Kalb
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Paula- Unsere Geschichte
06.06.2012 um 15:17Paula und Ich- Unsere Geschichte.
Wann genau alles anfing, weiß ich gar nicht mehr. Es war wohl das Jahr 2011 und es war Sommer. Ein Tag wie jeder andere, doch hätte ich gewusst, dass dieser Tag mein Leben verändern würde, hätte ich ihn wohl besser in Erinnerung gehalten. Die Sonne schien, es war warm. Ich ging durch den Stall, einfach so, ohne Bedeutung oder ein Vorhaben. Ich lehnte mich erschöpft von der Hitze an das Gitter, das die Kühe vom Futtergang trennte. Was in den darauf folgenden Minuten geschah, sollte mein Leben massiv verändern- positiv wie negativ. Denn dann, trat sie in mein Leben. Nummer 92. Erschrocken fuhr ich herum, denn „jemand“ stupste mich energisch von hinten an. Dann sah ich zum ersten Mal in ihre wunderschönen glasklaren Augen. Ich blickte ihr geradeaus ins Gesicht. Sekunden später, war es auch schon geschehen. Völlig fasziniert hatte sie mich in ihren Bann gezogen. Sie ließ sich, zu meiner Verwunderung, als eine der ganz wenigen in diesem 170- Kuh Betrieb streicheln. Ohne Scheu und ohne Zweifel kuschelte sie sich an meine Hände, ließ sich ausgiebig streicheln und leckte mit ihrer rauen Zunge an meinen Händen. Wie sie mich ansah. Ihr trauriger, leerer Blick. Doch da war dieser Funke Hoffnung. Hätte ich gewusst, dass dieser Funke einige Monate später ersticken sollte, so hätte ich mich wohl anders verhalten. Die Wärme, die sie ausstrahlte, zog mich an. Ich konnte nicht anders, ich speicherte ihre Ohrmarken- Nummer in meinem Handy. Wenige Wochen später, hatte ich gemerkt, dass es nicht notwendig war die Nummer im Handy zu speicher, denn ich bekam sie nicht mehr aus dem Kopf. Während sie sich zufrieden ihrem Futter zuwendete, ging ich. Als ich ungefähr am Ende des Stalles war drehte ich mich noch einmal um, zu meiner Verwunderung sah sie mich an. Sie sah mir nach. Ein völlig fremdes Gefühl beschlich mich. Es war neu und ich musste wissen was es war.
Nur ein paar Tage nach meiner „Entdeckung“ sollte dann schon der erste Niederschlag über mich kommen. Der Besitzer von „Nummer 92“ sagte mir, dass diese Kuh nicht mehr tragend wird, dass hieß, dass sie in absehbarer Zeit nicht genügend Milch produzieren würde, denn sie bekam kein Kalb mehr. Doch dies würde sich noch heraus stellen. Die Chancen, dass sie tragend war, waren gering, aber ich habe jede einzelne Sekunde geglaubt, dass es doch ein gutes Ende nehmen würde. Denn, sie war mir wichtig geworden. Nun, einige Wochen später, war der Gang in den Stall, immer mit einem Besuch bei Nummer 92 verbunden. Ich hatte den Eindruck, sie wartete, und sie kam auch immer ans Gitter wenn sie mich sah oder hörte. Nummer 92, die inzwischen Paula hieß, war ein großer Teil meines Lebens geworden. Die Besuche bei ihr wurden länger und schöner. Es entwickelte sich sowas zwischen uns. Und das Gefühl, welches mir so fremd war, wurde stärker. Später war mir klar, was das Gefühl bedeutete und inzwischen habe ich mich daran gewöhnt. Liebe. Es war bedingungslose, unwiderrufliche Liebe. Hätte ich gewusst, dass Liebe als eine rundliche, gewöhnliche Milchkuh auf mich zu käme, hätte ich mich für verrückt erklärt. Und ich spürte, ich wollte sie nie wieder loslassen. Von Tag zu Tag, von Woche zu Woche, von Michkontrolle zu Michkontrolle mischte sich da noch ein anderes Gefühl mit. Es war Trauer, denn inzwischen hatte ich mich darauf vorbereiten müssen, das meine allerliebste Paula, irgendwann von mir gehen würde, und wann irgendwann wäre, könnte mir wohl niemand sagen, aber ich wusste, rein theoretisch könnte ich jeden Morgen aufwachen, und es würde mir die Nachricht überbracht werden können, Paula würde gehen. Trotzdem war die Zeit die ich mit meiner geliebten Kuh verbrachte, nicht umsonst. Ich habe doch so viel gelernt. Sie hat mir so viel erzählt. All die Trauer in ihrem kleinen Herzen, und nicht selten weinte ich mit ihr, und um sie. Unweigerlich musste ich mich mit dem Tod auseinandersetzen. Denn würde sie einmal gehen, würde sie nicht wieder kommen, und dies war mir vom ersten Tag an bewusst.
