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Das Problem sind Knebelverträge, mit denen sämtliche Weiterverwertungen einmal geschriebener Texte an Verlage abgetreten werden sollen. Sei es Weiterverwertung im Internet, in Tageszeitungen, die mit den Zeitungen verschwistert sind, wo der Text zuerst erschienen ist, sei es sogar in Büchern oder in Online-Archiven, die zwar von Nutzern bezahlt werden müssen, die etwas suchen wollen, aber von diesem Geld nichts an die Autoren weitergeben, die all die schönen archivierten Texte geschrieben haben. Das ist die Kostenlos-Kultur, die tatsächlich zu geißeln wäre.
Als Fernsehautor wiederum leuchtet es mir absolut kein bisschen ein, warum etwa “Tatort”-Autoren überhaupt einen offenen Brief zum Thema bösböse Gratiskultur schreiben sollten. Werden Fernsehautoren für ihre Bücher nicht schon bei Abnahme bzw. Ausstrahlung bezahlt? Ich jedenfalls schon. Mit ist es persönlich eher schnurz, ob sich jemand das runterlädt, was ich geschrieben habe — mein Geld habe ich dann schon bekommen. Und zwar nachdem ich einen Total-Buyout-Vertrag unterschrieben habe, der mir sämtliche Verwertungsrechte abgenommen hat.
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Ich sehe, dass Menschen in meiner Umgebung den Glauben an den Rechtsstaat (wo nicht die Zivilisation) verlieren, weil sie sich einmal dusseligerweise eine CD mit 100 Stücken deutscher Unterhaltungsmusik aus dem Netz gezogen haben (um sie im Büro als Hintergrundbeschallung statt Radio abzuspielen) und nun Monat für Monat von immer neuen Verbrecher-Kanzleien Abmahnungen über je 400.- Euro erhalten. Kein Ende abzusehen.
Und ich sehe freie Autoren, die trotz größtem Arbeitseifer kaum noch Honorare erhalten, von denen sie leben können, weil Verlage mittlerweile ihre Qualitätszeitungen von Rentnern und Freiwilligen kostenlos vollschreiben lassen (“Leserreporter”). Das sind, ich wiederhole mich, die Verlage, die fremder Leute Texte ungefragt an Dritte verscherbeln. Und anschließend über die Kostenloskultur heulen.

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