Taln.Reich
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Die Reise der TMSC Belgrad Teil 2: Die Reise ins Nichts
24.03.2012 um 10:30Nach langer Pause habe ich mich entschlossen, die Kurzgeschichte "Die Reise der TMSC Belgrad" endlich wieder Fortzusetzen. Es folgt der dritte Teil.
Personenliste: http://www.allmystery.de/blogs/Taln.Reich/die_reise_der_tmsc_belgrad__personenliste
Was bisher geschah: http://www.allmystery.de/blogs/Taln.Reich/die_reise_der_tmsc_belgrad_teil_i_:_der_belgradv
http://www.allmystery.de/blogs/Taln.Reich/die_reise_der_tmsc_belgrad_teil_1:_der_belgradvor
eine Hintergrundinformation zum Romanuniversum, die für das richtige Verständnis wichtig ist: http://www.allmystery.de/blogs/Taln.Reich/genetische_manmanipulationen_im_romanuniversum
....Fortsetzung:
2876, TMSC Belgrad, interstellarer Raum
Der Wecker riss John aus seinen Schlaf, und er stand auf. Sein Blick fiel auf dem Kalender, der ihm sagte, dass es nun schon fünf Jahre waren, seit jenen verhängnisvollen Januartag. Fünf Jahre... Aber nur für die Belgrad, für den Rest des Universums war ein volles Jahrhundert vergangen. John machte sich fertig, und ging durch die Korridore zum Antriebskontrollraum, der seit der Aktivierung des Bussardantriebs sein Arbeitsplatz war. Auf den Gängen begegnete ihn niemand, aber das war nicht sonderlich verwunderlich, denn trotz der kleinen Bevölkerungsexplosion, die einige Besatzungsmitglieder, die schon Zuhause Singel gewesen waren, veranstaltet hatten, waren weniger als 10.000 Personen auf diesem Schiff, dass für eine Millionen ausgelegt worden war. John erreichte den Antriebskontrollraum und überprüfte, wie jeden Tag, die Wete und trug sie in das Pad ein. Beschleunigung, Sammelrate, Umwandlungsniveau, Energielevel... alle Werte waren so, wie sie dem Plan nach hätten sein sollen. 'Erstaunlich' dachte John 'wir fliegen weit enger an der Lichtgeschwindigkeit, als wofür dieses Schiff ausgelegt ist, und doch ist es fast so, als wäre es nie für etwas anderes konstruiert worden.' Mit dem Druck auf das Auswertungsicon des Pads, dass, wie erwartet, keine gefährlichen Tendenzen zu melden hatte, waren Johns Aufgaben für heute mehr oder weniger erfüllt. John setzte sich, wie jeden Tag, auf den Stuhl vor den Konsolen und wartete auf den Notfall, der niemals kam.
Während John so wartete, versuchte er, sich an Susanne zu erinnern. Doch jedesmal, wenn er ihr Bild in seinem Kopf zusammensetzte, zerfloß es wie Sand. Ihre letzte Holomail hatte er vor Monaten erhalten, anläßlich von Thomas Geburt. Und in der Holomail hatte sie erklärt, dass sie nun, da er zu weit weg war, als dass noch eine Antwort zu erwarten wäre, ein neues Leben anfangen würde. Seitdem war sie stumm, und John schätzte, dass sich daran nichts mehr ändern würde. Natürlich hatte John eine Antwort geschickt, doch ihm war klar gewesen, dass aufgrund der großen Entfernung Susanne diese Antwort niemals erhalten würde. Die Heimat war fort, weg für alle Zeiten. John rief seufzend auf dem Holoprojektor die letzte Mail auf, doch gerade, als Susanne die erste Silbe sagte, ging die Tür hinter