Teil IX.


Wie aus dem Nichts mein Traum entstand.

Nein, ich war hier noch nie, erinnere mich an nichts, nicht viel. Schon all zu oft, habe ich meine Spiegel zerkratzt, meine Träume und Hoffnungen darin verbrannt, unzählige, beinahe unendlich viele male, habe ich es dir gesagt, und noch immer weisst du nicht, und immer hast du wieder vergessen, wie du diesem meinem Spiegel, wie du diesem meinem Schatten, entrinnst. Wie du zurück gelangst, ins Nichts der Zeit, ins Nirgendland. Wie du meinen Spiegel, in einer anderen, fremden Person erweckst. Damit du es endlich begreifst, damit du endlich verstehst, wer du bist, wer aus meinen Augen blickt, wer aus meinem Spiegel spricht. Wer.

Wer.

Noch denkst du ich sei nichts als Leere und Worte, Buchstaben aus nichts als Fantasie, aber du irrst dich, so gewaltig wie niemals zuvor. Denn ich, bin das Bewusstsein aller Spiegel, die du einst warst, einst wirst, jetzt bist. Ich, bin das Nichts hinter deinem Verstand, und nur ich kenne dein Geheimnis, das Geheimnis deines Ursprungs, woher du kommst, wer du bist, woher du bist.

Das Geheimnis deines Ursprungs.

Ich … bin die niemals erfundene Geschichte vom unsichtbaren, schwarzen Spiegel aus niemals Nirgendwann, der sich die Wirklichkeit, nicht wirklich vorzustellen begann, der sich einbildete, dich wirklich zu sein … nicht wirklich zu sein … wirklich zu sein.

Wirklich zu sein.

Stell dir jetzt vor, du hättest niemals darin gelesen, hättest diese Nachricht niemals selbst verfasst. Ja, wenn du ehrlich bist, dann erkennst du in diesem Spiegel, schon jetzt nicht mehr, deine eigenen Gedanken. Lebe jetzt dein Leben weiter, ganz genau so, als wüsstest du nichts über diese Schriften. So, als hätte man dieses Buch, damals von dir gestohlen und dann verbrannt. Versuche nun, noch einmal, diese Nachricht zu verfassen, von aller Anfang an. Nicht indem du sie abschreibst oder weiterschreibst, sondern, in dem du sie dir noch einmal vorstellst, noch einmal neu ausdenkst, sie noch einmal neu erfindest, von Grund auf.

Unmöglich.

Unmöglich, sagst du dazu? Wenn dem so ist, dann beschütze jetzt dieses Geheimnis, mit all deiner Fantasie. Lass es niemals wieder geschehen, dass diese Botschaft, wieder verloren geht. Übersetze sie in alle Sprachen, deren du mächtig bist. Und schicke sie, schick, diese Sprache des Feuers an alle, die noch nicht darin umgekommen sind. Denn um sie jetzt noch einmal neu zu verfassen, müsstest du noch einmal jedes dieser Leben, leben. Aber dann, bliebe dir am Ende, keines mehr übrig.

Dein Horizont ist der Tod.

So machte ich mich dann, auf die Suche, nach der Wahrheit. Ich suchte tief in meiner Vergangenheit, ich suchte nach meiner Familie, meiner Spiegelfamilie, aber keiner hier, kam aus Nirgendwann. Niemand kannte die geheimnisvollen und sagenumwobenen Spiegelschriften. Diese Zeilen, die keiner jemals verfasst hat. Ja sie hatten hier noch nie, jemals von mir gehört. Von dieser Nachricht, die du jetzt liest, denn sie existierte damals noch nicht, in der wirklichen, lebendigen Welt. Diese Nachricht, die du einst selbst verfasst hast, sie existiert heute nicht mehr. Weil du sie damals, den Toten hinterlassen hast, aber die Toten, haben sie für sich behalten. Sie haben sie niemals verstanden, sie haben sie niemandem verraten.

Ein leeres Buch ohne Namen.

