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Scientology und der Buddhismus
16.01.2007 um 16:21New Age aus christlicher Sicht
Scientology sucht die Nähe destibetischen Buddhismus
In letzter Zeit lässt sich beobachten, dass dieScientology-„Kirche“ offenbar bemüht ist, sich dem tibetischen Buddhismus anzubiedern,ihn für ihre Zwecke zu vereinnahmen und quasi als Trittbrettfahrer von dessen Popularitätzu profitieren – angesichts des nach wie vor verheerenden Images der Scientologen inweiten Teilen Europas ein verständliches Unterfangen.
Dieser Versuch istinsofern nicht neu, als Scientology schon lange behauptet, dass zwischen ihr und demBuddhismus zahlreiche Parallelen bestünden.1 Doch auch wenn Scientology-Spitzen wie DavidMiscavige noch so sehr betonen, dass die Ideologie der Scientology-Organisation auf der„10.000jährigen (sic!) Tradition des Buddhismus“ basiere, ist diese Behauptung unterreligionswissenschaftlichem Aspekt völlig unhaltbar2, und es kann daher auch nichterstaunen, dass buddhistische Dachvereinigungen wie die Deutsche Buddhistische Union(DBU) sich immer wieder klar und eindeutig von Scientology distanziert haben. Die DBUetwa sah sich 1996 zu der Feststellung veranlasst, „dass die behaupteten Verbindungenzwischen Scientology und Buddhismus reiner Zweckopportunismus sind, und dass diegrundlegenden Lehren des Buddhismus von Scientology entweder gar nicht angestrebt oderaber missverstanden werden.“3 Da nützt es auch nichts, dass der Scientology-Gründer L.Ron Hubbard behauptete, in seiner Jugend Tibet besucht zu haben – denn wie so vieles inHubbards Biographie war dies frei erfunden.
Scientology lässt sich jedoch nichtdavon abbringen, immer wieder die Nähe zum tibetischen Buddhismus zu suchen. Das imSeptember 2003 von den Scientologen eröffnete „European Office for Public Affairs andHuman Rights“ in Brüssel organisierte schon zwei Monate nach der Einweihung einenAuftritt des tibetischen Mönchs Bagdro, der von seiner Inhaftierung und Misshandlung inchinesischen Gefängnissen sprach. Anschliessend haben ihm die Scientologen offenbar beiseinem Auftritt vor der Tibet-Gruppe des Europäischen Parlaments assistiert.4 Darüberhinaus scheint es auch Versuche zu geben, Verbindungen zu den Tibet-Unterstützungsgruppenim Westen herzustellen. So kam es im Juni 2004 zur Kontaktaufnahme eines Scientologen mitder „Tibet-Initiative München“, die es aber ablehnte, sich auf solch dubioseBündnispartner einzulassen. Die Strategie scheint klar zu sein: Die Sekte versucht, indemsie sich als angeblich verfolgte Religionsgemeinschaft darstellt, auf dem Themenfeld„Menschenrechte“ Allianzen zu schmieden und diese zur Ausdehnung ihres gesellschaftlichenEinflusses zu nutzen.