Johnn auf, und seine Hand schnellte zum Pauseicon, und so kam Susanne nicht über das erste Wort hinaus. John drehte sich um, um zu sehen, wer ihn störte. Es war Christine mit ihren Wägelchen Putzrobotern. Er sah zu, wie sie die Putzroboter absetzte, und erwartete, dass sie danach wieder ging, was sie aber nicht tat. "Ist irgendetwas?" fragte John. "Was? Nein, eigentlich nicht. Aber ich kann die Robies einfach nicht mehr alleine lassen, die Kinder machen sich jedesmal einen Heidenspaß daraus, die armen Dinger auf den Rücken zu legen, und ich darf dann wieder Stunden nach einen nicht vorhanden Fehler suchen." Christine bemerkte das in der Pause eingefrorene Hologramm. "Ist das Susanne?" John nickte. Christine gin schauend um das Hologramm herum. "Weißt du, dass du mir nie ein Bild von ihr gezeigt hast? Das ist das allererste mal, dass ich sie sehe." John dachte kurz nach, und kam zu dem schluss, dass Christine recht hatte. Die beendete ihre Umkreisung, und blieb mit den Blicken an Susanns Augen hängen. "Du hast mir nie erzählt, dass sie genetisch manipuliert wurde." bemerkte sie mit Blick auf die Kreuzschlitzförmigen Pupillen. John zuckte mit den Schultern. "Ich weiß doch, dass du davon nichts hälst. Außerdem war es nicht sie, sondern ihr Ur-Ur-Großvater." Auf Christines fragende Blicke entgegnete er "und der ist auch nur durch einen glücklichen Zufall an das Geld gekommen. Und wenn man von diesen Augen absieht, ist auch nichts übrig von der Manipulation." Christine meinte Abschätzig "Na wenigstens sieht es nicht grotesk aus." Sie schwiegen wieder, während der Robtoer sich gerade an die letzten hartnäckigen Stellen machte. "Und, wie sieht es bei dir aus mit den Daheimgebliebenen?" "Furchtbar. Felipe ist wieder rückfällig geworden und..." christine schüttelte den Kopf. "Nein, das erzähle ich dir besser nicht, es würde dich nur deprimieren." Der Roboter kehrte zurück, und Christine legte ihn sorgsam in das Wägelchen zurück. "Ach ja," meinte Christine noch vor dem rausgehen "Remy hält heute wieder eine Party ab, anlässlich des fünften Jahres unserer Reise und der morgigen Schubumkehr. Wäre vielleicht eine Gelegenheit für dich, mal jemand neues kennezulernen." "Erstens: welcher Remy? Zweitens: Wozu? Ich liebe Susanne, ich brauche niemand neuen." "Zu erstens: ich habe nicht auf den Ringerfinger geachtet" (Seit etwa einen Jahr konnte man die beiden Remys daran auseinanderhalten, dass Francois geheiratet hatte und seit dem einen Ring trug) "Und was zweiteres angeht: das Leben geht weiter. Ich bin sicher, dass ihre Nachricht, dass sie sich schon jemand anders gesucht hat, bald eintreffen wird." Christine ging, und John meinte, zum leeren Raum. "Nein, wird sie nicht. Sie ist längst da." Dann sah sich John die Nachricht nochmal an, doch das einzige, was diesmal hängenblieb, waren die letzten Sätze. "Ich werde dich immer lieben, doch mein Leben muss weitergehen. Ich kann nicht ewig so leben, im wissen, dass ich dich nie wieder sehen werde." Beim letzten Mal hatten diese beiden Sätze sich angehört wie eine Entschuldigung, doch nun klangen sie wie eine Erlaubnis.
