Muslime müssen "deutscher" sein als viele Deutsche
26.03.2007 um 12:23In Deutschland hapert es an der Integration des Islam, hat eine internationaleForschergruppe festgestellt. Das Beispiel zeige aber, dass ein hoher Anteil von Muslimennicht zu Gewalt führen müsse.
VON URSULA RÜSSMANN
25. März 2007
Dierenommierte Denkfabrik International Crisis Group (ICG) meldet sich normalerweise zuKriegszonen wie Afghanistan und Irak zu Wort. Zur Abwechslung hat sich die unabhängigeAnalyse-Werkstatt jetzt Deutschland vorgenommen und die Lage der Muslime untersucht. Inihrem Bericht registrieren die Autoren Fortschritte bei Integration und Dialog, aberweiter schwere Probleme: Defizite beim Einbürgerungs- und Wahlrecht, "übereifrigeGesinnungskontrolle", Ungleichbehandlung muslimischer Verbände sowie Bildungsnachteilefür Muslime.
Knapp 3,5 Millionen Menschen mit muslimischem Hintergrund leben inDeutschland, drei Viertel davon sind türkischer Abstammung. Mit der Reform desStaatsangehörigkeitsrechts im Jahr 2000 habe Deutschland die Realität dauerhafterEinwanderung zwar prinzipiell akzeptiert, lobt die ICG. In der Praxis aber komme die neueOffenheit zu zaudernd daher: "Die ganze Last der Anpassung müssen die Immigrantentragen."
Als Ausdruck anhaltenden Misstrauens bewerten die Autoren das Muster,nach dem Einbürgerungstests und Integrationskurse gestrickt sind: Erst müssen Muslime ihr"Deutschsein" beweisen, bevor sie den deutschen Pass bekommen können. Entsprechend hapertes auch an der politischen Teilhabe. Der Anteil von Muslimen in Parteien ist weiter zugering, und nur knapp 700 Muslime sind Soldaten in der Bundeswehr.
Sehr schlechtkommen die von einigen Ländern praktizierten Einbürgerungstests weg. In ihnen sollenAnwärter auf den deutschen Pass neben Deutschkenntnissen und Demokratiewillen auch -sofern sie Muslime sind - politisch korrekte Ansichten zum Geschlechterverhältnis und zurHomosexualität nachweisen. "Von Muslimen wird mehr Vertrautheit mit deutschenGepflogenheiten verlangt als sie bei vielen Deutschen vorhanden ist", rügt die ICG.Gesinnungsfragen, die sich nur an Muslime richteten, verschärfen Vorurteile gegen dieseGruppe.
Stigmatisierend wirkt dem Bericht zufolge die massive Überwachungbestimmter islamistischer Gruppen durch den Verfassungsschutz. Dazu gehört Milli Görüs(IGMG), die 26000 Mitglieder hat und 500 Moscheen betreibt. Als gewaltbereite Islamistengelten laut Verfassungsschutz zwar deutschlandweit nur 2000 Muslime, trotzdem kann schondie bloße Zugehörigkeit zu Milli Görüs einem Moslem den Weg zum deutschen Passversperren. Die Maßstäbe, die der Verfassungsschutz gegen Links- und Rechtsextremistenanwende, taugten nicht bei Islamisten,so die ICG. Milli Görüs werde isoliert, statt sieper Dialog einzubinden.
Umgekehrt empfehlen die Forscher der Bundesregierung,jetzt Schluss zu machen mit der lange praktizierten Bevorzugung des türkeinahenMoscheenverbandes Ditib. Türkische Kurden, Aleviten und arabischstämmige Muslime seienneben Ditib lange kaum wahrgenommen worden. Ditib ist eng an die oberste staatlicheReligionsbehörde in der Türkei angelehnt; Ankara versucht über den Verband, die türkischeDiaspora zu kontrollieren. Die ICG legt der Organisation deshalb nahe, von Ankaraunabhängiger zu werden und hohe Posten vermehrt an hier geborene Mitglieder zu vergeben.
Ein klares Lob spenden die Politik-Analysten der von Innenminister WolfgangSchäuble (CDU) 2006 ins Leben gerufenen Deutsche Islamkonferenz. Mit ihr hat Schäubleeinen festen Dialogprozess geschaffen, bei dem neben Ditib auch vier andere muslimischeDachverbände am Tisch sitzen. Verhandelt werden sollen Verfassungsfragen,Religionsunterricht und anderes. Die ICG regt an, die Länder sollten ähnliche Forenschaffen und Milli Görüs einbeziehen.
Ein ganzes Paket von Empfehlungen widmetdie Denkfabrik schließlich der Bildung. Um Sprach- und Lerndefizite von Muslimen undZuwanderern allgemein frühzeitig anzugehen, empfiehlt die Gruppe für Migrantenkinder zweiJahre Pflicht-Kindergarten sowie Ergänzungsklassen in Grundschulen. Schulbezirke solltenneu geordnet werden, wenn mehr als drei Viertel der Schulkinder aus Migrantenfamilienkommen.
http://www.fr-online.de/top_news/?sid=aac756140d03905531c00f334cc0f6d7&em_cnt=1101713
Endlich mal eine Gruppe ,die die lage in Deutschland klar definiert.