Ich habe einen anderen Blickwinkel auf diese Nutztiere bekommen. Dank Paula ging ich nicht mehr in den Stall und sah die Kühe fröhlich ihr Futter verzehren und wie sie doch glücklich waren leben zu dürfen. Nein, mir wurde klar, dass dies kein Leben war. Dennoch fand ich dort nicht alles schlecht, nein vieles überzeugte mich und manche Dinge konnte ich nachvollziehen. Die erste Zeit, hasste ich alle Menschen, die den Tieren ihr Leben raubten, die sie zwangen Milch zu produzieren und die die Mütter von den Kälbern trennten, und Schlachter erst recht. Doch je mehr ich mich damit auseinandergesetzt habe, verstand ich. Für Paula. Die Dinge sind so und werden immer so bleiben, niemand kann und wird etwas daran ändern können. Es ist doch gut. Paula würde zum Schlachter gehen. Natürlich hätte ich alles dafür getan, dass dies verhindert wird. Doch mir wurde klar, dass ging nicht. Wenn jeder eine Kuh, die keinen Nutzen für die Menschen mehr macht, verschonen möchte, würde dies vorne und hinten nicht funktionieren. Wer bezahlt denn das Futter für die Kuh, die Tierarztkosten? Niemand. Wer isst denn diese Lebewesen und deren Produkte? Wir alle. Wir essen das Fleisch, trinken die Milch, essen Butter Käse und alles was Kühe herstellen. Niemand würde wohl auf alles Tierische verzichten wollen. Und alles dies, erzählte ich Paula. Schritt für Schritt. Und ich glaube, mit der Zeit hat sie auch verstanden, dass es ihre Bestimmung ist, zu gehen. Für die Menschen. Und das sie dies verstehen musste, brach mir fast das Herz. Viele Tränen flossen. Ich bin sicher, sie hat auch geweint. Innerlich.
