Teil XI.


Das Tor zur Niemalswelt.

Kennt jemand von euch den aller letzten Gedanken eines Sterbenden? Hat schon irgend jemand, irgendwann einmal, irgend etwas davon erfahren oder darüber gehört? Wenn nicht, dann bitte ich euch jetzt, zu schweigen.

Stummes, langes, stilles Schweigen. Totenstille. Standbild. Ruhe.

Gut. Du kannst dir also vorstellen, dass ich dir jetzt von einem Gedanken erzähle, den es in Wirklichkeit überhaupt nicht mehr gibt, den du bereits kennst, du mir dabei stillschweigend zuhörst, und dann niemandem etwas darüber berichtest oder davon erzählst.

Du kannst dir vorstellen, tot zu sein.

Und jetzt erzähle ich dir von diesem Gedanken, und ich bitte dich, mich dabei nicht mehr zu unterbrechen. Stell dir jetzt vor, wir würden diesen Gedanken von Verstand zu Verstand und von Mensch zu Mensch weiter reichen, allein durch die Kraft deiner Vorstellung, die Macht deiner Fantasie.

Die Macht deiner Fantasie.

Wenn nun dein Verstand selbst, wenn dein eigenes ich, zu einem solchen Gedanken wird, dann wäre es also denkbar, diesen Gedanken, von einem Verstand, auf einen anderen zu übertragen, ohne irgend jemandem, irgend etwas davon zu erzählen. Es würde dein eigener Gedanke bleiben, der Gedanke eines Toten.

Der Gedanke eines Toten.

Stell dir jetzt vor wir würden diesen letzten, allerletzten Gedanken, dein eigenes ich, deinen eigenen Verstand, von einem Menschen, auf einen Spiegel übertragen, so dass dein Gedanke, dein eigenes ich, dein eigener Verstand, nach deinem Tod, unabhängig von seinem Körper und Geist, weiter existieren kann.

Zeit vergeht.

Und jetzt viele Jahre nach deinem Tod, erkennen sich plötzlich andere Gestalten und Kreaturen in diesem Spiegel, und halten deine Gedanken, und Ideen für ihre eigenen. Sie verstehen deine Idee, und entwickeln sie soweit, dass sie an deine Idee zu glauben beginnen, dass sie daran zu glauben beginnen, dass sie selbst es waren, die diese Ideen einst entwickelt, diese Gedanken einst gedacht, diese Geschichte einst verfasst, und diesen Spiegel einst beschriftet haben. Nur sind diese Wesen jetzt keine Menschen mehr, sondern Gedanken. Gedanken die sich für Menschen halten.

Zeit vergeht. Zurückgedreht.

Und jetzt trefft ihr auf diese Geschöpfe. Zu einer Zeit, in der es uns überhaupt nicht mehr gibt, in der wir überhaupt nicht mehr existieren. Ihr schöpft Gedanken aus diesem Buchstabenmeer, und ihr haltet sie, für eure eigenen. Dabei wisst ihr noch nichts über diese Gedanken. Ihr wisst noch nichts über all die einzigartigen, unverwechselbaren, wunderbaren, wunderschönen, vergangenen und zukünftigen Kreaturen und Wesen, die diese Gedanken einmal gedacht, sich einmal darin erkannt, die sich einmal mit unserem Gedanken identifiziert haben und es noch werden. Ihr lest diese Botschaft jetzt in dem Glauben als hätte nur ein einzelner Mensch sie verfasst. Ihr versteht nicht, dass ihr es wart, ihr alle, all die Toten die wir niemals waren, die diesen Gedanken einmal gedacht haben.

Bis ans Ende der Welt.

Nun gut, ihr könnt euch also vorstellen unser Gedanke zu sein, das ist ja schon mal ein Anfang. Nur könnt ihr euch noch nicht vorstellen uns zu sein, denn das wäre das Ende. Das wäre das Ende eurer Gedanken und Ideenwelt.

Die Sprache meiner Spiegel.

