katzenpfote
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Kapitel 2
18.12.2009 um 20:10Gute Stimmung. Sommer. Es lag der Duft von Inspiration und Freude in der Luft. Die Schüler strömten von allen Richtungen her. Sie schnatterten hier, hörten dort Musik und berichteten sich aufgeregt, was sie am Wochenende erlebt hatten.
Ich saß vor der High School. Hier war es mindestens genauso schön, wie in der Stadt. Nur auf eine andere Art und Weise. Ich war gerne hier und beobachtete junge Menschen bei ihrem natürlichen Lebenslauf.
Ein Bus kam an, die Tür ging auf und zwei Mädels kamen zum Vorschein. Die eine war groß, braunhäutig und schwarzhaarig. Sie hatte einen gigantischen Pferdeschwanz mit Wellen auf dem Kopf. Direkt hinter ihr stand ein etwas kleineres und zierlicheres Mädchen mit Sommersprossen und beinahe goldenen Haaren. Sie trugen beide Sonnenbrillen. Das dunkle Mädchen hatte eine Schwarz-getönte. Das helle Mädchen trug eine mit gelbem Rand auf dem Kopf wie einen Haarreif. Sie lächelten beide und stiegen langsam aus. Und die Sonnen schien nochmal heller zu werden. Eine riesige Gruppe von Mädels kam kreischend angerannt. „Maria! Maria! Wie geht es dir? Du siehst umwerfend aus!“ Sie riefen durcheinander und zappelten herum. Das große, schwarzhaarige Mädchen drehte sich zu einem der umstehenden Mädchen. „Heute ist ein toller Tag, um mal wieder richtig Spaß zu haben“, sagte sie zu einem etwas molligerem Exemplar von weiblichem Mensch. Die Mollige nickte eifrig. Dann zog die Dunkle mit der coolen Sonnenbrillen ihre taillierte schwarze Jacke aus. Zum Vorschein kam ein blutrotes Top ohne Träger mit einem funkelndem Pailettenband über der Brust. Die Sonnenstrahlen fielen auf das Top und ich war für einen kurzen Moment geblendet.
„Oh Maria, das Top ist der Hammer!“ Das Sommersprossen-Mädel warf einen staunenden Blick auf die Funkelpailetten.
„Danke Nadja.“
Maria schnickte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie stolzierte auf hohen, ebenfalls blutroten Schuhen Richtung Eingang. Die ganzen Mädchen rannten ihr und Nadja hinterher, immer noch quietschend und kichernd.
Auch ich kicherte, als sie vorbeikamen. Warum taten sie das? Diese Maria musste ja echt cool sein. Doch war es nicht ihr Name, den Gab gestern Abend genannt hatte? Angeblich hasste Maria Gab. Mir hatte Gabrielle auf jeden Fall gesagt, dass Maria ihr eins auswichen will, weil Gab sie mal bei einem Lehrer verpetzt hat für etwas, das sie „Spicken“ genannt hat. Was auch immer das war, es musste etwas Verbotenes sein, denn Maria wurde dafür bestraft und gab meiner Gab die Schuld.