An einem Tag, verregnet und eigentlich hatte ich miese Laune, erfuhr ich dann endgültig das Paula wohl gehen würde. Eigentlich machte es nicht viel mit mir. Nur dieses eine Wort machte mich wahnsinnig wütend: Weg. Es hieß, sie ginge weg. Man kann es sich auch schön reden, keine Frage. Doch sie ging nicht nur weg, nein, sie würde geschlachtet werden. Dann ging ich zu ihr. Ich musste mich wirklich beherrschen, um nicht gleich voll loszuheulen. Ich zitterte am ganzen Körper. Jede Faser meines Körpers war angespannt, dies führte dazu, dass ich mich zu Tode erschrak, als Paula sich von mir abwand. Ich konnte die Welt nicht verstehen, Paula, meine liebste, allerliebste Kuh, sah mich nicht mehr an. Und das schlimmste war, ich konnte sie verstehen. Denn sie wusste, warum ich an diesem Tag so angespannt und „anders“ zu ihr kam. Sie wusste es direkt. Ich würde nicht mehr schlafen können, wenn ich wüsste, bald müsste ich sterben. So früh und völlig unschuldig. Sie würde in den Tod fahren müssen. In einem engen Hänger, und sie würde Angst haben. Was kommt nach dem Tod? Ist sterben leicht, friedlich? Ich rannte aus dem Stall. Ich konnte das nicht sehen, diese Traurigkeit. Sie würde mir nie wieder verzeihen, da war ich mir so sicher. Und doch, als ich das nächste Mal in den Stall kam, wartete sie bereits. Ich sah es ihr an, sie wollte reden. Ich setzte mich zu ihr neben sie in eine Liege Box. Sie hat mir einfach ihr ganzes Herz ausgeschüttet. Sie musste nichts sagen. Ein paar Gesten, wenige Blicke, das genügte. Dann legte sie ihren Kopf in meine Hände. Ein Geschenk. Ihr Vertrauen. Dann sah ich sie. Den schwarzen Kopf, mit dem weißen großen Dreieck mitten darauf. Die langen Haare, die ihre Stirn bedeckten, die flauschigen Ohren und die nasse, gräuliche Nase. Und ich wusste, ich würde sie aus ganzem Herzen vermissen. Jeden Augenblick mit ihr wollte ich nicht mehr missen wollen, doch es ging nicht anders. Ich glaub es war jetzt leichter für sie. Ich wusste wie sie sich fühlt, was sie durchmacht, auch wenn ich es nicht im Geringsten nachempfinden konnte. Ich ging, die nächsten zwei Wochen waren eine Qual. Denn sie würde gehen. Für immer. Was so wunderschön begonnen hatte, würde grausam enden. Doch es gab keine Wahl, es war von Anfang an so bestimmt gewesen. Der Tag kam, ich musste mich verabschieden. Die letzte Berührung, der letzte Blick, der letzte gemeinsame Moment. All die schönen Momente gingen mir noch einmal durch den Kopf.
NEIN! Es hatte sich alles gelohnt! Jede verdammte Sekunde, die ich bei dir war, war lebenswert und jeder noch so graue Tag hatte seinen Grund. Alles was du mir gegeben hast war ehrlich und alles was ich dir versucht habe zu geben, war Verständnis, Liebe, Schutz und ein offenes Ohr, eine Schulter zum anlehnen und vielleicht einen Sinn im Leben. Und nun war der Tag da, Lebe wohl zu sagen, für immer. Alles andere als leicht. Doch ich war vorbereitet, du auch. Wir haben es gewusst. Und darum habe ich auch nicht geweint. Ich habe nicht um die Zeit geweint, sondern gelächelt, weil die Zeit so wunderschön war.
Dann warst du auf einmal weg. Der Stall, so leer, so leblos, kein Grund ihn zu betreten. Er war grau und alles war so unwirklich. Grade warst du noch da, und jetzt, jetzt bist du bei den Engeln. Sitzt auf einer rosa Wolke, (du magst doch rosa? Scheiße..ich weiß deine Lieblingsfarbe nicht) oder auf einer Wolke mit der Farbe deiner Wahl, und siehst herab auf uns, auf uns Menschen und Tiere. Und sicher siehst du auch mich, und sicher auch die Träne die ich um dich und um uns weine. Ich vermisse dich. Unsere gemeinsamen Stunden. Ich frage mich, ob es dir gut geht. Aber eigentlich kenne ich die Antwort. Du gibst dich doch mit so wenig zufrieden. Wie ist sterben? Ist sterben friedlich, ist sterben leicht? Nun sitze ich alleine hier, in der Welt, im Chaos. Frage mich wo du bist. Ich brauche dich. Du hast mir alles bedeutet. Paula, du bist das Beste was mir je passiert ist. Jetzt sehe ich in den Himmel, bei Nacht, und ich sehe deinen Stern, der mir den Weg zeigt und mir in dunklen Zeiten leuchtet. Ich danke dir. Weil du mir gezeigt hast, wie wertvoll das Leben ist. Ich werde dich niemals vergessen.
