Das Jesus aus dem Geiste Gottes heraus gezeugt wurde und der Geist Gottes in ihm wirkte, bestreite ich auch keineswegs. Nur macht dies aus einem Menschen noch keinen Gott und macht Jesus auch nicht Wesensgleich mit Gott. Nur der Geist aus Gott, der in ihm ist, ist mit ihm Wesensgleich. Der Mensch Jesus als Mensch aber eben nicht.
Deine Bibelstellen belegen aber keine Wesensgleichheit oder Einheit im Sinne der Trinität zwischen Jesus und Gott. Also ich habe mir mal die Mühe gemacht und alle angeführten Stellen nachgelesen.
Fangen wir mit diesen hier mal an:
Zu Matt. 17,5 (Auf dem Berg der Verklärung)
3 und siehe, Mose und Elia erschienen ihnen und unterredeten sich mit ihm.
4 Petrus aber begann und sprach zu Jesus: Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten machen, dir eine und Mose eine und Elia eine.
5 Während er noch redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke, und siehe, eine Stimme kam aus der Wolke, welche sprach: Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe. Ihn hört!
Hier sind mehrere Parallelen zu erkennen. Einmal die Geschichte mit den Hütten bauen, denn das gleiche geschah bei Jesu Himmelfahrt. Dann die Rede aus der Wolke: Dies ist mein geliebter Sohn. Gleiches geschah bei Jesu Taufe am Jordan. Mit einer Wesensgleichheit Gottes hat das aber nichts zutun. Im Gegenteil, hier wird ausdrücklich doch die Verschiedenheit betont: Gott spricht als Vater zu den Menschen: Dies ist mein geliebter Sohn. Warum spricht er nicht zu sich selbst: Seht, dies bin ich selbst?
Zu Markus 9,7 und Lukas 9,35 muss ich mich nicht auch noch äussern, da es dieselbe Begebenheit beschreibt.
Nun mal zu deinen unendlich vielen Johannes-Bibelstellen:
Zu Joh. 1,13
11 Er kam in das Seine, und die Seinen nahmen ihn nicht an;
12 so viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben;
13 die nicht aus Geblüt, auch nicht aus dem Willen des Fleisches, auch nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.
14 Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.
Dies ist eine sehr schwierige Bibelstelle. Eigentlich müsste man bei Joh. 1,1 beginnen: Im Anfang war das Wort. Und sich erst mal fragen was dieses Wort eigentlich ist? Ich bin zu der Überzeugung gekommen, dass hiermit der Geist Gottes gemeint sein muss. Und aus diesem Geist heraus ist Jesus gezeugt worden und hatte auch den Geist Gottes in sich. Daher kam er in das Seine, da letztlich alles was geschaffen wurde, aus dem Geist Gottes heraus entstanden ist.
Was nun jene betrifft, die nicht aus dem Willen des Fleisches heraus, aus dem Willen eines Mannes geboren sind, sondern aus Gott, so trifft dies, wenn überhaupt, nur auf zwei Menschen zu: Adam, der ungezeugte, urgeschaffene und Jesus der aus dem Geist Gottes heraus gezeugte Mensch. Alle anderen sind, ob sie es wollen oder nicht, aus dem Fleische heraus gezeugt und geboren worden. Weil das nun mal die menschliche Natur so vorgibt.
Du schreibst: (Zitat)
„Aber da Jesus durch den heiligen Geist gezeugt wurde (nicht durch den Willen eines Mannes (Johannes 1,13)) wurde und durch ihn und ihm lebte und wandelte, ist er mit dem Vater wesensgleich und damit legitimiert, was er selbst auch eindeutig und mehrmals bestätigte (Johannes 5 19 & 30 ; 7,17 & 28 ; 8,28 & 42 ; 12,49 ; 14,6 & 9-10 - 1. Johannes 3,24).“
Zu den genannten Bibelstellen:
Zu Joh. 5,19
18 Darum nun suchten die Juden noch mehr, ihn zu töten, weil er nicht allein den Sabbat aufhob, sondern auch Gott seinen eigenen Vater nannte und sich so selbst Gott gleich machte.
19 Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich selbst tun, außer was er den Vater tun sieht; denn was der tut, das tut ebenso auch der Sohn.
Für die damaligen Pharisäer war es sozusagen Blasphemie, wenn jemand behauptete, er sei ein Sohn Gottes und Gott damit seinen Vater nannte. Sich Gott gleich zu machen ist aber nicht dasselbe wie sich zu Gott selbst machen. Auch zwei Zwillinge, die wie man so sagt, sich in allem gleichen, sind ja nicht ein und dieselbe Person. Sie gleichen sich eben nur. Und das ist an sich schon so Gotteslästerlich, weil ja nichts und niemand Gott gleich sein kann. Obwohl ja doch bei Moses in der Schöpfungsgeschichte steht: Und Gott schuf dem Menschen nach seinem (Eben)Bilde. Also doch irgendwie ihm selbst gleich, angleichend, ähnlich.