Ich bezweifle jedoch sehr ,dass es überhaupt registriert wird seitens der Politikerund Medien...
VON URSULA RÜSSMANN
25. März 2007
Dierenommierte Denkfabrik International Crisis Group (ICG) meldet sich normalerweise zuKriegszonen wie Afghanistan und Irak zu Wort. Zur Abwechslung hat sich die unabhängigeAnalyse-Werkstatt jetzt Deutschland vorgenommen und die Lage der Muslime untersucht. Inihrem Bericht registrieren die Autoren Fortschritte bei Integration und Dialog, aberweiter schwere Probleme: Defizite beim Einbürgerungs- und Wahlrecht, "übereifrigeGesinnungskontrolle", Ungleichbehandlung muslimischer Verbände sowie Bildungsnachteilefür Muslime.
Knapp 3,5 Millionen Menschen mit muslimischem Hintergrund leben inDeutschland, drei Viertel davon sind türkischer Abstammung. Mit der Reform desStaatsangehörigkeitsrechts im Jahr 2000 habe Deutschland die Realität dauerhafterEinwanderung zwar prinzipiell akzeptiert, lobt die ICG. In der Praxis aber komme die neueOffenheit zu zaudernd daher: "Die ganze Last der Anpassung müssen die Immigrantentragen."
Als Ausdruck anhaltenden Misstrauens bewerten die Autoren das Muster,nach dem Einbürgerungstests und Integrationskurse gestrickt sind: Erst müssen Muslime ihr"Deutschsein" beweisen, bevor sie den deutschen Pass bekommen können. Entsprechend hapertes auch an der politischen Teilhabe. Der Anteil von Muslimen in Parteien ist weiter zugering, und nur knapp 700 Muslime sind Soldaten in der Bundeswehr.
Sehr schlechtkommen die von einigen Ländern praktizierten Einbürgerungstests weg. In ihnen sollenAnwärter auf den deutschen Pass neben Deutschkenntnissen und Demokratiewillen auch -sofern sie Muslime sind - politisch korrekte Ansichten zum Geschlechterverhältnis und zurHomosexualität nachweisen. "Von Muslimen wird mehr Vertrautheit mit deutschenGepflogenheiten verlangt als sie bei vielen Deutschen vorhanden ist", rügt die ICG.Gesinnungsfragen, die sich nur an Muslime richteten, verschärfen Vorurteile gegen dieseGruppe.
Stigmatisierend wirkt dem Bericht zufolge die massive Überwachungbestimmter islamistischer Gruppen durch den Verfassungsschutz. Dazu gehört Milli Görüs(IGMG), die 26000 Mitglieder hat und 500 Moscheen betreibt. Als gewaltbereite Islamistengelten laut Verfassungsschutz zwar deutschlandweit nur 2000 Muslime, trotzdem kann schondie bloße Zugehörigkeit zu Milli Görüs einem Moslem den Weg zum deutschen Passversperren. Die Maßstäbe, die der Verfassungsschutz gegen Links- und Rechtsextremistenanwende, taugten nicht bei Islamisten,so die ICG. Milli Görüs werde isoliert, statt sieper Dialog einzubinden.
Umgekehrt empfehlen die Forscher der Bundesregierung,jetzt Schluss zu machen mit der lange praktizierten Bevorzugung des türkeinahenMoscheenverbandes Ditib. Türkische Kurden, Aleviten und arabischstämmige Muslime seienneben Ditib lange kaum wahrgenommen worden. Ditib ist eng an die oberste staatlicheReligionsbehörde in der Türkei angelehnt; Ankara versucht über den Verband, die türkischeDiaspora zu kontrollieren. Die ICG legt der Organisation deshalb nahe, von Ankaraunabhängiger zu werden und hohe Posten vermehrt an hier geborene Mitglieder zu vergeben.
Ein klares Lob spenden die Politik-Analysten der von Innenminister WolfgangSchäuble (CDU) 2006 ins Leben gerufenen Deutsche Islamkonferenz. Mit ihr hat Schäubleeinen festen Dialogprozess geschaffen, bei dem neben Ditib auch vier andere muslimischeDachverbände am Tisch sitzen. Verhandelt werden sollen Verfassungsfragen,Religionsunterricht und anderes. Die ICG regt an, die Länder sollten ähnliche Forenschaffen und Milli Görüs einbeziehen.
Ein ganzes Paket von Empfehlungen widmetdie Denkfabrik schließlich der Bildung. Um Sprach- und Lerndefizite von Muslimen undZuwanderern allgemein frühzeitig anzugehen, empfiehlt die Gruppe für Migrantenkinder zweiJahre Pflicht-Kindergarten sowie Ergänzungsklassen in Grundschulen. Schulbezirke solltenneu geordnet werden, wenn mehr als drei Viertel der Schulkinder aus Migrantenfamilienkommen.
Endlich mal eine Gruppe ,die die lage in Deutschland klar definiert.
Ich bezweifle jedoch sehr ,dass es überhaupt registriert wird seitens der Politikerund Medien...