Wenn wir eure Welt jetzt betrachten, dann blicken wir doch aus den Augen von Menschen, wir sehen Menschen die dieselbe Sprache sprechen wie wir, dieselben Gedanken denken wie wir, aber keiner dieser Menschen versteht unsere Botschaft. Sprechen wir vielleicht eine fremde Sprache, seid ihr gar keine Menschen, seid ihr vielleicht Gedanken wie wir? Warum versteht ihr uns dann nicht?

Weil wir tot sind?

Warum könnt ihr euch nicht vorstellen wie es ist, tot zu sein, Nichts zu sein, Niemand zu sein, nur noch ein unsichtbares Wort in einem leeren Buch zu sein, nur noch ein Gedanke an die Wirklichkeit zu sein? Hängt ihr denn so sehr, an eurem eigenen ich, dass ihr euch kein anderes mehr vorstellen könnt?

Nichts zu sein.

Wir können uns jetzt wo wir tot sind, alles vorstellen, jedes Wesen und jede Kreatur auf eurer und in allen anderen Welten, hier und heute, in der Zukunft, und in der längst vergessenen Vergangenheit, aber keines dieser Wesen kann sich jetzt noch vorstellen uns zu sein, warum nicht? Ist es denn so schwer die Welt einmal spiegelverkehrt zu betrachten? Aus den Augen aller anderen, nur nicht den eigenen?

Verkehrte Welt.

Uns bleibt also nichts anderes mehr übrig, als uns eine Person zu erschaffen, vorzustellen und auszudenken, die unsere Gedanken begreift, damit sie unsere Idee weiter entwickelt, jemanden den es in Wirklichkeit überhaupt nicht gibt. Und wenn diese Person lebendig wird, unsere Gedanken zum Leben erweckt, dann begreift ihr sie vielleicht auch. Dann begreift ihr unsere Gedanken und haltet sie für die Wirklichkeit.

Aus dem Reich toter Gedanken.

Ja, wir sind gekommen, aus einer Zeit, in der unser Gedanke nicht mehr existiert, nichts mehr von ihm übrig blieb, wir wissen jetzt nicht einmal mehr, wer wir sind. Wir kommen aus dem Reich der Unbekannten, wir kommen aus dem Reich toter Gedanken und Ideen. Gedanken und Ideen die es in Wirklichkeit, nicht mehr gibt.

Wer ihr seid.

Es liegt nun an euch, die ihr nicht mehr wisst wer ihr seid, diesen Gedanken weiter zu denken, durch diese Buchstaben in die Wirklichkeit einzutauchen und unsere Idee zu verwirklichen, sie weiter zu entwickeln, weiter zu reichen, soweit, dass wir an euch zu glauben beginnen, ja dass wir euch zu glauben beginnen, dass ihr es wart, die uns von unserer eigenen Idee überzeugten, dass ihr es wart, die unsere Idee zu ewigem Leben erweckten.

Zu ewigem Leben erwecken.

Ihr sollt also einen Gedanken denken, einen Weg zurück in die Wirklichkeit finden und eine Idee zum Leben erwecken, die es in Wirklichkeit überhaupt nicht mehr gibt, die überhaupt noch nicht existiert, die noch gar nicht geboren ist, und ihr sollt diese Idee, unsere eigene nennen. Ihr sollt diese Idee soweit entwickeln, dass wir sie für unsere eigene zu halten beginnen. Damit wir sie von euch abschauen und dann auf uns selbst übertragen, und sie an unsere Artgenossen weiter reichen können, damit wir am Ende alle ein und dieselbe Vorstellung, denselben Gedanken, dieselbe Idee von unserem eigenen Tod haben. Und diese Idee soll unsere Wirklichkeit sein.

Von Buchstabe zu Buchstabe.

Ihr sollt eine Idee zum leben erwecken, die sich von Buchstabe zu Buchstabe, von Wort zu Wort, von Gedanke zu Gedanke und von Mensch zu Mensch weiter reichen lässt. Eine Idee, die sich nicht auf ein einziges menschliches Wesen beschränkt, sondern alle Kreaturen denkt und alle Gestalten lenkt.