Was aber doch in dieser Bibelstelle eindeutig hervorgeht ist: Der Sohn kann nichts von sich selbst tun. Nun, wir Menschen tun aber doch fast alles aus uns selbst heraus? Gott tut doch auch alles aus sich selbst heraus? Und bei Jesus, wenn dieser Gott selbst ist, warum dann so eine ausdrückliche Betonung dann darauf, dass er gerade nichts aus sich selbst heraus tut?
Zu Joh. 5,30
30 Ich kann nichts von mir selbst tun; so wie ich höre, richte ich, und mein Gericht ist gerecht, denn ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.
Da haben wir es nochmals. Jesus handelt nicht wie ein souveräner Gott, aus sich selbst heraus, sondern nur dem Willen Gottes gemäß und betrachtet sich wie man hier sieht auch nicht als Gottheit persönlich, sondern als einen, der von Gott, seinem Vater gesandt wurde.
Zu Joh. 7,17
16 Da antwortete ihnen Jesus und sprach: Meine Lehre ist nicht mein, sondern dessen, der mich gesandt hat.
17 Wenn jemand seinen Willen tun will, so wird er von der Lehre wissen, ob sie aus Gott ist oder ob ich aus mir selbst rede.
Auch wieder eine Bestätigung, dass Jesus nicht aus sich selbst heraus lehrt und handelt. Wäre Jesus aber Gott selbst, wie kann er dann sagen: Meine Lehre ist nicht mein? Wem ist sie dann?
Zu Joh. 7,28
28 Jesus nun rief im Tempel, lehrte und sprach: Ihr kennt mich und wisst auch, woher ich bin; und ich bin nicht von mir selbst gekommen, sondern der mich gesandt hat, ist wahrhaftig, den ihr nicht kennt.
29 Ich kenne ihn, weil ich von ihm bin und er mich gesandt hat.
Ich bin nicht von mir selbst gekommen sagt Jesus. Wenn er aber Gott selbst ist, müsste er genau das sagen! Er betont doch gerade hier, dass er von dem gekommen ist, der ihn gesandt hat? Also hat er sich nicht selbst gesandt, sondern wurde von Gott gesandt. Spricht hier eine Person oder sprechen hier nicht zwei?
Zu Joh. 8,28
27 Sie erkannten nicht, dass er von dem Vater zu ihnen sprach.
28 Da sprach Jesus zu ihnen: Wenn ihr den Sohn des Menschen erhöht haben werdet, dann werdet ihr erkennen, dass ich es bin und dass ich nichts von mir selbst tue, sondern wie der Vater mich gelehrt hat, das rede ich.
29 Und der mich gesandt hat, ist mit mir; er hat mich nicht allein gelassen, weil ich allezeit das ihm Wohlgefällige tue.
Nochmals: Wo wird hier von einer Wesensgleichheit Jesus mit Gott-Vater gesprochen? Jesus betont, dass er vom Vater zu innen spricht und wieder nicht von sich und aus sich selbst und dass er ein Gesandter Gottes ist. Dieser, der ihn gesandt hat, ist in ihm, aber er sagt nicht er sei es selbst. Wie eine schwangere Frau auch ein neues Leben sehr wohl in sich tragen kann, sich aber dennoch nicht Wesensgleich zu diesem verhalten muss.
Zu Joh. 8,42
42 Jesus sprach zu ihnen: Wenn Gott euer Vater wäre, so würdet ihr mich lieben, denn ich bin von Gott ausgegangen und gekommen; denn ich bin auch nicht von mir selbst gekommen, sondern er hat mich gesandt.
Wieder und wieder erkenne ich: Jesus betont laufend, dass er eben nicht aus sich selbst gekommen ist, sondern von Gott ausgegangen und gesandt worden ist. All deine Bibelstellen bestätigen mehr eher, dass hier keine Wesensgleichheit vorliegt, sondern eher betont wird, dass Jesus sich als ein Gesandter Gottes betrachtet und eben nicht als mit Gott ebenbürtig oder ihm völlig gleich oder gar als Gott selbst. Denn dann könnte er sagen: Ich bin aus mir selbst gekommen. Und genau das sagt er nicht!
Zu Joh. 12,49
49 Denn ich habe nicht aus mir selbst geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, er hat mir ein Gebot gegeben, was ich sagen und was ich reden soll;
50 und ich weiß, dass sein Gebot ewiges Leben ist. Was ich nun rede, rede ich so, wie mir der Vater gesagt hat.
Und wieder gibst du mir Bibelstellen, die genau sagen, dass hier unterschieden wird zwischen dem Vater, der Jesus gesandt hat und Jesus, dem Gesandten selbst. Ich finde hier keinerlei Bestätigungen durch die Bibel, dass sie Wesensgleich seien?
Zu Joh. 14,6
6 Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich.