John war, wie Finney ihn gebeten hatte, in den vor drei Jahren eingerichteten Sensorkontrollraum eingetreten, und fand, wie bislang jeder, der in den Raum gekommen war, Finney bei der Arbeit am Holoprojektor vor. Nicht weniger fragten sich ob, und wenn ja, wann, Finney angesichts seiner ständigen Arbeit eigentlich ass und schlief. "Also, was gibt es, Finney?" fragte John, dem es schon in der Erwartung grauste, gleich wieder dieses viel zu schnell vorgetragene Geplapper, dass Finney sich einfach nichtg abgewöhnen konnte, zu vernehmen. Zum Glück fasste Finney sich diesmal kurz, was aber nichts an seiner Sprechweise änderte. "Was weißt du über das Planetensystem vor uns?" John zuckte mit den Schultern. "Nur, was in der astronomishcen Datenbank stand. Zwergstern des K-Typs, mindestens 7 Planeten, davon ein Gasriese und ein terrestrischer Planet, mit starken Biomarkern im Absorptionsmuster. Der ist schon ewig für eine Expedition der Forshcungsraumflotte vorgemerkt, aber bisher war noch keine Crew bereit, so weit zu fliegen." Finney nickte. "Soweit ist das zwar alles richtig, was das allgemein Bekannte angeht, aber was du nicht weißt ist, dass, kurz vor unserer Abreise ein deutlicher Anstieg an Verbrennungsprodukten in der Athmosphäre verzeichnet wurde, eine Tendenz, die sich wähgrend unseres Fluges bisher noch verstärkt hat, was wiederum auf eine stark wachsende industrielle Zivilisiation schließen lässt." "Du meinst..." setzte John zum Sprechen an, doch Finney plapperte munter weiter auf seine entnervende Art. "Zudem habe ich kürzlich eine Strahlung im Radiobereich eindeutig künstlichen Ursprungs entdeckt, dass von diesem Planetensystem ausgeht, was wiederum die Hypothese mit der entstehenden Zivilisation bestärkt, und vermuten lässt, dass wir bei unserer Ankunft eine technische Zivilisation mit Raumfahrt, vielleicht sogar schon auf interplanetaren Skalen, vorfinden werden, was uns sehr helfen könnte bei..." John schnitt Finney mittels einer eindeutigen Handgeste das Wort ab. Der unerträgliche Redeschwall verstummte. Dennoch hielt John den Finger erhoben, zur Forderung an Finney, sich kurz zu fassen. "Damit das klar ist" sagte John "Wir reden von Aliens, so wie bei der eridanischen Struve-Mission?" "Nein, nicht wie bei Struve 1321. Die Aliens, denen man dort begegnete, waren auf einen ziemlich primitiven entwicklungsstand, verfügten gerade mal über einfache Steinwerkzeuge. Die Aliens, in deren System wir in fünf Jahren einbremsen, sind dagegen hoch entwickelt, stehen womöglich sogar schon an der Schwelle zum Interplanetarzeitalter." "Und du bist ganz sicher, dass die Radiostrahlung künstlichen Ursprungs ist?" "Kein Zweifel möglich, es gelang mir bereits, Teile der Sprache, sofern man bei derartig vom Menschen verschiedenen Mundwerkzeugen von einer Sprache reden kann, zu übersetzen." "Und wieso" fragte John "erzählst du das alles mir und nicht Francois, Jean oder Herbert? Du weißt doch, dass ich immer noch als Verantwortlicher für unsere Misere gelte. Weshalb mein Einfluss an Bord praktisch Null ist." John blickte missmutig zur Decke "immer noch." "Ich richte mich an dich, weil die beiden Remys das nie im Leben verstehen würden, Und Herbert? Du kennst doch Herbert, wenn wir dem davon erzähle kommt der erstmal mit den Protokollen und Formularen für den Kontakt mit fremden Lebensformen, und das ist ein Berg locker so hoch wie die Belgrad." Da musste John Finney recht geben. Herbert, ein kleiner bürokratischer Mann mit näselnder Stimme, nahezu nicht vorhandener Phantasie, allenfalls minimalen Gefühlsregungen und schier unerträglicher Pedanterie, war das genaue Ebenbild von Johns Vorstellung eines bürokratischen Buchhalters. Denn genau das war Herbert gewesen, bevor die Belgrad ihn von seinen geregelten Leben und seinen geliebten Formularen weg gerissen hatte. Wieso er dann in der Sensorüberwachung gelandet war, war John allerdings rätselhaft. "Okay." sagte John. "Heute veranstalten die Remys wieder eine ihre allabendlichen Partyabenden, und da werde ich es ihnen schonend erzählen." "Nein!" sagte Finney mit bisher ungekannter Nachdrücklichkeit. "Sag es niemanden! Die beiden Remys würden wieder nur anfangen, sich zu streiten, und ihre Anhänger aufeinanderzuhetzen, wir müssen mit dieser Neuigkeit warten, bis sich die Situation beruhigt." John runzelte die Stirn. "Wann soll das sein? Die beiden haben sich schon immer gestritten, entspannen wird sich höchstens was, wenn einer von den beiden nicht mehr da wäre. Ich wüsste nicht, wie wir das erreichen sollen. Und ewig verschweigen können wir die Entdeckung auch nicht."