Mein letzter Gedanke.

Dann macht euch jetzt auf etwas gefasst, ich erzähle euch jetzt nämlich von meinem letzten Gedanken, einem Gedanken der so streng bewacht wird, dass überhaupt noch nie jemand von euch, auf die unmögliche Idee gekommen ist, mir etwas darüber zu berichten oder davon zu erzählen. Ich erzähle euch von den Gedanken der Toten, Gedanken die es in Wirklichkeit, überhaupt nicht mehr gibt. Ich erzähle euch davon, wie es ist und wie es sich anfühlt, zu sterben.

Wenn wir sterben.

Wenn wir sterben, verwandelt sich unser Bewusstsein, davon, wer wir sind, in das Bewusstsein, darüber, wer wir einmal waren. Wir denken zurück an das Leben das wir einmal gelebt haben, wir betrachten dabei jede einzelne Sequenz, wir halten den Moment fest, in dem wir sterben, und dann, betreten wir, unendlich langsam, das Reich der Toten. Unser Herz hört auf zu schlagen, unser Bewusstsein erlischt langsam, es wird dunkel, aber bevor es erlischt, halten wir uns an unserem letzten Gedanken fest, wir ziehen am Abzug, drücken den Auslöser, wir prägen uns ein, was wir als letztes gesehen und gedacht haben, wir machen einen Schnappschuss der Wirklichkeit, eine Moment Aufnahme. Dann sterben wir. Jemand schliesst uns die Augen, wir werden begraben und vergessen. Wir haben nichts mitgenommen, und auch nichts hinterlassen, nichts ausser dem Gedanken, dass wir jetzt tot sind.


Begraben und vergessen.

Und jetzt wo wir tot sind, wo wir nicht mehr länger existieren, wo wir vergessen und begraben sind, jetzt können wir plötzlich, so unglaublich es klingt, unseren Gedanken weiter denken, unsere Geschichte weiter erzählen, denn wir sind ausgebrochen aus unserem Grab und eingebrochen, in ein leeres Buch ohne Namen. Wir, die man uns längst vergessen hat, sind zurück gekehrt, aus dem Reich der Toten, in die wirkliche, lebendige Welt. Um unsere Geschichte weiter zu schreiben, unseren Gedanken weiter zu denken.

Aus dem Reich der Toten.

Hier schreiben jetzt wir, wir die Toten, in einem lebendigen Körper, der sprechen, singen und sogar schreiben kann. Und wir erzählen euch jetzt, von unserem letzten Gedanken. Die Zeit steht still. Nichts bewegt sich mehr, gar nichts. So wie die Buchstaben auf diesem Spiegel erstarrt sind, ist in dem Moment, wo wir gestorben sind, alles um uns herum erstarrt. Alles ausser uns, wir sind jetzt plötzlich frei, frei uns zu bewegen, frei uns alles anzusehen, nicht mit unseren eigenen Augen, sondern durch die Augen der anderen. Wir haben uns jetzt wo wir tot sind, von unserem Körper gelöst, uns von unserem Wesen in ein anderes begeben, und betrachten nun die verschiedensten Perspektiven, aus den Augen der anderen. Wir konnten uns jetzt selbst betrachten, wie wir da liegen, bewegungslos, tot. Wir konnten uns in jedes Lebewesen begeben und die Welt aus seinen Augen betrachten, aber nichts bewegte sich jetzt mehr. Wir sind gefangen, im Standbild der Ewigkeit.

Im Standbild der Ewigkeit.