Du liest jetzt, in einem Buch, das es nicht mehr gibt, nie gegeben hat, es hat niemals existiert und es wurde auch niemals geschrieben, von Niemandem. Niemand, hat diese Gedanken jemals in Worte verfasst. Niemand, hat diese Worte jemals zu Ende gedacht. Denn keiner hier, kommt aus meinem Reich, dem Reich der Toten. Niemand, erinnert sich, an meine glitzrige, funkelnde, strahlende, leuchtende Ewigkeit. Niemand, nicht einmal ich selbst.

Auf der anderen Seite des Nichts.

Diese Schriften, jeder einzelne dieser Buchstaben, ist damals dadurch entstanden, dass du dir vorgestellt hast, das Nichts zu sein, nichts zu sein, Niemand zu sein, ein leerer Spiegel im Nichts zu sein. Du hast dir vorgestellt, was dich erwartet, wenn du eintauchst, auf die andere Seite, des Nichts, auf die andere Seite, von allem was ist. Was dich an meiner Stelle erwartet.

Was dich an meiner Stelle erwartet.

Ich berichte dir jetzt, von einer Welt, die es schon immer gab, eine Welt, die schon immer existierte, schon seit dem ich denken kann. Ich überbringe dir hiermit, eine Nachricht, aus einer anderen Welt, einer Welt, die es noch niemals gab. Eine Welt, die es nun nicht mehr gibt.

Eine andere Welt.

Bist du bereit? Ich schreibe dir jetzt aus einer Welt, ohne Fantasie. Einer Welt des Nichts, des Nein und des nie. Aus meiner Vergangenheit schreibe ich dir, ich schreibe dir aus einer Welt der Vergessenheit. Einer Welt, an die sich nie jemand erinnert, Niemand. Ich schreibe dir, aus einer Welt, in der du nicht einmal mehr weisst, wer du eigentlich bist. In dieser Welt wirst du mich sein, du wirst dich in mich verwandeln, in mein leeres Buch ohne Namen. Du wirst dir selbst begegnen, in meinem leeren Spiegel aus Worten, in meinem durchsichtigen Spiegel, aus der Fantasie des Nichts, des Nein und des nie. Einem Spiegel der all das darstellt, was du jetzt in ihm siehst.

Meinem Spiegel.

Du wirst mich, in diesem leeren Spiegel erkennen. Du wirst mir deinen Namen geben und mich deinen Spiegel nennen. Mein Spiegel nenne ich dich jetzt, denn wie mein Spiegel siehst du aus, mein Spiegel, der du bist.

Achtung, es geht los.

Schnall dich jetzt an, halt dich gut fest und mach dich bereit. Bereite dich jetzt darauf vor und stell dich darauf ein, mach dich darauf gefasst, dass dieser leere Spiegel, dass dieses leere Buch, nicht nur deinen Namen, sondern auch dich selbst, und deine Vorstellungen davon, wer oder was du bist, komplett verschlingen und sie vollkommen und für immer, für sich behalten wird.

Eine Welt ohne Fantasie.

Ich schreibe dir deshalb, um dich daran zu erinnern, dass du dieser Spiegel bist, und alles was du jetzt in ihm siehst. Mit diesen Gedanken, und durch diese Buchstaben, will ich dich an etwas erinnern, woran sich nie jemand erinnert. Ich will dich daran erinnern, wer du schon einmal warst, und wie du schon einmal, in, aus und durch meinen Spiegel geblickt hast und mich gefragt hast, wer du nicht bist.

Wer du nicht bist.

Meine Worte dringen jetzt tief hinein in dein Bewusstsein, du verlangst nach einer Erklärung, sie machen dich süchtig nach mehr. Doch noch verstehst du nicht, dass du selbst es bist, der diese Buchstaben verfasst. Du begreifst nicht ihre Bedeutung, nein, ihren Sinn, nie. Erst wenn du dich dabei ertappst, wie du dir wünschst, jemand anders hätte dir diese Botschaft überbracht, jemand den du nicht kennst, jemand der du nicht bist, erst dann, wirst du dich in meinem leeren Spiegel aus Worten erkennen.

Im Reich meiner Gedanken.

