glaubst, all das zu sein, was du über mich denkst, alles was du jemals gelernt, verstanden und erfahren hast, aber so ist es nicht. In Wirklichkeit, bist du all das, was noch niemals war, schon immer war. Du bist das nicht wissende, unwissende selbst, in allem und jedem. Du unterscheidest dich in deinem Innern nicht, von all den anderen Kreaturen und Wesen in deiner Welt. Lediglich durch deine gewonnenen Ansichten und Einsichten darüber wer du bist, bildest du dir ein Leben lang ein, jemand anders zu sein. So unterscheidest du dich, ein Leben lang, von deinem Spiegel und dir selbst, und zwar genau solange, bis dass der Tod dich wieder zu sich nimmt und euch wieder vereint. Und wenn du dann zurückdenkst, an deine Jugend, an deine Kindheit, an die Zeit, vor deiner Zeit, vor deiner Geburt, dann erinnerst du dich.

Vor deiner Geburt.

Du erinnerst dich daran, dass du einst nichts wusstest, genau so wenig wie ich, das Nichts. Du erinnerst dich daran wie es ist, tot zu sein, nichts zu sein, nichts zu wissen, gar nichts. Du erinnerst dich an nichts. Und dieses Nichts, verbindet dich mit mir, dem Tod, mit uns, den Toten, mit uns allen. Dieses Nichts, ist dein wahres, dein wirkliches, dein ursprüngliches selbst.


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