Die Party war in vollen Gange, und Jean, der sie ausrichtete, kam gar nicht daraus heraus, alle Gäste mit irgendwelchen Lobhudeleien über die Bedeutung des Augenblicks (als ob er morgen nicht wieder eine Party anlässlich der Schubumkehr schmeißen würde). John kam sich in dem Trubel ziemlich verloren vor. natürlich, er war schon desöfteren auf den Partys der beiden Remys gewesen, doch niemals mit einem bedeutenden Geheimnis. Was, wenn er sich verplapperte? Wieso war er überhaupt hier? Dann fiel ihm das Gespräch mit Christine vom morgen wieder ein. 'Ein neues Leben anfangen.' dachte er sich 'Das sagt sich so leicht.' Christine kam auf ihn zu, sich noch im Takt der Musik bewegend. "Nun steh nicht so in der Ecke wie ein Trauerkloss, John." "Tut mir Leid, ich bin nicht in Stimmung." Christine zuckte mit den Schultern. "Dein Pech. Jean jedenfalls hatz mir das hier gegeben." Christine hielt John einen Ring hin, der genauso aussah, wie der, den Francois trug. Wahrscheinlich würde man in Zukunft wieder fragen müssen, mit welchen von den beiden Remys man zu tun hatte. "Ach ja" erzählte sie in einen Plauderton "ein ähnliches Gespräch wie mit dir heute morgen hatte ich auch mit Hoshi. Vielleicht solltest du sie mal ansprechen." John nahm einen tiefen Schluck aus seinen Glas. "Vielleicht auf der Party morgen."
Fortsetzung folg....
Diese Woche stehe ich bei 268 Din-4 Seiten bzw. 536 Buchseiten für Kapitel 4, also 939 Din-4-Seiten bzw. 1878 Buchseiten für den gesamten Roman. Das Wachstum betrug diese Woche 30-Din-4 bzw. 60 Buchseiten.
Personenliste: http://www.allmystery.de/blogs/Taln.Reich/die_reise_der_tmsc_belgrad__personenliste
Was bisher geschah: http://www.allmystery.de/blogs/Taln.Reich/die_reise_der_tmsc_belgrad_teil_i_:_der_belgradv
http://www.allmystery.de/blogs/Taln.Reich/die_reise_der_tmsc_belgrad_teil_1:_der_belgradvor
eine Hintergrundinformation zum Romanuniversum, die für das richtige Verständnis wichtig ist: http://www.allmystery.de/blogs/Taln.Reich/genetische_manmanipulationen_im_romanuniversum
....Fortsetzung:
2876, TMSC Belgrad, interstellarer Raum
Der Wecker riss John aus seinen Schlaf, und er stand auf. Sein Blick fiel auf dem Kalender, der ihm sagte, dass es nun schon fünf Jahre waren, seit jenen verhängnisvollen Januartag. Fünf Jahre... Aber nur für die Belgrad, für den Rest des Universums war ein volles Jahrhundert vergangen. John machte sich fertig, und ging durch die Korridore zum Antriebskontrollraum, der seit der Aktivierung des Bussardantriebs sein Arbeitsplatz war. Auf den Gängen begegnete ihn niemand, aber das war nicht sonderlich verwunderlich, denn trotz der kleinen Bevölkerungsexplosion, die einige Besatzungsmitglieder, die schon Zuhause Singel gewesen waren, veranstaltet hatten, waren weniger als 10.000 Personen auf diesem Schiff, dass für eine Millionen ausgelegt worden war. John erreichte den Antriebskontrollraum und überprüfte, wie jeden Tag, die Wete und trug sie in das Pad ein. Beschleunigung, Sammelrate, Umwandlungsniveau, Energielevel... alle Werte waren so, wie sie dem Plan nach hätten sein sollen. 'Erstaunlich' dachte John 'wir fliegen weit enger an der Lichtgeschwindigkeit, als wofür dieses Schiff ausgelegt ist, und doch ist es fast so, als wäre es nie für etwas anderes konstruiert worden.' Mit dem Druck auf das Auswertungsicon des Pads, dass, wie erwartet, keine gefährlichen Tendenzen zu melden hatte, waren Johns Aufgaben für heute mehr oder weniger erfüllt. John setzte sich, wie jeden Tag, auf den Stuhl vor den Konsolen und wartete auf den Notfall, der niemals kam.
