Die heilige Schrift
19.08.2007 um 23:12
Je größer die Anzahl der Menschen ist, die sich gemeinsam der Herausforderung stellen können, sich die „Erde (die Natur) untertan zu machen“, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Menschen damit auch Erfolg haben werden. Aber wie gelingt die Zusammenarbeit, die möglichst effektive Koordination unter den vielen Menschen, die sich wiederum umso weniger gegenseitig bekannt sein können, je größer ihre Anzahl ist? Irgendetwas muss diese vielen Menschen verbinden können, um eine gemeinsame Kultur zu erschaffen. Dafür gibt es genau zwei Möglichkeiten: Zentralistische Planwirtschaft („Ameisenstaat“) ohne Geld oder eine Geldwirtschaft mit eigenverantwortlichen Menschen. Für solche Menschen ist das Geld ein Wunder, aber eines, das sie verstehen und beherrschen müssen, um nicht zwangsläufig wieder alles zu verlieren, was sie sich geschaffen haben. Allein aus diesem wichtigen Grund entstanden die heiligen Schriften. Es ist außerordentlich schwierig, um nicht zu sagen unmöglich,irgendwelche vernünftigen Schlussfolgerungen aus der heiligen Schrift abzuleiten, wenn man sie nicht unter dem ökonomischen Gesichtspunkt betrachtet, insbesondere aus der Sicht der Geldtheorie. Die Bibel beinhaltet ein existentiell wichtiges Grundwissen für den richtigen Umgang mit Geld, welches aus einem simplen Grund verloren gehen musste. Jedem einzelnen Menschen ist sein eigenes Wohl stets näher, als das Wohl der ganzen kulturellen Gemeinschaft, auch wenn er diese noch so sehr braucht, um ein kultureller Mensch zu bleiben und nicht wieder den Naturgewalten ausgeliefert zu sein.
Genesis Kapitel 1 (perek aleph):
26Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alle Tiere des Feldes und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht. 27Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mannund Weib. 28Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alles Getier, das auf Erden kriecht.
Der Gott, der hier spricht, ist noch der Gott der „Ameisen“. „Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei,..“. Der freie und eigenverantwortliche kulturelle Mensch war noch nicht gefragt. Hier war es erst einmal nur wichtig, dass der Mensch überhaupt eine Kultur begründete, deren Bestehen zunächst für wesentlich wichtiger angesehen wurde, als die Freiheit und die Individualität der einzelnen kulturellen Menschen. Jeder einzelne Mensch hatte sich dem Bestehen der gemeinschaftlichen Kultur bedingungslos unterzuordnen.
Das „Paradies“ sollte dann entstehen als eine weiterentwickelte Kultur, die es endlich auch jedem einzelnen Menschen ermöglichen würde, eigenverantwortlich zu handelnund damit frei zu sein von den Zwängen einer zentralistischen Planwirtschaft. Die hierarchische Struktur der planwirtschaftlichen Zwangsumverteilung wurde ersetzt durch das Geld. Nun konnte jeder einzelne Mensch für sich wirtschaften und die gerechte Verteilung aller für das kulturelle Leben notwendigen Waren konnte dem freien Spiel der Kräfte von Angebot und Nachfrage überlassen werden. Mit voller Berechtigung konnte man jetzt sagen, dass jeder einzelne Mensch nun wirklich lebendig, weil nicht mehr von der verordneten Verteilungshierarchie abhängig, war.
Genesis Kapitel 2 (perek bet):
4So sind Himmel und Erde geworden, als sie geschaffen wurden. 4Es war zu der Zeit, da Gott der HERR Erde und Himmel machte. 5Und alle die Sträucher auf dem Felde waren noch nicht auf Erden, und all das Kraut auf dem Felde war noch nicht gewachsen; denn Gott der HERR hatte noch nicht regnen lassen auf Erden, und kein Mensch war da, der das Land bebaute; 6aber ein Nebel stieg aufvon der Erde und feuchtete alles Land. 7Da machte Gott der HERR den Menschen aus Erde vom Acker und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen.