Wie dem auch sei. Wo war eigentlich Gabrielle? Sonst kam sie auch immer mit so einem Bus. Doch bis jetzt hatte ich sie noch nicht gesehen. Ich sprang von dem Stein runter, auf dem ich die ganze Zeit gesessen hatte. Mein Ziel war die Straße. Ich wollte warten, bis Gabrielle kam und schauen, wie es ihr ging. Doch ich sollte nie ankommen. Denn als ich quer über die Wiese lief, kam ein noch ziemlich junges Mädchen auf mich zu und rief begeistert : „Ui, eine Katze!“ Sie hockte sich vor mich und begann damit, mir das Fell zu kraulen. Zuerst war ich verärgert. Ich hatte keine Zeit für Kuschelstunden. Doch dann beschloss ich, dass ich auch von hier aus warten könnte, bis Gab kam. Es würde sie ja nicht davon abhalten in die Schule zu kommen, dass ich hier gestreichelt wurde. Also fing ich an zu schnurren und ließ die Prozedur über mich ergehen. Das Mädchen hatte aber scheinbar nicht viel Zeit, denn sie war gleich wieder fertig mit Kuscheln, stand auf und ging fort mit den Worten „Mach’s gut, Katze.“
Ich schüttelte mich kurz und wollte eben zur Straße gehen, als ich Gab sah. Sie hielt den Kopf gesenkt und hatte verstrubbeltes Haar. Die Arme waren vor der Brust verschränkt und in der Hand hielt sie ein Buch, das wohl schon einiges mitgemacht hatte. Sie rempelte gegen ein paar Jungs, die Cola tranken. Das braune Zeug schwappte aus der Flasche und floss ihnen über die Klamotten und ins Gesicht. „Ey mann, pass doch auf!“ Einer der Jungs war stinkig auf Gabrielle und warf ihr einen verachtenden Blick zu. Doch er trank sofort weiter, als Gab verschwunden war. Ich ging parallel zum Weg auf der Wiese in die selbe Richtung wie Gab und die meisten anderen Menschen. Doch die Eingangstür war Endstation für mich. Ich wusste genau, dass ich nicht in die Schule durfte. Es war schon mal passiert und damals wurde ich fast plattgetrampelt und irgendwann von einem Mann in einem schmutzigen grauen Anzug gepackt und rausgeschmissen.
Warum war Gabrielle so bedrückt? War es wegen Joanna, weil sie ihrer Tochter nicht glaubte und jetzt wütend war? Oder war es Maria? Oder die Jungs mit der Cola?
Mit der Zeit verschwanden alle Schüler im Haus. Es wurde immer ruhiger hier draußen. Nur noch ein paar einzelne Menschen mit glühenden Stöckchen in der Hand standen in kleinen Gruppen auf dem Weg. Es fing an, mehr und mehr zu stinken. Für mich war es Zeit zu gehen. Erst gegen Mittag, wenn die Sonne ganz oben stand, würden die Schüler wieder rauskommen, um nach einer Stunde erneut im Gebäude zu verschwinden. Und dann, nach einiger Zeit würden sie wieder rauskommen. Es war jeden Tag das Selbe.
Jetzt war erstmal Central Park angesagt. Ich freute mich schon tierisch auf die warmen Felsen und die Vögel und die Musik. Doch bis nach Manhatten war es von hier aus ein weiter Weg. Und Katzen können leider genauso wenig mit den unterirdischen Zügen fahren, wie sie in Schulen gehen können. Also musste ich laufen. Auch nicht schlecht. Die Luft war total schön frisch und blumig. Ich atmete tief ein und aus und freute mich auf den Tag. Ich tappte gerade über die Straße, als ich das Knattern hörte. Eben war es noch nicht dagewesen und schon war es laut und dröhnend direkt neben mir. Blitzschnell schaute ich zur Seite. Da war es schon an mir vorbei. Ein winziges Auto ohne Dach und mit nur zwei Rädern. Ich glaube, dass es gar kein Auto war. Die Menschen hatten für so etwas einen extra Namen, doch er fiel mir gerade nicht ein. Was auch viel wichtiger war, war, dass es mich fast umgefahren hatte. Dann wäre ich ein kleiner, weicher, heller Wohnzimmerteppich gewesen. Ich rümpfte die Nase. Idiot.
Mit einem Mal verlies mich die Lust auf den Park. Ich wollte plötzlich alles, nur nicht so weit weg laufen. Hier war es doch auch ganz schön. Also beschloss ich zu Olaf zu gehen. Olaf hatte einen Fischladen nicht weit von hier. Und Olaf war nett. Er nahm sich gerne Zeit für Katzen wie mich. Er hatte sogar selbst einen Kater. Der hieß T-Rex und war die coolste Katze, die ich je gesehen hatte. T-Rex war etwas, das man eine Glückskatze nennt. Er hatte vier Farben: Rot, Schwarz, Braun und Weiß.
Und er war echt einzigartig, ein wahrer Glücksgriff. T-Rex konnte Japanisch, Menschen- und Tierjapanisch. Er kannte jeden Fisch aus Olafs Laden mit Namen und Herkunft und er war ein richtiger Kunstkenner. Er liebte Jazzmusik und strich gerne abends durch die Viertel auf der Suche nach Cafés, in denen Musik gespielt und getanzt wurde, einfach um zuzuhören. Wenn er Finger hätte, würde er Saxophon spielen, hatte er mir mal gesagt.