Während John so wartete, versuchte er, sich an Susanne zu erinnern. Doch jedesmal, wenn er ihr Bild in seinem Kopf zusammensetzte, zerfloß es wie Sand. Ihre letzte Holomail hatte er vor Monaten erhalten, anläßlich von Thomas Geburt. Und in der Holomail hatte sie erklärt, dass sie nun, da er zu weit weg war, als dass noch eine Antwort zu erwarten wäre, ein neues Leben anfangen würde. Seitdem war sie stumm, und John schätzte, dass sich daran nichts mehr ändern würde. Natürlich hatte John eine Antwort geschickt, doch ihm war klar gewesen, dass aufgrund der großen Entfernung Susanne diese Antwort niemals erhalten würde. Die Heimat war fort, weg für alle Zeiten. John rief seufzend auf dem Holoprojektor die letzte Mail auf, doch gerade, als Susanne die erste Silbe sagte, ging die Tür hinter Johnn auf, und seine Hand schnellte zum Pauseicon, und so kam Susanne nicht über das erste Wort hinaus. John drehte sich um, um zu sehen, wer ihn störte. Es war Christine mit ihren Wägelchen Putzrobotern. Er sah zu, wie sie die Putzroboter absetzte, und erwartete, dass sie danach wieder ging, was sie aber nicht tat. "Ist irgendetwas?" fragte John. "Was? Nein, eigentlich nicht. Aber ich kann die Robies einfach nicht mehr alleine lassen, die Kinder machen sich jedesmal einen Heidenspaß daraus, die armen Dinger auf den Rücken zu legen, und ich darf dann wieder Stunden nach einen nicht vorhanden Fehler suchen." Christine bemerkte das in der Pause eingefrorene Hologramm. "Ist das Susanne?" John nickte. Christine gin schauend um das Hologramm herum. "Weißt du, dass du mir nie ein Bild von ihr gezeigt hast? Das ist das allererste mal, dass ich sie sehe." John dachte kurz nach, und kam zu dem schluss, dass Christine recht hatte. Die beendete ihre Umkreisung, und blieb mit den Blicken an Susanns Augen hängen. "Du hast mir nie erzählt, dass sie genetisch manipuliert wurde." bemerkte sie mit Blick auf die Kreuzschlitzförmigen Pupillen. John zuckte mit den Schultern. "Ich weiß doch, dass du davon nichts hälst. Außerdem war es nicht sie, sondern ihr Ur-Ur-Großvater." Auf Christines fragende Blicke entgegnete er "und der ist auch nur durch einen glücklichen Zufall an das Geld gekommen. Und wenn man von diesen Augen absieht, ist auch nichts übrig von der Manipulation." Christine meinte Abschätzig "Na wenigstens sieht es nicht grotesk aus." Sie schwiegen wieder, während der Robtoer sich gerade an die letzten hartnäckigen Stellen machte. "Und, wie sieht es bei dir aus mit den Daheimgebliebenen?" "Furchtbar. Felipe ist wieder rückfällig geworden und..." christine schüttelte den Kopf. "Nein, das erzähle ich dir besser nicht, es würde dich nur deprimieren." Der Roboter kehrte zurück, und Christine legte ihn sorgsam in das Wägelchen zurück. "Ach ja," meinte Christine noch vor dem rausgehen "Remy hält heute wieder eine Party ab, anlässlich des fünften Jahres unserer Reise und der morgigen Schubumkehr. Wäre vielleicht eine Gelegenheit für dich, mal jemand neues kennezulernen." "Erstens: welcher Remy? Zweitens: Wozu? Ich liebe Susanne, ich brauche niemand neuen." "Zu erstens: ich habe nicht auf den Ringerfinger geachtet" (Seit etwa einen Jahr konnte man die beiden Remys daran auseinanderhalten, dass Francois geheiratet hatte und seit dem einen Ring trug) "Und was zweiteres angeht: das Leben geht weiter. Ich bin sicher, dass ihre Nachricht, dass sie sich schon jemand anders gesucht hat, bald eintreffen wird." Christine ging, und John meinte, zum leeren Raum. "Nein, wird sie nicht. Sie ist längst da." Dann sah sich John die Nachricht nochmal an, doch das einzige, was diesmal hängenblieb, waren die letzten Sätze. "Ich werde dich immer lieben, doch mein Leben muss weitergehen. Ich kann nicht ewig so leben, im wissen, dass ich dich nie wieder sehen werde." Beim letzten Mal hatten diese beiden Sätze sich angehört wie eine Entschuldigung, doch nun klangen sie wie eine Erlaubnis.