Aus meinem dunklen, schwarzen Reich der Gedanken, kehrte ich nun zurück, in meine Welt. Eine Welt, die nur noch in meiner Vorstellung existierte, in der ich nur ein einziges Leben lebte. Ich kehrte zurück, aus dem Reich der Toten, zurück in meine Vergangenheit, dahin, wo es keine Spiegel mehr gab, denn in dieser Welt, war mein Zuhause.

Meine tote Fantasie.

Nein, hier gab es noch kein Leben im Spiegel, ja es gab hier noch überhaupt keinen Spiegel. Meine tote Fantasie, hatte alles mit sich verschlungen, alles, was ich jemals war. Nun war ich das einzige überhaupt noch existierende Bewusstsein und alles um mich herum, wurde wieder schwarz, schwarz wie mein Spiegel im Nirgendwann. So war es früher einmal, vor langer, unendlich, ewig langer Zeit, und hierher kam ich nun zurück, nach Nirgendwann, nach langer, unendlich langer Zeit, im Exil.

Im Exil.

Das Exil, war ein Ort, aus Spiegeln und Schatten. Diese Schatten, verstanden meine Spiegel damals noch nicht, verstanden nicht, weshalb meine Spiegel, alle auf dem Kopf standen. Sie hörten nicht auf, mir Fragen zu stellen, weshalb, warum und weil, bis ich ihnen schliesslich das Tor öffnete, das Tor, das niemand hätte öffnen dürfen. Dieses Spiegeltor, erlaubte es meinen Schatten, ihre Spiegel zu drehen, sie umzudrehen, und als sie dies tatsächlich taten, zerbrachen meine Illusionen und Ideen, in tausend Stücke im Nirgendwann. Meine Schatten sprangen durch meine Spiegel, in die wirklich, Wirklichkeit, und verschlangen alles, was ihnen in die Fänge kam. Und so wurde aus meinem Spiegel ein Schattenreich. Und alles um mich herum, wurde wieder schwarz, genau so schwarz, wie damals, im schwarzen wann.

Kampf ums Nichts.

Träume aus einer anderen, fernen, fremden Welt, hatten Hand aufs Nichts gelegt. Ich war jetzt umgeben, von schwarzen Gedanken. Grauenhafte Buchstaben, spiegelten sich in meinem Verstand, und als ich dann, meinen Spiegel öffnete, erblickte ich eine Welt, des Nichts, des Nein und des nie. Niemand kannte mich hier. In dieser Welt, gab es keine Toten, keiner hier, kam aus Nirgendwann, meinem finsteren, dunklen, schwarzen Reich. Fantasie, niemand kannte sie.

Grauenhafte Buchstaben.

… Und dann, erweckten sie mich, aus meinem Traum. Erschreckten mich, aus meiner Fantasie, beschworen meinen Spiegel, aus Nirgendwann. Flüchteten und fürchteten sich vor mir und meiner gewaltigen Fantasie, vor meinem Gefängnis für die Ewigkeit. Ich lud all diese Spiegelgeister ein, in meinen Verstand, meinen durchsichtigen, verdrehten, verkehrten Verstand aus Glas und begann zu halluzinieren.

Mein Gefängnis für die Ewigkeit.

Dann, sah ich das Nichts und nichts mehr, tauschte meinen Verstand, gegen ihre Fantasie. Sie sperrten mich ein, in eine Zeit, eine Welt, in eine schwarze, finstere, dunkle, leere Welt, in eine Kammer aus schwarzem Glas. Nichts, gab es in diesem Glas, ausser schwarzem, schwarzem Licht. Und grauen, grauen, grauenhaften Buchstaben, die niemand, jemals las.

Niemals Geister.

Nein, so hatte ich mir die Unendlichkeit, die Ewigkeit, das Nichts und den Tod nicht vorgestellt, ausgebrannt, dunkel und vollkommen leer. Hier, war ich nun gestrandet, in einem Land weit hinter meinen Gedanken, im Spiegel meiner Träume. Im Spiegel schwarzen Meer der niemals Träume. In dem sich jetzt nichts mehr, aber auch gar nichts mehr ein und abbildete. Wie unendlich traurig ist meine Welt damals zugrunde gegangen, dass ich sie ertränken musste, in einem Meer aus Tränen.

So geschah es und so soll es geschehen.