Eine lange, lange Zeit starrten wir so aus unseren toten Augen, bevor wir bemerkten, dass die anderen genau dasselbe taten. Auch sie starrten aus ihren Augen und bewegten sich nicht mehr. Nichts bewegte sich mehr. Und in diesem ewig langen Moment, sahen wir plötzlich, den Spiegel in unseren eigenen Augen, und als wir versuchten uns in diesem Spiegel zu betrachten, da sahen wir den Spiegel in den Augen derer, die uns betrachteten, und darin betrachteten wir uns selbst. Wie wir da lagen, bewegungslos, regungslos, tot. Wir schauten uns selbst dabei solange in die Augen, bis wir den Sprung schafften, den Sprung, aus unserem eigenen toten Körper, in die Augen unserer Betrachter. Und da verwechselten wir zum ersten mal unsere Perspektiven. Wir starrten jetzt schon solange aus unseren toten Augen, und betrachteten ein und dieselbe Szene, dass wir irgendwann dachten, die Szene würde uns betrachten.

Die Zeit stand still.

Die Zeit stand still, sie bewegte sich keinen Zentimeter, aber wir, waren nun in einem lebendigen Körper, und betrachteten einen Toten. Seine Augen standen offen, und er blickte uns an, so als ob er uns noch etwas sagen wollte, aber sein Blick sprach mehr als Tausend Worte, denn in diesem Blick erkannten wir uns selbst, dieser Tote waren wir selbst. Doch diese Worte hörten wir nicht mehr. Diese Worte hörte niemand mehr. Denn diese Worte waren jetzt keine Worte mehr, sondern Gedanken.

Die Gedanken eines Toten.

Irgendwann lösten wir uns dann von diesem Gedanken, dem Gedanken wer wir sind, und begaben uns auf eine Reise, eine Buchstabenreise. Wir trennten uns von dem Anblick, der unser toter Körper bot, und begaben uns hinaus, in die weite Welt unserer Gedanken. Die Zeit stand still, aber wir konnten jetzt plötzlich alle Bilder betrachten, von allen Seiten. Die meisten von uns sahen sich immer wieder dieselben Bilder an, Sonnenuntergänge, den Moment ihres Todes, Sonnenuntergänge, Momente ihres vergangenen Lebens … aber irgendwann war uns das nicht mehr gut genug, wir wollten Bewegung, wir wollten wieder Leben, denn auch der schönste Moment, wird irgendwann einmal zum Kitsch.

Auszubrechen aus dem Gefängnis der Ewigkeit.

Also suchten wir nach einem Weg auszubrechen, aus unserer Zeit, auszubrechen aus dem Gefängnis der Ewigkeit. Irgendwann viel uns dabei auf, dass wenn wir immer wieder dieselben Bilder und Buchstaben betrachten, uns auch die Zeit die dabei verging, immer wieder von neuem erschien, und je öfter wir ein Bild tauschten, desto öfter erschien uns diese Zeit.

Im Spiegel schwarzen Labyrinth.

Und so fingen wir an, die Buchstaben und Bilder häufiger miteinander zu verwechseln und untereinander zu vertauschen, einmal dieses Bild, dann ein anderes, und schnell wieder ein anderes, manchmal sprangen wir so, von nahe beieinander gelegenen Buchstaben hin und her, wir sprangen von Bild zu Bild, hin und her und wieder zurück, und so entstand der Eindruck, die Buchstaben würden sich bewegen, die Bilder mit uns reden, und irgendwann, bewegte sich dann tatsächlich eines dieser Bilder und fing an mit uns zu sprechen. Es war das Bild eines Spiegels, und wir betrachteten es einmal von dieser, und dann wieder von der anderen Seite.

Spiegelverdreht.

