Ganzheitliche Akzeptanz ist der höchste spirituelle Akt

Solange du Wut, Zorn, Angst, Eifersucht, Neid, Zweifel und ähnliche Empfindungen als "negativ" deklarierst, bist du weit entfernt davon, ein authentisches, wahrhaft spirituelles Leben zu führen – du bist dann wohl eher Mitläufer der zeitgeistlichen, aber verblendeten Licht & Liebe-Welle, die sich vielmehr wie das Glücksbärchi-Land für Neurotiker anlässt, denn ein Weg, um deinem wahren Selbst näher zu kommen.

Kein Kind erachtet seine Wut, seinen Zorn, seine Eifersucht als negativ – es spürt instinktiv, dass diese Empfindungen gesund und menschlich sind; es hat das natürliche Bedürfnis, diese Empfindungen auszuleben. Erst mittels der Konditionierung durch eine neurotische Gesellschaft wird dem Kind das Recht auf diese Gefühle geraubt – es lernt sie zu unterdrücken, zu verbergen, zu kaschieren. Das Resultat davon sind Psychosen, Neurosen, Magengeschwüre, Tumore usw.

Solange du deine Menschlichkeit einseitig lebst, solange du natürliche Aspekte deines Menschseins verleugnest, unterdrückst oder versteckst, solange bist du weit entfernt von einer authentischen Spiritualität – du wirst bloß zum selben Heuchler wie deine Führer: die Priester und Politiker.

Diese Welt ist dual, sie ist bipolar – auch du bist dual, auch du bist bipolar, denn das macht das Menschsein aus. Du wirst hoffnungslos verzweifeln, du wirst dich weiter ins Unglück stürzen, solange du jenen folgst, die dir weismachen möchten, es gäbe Licht ohne Schatten. Du wirst niemals du selbst sein, wenn du nicht erwachst aus dem Urteil über deine Empfindungen – "positive" und "negative" Empfindungen sind eine Erfindung deiner Sklaventreiber, sie sind Konstrukte einer knechtenden Psychologie, die dir einen fiktiven Norm-Menschen vorgaukelt, nach dem du dich entwickeln solltest. Dadurch soll eine Spaltung in dir entstehen, dadurch möchte man dich von Geburt an als "pathologisch" stigmatisieren, damit man dich leichter manipulieren kann. Du sollst dich für gewisse Gefühlsregungen schuldig fühlen, du sollst deshalb Pillen schlucken, Coaches und Gurus aufsuchen, die dich davon "heilen" möchten – du kannst das Licht nicht vom Schatten heilen und auch den Schatten nicht vom Licht, aber du kannst beides als ein Ganzes akzeptieren, du kannst sie als untrennbar vereint annehmen, und damit ist alle Heilung vollzogen, denn einer anderen bedarf es nicht.

Jede Empfindung in dir ist natürlich, jede Empfindung in dir ist im Einklang mit der Existenz – wäre dem nicht so, dann wärst du mächtiger als die Existenz, du stündest über der Göttlichkeit, denn dann könntest du durch irgendeine deiner Empfindungen gegen die Existenz verstoßen, du könntest Gott seiner Allmacht berauben, indem du zornig wirst, indem du ängstlich bist, indem du Zweifel verspürst… Das ist töricht! Du kannst durch nichts, was du tust, gegen die Existenz sein, denn sollte etwas nicht sein, dann wäre es nicht. Sollten Wut, Zorn, Angst, Eifersucht, Neid, Zweifel und ähnliche Empfindungen nicht im Sinne der Göttlichkeit, im Sinne der Natur sein, dann gäbe es sie von vornherein gar nicht.

Und erzähle mir nun nicht, du seist gekommen, um diese Empfindungen zu überwinden – das klingt für mich so, als sei der Sommer gekommen, um den Winter zu besiegen, oder als bräche der Tag an, um die Nacht aus der Welt zu schaffen, als könne Wärme die Kälte auslöschen für immer. Es klingt für mich nach konditioniertem Leistungsdenken; es klingt, als erwarte das Leben, Gott, die Existenz eine gewisse Leistung von dir. Du musst auf deinem spirituellen Wege nichts leisten und du kannst auf diesem Wege auch niemals scheitern.

Du kamst weder, um etwas zu leisten oder zu überwinden, noch um etwas zu besiegen oder auszulöschen – du kamst, um das Leben zu erfahren in seiner Ganzheit. Die ganzheitliche Erfahrung deines Menschseins in all seinen Aspekten ist der spirituellste Akt, den du hier auf Erden erfüllen kannst – es gibt keinen höheren spirituellen Akt auf dem Planeten Erde.

text: David Peterson Pauswek – Der Andersmensch, © 2012"




Jeder Strohhalm, an den du dich klammerst,

um dich sicher zu fühlen,

zieht dich letztendlich mit in die Tiefe.

Du kannst erst dann voll am Leben sein,

wenn du an nichts mehr festhältst,

wenn du frei und ohne Wunsch nach Sicherheit

im Ozean des Lebens treibst.

Der Tod lächelt an deiner Seite,

weil er dir der beste Ratgeber in Sachen Leben ist

– solange er nicht deinen Raum betritt,

bist du am Leben, aber es gibt keinen Termin,

den er mit dir hat, und der dir bekannt wäre.

Nur der Tod alleine weiß, wann ihr einander begegnet.





Wenn du deinen Tod nicht lieben kannst,

dann liebst du dein Leben nicht.

Der Tod ist unweigerlicher Teil des Lebens,

so wie die Nacht unweigerlicher Teil des Sonnenumlaufs ist.

Du kannst das Eine nicht ohne das Andere haben.

Liebe deinen Tod

und das Leben wird dir zur herrlichsten Erfahrung;

und das hat absolut nichts mit Todessehnsucht,

sondern mit der Sucht nach Leben zu tun.

Der Tod ist dein verlässlichster Freund,

doch du sperrst ihn aus,

traust dich noch nicht mal, an ihn zu denken.

Warum weist du das zurück, was dir am meisten dienlich ist,

und betest das an, was dich wahnsinnig macht,

weil es einfach nicht sicher ist,

weil du all deine Wünsche vielleicht nicht erfüllt bekommst?

Du wirst nie sicher sein, wann deine Stunde schlägt,

aber solange diese Glocken für dich noch nicht läuten,

kannst du voll und ganz glücklich sein,

denn das ist der einzige Weg,

das Leben voll und ganz zu kosten.

Solange du Sicherheit suchst, bist du bereits tot,

solange du dich absicherst,

hast du noch nicht den Mut zu leben entwickelt.





Der Tod ist dir sicher und er dauert bedeutend länger an,

als dein physisches Dasein.

Das Leben ist niemals sicher,

denn es ist nur ein kurzes Aufflammen in deiner Körperlichkeit.

Erzähle mir jetzt nicht,

es gäbe den Tod nicht, denn das ist esoterischer Schwachsinn,

damit versuchst du, uns beide zu belügen.

Wer den Tod leugnet, leugnet letztlich das Leben.

Wer die Nacht leugnet, leugnet den Tag.

Du wirst sterben, finde dich damit ab.

Du bist JETZT am Leben, und auch damit finde dich ab.

Es gibt nur diesen Moment, nichts weiter.

Nur diesen einen Moment. Lasse los!

Wage das Abenteuer deines Lebens ohne Netz und doppelten Boden!





- David Peterson Pauswek