Auch in Indien suchten die Scientologen die Tuchfühlungmit Vertretern des tibetischen Buddhismus. Am 22. Dezember 2004 meldete die Sekte aufeiner ihrer Internet-Seiten, dass tibetische Mönche in den indischen Städten Bylakuppeund Hunsur Scientology-Workshops besucht hätten, die von der amerikanischen ScientologinAgnes Barton geleitet wurden. Tausende Mönche seien gekommen, um die Techniken L. RonHubbards zu erlernen. Offenbar ging es in den Workshops vor allem um die Behandlung vonKrankheiten, jedenfalls sei der Blutdruck eines älteren tibetischen Mönchs in nur 40Minuten von 138 zu 88 auf 120 zu 70 gefallen. Auf der Scientology-Homepage wird ausserdemberichtet, dass die Ausbildung der Tibeter in Zusammenarbeit mit der „Indo-TibetanFriendship Society“ (IFS) erfolgt sei. Daneben präsentiert Scientology ein Foto, auf dembesagte Agnes Barton zusammen mit dem Dalai Lama zu sehen ist. Das geistliche undweltliche Oberhaupt der Tibeter habe am 19. Dezember 2004 seine Anerkennung für die„exzellente Arbeit“ der IFS zum Ausdruck gebracht.5
Diese Kontakte wurden vonScientology genutzt, um sich nach der verheerenden Tsunami-Katastrophe als selbstloseHelfer zu präsentieren. Nachdem die Scientologen schon seit einigen Jahren an allenmöglichen Unglücksorten auftauchen und versuchen, sich dort mit ihren „ehrenamtlichenGeistlichen“ in Szene zu setzen6 – so etwa nach dem Terrorangriff auf die Schule vonBeslan oder am Ort der Flugzeugkatastrophe von Überlingen – war es nur eine Frage derZeit, bis sie auch die Tsunami-Opfer für ihre Zwecke zu missbrauchen suchten. So meldetedie „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, dass Scientologen im besonders schwer verwüstetenBanda Aceh auf Sumatra „ein provisorisches Trauma-Zentrum aufgebaut“ hätten.7 Am 1.Januar berichtete Scientology, dass „mit dem Segen Seiner Heiligkeit” [gemeint ist wohlder Dalai Lama] buddhistische Mönche und „ehrenamtliche Geistliche” der Scientology nachChennai aufgebrochen seien, um sich um die Flutopfer an der indischen Ostküste zukümmern.8 Kurze Zeit später präsentierte Scientology ein Foto mit ihren „ehrenamtlichenGeistlichen“ und buddhistischen Mönchen vor einem Bus der IFS.9 Und ein deutscherLeserbriefschreiber – vermutlich selbst Scientology-Anhänger – verkündete in der Zeitung„Saar-Echo“ stolz: „Der Dalai Lama hat zur Verstärkung tibetische Mönche gesandt, damitsie mit dem Know-How des Scientology-Begründers Ron Hubbard helfen, das sie vonScientologen kennen gelernt hatten.“10
Unter den Tibetern scheint durchausdiskutiert zu werden, was man von dieser Art der Unterstützung halten soll, da man sichbisher anscheinend noch nicht im klaren darüber ist, ob man Scientology als Sekte oderReligion einschätzen soll.11 Man kann nur hoffen, dass die tibetische Exilregierung unddie Würdenträger des tibetischen Buddhismus in dieser Angelegenheit noch ein klärendesWort sprechen und damit eine eindeutige Abgrenzung von den Anbiederungsversuchen derScientologen erfolgt.
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1 [zurück] Siehe hierzu z.B. Per-Arne Berglie, „Scientology – EinVergleich mit östlichen und westlichen Religionen“, Los Angeles o.J.; es steht zuvermuten, dass es sich hierbei um ein von Scientology in Auftrag gegebenesGefälligkeitsgutachten handelt.
2 [zurück] Siehe dazu Werner Thiede, „Scientology– Religion oder Geistesmagie?“ (=R.A.T.-Band 1), 2., überarbeitete Aufl., Konstanz 1995,S. 115-118.
3 [zurück] Zitiert nachhttp://www.religio.de/therapie/sc/hubbud.html;die Erklärung der DBU erschien auch in der Zeitschrift „Lotusblätter“, 1/1996, S. 59ff.