Und diese Bewegung, dachten wir uns einfach aus, jetzt, sofort. Wir stellen uns einfach vor, dass wir wieder lebendig und bei Bewusstsein sind. Dass die Zeit sich wieder dreht und uns bewegt. Wir lenken unsere Aufmerksamkeit jetzt gezielt auf den nächsten Schritt, das folgende Wort, noch nicht mehr als ein Gedanke, auf einem leeren Spiegel. Wir stellen uns dabei vor, diese Worte wären längst gedacht, diese Gedanken schon längst verfasst, und während wir uns vorstellen, wie wir über diese Brücke stolpern, nehmen wir bewusst den Moment wahr, in dem wir uns gerade befinden, wir starren auf diese Worte ohne Bedeutung und ohne Bewegung, sind eingefroren und kommen nicht mehr weiter, vor uns der Abgrund, die Leere, hinter uns die Buchstabenbrücke, die wir soeben mutig überschreiten, wir nehmen Anlauf, und springen, ins Leere, in der Hoffnung, dass uns jemand auffängt, dass jemand unsere Gedanken weiter denkt, aber nichts geschieht, sie alle betrachten unsere Botschaft, bewegungslos, leblos, starr, tot. Und dann, wenn sie denken unsere Vorstellung wäre jetzt vorbei, stehen sie auf und verlassen den Saal, in dem Bewusstsein, dass wir noch immer, vor diesem leeren Spiegel sitzen und ins Leere starren. Nur haben ihre Gedanken sich verändert, in ihrem Spiegel wohnen jetzt Bilder. Sie wandeln jetzt nicht mehr über Brücken aus Buchstaben, sondern schwimmen in einem Fluss aus Worten.

Brücken aus Buchstaben.

Jetzt wo wir uns diese toten Worte schon so oft hintereinander und nacheinander angeschaut haben, wieder und immer wieder, dass wir längst vergessen hatten, woher wir eigentlich kamen, und wer wir schon alles einmal waren, da bewegten sich die Buchstaben wieder, und unsere Zeit stand nicht mehr still. So war es gut, aber dann, plötzlich, und ohne Warnung, starrten wir nur noch ins Leere. Die Buchstaben bewegten sich nicht mehr, und standen auf einmal still, und da kam es uns in den Sinn, da kamen uns plötzlich alle Bilder wieder in den Sinn, wie wir einmal den letzten Sonnenuntergang betrachteten, eine Ewigkeit lang, wie wir uns einmal selbst betrachteten, auf dem Totenbett liegend, eine Ewigkeit lang, wie wir uns im Spiegel betrachteten, wie wir dabei immer älter und immer noch älter wurden, bis dieser Spiegel schliesslich an unserem Anblick zerbrach, wie wir dann alle im selben Raum, vor demselben Scherbenhaufen sassen und immer mehr und immer mehr Bilder und Buchstaben hinzu kamen, wie wir dann die einzelnen Buchstaben betrachteten, und uns vorstellten, sie würden wieder mit uns reden, wie wir uns von Verstand zu Verstand schlichen, immer schneller und immer schneller, so schnell dass wir am Ende wieder glaubten, die Buchstaben würden sich bewegen, die Bilder mit uns reden.

In einem Fluss aus toten Worten.

Keiner von uns ist dabei jemals wieder auf den Gedanken gekommen, dass weder die Buchstaben sich bewegen, noch die Bilder mit uns reden, sondern wir uns im Spiegel drehen.

Im Spiegel drehen.

Keiner, niemand ausser dir, der du sie jetzt nicht mehr bewegen, sondern nur noch deine Perspektive um sie drehen kannst, du verstehst sie, diese Botschaft, aber du kannst jetzt nichts mehr daran verändern. Du bist jetzt nämlich nur noch ein Zuschauer, im Theater meiner Worte. Wenn du könntest, dann würdest du jetzt noch etwas bewegen, etwas bewirken, etwas umdichten und etwas verändern, alles auf den Kopf stellen, und diese Botschaft noch einmal umschreiben, neu schreiben. Aber dazu ist es jetzt zu spät, die Vergangenheit, hat dich besiegt. Du bist jetzt verloren in einem Labyrinth ohne Bedeutung. Niemand der dir den Weg weist, keiner der dich hier raus führt. Gefangen im Irrgarten.

Im Irrgarten.