Wann genau alles anfing, weiß ich gar nicht mehr. Es war wohl das Jahr 2011 und es war Sommer. Ein Tag wie jeder andere, doch hätte ich gewusst, dass dieser Tag mein Leben verändern würde, hätte ich ihn wohl besser in Erinnerung gehalten. Die Sonne schien, es war warm. Ich ging durch den Stall, einfach so, ohne Bedeutung oder ein Vorhaben. Ich lehnte mich erschöpft von der Hitze an das Gitter, das die Kühe vom Futtergang trennte. Was in den darauf folgenden Minuten geschah, sollte mein Leben massiv verändern- positiv wie negativ. Denn dann, trat sie in mein Leben. Nummer 92. Erschrocken fuhr ich herum, denn „jemand“ stupste mich energisch von hinten an. Dann sah ich zum ersten Mal in ihre wunderschönen glasklaren Augen. Ich blickte ihr geradeaus ins Gesicht. Sekunden später, war es auch schon geschehen. Völlig fasziniert hatte sie mich in ihren Bann gezogen. Sie ließ sich, zu meiner Verwunderung, als eine der ganz wenigen in diesem 170- Kuh Betrieb streicheln. Ohne Scheu und ohne Zweifel kuschelte sie sich an meine Hände, ließ sich ausgiebig streicheln und leckte mit ihrer rauen Zunge an meinen Händen. Wie sie mich ansah. Ihr trauriger, leerer Blick. Doch da war dieser Funke Hoffnung. Hätte ich gewusst, dass dieser Funke einige Monate später ersticken sollte, so hätte ich mich wohl anders verhalten. Die Wärme, die sie ausstrahlte, zog mich an. Ich konnte nicht anders, ich speicherte ihre Ohrmarken- Nummer in meinem Handy. Wenige Wochen später, hatte ich gemerkt, dass es nicht notwendig war die Nummer im Handy zu speicher, denn ich bekam sie nicht mehr aus dem Kopf. Während sie sich zufrieden ihrem Futter zuwendete, ging ich. Als ich ungefähr am Ende des Stalles war drehte ich mich noch einmal um, zu meiner Verwunderung sah sie mich an. Sie sah mir nach. Ein völlig fremdes Gefühl beschlich mich. Es war neu und ich musste wissen was es war.
Nur ein paar Tage nach meiner „Entdeckung“ sollte dann schon der erste Niederschlag über mich kommen. Der Besitzer von „Nummer 92“ sagte mir, dass diese Kuh nicht mehr tragend wird, dass hieß, dass sie in absehbarer Zeit nicht genügend Milch produzieren würde, denn sie bekam kein Kalb mehr. Doch dies würde sich noch heraus stellen. Die Chancen, dass sie tragend war, waren gering, aber ich habe jede einzelne Sekunde geglaubt, dass es doch ein gutes Ende nehmen würde. Denn, sie war mir wichtig geworden. Nun, einige Wochen später, war der Gang in den Stall, immer mit einem Besuch bei Nummer 92 verbunden. Ich hatte den Eindruck, sie wartete, und sie kam auch immer ans Gitter wenn sie mich sah oder hörte. Nummer 92, die inzwischen Paula hieß, war ein großer Teil meines Lebens geworden. Die Besuche bei ihr wurden länger und schöner. Es entwickelte sich sowas zwischen uns. Und das Gefühl, welches mir so fremd war, wurde stärker. Später war mir klar, was das Gefühl bedeutete und inzwischen habe ich mich daran gewöhnt. Liebe. Es war bedingungslose, unwiderrufliche Liebe. Hätte ich gewusst, dass Liebe als eine rundliche, gewöhnliche Milchkuh auf mich zu käme, hätte ich mich für verrückt erklärt. Und ich spürte, ich wollte sie nie wieder loslassen. Von Tag zu Tag, von Woche zu Woche, von Michkontrolle zu Michkontrolle mischte sich da noch ein anderes Gefühl mit. Es war Trauer, denn inzwischen hatte ich mich darauf vorbereiten müssen, das meine allerliebste Paula, irgendwann von mir gehen würde, und wann irgendwann wäre, könnte mir wohl niemand sagen, aber ich wusste, rein theoretisch könnte ich jeden Morgen aufwachen, und es würde mir die Nachricht überbracht werden können, Paula würde gehen. Trotzdem war die Zeit die ich mit meiner geliebten Kuh verbrachte, nicht umsonst. Ich habe doch so viel gelernt. Sie hat mir so viel erzählt. All die Trauer in ihrem kleinen Herzen, und nicht selten weinte ich mit ihr, und um sie. Unweigerlich musste ich mich mit dem Tod auseinandersetzen. Denn würde sie einmal gehen, würde sie nicht wieder kommen, und dies war mir vom ersten Tag an bewusst.