4 [zurück] Siehehttp://www.scientology-europe.org/en_US/activities/
5 [zurück] Siehe http://www.scientology.org/en_US/news-media/briefing/2004/tibet/ (Archiv-Version vom 06.11.2007)
6 [zurück] Siehe dazu http://www.ingo-heinemann.de/Katastrophen.htm (Archiv-Version vom 08.02.2007)
7 [zurück] FAZ,12.1.2005
8 [zurück] Siehe http://www.volunteerministers.org/eng/news/index.htm
9 [zurück] Siehehttp://www.ingo-heinemann.de/Katastrophen.htm#Tsunami
10 [zurück] Saar-Echo, 14.1.2005
11 [zurück] Siehe dazu den Artikel von TenzinGaphel im exil-tibetischen Nachrichtendienst „Phayul“ unterhttp://www.phayul.com/news/article.aspx?id=8799&t=1
Scientology sucht die Nähe destibetischen Buddhismus
In letzter Zeit lässt sich beobachten, dass dieScientology-„Kirche“ offenbar bemüht ist, sich dem tibetischen Buddhismus anzubiedern,ihn für ihre Zwecke zu vereinnahmen und quasi als Trittbrettfahrer von dessen Popularitätzu profitieren – angesichts des nach wie vor verheerenden Images der Scientologen inweiten Teilen Europas ein verständliches Unterfangen.
Dieser Versuch istinsofern nicht neu, als Scientology schon lange behauptet, dass zwischen ihr und demBuddhismus zahlreiche Parallelen bestünden.1 Doch auch wenn Scientology-Spitzen wie DavidMiscavige noch so sehr betonen, dass die Ideologie der Scientology-Organisation auf der„10.000jährigen (sic!) Tradition des Buddhismus“ basiere, ist diese Behauptung unterreligionswissenschaftlichem Aspekt völlig unhaltbar2, und es kann daher auch nichterstaunen, dass buddhistische Dachvereinigungen wie die Deutsche Buddhistische Union(DBU) sich immer wieder klar und eindeutig von Scientology distanziert haben. Die DBUetwa sah sich 1996 zu der Feststellung veranlasst, „dass die behaupteten Verbindungenzwischen Scientology und Buddhismus reiner Zweckopportunismus sind, und dass diegrundlegenden Lehren des Buddhismus von Scientology entweder gar nicht angestrebt oderaber missverstanden werden.“3 Da nützt es auch nichts, dass der Scientology-Gründer L.Ron Hubbard behauptete, in seiner Jugend Tibet besucht zu haben – denn wie so vieles inHubbards Biographie war dies frei erfunden.
Scientology lässt sich jedoch nichtdavon abbringen, immer wieder die Nähe zum tibetischen Buddhismus zu suchen. Das imSeptember 2003 von den Scientologen eröffnete „European Office for Public Affairs andHuman Rights“ in Brüssel organisierte schon zwei Monate nach der Einweihung einenAuftritt des tibetischen Mönchs Bagdro, der von seiner Inhaftierung und Misshandlung inchinesischen Gefängnissen sprach. Anschliessend haben ihm die Scientologen offenbar beiseinem Auftritt vor der Tibet-Gruppe des Europäischen Parlaments assistiert.4 Darüberhinaus scheint es auch Versuche zu geben, Verbindungen zu den Tibet-Unterstützungsgruppenim Westen herzustellen. So kam es im Juni 2004 zur Kontaktaufnahme eines Scientologen mitder „Tibet-Initiative München“, die es aber ablehnte, sich auf solch dubioseBündnispartner einzulassen. Die Strategie scheint klar zu sein: Die Sekte versucht, indemsie sich als angeblich verfolgte Religionsgemeinschaft darstellt, auf dem Themenfeld„Menschenrechte“ Allianzen zu schmieden und diese zur Ausdehnung ihres gesellschaftlichenEinflusses zu nutzen.