Und außerdem gab es auf der ganzen Welt wohl keinen zweiten Kater, der so schusselig war wie T-Rex. Immer rannte er alles um, stolperte überall drüber und fiel überall runter. Doch er war äußerst geschickt wenn es ums Futterbesorgen ging, egal ob es jagen oder klauen oder schnorren war. T-Rex war echt cool!
Ich konnte schon von Weitem den Geruch des Fisches riechen. Menschen sagen immer, der Fisch würde stinken. Wir Katzen haben eine viel feinere Nase und ich muss sagen: Fisch stinkt nicht! Fisch riecht nach der unendlichen, gefährlichen, beinahe ekligen Tiefe des Meeres, salzig und nass, exotisch und intensiv, aber lecker.
Olaf stand vor seinen ganzen Kisten aus Plastik und Holz, in denen er die Fische feinsäuberlich sortierte, damit die Kunden sie bewundern konnten. T-Rex lag zu seinen Füßen, den Kopf auf den Vorderpfoten gelegt und beobachtete mich, wie ich herbei getippelt kam. „Olala, einen schönen guten Morgen wünsche ich der Dame. Was darf’s denn sein?“ T-Rex räkelte sich und kam auf mich zu. Er hatte mich Dame genannt. Das war cool.
Jetzt stand er direkt vor mir. T-Rex war nicht sehr groß für einen ausgewachsenen Kater, aber er war groß genug um mit seiner Nase an meine zu stupsen. Wenn dir das seltsam vorkommen sollte: Das ist die Art, wie sich Katzen üblicherweise begrüßen. „Du riechst nach jungen Menschen“, stellte T-Rex fest. Ich nickte. „High School?“, fragte er. „Ja.“
Unsere Nasen lösten sich voneinander. Schade eigentlich, denn seine war so wunderbar warm und ein klein bisschen rau, es war richtig angenehm. „Olaf hat heute wieder Kaviar geliefert bekommen. Möchtest du haben?“, fragte mich T-Rex. Ich streckte die Zunge raus und schüttelte mich. Kaviar? Wie widerlich! T-Rex verstand sofort. „Dann halt nicht.“
Nun bemerkte auch Olaf, dass ich da war. Er begrüßte mich mit ein paar leichten Stupsen auf den Kopf. „Ihr seht so süß aus zusammen“, sagte er zu uns beiden. Wirklich?, fragte ich mich. Das wäre ja fantastisch. Ich glaubte aber, dass ich süßer war als T-Rex und er davon profitierte, wenn so etwas Hübsches wie ich neben ihm stand. Obwohl, eigentlich war T-Rex auch sehr hübsch mit seinen Flecken überall.
„Was gibt’s Neues?“, fragt T-Rex. „Oh“, antwortete ich, „Scheinbar ein ziemlich großes Problem.“ „Ziemlich?“ T-Rex legte den Kopf schief. „Ja, ich weiß es nicht genau“, gab ich zu. „Aber gestern wurde Gabrielle wohl beim Klauen geschnappt. Sie sagt aber, dass eine gewisse Maria ihr die Jacke in die Tasche geschmuggelt hat um sie zu ärgern.“ Ich setzte mich auf die Hinterbeine. „Ich hab echt keine Ahnung wer Recht hat. Diese Maria sieht aber schon so aus, als wäre sie nicht besonders ehrlich. Bei so vielen Menschen, die der hinterher laufen, muss irgendwas faul sein.“ T-Rex sah mich verwundert an. Ich musste lachen, denn ich wusste, dass T-Rex nicht sehr viel Ahnung hatte von jungen Menschen. Und er hatte wohl auch noch nie in seinem Leben etwas von Pubertät gehört. Es war ein schönes Gefühl, mal etwas besser zu wissen als er.
Interessiert schien er trotzdem. „Was hast du jetzt vor zu tun?“ Ich musste kurz überlegen. Ehrlich gesagt wusste ich es nämlich selbst noch nicht. „Beobachten und herausfinden, wer Recht hat.“ Das war alles, was ich tun konnte. „Soll ich dir helfen?“, bot T-Rex an. Ich musste mich zusammenreißen um nicht laut aufzubrüllen und vor Begeisterung zu hüpfen. „Ja“, war dann alles, was aus meiner Schnauze rauskam. T-Rex würde mir helfen bei meiner Mission. Das waren tolle Aussichten.