Wir erinnern uns, dass der „Ameisengott“ in perek aleph zuerst eine „Feste zwischen den Wassern“ errichtet hatte, um das „Wasser darüber“ von dem „Wasser darunter“ zu trennen. Das bedeutet ganz konkret nichts anderes, als dass allein der Pharao darüber bestimmte, welche Reichtümer wem zugeteilt wurden. Und erst nachdem die ganze Verteilungshierarchie durchstrukturiert war und jeder einzelne Mensch in dieser Hierarchie bedingungslos gehorchte, war der Mensch genau nach dem Bild geformt, wie er sein sollte, bzw. zu funktionieren hatte. Weiterhin ist bemerkenswert, dass in perek aleph stets das Verb „bara“ verwendet wird, was soviel bedeutet wie „aus nichts heraus erschaffen“, während in perek bet das Verb „ja´zar“ Verwendung findet. Das bedeutet aber „etwas aus etwas herauserschaffen“. Und dieses „etwas“ ist nichts anderes, als das Geld! In einer zentralistischen Planwirtschaft ist Geld sogar hinderlich, da es die Menschen unabhängig macht und sie somit nicht mehr ausreichend kontrolliert werden können, um der Verteilungshierarchie zu dienen. Für die weiterentwickelte Kultur des Paradieses war dagegen zunächst ein „Geldregen“ erforderlich, um den Menschen unabhängig und damit erst „lebendig“ zu machen. Damit war jetzt erstmals der eigenverantwortliche und freie Mensch erschaffen worden, der sich daran machen konnte, das Paradies zu bewirtschaften.
8Und Gott der HERR pflanzte einen Garten in Eden gegen Osten hin und setzte den Menschen hinein, den er gemacht hatte. 9Und Gott der HERR ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume, verlockend anzusehen und gut zu essen, und den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. 10Und es ging aus von Eden ein Strom, den Garten zu bewässern, und teilte sich vonda in vier Hauptarme. 11Der erste heißt Pischon, der fließt um das ganze Land Hawila, und dort findet man Gold; 12und das Gold des Landes ist kostbar. Auch findet man da Bedolachharz und den Edelstein Schoham. 13Der zweite Strom heißt Gihon, der fließt um das ganze Land Kusch. 14Der dritte Strom heißt Tigris, der fließt östlich von Assyrien. Der vierte Strom ist der Euphrat. 15Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, daß er ihn bebaute und bewahrte. 16Und Gott der HERR gebot dem Menschen und sprach: Du darfst essen von allen Bäumen im Garten, 17aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm issest, mußt du des Todes sterben.
Ausdrücklich wird darauf hingewiesen, dass es im Garten Eden sowohl „kostbares Gold“, als auch Edelsteine gibt. Es kann also gar kein Zweifel daran bestehen, welche Art von Geld verwendet wird. Zudem sind es jetzt nicht mehr die Götter, die allein aus ihrereigenen Existenz heraus Ewigkeit und Vergänglichkeit erschaffen, sondern es ist „Gott der HERR“, der aus dem Geld heraus diese Dualität erschafft. Es ist von drei Baumarten die Rede. Es gibt „normale“ Bäume, von denen sich der Mensch ernähren darf, sowie zwei spezielle Bäume von jeweils anderer Art: Der Baum des Lebens und der Baum der Erkenntnis von gut und böse. Ganz allgemein stehen die Früchte tragenden Bäume für gewinnbringende Unternehmungen. Die normalen Bäume sind dann natürlich die ganz normalen Arbeiten, mit denen der Mensch seinen Lebensunterhalt verdient. Und damit diese Arbeiten dann marktwirtschaftlich bezahlt werden können, muss man auch das Gold und die Edelsteine erst einmal finden, um sie als Geld zu verwenden. Dieses Geld garantiert den Fortbestand der marktwirtschaftlichen Kultur und damit das kulturelle Leben überhaupt. Also auch die Bedeutung vom Baum des Lebens wird aus der ökonomischen Perspektive offensichtlich. Es bleibt zunächst offen die genauereBedeutung des Baumes der Erkenntnis von gut und böse.
Kaum bedient man sich an seiner Frucht, schon begeht man die Sünde aller Sünden. Diese Erbsünde pflanzte sich unaufhaltsam fort bis zum heutigen Tag und katapultierte die ganze Menschheit aus ihrer wohlgeordneten paradiesischen Welt aus Himmel und Erde heraus und dann hinein in ein einziges Chaos aus Himmel und Hölle. Hätte es dieses verflixte Bäumchen bloß nie gegeben!