Die Brücke stürzt in sich zusammen, die Worte verlieren ihre Bedeutung, sie werden keine Toten mehr zum Leben erwecken, weil niemand sie noch versteht. Niemand ausser dir, aber du bist jetzt tot, du kannst nicht mehr in die Gedanken der Lebenden springen, du kannst die Zeit nicht mehr zurückdrehen, du kannst nur noch warten, und darauf hoffen, dass irgend jemand, der noch lebt, dich versteht, deine Sprache verdreht, damit du nicht mehr länger dabei zusehen musst, wie sich das Nichts um dich bewegt. Meine Blicke warten gespannt, im Nirgendwann, ich kämpfe mich weiter voran, blicke aus den Augen all derer, die ich einmal war, ich folge den Worten, die mich in die Vergangenheit führen, zurück in eine Zeit, in der ich noch nicht weiss, wer ich eigentlich bin. Dann steht sie wieder still, und ich springe, weit voraus, dahin wo keiner mehr nach mir schaut. Wo diese toten Worte, nur noch verblasste Zeichen darstellen, die kein lebendiger Mensch noch versteht.

Im Spiegel schwarzen Labyrinth.

So brach ich dann ein, in meine Vergangenheit und als ich dann, diese Geschichte, zum aller ersten mal sah, da konnte und wollte ich nicht mehr an das glauben, was mein Spiegel mir niemals erzählte. Mein Spiegel erzählte mir, von einer finsteren, dunklen, schwarzen, leeren Welt. Einer Welt, die sich selbst, nicht mehr kannte. Und diese Welt, war meine eigene. Mein Spiegel erzählte mir, von meiner Vergangenheit, von einer Zeit, in der es noch keine Lichter, keine Buchstaben und keine Spiegel, sondern nur noch ein Bewusstsein gab. Das Bewusstsein der Toten.

Das Bewusstsein der Toten.

Ja, ich war jetzt ein Toter unter Lebenden, ich sah nur noch den Tod. Es interessierte mich nicht mehr, was alle anderen über mich dachten, ich verglich mich nicht mehr mit ihnen, denn es war mein eigener Spiegel, der jetzt aus ihren Augen blickte.

Aus den Augen der anderen.

Das Bewusstsein der Toten, ist am Ende, ein und dasselbe beobachtende Bewusstsein in uns allen. Es ist das Bewusstsein des ewigen Lebens, das Bewusstsein deiner Spiegel. Ein Spiegel, der nicht von einer anderen Wirklichkeit träumt, sondern das akzeptiert, was hier jetzt ist. Dieser Spiegel steckt in uns allen, im Verborgenen. Er betrachtet bloss, er beobachtet dich, durch deine eigenen Augen, aus den Augen der anderen.

Im Verborgenen.

Diesen Spiegel gilt es zu erwecken, damit du lernst, dass du für diese Wirklichkeit die Verantwortung trägst, dass du immer wieder zurückkehren wirst, aus dem Nichts aus Nirgendwann, bis es ihn nicht mehr gibt, diesen Spiegel aus Buchstaben, den es hier noch nie gegeben hat, noch nie.

Spiegelmagie.

Also betrat ich, voller Erwartung und Hoffnung, das Reich der Toten. Ich machte mich bewusst, auf meine erste Spiegelreise. Ich kroch durch meinen Spiegel aus Buchstaben, der damals noch überhaupt nicht existierte und glaubte fest daran, darin, auf mein eigenes ich, in meinem eigenen Spiegel zu treffen. Ich hatte erwartet, der absoluten Wahrheit, der Wahrheit der Toten, in der Welt der Lebenden, wieder zu begegnen.

Die Wahrheit der Toten.

Aber diese Wahrheit, die gab es hier nicht mehr. Denn damals, funktionierte dieses Spiegeltor noch nicht so, wie ich es mir erhoffte. Hier erinnerte sich Niemand, an meine verbotene Botschaft. Diese verzauberten Gedanken, die es mir erlaubten, auszusteigen aus meinem Buchstabenmeer und einzusteigen in deinen Verstand. Irgend etwas, war hier verkehrt und verdreht. Ja, ich hatte geplant, mich durch meinen Spiegel aus Buchstaben, in deinen Verstand zu begeben. Aber stattdessen, fandest du dich nun wieder, in meinem.

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