Alltag mit dementiell veränderten Menschen
20.07.2010 um 12:39Ich arbeite mit dement veränderten Menschen zusammen, mein Beruf ist zwar nicht immer leicht und es gibt sicher Dinge die ich lieber nicht täte. Doch stelle ich immer wieder fest wie viel Freude mir dieser Beruf macht. Mit dement veränderten zu arbeiten, gleicht in etwa der Arbeit mit Kindern.
Dies ist hier nicht als Herabwürdigung zu verstehen, nein absolut nicht, denn Kinder sind ja auch Menschen mit Rechten und Bedürfnissen. Das bedeutet jedoch nicht, das man mit Verwirrten spricht wie mit Kindern.
Sie verhalten sich wie Kinder, sie äußern spontan was ihnen in den Kopf kommt, ohne darüber nach zu denken welche Konsequenzen ihre Äußerungen haben könnten. Das liegt daran das dement veränderte fast gar nicht mehr über geistige Filter verfügen wie:
Ok, das kann ich denken (Du bist ein Arschloch) aber das kann ich hier in dieser Situation nicht laut sagen (adäquates handeln bezüglich der Situation). Oder: „Mein Gott wie sieht die denn aus, wie ein Zirkuspferd, so aufgetakelt .“ Genau diese Filter fehlen meinen Bewohnern, vielmehr sind sie durch den kognitiven Abbau, immer mehr und mehr verloren gegangen.
Dadurch werden die Leute allerdings auch sehr authentisch, ja sogar fast wieder so unschuldig wie sie einst als Kinder waren. Darüber hinaus, sind dement veränderte stets freundlich, höflich und äußerst hilfsbereit, sie sind meistens immer gut drauf, allerdings wenn sie ein bestimmtes Stadium überschritten haben. Nämlich das Stadium in dem sie noch merken, das sie allmählich ihre Orientierung verlieren, ständig Dinge vergessen, verdrehen oder durcheinnder werfen. In dieser Phase, neigen diese Leute zur Depression, mit möglichem Selbsttötungsversuch.
Es ist also meines Erachtens sehr erfrischend und vor allem sehr witzig mit diesen Menschen zu arbeiten. Ich erinnere mich an eine Zeit in der ich Erzieher werden wollte, ich entwickelte dort schnell die Fähigkeit mich in die Welt der Kinder einzufühlen umso besser Kontakt mit ihnen aufnehmen zu können. Genau mit diesem Werkzeug arbeite ich jetzt auch als Altenpfleger.
Da dement veränderte, ähnlich wie Kinder in einer Art Traumrealität leben, also einer Realität in der andere Gesetze herrschen, ist es durchaus von Vorteil und letztlich sogar notwendig, sich blitzschnell in vorherrschende Situation hinein zu versetzen.
Es gibt verschiedene Modelle nach denen man mit dement veränderten arbeitet. Es gibt das sogenannte Realitätsorientierungstraining, in dem der verwirrte Mensch immer wieder mit Orientierungshilfen in die „eigentliche Realität“ zurück geholt werden. Dies eignet sich vor allem für dement veränderte die noch ganz am Anfang iher Krankheit stehen, im späteren Verlauf nimmt die geistige Verwirrung natürlich immer mehr zu.
Die Kognitiven Fähigkeiten gehen nach und nach verloren und hier arbeitet man im wesentlich mit der Validation (Wertschätzung). Das heißt der verwirrte Mensch, darf sagen, tun und vor allem fühlen was er möchte, natürlich gibt es hier Grenzen, solange er niemand anderem schadet.
Sei es noch so unsinnig was Fr. M da gerade macht, sie räumt z.B ständig die Tische im Tagesraum ab. Den ganzen Tag tut sie das, immer und immer wieder. Für uns nichtverwirrte ergibt diese Handlung keinerlei Sinn, wieso macht sie das dauernd?
Aus der Biografie weiß ich allerdings das Fr. M zeitlebens eine gute und ordentliche Hausfrau war. Ah, da machts schon mehr Sinn, was sie tut. Validation wäre z.B in diesem Fall, ich gehe zu Fr.M und äußere mich löblich über ihren Ordnungssinn und ihr Verantwortungsgefühl: „Ja, Fr. M genau hier muss mal Ordnung gemacht werden, endlich erklärt sich mal jemand bereit das zu tun. Schön das sie das jetzt übernehmen.“ .