Ich saß vor der High School. Hier war es mindestens genauso schön, wie in der Stadt. Nur auf eine andere Art und Weise. Ich war gerne hier und beobachtete junge Menschen bei ihrem natürlichen Lebenslauf.
Ein Bus kam an, die Tür ging auf und zwei Mädels kamen zum Vorschein. Die eine war groß, braunhäutig und schwarzhaarig. Sie hatte einen gigantischen Pferdeschwanz mit Wellen auf dem Kopf. Direkt hinter ihr stand ein etwas kleineres und zierlicheres Mädchen mit Sommersprossen und beinahe goldenen Haaren. Sie trugen beide Sonnenbrillen. Das dunkle Mädchen hatte eine Schwarz-getönte. Das helle Mädchen trug eine mit gelbem Rand auf dem Kopf wie einen Haarreif. Sie lächelten beide und stiegen langsam aus. Und die Sonnen schien nochmal heller zu werden. Eine riesige Gruppe von Mädels kam kreischend angerannt. „Maria! Maria! Wie geht es dir? Du siehst umwerfend aus!“ Sie riefen durcheinander und zappelten herum. Das große, schwarzhaarige Mädchen drehte sich zu einem der umstehenden Mädchen. „Heute ist ein toller Tag, um mal wieder richtig Spaß zu haben“, sagte sie zu einem etwas molligerem Exemplar von weiblichem Mensch. Die Mollige nickte eifrig. Dann zog die Dunkle mit der coolen Sonnenbrillen ihre taillierte schwarze Jacke aus. Zum Vorschein kam ein blutrotes Top ohne Träger mit einem funkelndem Pailettenband über der Brust. Die Sonnenstrahlen fielen auf das Top und ich war für einen kurzen Moment geblendet.
„Oh Maria, das Top ist der Hammer!“ Das Sommersprossen-Mädel warf einen staunenden Blick auf die Funkelpailetten.
„Danke Nadja.“
Maria schnickte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie stolzierte auf hohen, ebenfalls blutroten Schuhen Richtung Eingang. Die ganzen Mädchen rannten ihr und Nadja hinterher, immer noch quietschend und kichernd.
Auch ich kicherte, als sie vorbeikamen. Warum taten sie das? Diese Maria musste ja echt cool sein. Doch war es nicht ihr Name, den Gab gestern Abend genannt hatte? Angeblich hasste Maria Gab. Mir hatte Gabrielle auf jeden Fall gesagt, dass Maria ihr eins auswichen will, weil Gab sie mal bei einem Lehrer verpetzt hat für etwas, das sie „Spicken“ genannt hat. Was auch immer das war, es musste etwas Verbotenes sein, denn Maria wurde dafür bestraft und gab meiner Gab die Schuld.
Wie dem auch sei. Wo war eigentlich Gabrielle? Sonst kam sie auch immer mit so einem Bus. Doch bis jetzt hatte ich sie noch nicht gesehen. Ich sprang von dem Stein runter, auf dem ich die ganze Zeit gesessen hatte. Mein Ziel war die Straße. Ich wollte warten, bis Gabrielle kam und schauen, wie es ihr ging. Doch ich sollte nie ankommen. Denn als ich quer über die Wiese lief, kam ein noch ziemlich junges Mädchen auf mich zu und rief begeistert : „Ui, eine Katze!“ Sie hockte sich vor mich und begann damit, mir das Fell zu kraulen. Zuerst war ich verärgert. Ich hatte keine Zeit für Kuschelstunden. Doch dann beschloss ich, dass ich auch von hier aus warten könnte, bis Gab kam. Es würde sie ja nicht davon abhalten in die Schule zu kommen, dass ich hier gestreichelt wurde. Also fing ich an zu schnurren und ließ die Prozedur über mich ergehen. Das Mädchen hatte aber scheinbar nicht viel Zeit, denn sie war gleich wieder fertig mit Kuscheln, stand auf und ging fort mit den Worten „Mach’s gut, Katze.“
Ich schüttelte mich kurz und wollte eben zur Straße gehen, als ich Gab sah. Sie hielt den Kopf gesenkt und hatte verstrubbeltes Haar. Die Arme waren vor der Brust verschränkt und in der Hand hielt sie ein Buch, das wohl schon einiges mitgemacht hatte. Sie rempelte gegen ein paar Jungs, die Cola tranken. Das braune Zeug schwappte aus der Flasche und floss ihnen über die Klamotten und ins Gesicht. „Ey mann, pass doch auf!“ Einer der Jungs war stinkig auf Gabrielle und warf ihr einen verachtenden Blick zu. Doch er trank sofort weiter, als Gab verschwunden war. Ich ging parallel zum Weg auf der Wiese in die selbe Richtung wie Gab und die meisten anderen Menschen. Doch die Eingangstür war Endstation für mich. Ich wusste genau, dass ich nicht in die Schule durfte. Es war schon mal passiert und damals wurde ich fast plattgetrampelt und irgendwann von einem Mann in einem schmutzigen grauen Anzug gepackt und rausgeschmissen.