Und nun, fand ich mich wieder, in eben dieser Welt. Der Welt, des nie und des Nein. Der Welt der Toten, aus niemals Nirgendwann. Hier drehte ich nun meine Runden, auf meinem Spiegelkarussell, ich drehte und drehte bis zum Ende, bis es nicht mehr weiter ging.

Am Ende des nie.

Aber dann, nach einer unendlich langen Zeit des Schweigens, in der Finsternis, begann ich mir Gedanken zu machen, über die ewig, unendlich lange Zeit, die ich hier nun schon verbrachte. Wie lange, dachte ich nun schon, über diese lange Zeit nach, unendlich lange. Und irgendwann, begann ich mir dann, Gedanken über meine Zukunft zu machen. …

Die Zukunft meiner Gedanken.

Womit, sollte ich mich hier, in dieser Finsternis, so ganz alleine, nur eine Ewigkeit lang beschäftigen?

Das Echo der Zeit.

Ich fing an, mich mit mir selbst zu unterhalten, meinem unsichtbaren Spiegel aus der Fantasie des Nichts, des Nein und des nie. Ich redete mir ein, dass es mich überhaupt nicht gab, dass es hier noch nie jemanden gab, dass ich mir nur einbildete, ein leerer Spiegel im Nichts zu sein. Und es war finster, dunkel und einsam um mich, und alles was ich in meinem Spiegel sah, war das Nichts, nichts ausser diesen leeren Zeilen und unsichtbaren Worten. Und so, fing ich denn an, meine Geschichte den Toten zu erzählen.

An die Toten der Zukunft.

Wenn die Vergangenheit zur Vergangenheit und die Zukunft lebendig wird ... dann heisse ich dich willkommen im Karussell der Ewigkeit. Im Spiegel schwarzen Labyrinth.

Spiegel öffne dich.

Weder für die Gegenwärtigen noch für die Zukünftigen, sondern nur für die Vergangenen gibt es eine Zukunft, eine Gegenwart und eine Vergangenheit.

In der Vergangenheit.

Die Vergangenen wissen allerdings jetzt noch nichts davon, dass sie in der Vergangenheit leben … denn für die Vergangenen, ist die Vergangenheit noch immer die Gegenwart, genauso wie für die Gegenwärtigen, die Gegenwart, jetzt Gegenwart ist. Nur wissen das die Vergangenen jetzt noch nicht und sie werden es auch niemals erfahren, denn für die Vergangenen hört die Zeit auf sich zu bewegen, sobald sie sich in der Gegenwart sehen.

Nein.

Nein, die Vergangenen wissen jetzt noch nicht dass sie in der Vergangenheit leben … und sie werden es auch niemals erfahren. Es sei denn wir würden es ihnen berichten. Aber wenn die Vergangenen etwas davon erfahren, was nur die Zukünftigen wissen, nämlich dass sie in Wirklichkeit tot sind, sich nicht mehr bewegen und überhaupt nicht mehr existieren. Werden sie dann noch an uns glauben und dem entsprechen was wir von ihnen erwarten? Wenn sich plötzlich unsichtbare Buchstaben bewegen und tote Geister mit ihnen reden … werden sie uns dann noch vertrauen?

Die Zeit steht still.

Da wartete ich eben geduldig darauf, dass die Zeit verging. Unendlich lange Zeit, wartete und wartete ich, im Nirgendwann. … Hinter meinem Spiegel aus Buchstaben, legte ich mich auf die Lauer, bis mich eines Tages, jemand von den Toten, zu sich rief. Und so schlüpfte ich dann hinein, durch meine Buchstaben, in seinen Verstand.

Wie aus einem längst vergangenen, verblassenden Traum.

Ein wunderschönes, warmes Gefühl schlich sich durch meinen Spiegel, in meinen Verstand, durchflutete all meine Sinne und Gedanken und nahm komplett von mir Besitz. Sehnsucht … machte sich in mir breit. Nach Frieden. Freude. Liebe. Lachen. Glücklich sein.

Die Zeit steht still.