Ich habe einen anderen Blickwinkel auf diese Nutztiere bekommen. Dank Paula ging ich nicht mehr in den Stall und sah die Kühe fröhlich ihr Futter verzehren und wie sie doch glücklich waren leben zu dürfen. Nein, mir wurde klar, dass dies kein Leben war. Dennoch fand ich dort nicht alles schlecht, nein vieles überzeugte mich und manche Dinge konnte ich nachvollziehen. Die erste Zeit, hasste ich alle Menschen, die den Tieren ihr Leben raubten, die sie zwangen Milch zu produzieren und die die Mütter von den Kälbern trennten, und Schlachter erst recht. Doch je mehr ich mich damit auseinandergesetzt habe, verstand ich. Für Paula. Die Dinge sind so und werden immer so bleiben, niemand kann und wird etwas daran ändern können. Es ist doch gut. Paula würde zum Schlachter gehen. Natürlich hätte ich alles dafür getan, dass dies verhindert wird. Doch mir wurde klar, dass ging nicht. Wenn jeder eine Kuh, die keinen Nutzen für die Menschen mehr macht, verschonen möchte, würde dies vorne und hinten nicht funktionieren. Wer bezahlt denn das Futter für die Kuh, die Tierarztkosten? Niemand. Wer isst denn diese Lebewesen und deren Produkte? Wir alle. Wir essen das Fleisch, trinken die Milch, essen Butter Käse und alles was Kühe herstellen. Niemand würde wohl auf alles Tierische verzichten wollen. Und alles dies, erzählte ich Paula. Schritt für Schritt. Und ich glaube, mit der Zeit hat sie auch verstanden, dass es ihre Bestimmung ist, zu gehen. Für die Menschen. Und das sie dies verstehen musste, brach mir fast das Herz. Viele Tränen flossen. Ich bin sicher, sie hat auch geweint. Innerlich.