Warum war Gabrielle so bedrückt? War es wegen Joanna, weil sie ihrer Tochter nicht glaubte und jetzt wütend war? Oder war es Maria? Oder die Jungs mit der Cola?
Mit der Zeit verschwanden alle Schüler im Haus. Es wurde immer ruhiger hier draußen. Nur noch ein paar einzelne Menschen mit glühenden Stöckchen in der Hand standen in kleinen Gruppen auf dem Weg. Es fing an, mehr und mehr zu stinken. Für mich war es Zeit zu gehen. Erst gegen Mittag, wenn die Sonne ganz oben stand, würden die Schüler wieder rauskommen, um nach einer Stunde erneut im Gebäude zu verschwinden. Und dann, nach einiger Zeit würden sie wieder rauskommen. Es war jeden Tag das Selbe.
Jetzt war erstmal Central Park angesagt. Ich freute mich schon tierisch auf die warmen Felsen und die Vögel und die Musik. Doch bis nach Manhatten war es von hier aus ein weiter Weg. Und Katzen können leider genauso wenig mit den unterirdischen Zügen fahren, wie sie in Schulen gehen können. Also musste ich laufen. Auch nicht schlecht. Die Luft war total schön frisch und blumig. Ich atmete tief ein und aus und freute mich auf den Tag. Ich tappte gerade über die Straße, als ich das Knattern hörte. Eben war es noch nicht dagewesen und schon war es laut und dröhnend direkt neben mir. Blitzschnell schaute ich zur Seite. Da war es schon an mir vorbei. Ein winziges Auto ohne Dach und mit nur zwei Rädern. Ich glaube, dass es gar kein Auto war. Die Menschen hatten für so etwas einen extra Namen, doch er fiel mir gerade nicht ein. Was auch viel wichtiger war, war, dass es mich fast umgefahren hatte. Dann wäre ich ein kleiner, weicher, heller Wohnzimmerteppich gewesen. Ich rümpfte die Nase. Idiot.
Mit einem Mal verlies mich die Lust auf den Park. Ich wollte plötzlich alles, nur nicht so weit weg laufen. Hier war es doch auch ganz schön. Also beschloss ich zu Olaf zu gehen. Olaf hatte einen Fischladen nicht weit von hier. Und Olaf war nett. Er nahm sich gerne Zeit für Katzen wie mich. Er hatte sogar selbst einen Kater. Der hieß T-Rex und war die coolste Katze, die ich je gesehen hatte. T-Rex war etwas, das man eine Glückskatze nennt. Er hatte vier Farben: Rot, Schwarz, Braun und Weiß.
Und er war echt einzigartig, ein wahrer Glücksgriff. T-Rex konnte Japanisch, Menschen- und Tierjapanisch. Er kannte jeden Fisch aus Olafs Laden mit Namen und Herkunft und er war ein richtiger Kunstkenner. Er liebte Jazzmusik und strich gerne abends durch die Viertel auf der Suche nach Cafés, in denen Musik gespielt und getanzt wurde, einfach um zuzuhören. Wenn er Finger hätte, würde er Saxophon spielen, hatte er mir mal gesagt.