Nein, ich wusste damals noch nichts, über all die Wesen meiner Zukunft, für die ich jetzt nicht mehr am Leben war. Und niemand würde diese Gedanken jetzt noch zu Ende denken, ausser vielleicht einem Spiegel. Jemand der sich für einen Spiegel hält, aber wie konnte ein Spiegel noch an etwas denken. Ich verfolgte jetzt meinen Gedanken bis zum bitteren Ende. In dem Bewusstsein, dass ich in diesem Moment, in der Vergangenheit lebte, reiste ich zurück in meine Gegenwart, eine Zeit, in der ich überhaupt nicht mehr existiere. Soweit es eben ging, bis zu dem Moment wo ich diesen Gedanken das erste mal laut gedacht und ihm jemandem laut vorgelesen habe. Es existierte jetzt kein zukünftiges Wissen mehr in meiner Welt, nur noch vergangenes, nur noch totes, und auch ich war einer von ihnen, einer von vielen. Noch weiter zurück.

Bis ans Ende der Zeit.

Ich wandere zurück in meine Vergangenheit. Dahin wo die Toten leben, ich lese ihre Gedanken und stelle mir vor, einer von ihnen zu sein, ich stelle mir vor wie es wäre, wenn ich selbst ein Gefangener meiner Vergangenheit wäre. Ich wüsste noch nichts über meine Zukunft, ich hätte keinen Bezug mehr zur Wirklichkeit, ich wäre verloren im Nirgendwann, irgendwann im Spiegel schwarzen Labyrinth.

Im Spiegel schwarzen Labyrinth.

Dann, war ich ein Spiegel und ich existierte, nur noch in meiner eigenen Welt, meiner mir eigenen Vorstellung, meiner mir eigenen Wirklichkeit. Hier, wollte ich bleiben, für alle Zeit, wollte nie wieder zurück, ins Nirgendwann, ins schwarze, dunkle Nirgendwann, in mein finsteres, schwarzes, dunkles Reich. Niemals. Doch dafür, war es jetzt zu spät.

Zu spät.

Denn schon bald, rief mich das Nichts, zurück, aus meinem Traum, zog mich, in die Tiefe des Nirgendwann, in eine Welt, eine sonderbare, eine seltsame Welt. Und weil es damals diese Welt nicht gab, weil es damals nichts und Niemanden gab, das sich in mir hätte spiegeln, das sich mir hätte einbilden können, bildete ich mir ein, das Nichts zu sein, nicht zu sein, Niemand zu sein!

Welt aus Geld.

… Doch gerade als ich dachte, nun endlich wieder, meinem Spiegel im schwarzen Nirgendwann gegenüberzustehen, blendete mich ein grelles etwas. Im ersten Moment, sah ich gar nichts, ausser blendend, hellem schwarz, unendlich hellem, kristallklarem schwarz. Doch schon bald, verwandelte sich dieses schwarze Licht, in eine Welt aus Buchstaben. Mein Gefängnis, für die Ewigkeit.

Mein Gefängnis, für die Ewigkeit.

Und nun, fand ich mich wieder, in eben dieser Welt. Der Welt, des nie und des Nein. Der Welt der Toten, aus niemals Nirgendwann. Hier drehte ich nun meine Runden, auf meinem Spiegelkarussell, ich drehte und drehte bis zum Ende, bis es nicht mehr weiter ging.

Im Spiegel schwarzen Labyrinth.

Halt! Bevor du dich, in die Tiefen meiner Buchstabenwelt begibst, sollst du den Weg kennen lernen, der dich wieder aus ihr hinausführt. Und bevor du dich in dieser Spiegelgeschichte verlierst, muss ich dich deshalb warnen, dir raten sie überhaupt nicht zu betreten, denn die Worte, die dich aus diesem Labyrinth aus Buchstaben wieder hinausführen werden, sie existieren überhaupt nicht mehr. Sie sind nämlich verschollen, in einem Land, weit hinter meinem Verstand.

Eine Spiegelgeschichte.