Das ist ein ziemlich häufig zitierter Satz, der meiner Ansicht nach etwas völlig anderes darlegen soll. Hier bietet sich Jesus als Weg zum Vater an und da es niemanden zu jener Zeit gab, der den damaligen Juden diesen Weg zeigen konnte, ausser eben Jesus, sagt er es und bietet sich an in dem Sinne: Wer zum Vater will, der komme zu mir, ich zeige euch den Weg. Er hätte auch sagen können: Wer bei mir angekommen ist, der ist bereits beim Vater. Aber genau das hat er eben nicht gesagt. Durch ihn kommen wir zum Vater, aber nicht, dass wir dann bereits schon bei ihm sind. Wäre Jesus mit Gott Wesensgleich, wäre auch klar: Wer bei Jesus ist, der ist auch bereits beim Vater, der muss nicht erst durch Jesus zum Vater kommen.
Zu Joh. 14,9 –10
8 Philippus spricht zu ihm: Herr, zeige uns den Vater, und es genügt uns.
9 Jesus spricht zu ihm: So lange Zeit bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Und wie sagst du: Zeige uns den Vater?
10 Glaubst du nicht, dass ich in dem Vater bin und der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch rede, rede ich nicht von mir selbst; der Vater aber, der in mir bleibt, tut seine Werke.
11 Glaubt mir, dass ich in dem Vater bin und der Vater in mir ist; wenn aber nicht, so glaubt um der Werke selbst willen!
Hier wird es spannend. Warum sagt Jesus nicht, dass er selbst der Vater ist? Stattdessen sagt er, dass er im Vater ist und der Vater in ihm. – Er könnte es auch ganz direkt sagen: Ich bin der Vater. Aber das sagt er nicht, stattdessen: Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Für einen Gottesgläubigen ist ja selbst die Schöpfung ein Sehen von Gottes Herrlichkeit. So könnte man auch sagen: Wer die Schöpfung sieht, sieht auch Gott (darin). Trotzdem muss der Schöpfer und die Schöpfung nicht Wesensgleich sein. So wie die Schöpfung ja auch aus Gott ist und der Schöpfer in ihr verstehe ich das zumindest. Von einer Wesensgleichheit würde ich hier immer noch nicht sprechen.
Zu 1. Joh. 3,24
23 Und dies ist sein Gebot: dass wir an den Namen seines Sohnes Jesus Christus glauben und einander lieben, wie er es uns als Gebot gegeben hat.
24 Und wer seine Gebote hält, bleibt in ihm und er in ihm; und hieran erkennen wir, dass er in uns bleibt; durch den Geist, den er uns gegeben hat.
Hier wird ja noch eine weitere Innigkeit dargestellt, nämlich wenn der Mensch die Gebote hält und sie sich einander lieben und an den Namen Jesus Christus glauben, sind auch sie in ihm und er in ihnen. Sind wir dann alle Götter und mit Gott Wesensgleich? Oh nein, da sieht man doch klar, dass hier eine andere Art von Einheit gemeint ist, die Einheit im Geiste Gottes. Das ist aber eine andere Einheit meines Erachtens als jene die bei der göttlichen Trinität angewandt wird, dass Jesus als Sohn Gottes eines Wesens mit Gott-Vater sei. Und eben diese geht aus dieser Bibelstelle nicht klar und eindeutig hervor.
Zu Joh. 3 (Jesus und Nikodemus)
Auch hier haben wir eine sehr schwierige Bibelstelle (kann jeder selber mal nachlesen, wen es interessiert). Sie sagt im Grunde auch etwas wichtiges aus, nämlich dass wir alle durch den Geist Gottes sozusagen neu geboren werden müssen um in das Himmelreich zu gelangen. Wie dies aber vor sich geht, diese Neugeburt im Geiste, darüber erfährt man in dieser Bibelstelle nicht all zu viel.
Ausser folgendes:
„Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen.“
„Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes hineingehen.“
Aber das ist ein völlig anderes Thema und besagt nichts in Bezug auf die Wesensgleichheit Jesus mit Gott aus. Oder würdest du soweit gehen, dass jeder Mensch durch die sogenannte geistige Wiedergeburt Wesensgleich mit Gott würde?
Vielleicht hänge ich auch zu stark an dem Wort „Wesensgleichheit“? Denn wie mir ja selbst bewusst wurde, ist eine Gleichheit nicht dasselbe wie eine Einheit. Wesensgleich ist etwas, was dem Wesen, das es erschuf, gleicht. Vielleicht nicht in allem, aber in geistiger Hinsicht so, dass es im Kern seines Seins keinen inneren Widerspruch mehr darstellt zu dem Sein, welches es erschuf? Dann allerdings besagt eine „Wesensgleichheit“ mit Gott etwas ganz anderes aus, als das was man gemeinhin darunter versteht. Dann bedeutet diese Gleichheit im Geiste zum Wesen Gottes eben nicht, dass es ein und dasselbe ist mit Gott. Darüber lohnt es sich vielleicht einmal nachzudenken und weiter zu diskutieren.
@phenomena