Link: www.sermon-online.de (extern) (Archiv-Version vom 11.04.2021)@MIKESCHhier ist eine Auslegung aus "Der Schatzkammer Davids" aus Psalm 110,4
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4. Der HErr hat geschworen, und es wird ihn nicht gereuen:
»Du bist ein Priester ewiglich
nach der Weise Melchisedeks.«
4. Nun kommen wir zu dem Herzen des Psalms, das zugleich Mittelpunkt und Seele unseres Glaubens ist. Unser Herr Jesus ist Priesterkönig durch den uralten Eidschwur Jehovahs; denn auch Christus hat sich nicht selbst in die Ehre gesetzt, dass er Hoherpriester würde, sondern war dazu von alters her verordnet, von Gott selbst benannt ein Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks. (Hebr. 5,5.10.) Es muss etwas überaus Feierliches und Gewisses sein, was den Ewigen zu einem Schwur veranlasst, und bei ihm macht ein Eid den Ratschluss unbedingt und für immer fest; in diesem Falle wird jedoch, wie um die Versicherung tausendfach sicher zu machen, noch hinzugefügt: und es wird ihn nicht gereuen. Es ist geschehen und abgemacht nun und für ewig: Jesus ist mit feierlichem Eidschwur als Priester seines Volkes eingesetzt und muss es bleiben bis zum Ende, weil seine Bestallung mit dem unveränderlichen Eide des unwandelbaren Jehovah besiegelt ist. Könnte sein Priestertum widerrufen, seine Vollmacht aufgehoben werden, so wäre dies das Ende alles Lebens und aller Hoffnung für das Volk, das er liebt; allein unsere Sicherheit ruht auf unbeweglichem Felsengrund: Der HErr selbst ist es, der unsern glorreichen Herrn, wie zum König, so auch zum Priester auf ewig verordnet hat; mit einem Eide hat er es besiegelt, und dieser Eid – so ist ausdrücklich gesagt – wird ihn nicht gereuen, er ist jetzt in Geltung und Wirksamkeit und wird durch alle Zeiten feststehen; somit ist unsere Sicherheit in ihm unumstößlich verbürgt und über jeden Zweifel erhaben.
Die feierliche Erklärung unseres Verses erfolgt in der Gegenwart als der einzigen Zeitform, die dem Wesen des ewigen Sohnes Gottes entspricht. In dieser sind ja auch die anderen Zeiten, Vergangenheit und Zukunft, eingeschlossen. Du bist, d. h. du warst, du bist und wirst sein in alle Ewigkeit der Priesterkönig. Die Ordnung des Priestertums Melchisedeks war die älteste und ursprünglichste, die von äußerlichen Formeln und Zeremonien freieste, die natürlichste und einfältigste und bei alledem dennoch vornehmste, ehrwürdigste. Dieser alte Patriarch war der Vater seines Volkes, er beherrschte und unterwies sie zugleich; er schwang beides, Zepter und Rauchfass, er regierte in Gerechtigkeit und brachte Gott dem Höchsten Opfer dar. Seit seinen Tagen ist nie wieder einer seinesgleichen aufgetreten, denn wenn je die Könige von Juda es wagten, sich des Priesteramts zu bemächtigen, wurden sie mit Schanden zurückgetrieben (vergl. 2.Chron. 26,16-21): Gott wollte keinen Priesterkönig mehr außer seinem Sohne. Melchisedeks Doppelamt ist innerhalb der biblischen Geschichte eine Ausnahme: er hatte weder Vorgänger noch Nachfolger. Geheimnisvoll tritt er in den Blättern der Geschichte auf; kein Stammbaum wird aufgeführt, keine Nachricht gegeben, von wem oder wann er gezeugt, keine Andeutung gemacht von seinem Tode. Er segnet Abraham, empfängt von ihm den Zehnten, und verschwindet unter solchen Ehrenbezeugungen, die zeigen, dass er den Stammherrn des auserwählten Volkes an Bedeutung überragt, von dem Schauplatz der Geschichte. Nur ein einziges Mal tritt er auf, und dies eine Mal genügt. Aaron und seine Nachkommen kamen und gingen; ihr unvollkommener Opferdienst ward viele Geschlechter hindurch fortgesetzt, weil er keine entscheidende Wirkung hatte, d. h. weil er die Herzunahenden nimmer vollkommen machen konnte. (Hebr. 10,1.) Unser Herr Jesus hingegen steht, wie Melchisedek, vor uns als Priester von unmittelbar göttlicher Einsetzung; er ist nicht wie die Söhne Aarons durch fleischliche Geburt zum Priesteramt berufen; weder Vater noch Mutter noch Geschlecht kommen hier in Betracht, wenn es gilt, sein Anrecht auf den heiligen Dienst zu begründen. Er steht da als Priester allein in Kraft seines eigenen Verdienstes, in Kraft seiner Persönlichkeit. Wie er niemand als Vorgänger in seinem Werk und Amt hatte, so kann er auch keinen Nachfolger darin haben: die Ordnung seines Priestertums fängt bei seiner Person an und hört bei ihm auf und ist doch eben in ihm von ewiger Dauer, denn er hat weder Anfang der Tage noch Ende des
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Lebens. (Hebr. 7,3.) Dieser königliche Priester war hienieden und hat seinen Segen auf den Häuptern der Gläubigen hinterlassen (Luk. 24,50); er aber sitzt nun zur rechten Hand Gottes (Mark. 16,19) in Herrlichkeit in seiner zwiefachen unzertrennlichen Würde, priesterlich für uns eintretend mit dem Verdienste seines Blutes und als der ewige König zu unserem Besten alle Gewalt ausübend.