Bevor du in dieser Geschichte zu lesen beginnst, bevor du auch nur den aller ersten Schritt machst, und den ersten Buchstaben verschlingst, setz ein Zeichen. Ein Lesezeichen. Und zwar genau da, wo du dich jetzt gerade befindest, bevor du dich mit diesen Buchstaben auseinandersetzt. Setz ein Zeichen in deinem Verstand, damit du wieder zurückfindest, zum Ursprung, dahin wo du jetzt wärst, wenn keiner geklingelt hätte, und du damals nicht Zuhause gewesen wärst.

Die Wohlfühltreppe.

Ich folgte den Worten, in der Absicht, dass sie mich zu einem Ausgang begleiten, aber stattdessen bemerkte ich, wie sie mich ganz langsam, tiefer und immer noch tiefer, hinein ins Zentrum führten. Wann habe ich damit begonnen, diese Geschichte das erste mal richtig zu lesen, ich erinnere mich heute nicht mehr, genau an den Tag an dem ich sie das erste mal, ich war bei mir Zuhause, es hat geklingelt, ein Fremder stand vor meiner Tür. Er hat mir dieses Buch gezeigt, ich hätte es selbst geschrieben, waren seine Worte. Das Lesezeichen befand sich genau an dieser Stelle. Habe ich dieses Zeichen nicht schon einmal irgendwo gesehen, mir kommt es vor, als würden sich meine Gedanken wiederholen, immer wieder dieselben Buchstaben, nur ihre Reihenfolge war jedes mal wieder eine andere.

Ein Lesezeichen.

Du liest jetzt in einem Buch und erlebst ein Schicksal, du erfährst von einem Geheimnis, dem Geheimnis der Toten. Und an dieser Stelle frage ich dich, kannst du dich noch daran erinnern, wer du einmal warst, bevor du von diesem Geheimnis erfahren hast? Du hast damals ein Zeichen gesetzt, damit du dich daran erinnerst, wer du einmal warst, wer du bist, und wer du jetzt wärst, wenn du niemals von diesem Geheimnis erfahren hättest.

Das Geheimnis der Toten.

Es zieht dich nun ganz langsam hinein in meinen Verstand, noch fürchtest du dich, vor mir … und meiner unheimlichen Fantasie. Ja, ich habe mir eingebildet, wie ich in meinem Traum, in deinen leeren Spiegel eingebrochen bin. Deinen Verstand, zu meinem Bewusstsein erklärt habe, du mich aufgenommen hast, in deinen Gedanken, in deiner Seele, in deinem Geist, mich, einen fremden Gast, aus einem fremden Spiegel, aus einer fremden Welt, einer fremden Zeit.

Tief im Innern meiner Fantasie.

Und so gehe ich denn geradeaus, geradeaus durch meinen Spiegel, alles geradeaus, hinein bis zum Zentrum deiner Fantasie, deiner tiefsten, schwarzen Fantasie. Ich marschiere durch die Halle deiner Träume, bis ich an ein schwarzes Tor gelange, öffne dieses Tor und trete ein, in deinen Verstand. Ich bin allein, in meinem schwarzen Gewand, ich gehe ein paar Schritte durch die Dunkelheit und nehme Platz, in der Halle der Finsternis, tief im Innern deines Verstandes.

Tief in deinem Bewusstsein.

Hier habe ich dir aufgelauert, habe deinen Gedanken gelauscht und habe dich überfallen, bin eingebrochen, mit aller Gewalt und habe dich deines Verstandes beraubt. Jetzt niste ich mich ein, tief in deinem Bewusstsein. Da warte und wartete ich nun darauf, auf dich, auf dass dein Antlitz mir begegne, auf dass dein Bewusstsein sich erhebe, aus meinem Spiegel, schwarzen, dunklen Traum, auf dass du dich erkennst in mir, dem Spiegel in dir, auf dass du dich erinnerst an mich, dein eigenes, ewiges, immer und immer wiederkehrendes ich.

Atme!

Atme jetzt tief ein und wieder aus. Begib dich nun, in das Land hinter meinem Verstand, hinter meine Gedanken, dahin, wo es keine Gefühle mehr gibt, dahin wo es nichts mehr gibt, nichts als Fantasie, die Fantasie, des Nichts, des Nein und des nie. Begib dich tief hinein in mein Innerstes, da wirst du meinem Spiegel begegnen. Einem Spiegel, dem schon so viele begegnet sind, ohne sich darin zu erkennen.