John war, wie Finney ihn gebeten hatte, in den vor drei Jahren eingerichteten Sensorkontrollraum eingetreten, und fand, wie bislang jeder, der in den Raum gekommen war, Finney bei der Arbeit am Holoprojektor vor. Nicht weniger fragten sich ob, und wenn ja, wann, Finney angesichts seiner ständigen Arbeit eigentlich ass und schlief. "Also, was gibt es, Finney?" fragte John, dem es schon in der Erwartung grauste, gleich wieder dieses viel zu schnell vorgetragene Geplapper, dass Finney sich einfach nichtg abgewöhnen konnte, zu vernehmen. Zum Glück fasste Finney sich diesmal kurz, was aber nichts an seiner Sprechweise änderte. "Was weißt du über das Planetensystem vor uns?" John zuckte mit den Schultern. "Nur, was in der astronomishcen Datenbank stand. Zwergstern des K-Typs, mindestens 7 Planeten, davon ein Gasriese und ein terrestrischer Planet, mit starken Biomarkern im Absorptionsmuster. Der ist schon ewig für eine Expedition der Forshcungsraumflotte vorgemerkt, aber bisher war noch keine Crew bereit, so weit zu fliegen." Finney nickte. "Soweit ist das zwar alles richtig, was das allgemein Bekannte angeht, aber was du nicht weißt ist, dass, kurz vor unserer Abreise ein deutlicher Anstieg an Verbrennungsprodukten in der Athmosphäre verzeichnet wurde, eine Tendenz, die sich wähgrend unseres Fluges bisher noch verstärkt hat, was wiederum auf eine stark wachsende industrielle Zivilisiation schließen lässt." "Du meinst..." setzte John zum Sprechen an, doch Finney plapperte munter weiter auf seine entnervende Art. "Zudem habe ich kürzlich eine Strahlung im Radiobereich eindeutig künstlichen Ursprungs entdeckt, dass von diesem Planetensystem ausgeht, was wiederum die Hypothese mit der entstehenden Zivilisation bestärkt, und vermuten lässt, dass wir bei unserer Ankunft eine technische Zivilisation mit Raumfahrt, vielleicht sogar schon auf interplanetaren Skalen, vorfinden werden, was uns sehr helfen könnte bei..." John schnitt Finney mittels einer eindeutigen Handgeste das Wort ab. Der unerträgliche Redeschwall verstummte. Dennoch hielt John den Finger erhoben, zur Forderung an Finney, sich kurz zu fassen. "Damit das klar ist" sagte John "Wir reden von Aliens, so wie bei der eridanischen Struve-Mission?" "Nein, nicht wie bei Struve 1321. Die Aliens, denen man dort begegnete, waren auf einen ziemlich primitiven entwicklungsstand, verfügten gerade mal über einfache Steinwerkzeuge. Die Aliens, in deren System wir in fünf Jahren einbremsen, sind dagegen hoch entwickelt, stehen womöglich sogar schon an der Schwelle zum Interplanetarzeitalter." "Und du bist ganz sicher, dass die Radiostrahlung künstlichen Ursprungs ist?" "Kein Zweifel möglich, es gelang mir bereits, Teile der Sprache, sofern man bei derartig vom Menschen verschiedenen Mundwerkzeugen von einer Sprache reden kann, zu übersetzen." "Und wieso" fragte John "erzählst du das alles mir und nicht Francois, Jean oder Herbert? Du weißt doch, dass ich immer noch als Verantwortlicher für unsere Misere gelte. Weshalb mein Einfluss an Bord praktisch Null ist." John blickte