Man erforscht aus der Handlung das jeweilige Gefühl was vorliegt und wertschätzt dieses. Also der verwirrte Mensch wird in seinem „Sosein“ akzeptiert und wertgeschätzt und da er über Gefühle kommuniziert versteht er das auch.
Fragen wie „Warum machen sie das eigentlich?“ kann der Verwirrte nicht beantworten. Die Frage nach dem Was ginge eher, wenn die Krankheit nicht zu fortgeschritten ist. Dementiell veränderte kommunizieren ähnlich wie Kinder über Gefühle, da sie diese ab einem gewissen Stadium selbst nicht mehr verbalisieren können.
Aufgrund ihrer Erkrankung leben sie in ihrer Realität und da kommt es natürlich in meinem beruflichen Alltag zu den abstrusesten Begegnungen oder eben auch Ereignissen, die sehr erfrischend sein können.
Da sind plötzlich die Eltern noch am Leben, das interessante daran ist aber das Die Eltern durchaus im gleichen Alter wie der Verwirrte sein können.
Da ist eine ehemalige Schulleiterin aber erleichtert dass heute Feiertag ist, kann sie doch liegen bleiben und ausschlafen.
Da suchen Rollstuhlfahrerinnen plötzlich ihr Fahrrad und behaupten die Mitbewohnerin, selbst im Rollstuhl sitzend, habe ihr dies gestohlen.
Da kommen regelmäßig Eltern, die lange schon verblichen sind, zu Besuch.
Da werden Kinder von Mitbewohnern plötzlich zu deren Eltern, obschon sich die Beobachtende Frau (verwirrte ) schon wundert warum die Mutter von F.R im Gegensatz zu F.R noch so jung aussieht.
Da werden Telefonate mit der Fernbedienung des Siemensfernsehers getätigt.
Dann gibt’s es Verwirrte die grüßt man drei oder viermal: “Guten Morgen Fr.B“ weil sie sonst der Auffassung ist man Grüße sie nicht mehr, weil sie das ja längst wieder vergessen hat. Zuweilen erinnert sich Fr.B aber wieder und meint dann ganz trocken: Also, Du hasts se ja auch nicht mehr alle, weißt Du eigentlich das Du mich jetzt schon das dritte Mal heute grüßt???“
Also für Erheiterung ist in meinem Beruf vollstens gesorgt. Ich werde künftig noch die ein oder andere Anekdote kund tun .
Dies ist hier nicht als Herabwürdigung zu verstehen, nein absolut nicht, denn Kinder sind ja auch Menschen mit Rechten und Bedürfnissen. Das bedeutet jedoch nicht, das man mit Verwirrten spricht wie mit Kindern.
Sie verhalten sich wie Kinder, sie äußern spontan was ihnen in den Kopf kommt, ohne darüber nach zu denken welche Konsequenzen ihre Äußerungen haben könnten. Das liegt daran das dement veränderte fast gar nicht mehr über geistige Filter verfügen wie:
Ok, das kann ich denken (Du bist ein Arschloch) aber das kann ich hier in dieser Situation nicht laut sagen (adäquates handeln bezüglich der Situation). Oder: „Mein Gott wie sieht die denn aus, wie ein Zirkuspferd, so aufgetakelt .“ Genau diese Filter fehlen meinen Bewohnern, vielmehr sind sie durch den kognitiven Abbau, immer mehr und mehr verloren gegangen.
Dadurch werden die Leute allerdings auch sehr authentisch, ja sogar fast wieder so unschuldig wie sie einst als Kinder waren. Darüber hinaus, sind dement veränderte stets freundlich, höflich und äußerst hilfsbereit, sie sind meistens immer gut drauf, allerdings wenn sie ein bestimmtes Stadium überschritten haben. Nämlich das Stadium in dem sie noch merken, das sie allmählich ihre Orientierung verlieren, ständig Dinge vergessen, verdrehen oder durcheinnder werfen. In dieser Phase, neigen diese Leute zur Depression, mit möglichem Selbsttötungsversuch.
Es ist also meines Erachtens sehr erfrischend und vor allem sehr witzig mit diesen Menschen zu arbeiten. Ich erinnere mich an eine Zeit in der ich Erzieher werden wollte, ich entwickelte dort schnell die Fähigkeit mich in die Welt der Kinder einzufühlen umso besser Kontakt mit ihnen aufnehmen zu können. Genau mit diesem Werkzeug arbeite ich jetzt auch als Altenpfleger.