Und außerdem gab es auf der ganzen Welt wohl keinen zweiten Kater, der so schusselig war wie T-Rex. Immer rannte er alles um, stolperte überall drüber und fiel überall runter. Doch er war äußerst geschickt wenn es ums Futterbesorgen ging, egal ob es jagen oder klauen oder schnorren war. T-Rex war echt cool!
Ich konnte schon von Weitem den Geruch des Fisches riechen. Menschen sagen immer, der Fisch würde stinken. Wir Katzen haben eine viel feinere Nase und ich muss sagen: Fisch stinkt nicht! Fisch riecht nach der unendlichen, gefährlichen, beinahe ekligen Tiefe des Meeres, salzig und nass, exotisch und intensiv, aber lecker.
Olaf stand vor seinen ganzen Kisten aus Plastik und Holz, in denen er die Fische feinsäuberlich sortierte, damit die Kunden sie bewundern konnten. T-Rex lag zu seinen Füßen, den Kopf auf den Vorderpfoten gelegt und beobachtete mich, wie ich herbei getippelt kam. „Olala, einen schönen guten Morgen wünsche ich der Dame. Was darf’s denn sein?“ T-Rex räkelte sich und kam auf mich zu. Er hatte mich Dame genannt. Das war cool.
Jetzt stand er direkt vor mir. T-Rex war nicht sehr groß für einen ausgewachsenen Kater, aber er war groß genug um mit seiner Nase an meine zu stupsen. Wenn dir das seltsam vorkommen sollte: Das ist die Art, wie sich Katzen üblicherweise begrüßen. „Du riechst nach jungen Menschen“, stellte T-Rex fest. Ich nickte. „High School?“, fragte er. „Ja.“
Unsere Nasen lösten sich voneinander. Schade eigentlich, denn seine war so wunderbar warm und ein klein bisschen rau, es war richtig angenehm. „Olaf hat heute wieder Kaviar geliefert bekommen. Möchtest du haben?“, fragte mich T-Rex. Ich streckte die Zunge raus und schüttelte mich. Kaviar? Wie widerlich! T-Rex verstand sofort. „Dann halt nicht.“
Nun bemerkte auch Olaf, dass ich da war. Er begrüßte mich mit ein paar leichten Stupsen auf den Kopf. „Ihr seht so süß aus zusammen“, sagte er zu uns beiden. Wirklich?, fragte ich mich. Das wäre ja fantastisch. Ich glaubte aber, dass ich süßer war als T-Rex und er davon profitierte, wenn so etwas Hübsches wie ich neben ihm stand. Obwohl, eigentlich war T-Rex auch sehr hübsch mit seinen Flecken überall.
„Was gibt’s Neues?“, fragt T-Rex. „Oh“, antwortete ich, „Scheinbar ein ziemlich großes Problem.“ „Ziemlich?“ T-Rex legte den Kopf schief. „Ja, ich weiß es nicht genau“, gab ich zu. „Aber gestern wurde Gabrielle wohl beim Klauen geschnappt. Sie sagt aber, dass eine gewisse Maria ihr die Jacke in die Tasche geschmuggelt hat um sie zu ärgern.“ Ich setzte mich auf die Hinterbeine. „Ich hab echt keine Ahnung wer Recht hat. Diese Maria sieht aber schon so aus, als wäre sie nicht besonders ehrlich. Bei so vielen Menschen, die der hinterher laufen, muss irgendwas faul sein.“ T-Rex sah mich verwundert an. Ich musste lachen, denn ich wusste, dass T-Rex nicht sehr viel Ahnung hatte von jungen Menschen. Und er hatte wohl auch noch nie in seinem Leben etwas von Pubertät gehört. Es war ein schönes Gefühl, mal etwas besser zu wissen als er.
Interessiert schien er trotzdem. „Was hast du jetzt vor zu tun?“ Ich musste kurz überlegen. Ehrlich gesagt wusste ich es nämlich selbst noch nicht. „Beobachten und herausfinden, wer Recht hat.“ Das war alles, was ich tun konnte. „Soll ich dir helfen?“, bot T-Rex an. Ich musste mich zusammenreißen um nicht laut aufzubrüllen und vor Begeisterung zu hüpfen. „Ja“, war dann alles, was aus meiner Schnauze rauskam. T-Rex würde mir helfen bei meiner Mission. Das waren tolle Aussichten.