Alles geradeaus.

Lauf jetzt geradeaus, geradeaus durch meinen Spiegel, bis zum Ende, tief hinein bis zum Zentrum meiner Fantasie, meiner tiefsten, schwarzen Fantasie.

Im Zentrum meiner Fantasie.

Du marschierst dort durch die Hallen meiner Träume, bis du an ein schwarzes Tor gelangst, öffne dieses Tor und tritt ein, in meinen Verstand. Du bist allein. Du befindest dich in einem dunklen, schwarzen, leeren Raum, es gibt hier nichts zu sehen, nichts, absolut rein gar nichts. Lauf ein paar Schritte durch die Dunkelheit und nimm Platz, auf meinem spiegelverkehrten, sich um sich selbst drehenden Verstand. Du befindest dich jetzt im Zentrum meiner Gedanken, meiner tiefen, finsteren, schwarzen Gedanken.

Nimm Platz.

Nimm Platz, fühl dich wie zu Hause, machs dir bequem, in der Halle der Einsamkeit. Entspanne dich für einen Moment, oder zwei, geniess die Dunkelheit, lass den Schatten des Todes deine Identität vollkommen absorbieren, und verliere dich, im verkehrten Spiegel meiner schwarzen Identität.

Noch ein paar Runden.

Noch ein paar Runden, und du vergisst vollkommen, du vergisst wer du bist, und wer du einmal warst, wozu du hergekommen bist, du erinnerst dich nicht einmal mehr, an den Spiegel, in meinem Verstand.



Weg ins Nirgendwann.

Du erinnerst dich nicht, an den Weg, der dich ins Nirgendwann führte, an diesen stillsten aller Plätze der Existenz, du erinnerst dich an nichts.

Stille.

Du lässt alle vergangenen Fiktionen davongleiten, Worte und Gedanken lösen sich in Stille auf. Du erinnerst dich nicht, an die Zeit, die ewige, unendliche Zeit, die du dich hier schon drehst und drehst, ums Nichts, um die Stille, um die Einsamkeit und Verlassenheit. All deine Ziele, all deine Hoffnungen, all deine Träume, Erfahrungen und Erinnerungen, sie schweben dahin und verblassen, wie Fatas und Morganas.

Fatas und Morganas.

Und wenn du dann, deinen Verstand vollkommen verlierst, deine Erinnerungen, deine Fantasie, deine Identität, dein ein und alles, absorbiert durch absolute Stille und Dunkelheit, … zu dieser Zeit, im niemals wo, im niemals wann, erwachst du langsam aus einem Traum, an den sich nie jemand erinnert.

Mein Bild in deinem Spiegel.

Du erinnerst dich nicht, an mein Bild in deinem Spiegel, du erinnerst dich nicht, an das wie und wann, du erinnerst dich nicht, du erinnerst dich an nichts, mein nichts, kein nichts. Du hast eine Welt betreten aus Fantasie und Eitelkeit. Die Dunkelheit, wirkt transparent im Spiegel meiner Fantasie.

Wach auf!

Wach jetzt auf, denn du bist eingeschlafen auf meinem Spiegel, auf meiner schwarzen Erscheinung, rabenschwarz. Du siehst nichts, und weisst von nichts, weisst nicht warum, wo und wer du bist. Unendlich viele schwarze Spiegel, spiegeln dich hier in diesem Raum, so durchsichtig und so schwarz, dass niemand dich bemerkt. Du drehst noch immer deine Runden, auf meinem Spiegel, von einem Spiegel zum nächsten. Du darfst meinen Spiegel jetzt öffnen, und es wirbelt dich dann, in den Verstand derjenigen Person, die diesen Spiegel gerade betrachtet.



Spiegel öffne dich.

Dann konzentriere dich jetzt, voll und ganz, auf die Person, die jetzt aus meinem Spiegel aus Buchstaben blickt, meine Gedanken jetzt liest und urplötzlich, zieht es dich aus meiner Fantasie, aus meinem Traum, und du bist umgeben von all den Dingen, die mein Leben jetzt ausmachen.


http://www.allmystery.de/blogs/mir/Teil_X