missmutig zur Decke "immer noch." "Ich richte mich an dich, weil die beiden Remys das nie im Leben verstehen würden, Und Herbert? Du kennst doch Herbert, wenn wir dem davon erzähle kommt der erstmal mit den Protokollen und Formularen für den Kontakt mit fremden Lebensformen, und das ist ein Berg locker so hoch wie die Belgrad." Da musste John Finney recht geben. Herbert, ein kleiner bürokratischer Mann mit näselnder Stimme, nahezu nicht vorhandener Phantasie, allenfalls minimalen Gefühlsregungen und schier unerträglicher Pedanterie, war das genaue Ebenbild von Johns Vorstellung eines bürokratischen Buchhalters. Denn genau das war Herbert gewesen, bevor die Belgrad ihn von seinen geregelten Leben und seinen geliebten Formularen weg gerissen hatte. Wieso er dann in der Sensorüberwachung gelandet war, war John allerdings rätselhaft. "Okay." sagte John. "Heute veranstalten die Remys wieder eine ihre allabendlichen Partyabenden, und da werde ich es ihnen schonend erzählen." "Nein!" sagte Finney mit bisher ungekannter Nachdrücklichkeit. "Sag es niemanden! Die beiden Remys würden wieder nur anfangen, sich zu streiten, und ihre Anhänger aufeinanderzuhetzen, wir müssen mit dieser Neuigkeit warten, bis sich die Situation beruhigt." John runzelte die Stirn. "Wann soll das sein? Die beiden haben sich schon immer gestritten, entspannen wird sich höchstens was, wenn einer von den beiden nicht mehr da wäre. Ich wüsste nicht, wie wir das erreichen sollen. Und ewig verschweigen können wir die Entdeckung auch nicht."
Die Party war in vollen Gange, und Jean, der sie ausrichtete, kam gar nicht daraus heraus, alle Gäste mit irgendwelchen Lobhudeleien über die Bedeutung des Augenblicks (als ob er morgen nicht wieder eine Party anlässlich der Schubumkehr schmeißen würde). John kam sich in dem Trubel ziemlich verloren vor. natürlich, er war schon desöfteren auf den Partys der beiden Remys gewesen, doch niemals mit einem bedeutenden Geheimnis. Was, wenn er sich verplapperte? Wieso war er überhaupt hier? Dann fiel ihm das Gespräch mit Christine vom morgen wieder ein. 'Ein neues Leben anfangen.' dachte er sich 'Das sagt sich so leicht.' Christine kam auf ihn zu, sich noch im Takt der Musik bewegend. "Nun steh nicht so in der Ecke wie ein Trauerkloss, John." "Tut mir Leid, ich bin nicht in Stimmung." Christine zuckte mit den Schultern. "Dein Pech. Jean jedenfalls hatz mir das hier gegeben." Christine hielt John einen Ring hin, der genauso aussah, wie der, den Francois trug. Wahrscheinlich würde man in Zukunft wieder fragen müssen, mit welchen von den beiden Remys man zu tun hatte. "Ach ja" erzählte sie in einen Plauderton "ein ähnliches Gespräch wie mit dir heute morgen hatte ich auch mit Hoshi. Vielleicht solltest du sie mal ansprechen." John nahm einen tiefen Schluck aus seinen Glas. "Vielleicht auf der Party morgen."
Fortsetzung folg....
Diese Woche stehe ich bei 268 Din-4 Seiten bzw. 536 Buchseiten für Kapitel 4, also 939 Din-4-Seiten bzw. 1878 Buchseiten für den gesamten Roman. Das Wachstum betrug diese Woche 30-Din-4 bzw. 60 Buchseiten.