Realo schrieb:Du meintest wohl richtiger: Nicht nur Grönland gehört zur Nordamerikanischen Platte...
Nicht wirklich. Es ging mir darum, daß bei anderen Kontinentalplatten durchaus Bruchzonen existieren, die einer Teilplatte erlauben, zumindest teilweise separat von der anderen sich zu heben oder zu senken, ohne daß gleich die ganze Kontinentalplatte eine gleiche oder komplementäre Bewegung mitmachen muß. Wenn der Osten von Nordamerika sich hebt, dann muß der Westen sich senken. Wenn aber Ostafrika sich hebt, dann ist Westafrika wegen des ostafrikanischen Grabenbruchs nicht unmittelbar mitbetroffen und muß sich nicht komplementär senken. Hier kann sich das Mantelmaterial quasi "aussuchen", von woher es kommt, um unter die sich hebende ostafrikanische Teilplatte zu fließen: vom Indik oder von Westafrika.
Daher: "[
Nicht nur] Grönland gehört
nicht nur zur Nordamerikanischen Platte; [
sondern] hier gibt es nicht einmal Bruchzonen innerhalb der Kontinentalplatte wie anderenorts"
Realo schrieb:Wenn ich dich richtig verstanden habe, ist die Antarktis ein Spezialfall, weil sie allein auf ihrer eigenen Platte sitzt und wenn sich durch das abschmelzende Eis der Boden hebt, fließt das einst ins Polarmeer verdrängte Mantelmaterial zurück unter die Antarkltis und hebt sie, und durch den so entstandenen zusätzlichen "Hohlraum" im Polarmeer steigt der Meeresspiegel nicht wirklich an, weil das Wasser nun diesen Hohlraum einnimmt.
Korrekt.
Realo schrieb:Mein Frage wäre dann, woher du weißt, dass das Mantelmaterial zurück unter die Antarktis fließt.
Isostasie. Schrieb ich doch.
Wikipedia: Postglaziale LandhebungNordeuropa, Ostsibirien (Westsibirien war nur gering vergletschert) und Nordamerika waren vor mehr als 11.000 Jahren für Jahrhunderte von bis zu 3 Kilometer dicken Eisschilden bedeckt. Die Masse des Eises ließ die betroffene Erdkruste in den Erdmantel sinken. Die flüssigen Bestandteile des viskosen Erdmantels flossen daraufhin seitlich ab und wölbten so die Erdkruste außerhalb der Eispanzer auf.
Als die Gletscher zum Ende des Pleistozäns und am Anfang des Holozäns abschmolzen und sich damit die Eisauflage zu reduzieren begann, kam es zu Umkehrprozessen: Die Mantelmaterialen flossen zurück in Richtung der Zentren der ehemaligen Eispanzer und es setzte eine Hebung der Erdkruste ein. Außerhalb der Ausdehnungsgebiete des ehemaligen Eises begannen hingegen Senkungsvorgänge. Durch die enorme Zähigkeit des Mantels wird dieser Ausgleichsprozess noch einige Tausend Jahre andauern, bis ein isostatisches Gleichgewicht erreicht ist. Das Ausmaß der postglazialen Landhebung ist von der Viskosität des Erdmantels und der vertikalen Ausdehnung der ehemaligen Eisschicht abhängig.
Wikipedia: IsostasieIsostatischer Ausgleich am Beispiel des Fennoskandischen Schildes
Zu beobachten ist der Effekt des isostatischen Ausgleichs, also der Bestrebung, einen Zustand der Isostasie zu erreichen, auch heute noch in Skandinavien in Form eines Hebungsprozesses. Skandinavien war in der letzten Eiszeit noch bis vor 10.000 Jahren von einem Eispanzer bedeckt. Durch diese Masse wurde Skandinavien herabgedrückt. Seitdem das Eis zurückgegangen ist, fehlt dieser Druck, und Skandinavien steigt langsam wieder auf. Die Hebung beträgt mittlerweile insgesamt 300 m und findet noch immer mit einer Geschwindigkeit von 9 mm pro Jahr in ihrem Zentrum statt (nördlicher Bottnischer Meerbusen).
Realo schrieb:Bei der Antarktis ist das nicht möglich. Da dort also nichts "kippen" kann, frag ich mich, warum das umliegende Mantelmaterial zurückfließen sollte.
Weil die Antarktis nun leichter ist. Sie drückt nun nicht mehr so schwer aufs Mantelmaterial. Wenn Du aus nem Ruderboot auf einen Steg aussteigst, dann steigt das Boot auch automatisch ein Stück höher aus dem Wasser heraus. Als Du drinnen warst, lag das Boot schwerer auf dem Wasser und verdrängte mehr von selbigem, welches sich zur Seite verteilte. Sobald Du rausbist, drängt dieses verdrängte Wasser sofort wieder zurück unter das sich hebende Boot. Ist ja nun wieder mehr Platz zwischen Bootunterseite und Seeboden. Isostatischer Ausgleich eben, geht gar nicht anders. Beim Mantelmaterial dauerts nur länger.
Realo schrieb:Mir scheint es eher so, also würde durch den "Aufstieg" der Antarktis das zirkumantarktische Mantelmaterial eher absinken, was scheinbar zu einem Absinken des Meeresspiegels führen würde;
Mir doch egal, ob das Mantelmaterial unterhalb des Polarmeeres nun direkt unter die Antarktische Platte fließt oder unter das mit der Platte aufsteigende Mantelmaterial. Der Effekt ist der gleiche, der Meeresboden um die Antarktis senkt sich ab, weil von hier Mantelmaterial in Richtung Antarktis abfließt.
Und: nix scheinbar. Echt!
Realo schrieb:da aber auf der anderen Seite eine aufsteigende Antarktis Wasser verdrängt, würde das wiederum zum Meeresspiegelanstieg beitragen, was sich gegenseitig aufheben würde
Echt jetzt? Das wäre so, wenn die Antarktis komplett landunter wäre, und wenn bei ihrem Aufstieg am Ende nichts über die Wasserlinie ragen würde. Ein Objekt unter Wasser kann bis zur Wasserlinie aufsteigen, ohne daß der Pegel sich ändert. Sobald aber etwas über den Wasserstand hinausragt, sinkt der Pegel um entsprechend dieses Volumen. Einer rief genau wegen des umgekehrten Phänomens mal Heureka!
Klar liegt einiges landunter, und solange das der Fall ist, wird beim Anheben des Kontinents für diesen Part der Meere4sspiegel nicht absinken. Freilich gilt das eben nur für einen Teil des Kontinents, und nicht überall ist die Wassersäule 300m hoch. Desweiteren sind da einige Senken zu erkennen, wo das Wasser beim Anheben gar nicht ablaufen kann, sondern Binnenseen bilden wird. All dies minimiert den von Dir angesprochenen Effekt deutlich.