Auch in Indien suchten die Scientologen die Tuchfühlungmit Vertretern des tibetischen Buddhismus. Am 22. Dezember 2004 meldete die Sekte aufeiner ihrer Internet-Seiten, dass tibetische Mönche in den indischen Städten Bylakuppeund Hunsur Scientology-Workshops besucht hätten, die von der amerikanischen ScientologinAgnes Barton geleitet wurden. Tausende Mönche seien gekommen, um die Techniken L. RonHubbards zu erlernen. Offenbar ging es in den Workshops vor allem um die Behandlung vonKrankheiten, jedenfalls sei der Blutdruck eines älteren tibetischen Mönchs in nur 40Minuten von 138 zu 88 auf 120 zu 70 gefallen. Auf der Scientology-Homepage wird ausserdemberichtet, dass die Ausbildung der Tibeter in Zusammenarbeit mit der „Indo-TibetanFriendship Society“ (IFS) erfolgt sei. Daneben präsentiert Scientology ein Foto, auf dembesagte Agnes Barton zusammen mit dem Dalai Lama zu sehen ist. Das geistliche undweltliche Oberhaupt der Tibeter habe am 19. Dezember 2004 seine Anerkennung für die„exzellente Arbeit“ der IFS zum Ausdruck gebracht.5
Diese Kontakte wurden vonScientology genutzt, um sich nach der verheerenden Tsunami-Katastrophe als selbstloseHelfer zu präsentieren. Nachdem die Scientologen schon seit einigen Jahren an allenmöglichen Unglücksorten auftauchen und versuchen, sich dort mit ihren „ehrenamtlichenGeistlichen“ in Szene zu setzen6 – so etwa nach dem Terrorangriff auf die Schule vonBeslan oder am Ort der Flugzeugkatastrophe von Überlingen – war es nur eine Frage derZeit, bis sie auch die Tsunami-Opfer für ihre Zwecke zu missbrauchen suchten. So meldetedie „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, dass Scientologen im besonders schwer verwüstetenBanda Aceh auf Sumatra „ein provisorisches Trauma-Zentrum aufgebaut“ hätten.7 Am 1.Januar berichtete Scientology, dass „mit dem Segen Seiner Heiligkeit” [gemeint ist wohlder Dalai Lama] buddhistische Mönche und „ehrenamtliche Geistliche” der Scientology nachChennai aufgebrochen seien, um sich um die Flutopfer an der indischen Ostküste zukümmern.8 Kurze Zeit später präsentierte Scientology ein Foto mit ihren „ehrenamtlichenGeistlichen“ und buddhistischen Mönchen vor einem Bus der IFS.9 Und ein deutscherLeserbriefschreiber – vermutlich selbst Scientology-Anhänger – verkündete in der Zeitung„Saar-Echo“ stolz: „Der Dalai Lama hat zur Verstärkung tibetische Mönche gesandt, damitsie mit dem Know-How des Scientology-Begründers Ron Hubbard helfen, das sie vonScientologen kennen gelernt hatten.“10
Unter den Tibetern scheint durchausdiskutiert zu werden, was man von dieser Art der Unterstützung halten soll, da man sichbisher anscheinend noch nicht im klaren darüber ist, ob man Scientology als Sekte oderReligion einschätzen soll.11 Man kann nur hoffen, dass die tibetische Exilregierung unddie Würdenträger des tibetischen Buddhismus in dieser Angelegenheit noch ein klärendesWort sprechen und damit eine eindeutige Abgrenzung von den Anbiederungsversuchen derScientologen erfolgt.
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1 [zurück] Siehe hierzu z.B. Per-Arne Berglie, „Scientology – EinVergleich mit östlichen und westlichen Religionen“, Los Angeles o.J.; es steht zuvermuten, dass es sich hierbei um ein von Scientology in Auftrag gegebenesGefälligkeitsgutachten handelt.
2 [zurück] Siehe dazu Werner Thiede, „Scientology– Religion oder Geistesmagie?“ (=R.A.T.-Band 1), 2., überarbeitete Aufl., Konstanz 1995,S. 115-118.
3 [zurück] Zitiert nach
4 [zurück] Siehe
5 [zurück] Siehe http://www.scientology.org/en_US/news-media/briefing/2004/tibet/ (Archiv-Version vom 06.11.2007)
6 [zurück] Siehe dazu http://www.ingo-heinemann.de/Katastrophen.htm (Archiv-Version vom 08.02.2007)
7 [zurück] FAZ,12.1.2005
8 [zurück] Siehe http://www.volunteerministers.org/eng/news/index.htm
9 [zurück] Siehe
10 [zurück] Saar-Echo, 14.1.2005
11 [zurück] Siehe dazu den Artikel von TenzinGaphel im exil-tibetischen Nachrichtendienst „Phayul“ unterhttp://www.phayul.com/news/article.aspx?id=8799&t=1