An einem Tag, verregnet und eigentlich hatte ich miese Laune, erfuhr ich dann endgültig das Paula wohl gehen würde. Eigentlich machte es nicht viel mit mir. Nur dieses eine Wort machte mich wahnsinnig wütend: Weg. Es hieß, sie ginge weg. Man kann es sich auch schön reden, keine Frage. Doch sie ging nicht nur weg, nein, sie würde geschlachtet werden. Dann ging ich zu ihr. Ich musste mich wirklich beherrschen, um nicht gleich voll loszuheulen. Ich zitterte am ganzen Körper. Jede Faser meines Körpers war angespannt, dies führte dazu, dass ich mich zu Tode erschrak, als Paula sich von mir abwand. Ich konnte die Welt nicht verstehen, Paula, meine liebste, allerliebste Kuh, sah mich nicht mehr an. Und das schlimmste war, ich konnte sie verstehen. Denn sie wusste, warum ich an diesem Tag so angespannt und „anders“ zu ihr kam. Sie wusste es direkt. Ich würde nicht mehr schlafen können, wenn ich wüsste, bald müsste ich sterben. So früh und völlig unschuldig. Sie würde in den Tod fahren müssen. In einem engen Hänger, und sie würde Angst haben. Was kommt nach dem Tod? Ist sterben leicht, friedlich? Ich rannte aus dem Stall. Ich konnte das nicht sehen, diese Traurigkeit. Sie würde mir nie wieder verzeihen, da war ich mir so sicher. Und doch, als ich das nächste Mal in den Stall kam, wartete sie bereits. Ich sah es ihr an, sie wollte reden. Ich setzte mich zu ihr neben sie in eine Liege Box. Sie hat mir einfach ihr ganzes Herz ausgeschüttet. Sie musste nichts sagen. Ein paar Gesten, wenige Blicke, das genügte. Dann legte sie ihren Kopf in meine Hände. Ein Geschenk. Ihr Vertrauen. Dann sah ich sie. Den schwarzen Kopf, mit dem weißen großen Dreieck mitten darauf. Die langen Haare, die ihre Stirn bedeckten, die flauschigen Ohren und die nasse, gräuliche Nase. Und ich wusste, ich würde sie aus ganzem Herzen vermissen. Jeden Augenblick mit ihr wollte ich nicht mehr missen wollen, doch es ging nicht anders. Ich glaub es war jetzt leichter für sie. Ich wusste wie sie sich fühlt, was sie durchmacht, auch wenn ich es nicht im Geringsten nachempfinden konnte. Ich ging, die nächsten zwei Wochen waren eine Qual. Denn sie würde gehen. Für immer. Was so wunderschön begonnen hatte, würde grausam enden. Doch es gab keine Wahl, es war von Anfang an so bestimmt gewesen. Der Tag kam, ich musste mich verabschieden. Die letzte Berührung, der letzte Blick, der letzte gemeinsame Moment. All die schönen Momente gingen mir noch einmal durch den Kopf.
NEIN! Es hatte sich alles gelohnt! Jede verdammte Sekunde, die ich bei dir war, war lebenswert und jeder noch so graue Tag hatte seinen Grund. Alles was du mir gegeben hast war ehrlich und alles was ich dir versucht habe zu geben, war Verständnis, Liebe, Schutz und ein offenes Ohr, eine Schulter zum anlehnen und vielleicht einen Sinn im Leben. Und nun war der Tag da, Lebe wohl zu sagen, für immer. Alles andere als leicht. Doch ich war vorbereitet, du auch. Wir haben es gewusst. Und darum habe ich auch nicht geweint. Ich habe nicht um die Zeit geweint, sondern gelächelt, weil die Zeit so wunderschön war.
Dann warst du auf einmal weg. Der Stall, so leer, so leblos, kein Grund ihn zu betreten. Er war grau und alles war so unwirklich. Grade warst du noch da, und jetzt, jetzt bist du bei den Engeln. Sitzt auf einer rosa Wolke, (du magst doch rosa? Scheiße..ich weiß deine Lieblingsfarbe nicht) oder auf einer Wolke mit der Farbe deiner Wahl, und siehst herab auf uns, auf uns Menschen und Tiere. Und sicher siehst du auch mich, und sicher auch die Träne die ich um dich und um uns weine. Ich vermisse dich. Unsere gemeinsamen Stunden. Ich frage mich, ob es dir gut geht. Aber eigentlich kenne ich die Antwort. Du gibst dich doch mit so wenig zufrieden. Wie ist sterben? Ist sterben friedlich, ist sterben leicht? Nun sitze ich alleine hier, in der Welt, im Chaos. Frage mich wo du bist. Ich brauche dich. Du hast mir alles bedeutet. Paula, du bist das Beste was mir je passiert ist. Jetzt sehe ich in den Himmel, bei Nacht, und ich sehe deinen Stern, der mir den Weg zeigt und mir in dunklen Zeiten leuchtet. Ich danke dir. Weil du mir gezeigt hast, wie wertvoll das Leben ist. Ich werde dich niemals vergessen.