Ich greife mal nur diesen Satz heraus von dir,
@mitras:
"Um bei deinen Gedanken zu bleiben, ist uns Religion nicht selbst fremd als Erfahrungshorizont?"
Jein. Nehmen wir mal unsere christliche Religion. Die ist uns nicht fremd, weil sie nämlich vermischt worden ist mit unseren uns bekannten heidnischen Elementen. In ihrer Urform glaube ich, so wie sie Jesus den Juden gelehrt hat, wäre sie uns so fremd, dass sie hier in Europa wahrscheinlich niemals Fuß gefasst hätte.
Das Judentum hingegen ist uns wiederum fremd, aber durch die Bibel und unseren christlichen Glauben auch wiederum vertraut, weil es da Gemeinsamkeiten gibt, die man miteinander teilen kann. Die jüdische Religion selbst ist den Juden hingegen ausserordentlich vertraut und keineswegs fremd. Denn sie ist ein Zeugnis ihres eigenen Gottes, der sich ihnen, den Juden als Volk selbst offenbart hat.
Ähnlich sieht es im Islam aus. Da war ein Prophet, der aus seinem Volk, den Arabern entstammte und dem sich Gott auf ihre Art, als Allah offenbarte. Somit wird ein Mann aus diesem Volk der Araber auch zum Zeugnis jenes Gottes, der sich ihnen als Allah offenbarte.
Das Christentum hat im Grunde überhaupt keinen eigenen Propheten aus seinem Volk. Wir als frühere Heiden hatten keinen Gott, der sich uns in dieser Form offenbarte. Wir haben im Grunde nur einen Teil der Lehre eines Juden Namens Jesus übernommen und mit unseren alten heidnischen Elementen vermischt. Und nur in dieser Mischform ist sie uns im Laufe der Jahrhunderte dann vertraut geworden. Insofern nimmt die christliche Religion einen Sonderstatus ein.
Allerdings beim Judentum und beim Islam ist es wesentlich enger und vertrauter, weil hier die Gottesverkünder aus dem eigenen Volk stammen und sich Gott ihnen selbst offenbarte. Das ist beim Christentum eben nicht so.
Eine Alienreligion könnten wir daher nur insoweit annehmen, soweit sie uns Elemente gäbe, die uns irgendwoher schon vertraut wären. Ansonsten würden wir sie ablehnen.