Da dement veränderte, ähnlich wie Kinder in einer Art Traumrealität leben, also einer Realität in der andere Gesetze herrschen, ist es durchaus von Vorteil und letztlich sogar notwendig, sich blitzschnell in vorherrschende Situation hinein zu versetzen.
Es gibt verschiedene Modelle nach denen man mit dement veränderten arbeitet. Es gibt das sogenannte Realitätsorientierungstraining, in dem der verwirrte Mensch immer wieder mit Orientierungshilfen in die „eigentliche Realität“ zurück geholt werden. Dies eignet sich vor allem für dement veränderte die noch ganz am Anfang iher Krankheit stehen, im späteren Verlauf nimmt die geistige Verwirrung natürlich immer mehr zu.
Die Kognitiven Fähigkeiten gehen nach und nach verloren und hier arbeitet man im wesentlich mit der Validation (Wertschätzung). Das heißt der verwirrte Mensch, darf sagen, tun und vor allem fühlen was er möchte, natürlich gibt es hier Grenzen, solange er niemand anderem schadet.
Sei es noch so unsinnig was Fr. M da gerade macht, sie räumt z.B ständig die Tische im Tagesraum ab. Den ganzen Tag tut sie das, immer und immer wieder. Für uns nichtverwirrte ergibt diese Handlung keinerlei Sinn, wieso macht sie das dauernd?
Aus der Biografie weiß ich allerdings das Fr. M zeitlebens eine gute und ordentliche Hausfrau war. Ah, da machts schon mehr Sinn, was sie tut. Validation wäre z.B in diesem Fall, ich gehe zu Fr.M und äußere mich löblich über ihren Ordnungssinn und ihr Verantwortungsgefühl: „Ja, Fr. M genau hier muss mal Ordnung gemacht werden, endlich erklärt sich mal jemand bereit das zu tun. Schön das sie das jetzt übernehmen.“ .
Man erforscht aus der Handlung das jeweilige Gefühl was vorliegt und wertschätzt dieses. Also der verwirrte Mensch wird in seinem „Sosein“ akzeptiert und wertgeschätzt und da er über Gefühle kommuniziert versteht er das auch.
Fragen wie „Warum machen sie das eigentlich?“ kann der Verwirrte nicht beantworten. Die Frage nach dem Was ginge eher, wenn die Krankheit nicht zu fortgeschritten ist. Dementiell veränderte kommunizieren ähnlich wie Kinder über Gefühle, da sie diese ab einem gewissen Stadium selbst nicht mehr verbalisieren können.
Aufgrund ihrer Erkrankung leben sie in ihrer Realität und da kommt es natürlich in meinem beruflichen Alltag zu den abstrusesten Begegnungen oder eben auch Ereignissen, die sehr erfrischend sein können.
Da sind plötzlich die Eltern noch am Leben, das interessante daran ist aber das Die Eltern durchaus im gleichen Alter wie der Verwirrte sein können.
Da ist eine ehemalige Schulleiterin aber erleichtert dass heute Feiertag ist, kann sie doch liegen bleiben und ausschlafen.
Da suchen Rollstuhlfahrerinnen plötzlich ihr Fahrrad und behaupten die Mitbewohnerin, selbst im Rollstuhl sitzend, habe ihr dies gestohlen.
Da kommen regelmäßig Eltern, die lange schon verblichen sind, zu Besuch.
Da werden Kinder von Mitbewohnern plötzlich zu deren Eltern, obschon sich die Beobachtende Frau (verwirrte ) schon wundert warum die Mutter von F.R im Gegensatz zu F.R noch so jung aussieht.
Da werden Telefonate mit der Fernbedienung des Siemensfernsehers getätigt.
Dann gibt’s es Verwirrte die grüßt man drei oder viermal: “Guten Morgen Fr.B“ weil sie sonst der Auffassung ist man Grüße sie nicht mehr, weil sie das ja längst wieder vergessen hat. Zuweilen erinnert sich Fr.B aber wieder und meint dann ganz trocken: Also, Du hasts se ja auch nicht mehr alle, weißt Du eigentlich das Du mich jetzt schon das dritte Mal heute grüßt???“
Also für Erheiterung ist in meinem Beruf vollstens gesorgt. Ich werde künftig noch die ein oder andere Anekdote kund tun .