Palmblattbibliotheken
19.09.2014 um 16:32
Dazu kann ich einen persönlichen Erfahrungsbericht beisteuern, der eventuell für den einen oder anderen interessant sein könnte.
Zu meinem Geburtstag iJ 1993 bekam ich eine Reise nach Bangolore mit einem Gutschein für die dortige Palmblattbibliothek von meiner Mutter geschenkt. Insgesamt waren wir eine kleine Reisegruppe von 6 Leuten, die sich aus drei meiner Verwandten, einer Freundin, meiner Mutter und mir zusammensetzte.
Wir vereinbarten von Deutschland aus einen Termin für uns alle, der nacheinander an einem Tag stattfand. Die Wartezeit betrug ca. 5 Wochen um den ganzen Tag für uns zu buchen. Vorab mussten wir für jeden das Geburtsdatum und den Längen- und Breitengrad des Geburtsortes durchgeben. Mitbringen sollten wir für jeden von uns eine 90 Min. Kassette da das Reading aufgesprochen werden sollte.
Preislich war keine Vorgabe gesetzt, jeder konnte geben was er wollte. Jeder von uns gab ihm damals ca. 50 DM (heute ca. 25 €).
Als wir ankamen wurden wir von Mr. Gunjur Sachidananda Murthy mit großer Warmherzigkeit empfangen. Er ist der dortige Nadi-Reader und hatte das Palmblatt-Lesen erst relativ kurz vorher von seinem verstorbenen Bruder übernommen.
Als erste ging meine Tante hinein während wir anderen in einer Art Foyer außen warteten und von Frau Murthy mit Tee und Gebäck versorgt wurden.
Meine Tante war schon immer Skeptikerin und übte einen wissenschaftlichen Beruf aus. Sie glaubte an nichts, was nicht wissenschaftlich nachweisbar war. Sie buchte die Reise vor allem, um ihren ganz persönlichen Kuriosen-Erfahrungsschatz zu bereichern, wie sie es nannte. Dementsprechend lustig und mit verschwörerischem Zwinkern in unsere Richtung ging sie hinein.
Als sie nach ca. 1 1/2 Stunden wieder kam, war sie sehr verändert, nachdenklich und still.
So in etwa erlebte ich es auch bei meinen anderen beiden Vorgängern.
Als ich hineinging verifizierte Murthy meine vorher abgegebenen Daten (Geburtsort und Datum), und dann verließ er den Raum um unter 1000-ten von Palmblättern meines herauszusuchen. Als er wiederkam, brachte er es mit und forderte mich in gut verständlichem Englisch auf, trotz seiner Lesung, die aufgezeichnet wurde, noch soviel aufzuschreiben wie mir möglich war. Die benötigten Schreibblätter und den Stift bekam ich von ihm.
Er erzählte mir zunächst von meinem bisherigen (aktuellen) Leben. Da ich prinzipiell erstmal nichts glaube, zog ich durchaus auch ein "Cold Reading" in Betracht.
Das änderte sich jedoch recht schnell als plötzlich Details zutage traten, die so persönlich waren, dass für mich die Möglichkeit des cold readings nicht mehr in Betracht kam (zB. genaue Angaben in welchem Lebensjahr ich eine bestimmte OP hatte, wann und wo meine erste richtige Enttäuschung war und warum - ich war damals 5 Jahre alt und es war im Park meiner Großeltern, er erzählte mir von meiner 1. großen Liebe, wie sie war und wie und warum sie endete, eindeutig auf mich zugeschnittene Schulerlebnisse, Reisen mit präzisen Ortsangaben und Daten, Freunden, Ängsten, Erfolgen und Misserfolgen, usw., usw.
Danach gings zurück in die Zeiten, auf welchen sich, laut seinen Angaben, meine jetztige Inkarnation gründete sowie die Erfahrungen, die ich jetzt zum Zwecke des Lernens mache.
Zu letzterem, also zu mehreren Vorinkarnationen, möchte ich mich nur insofern äußern, dass sie dem indischen Karmaprinzip entsprechen und für mich nicht nachprüfbar sind.
Es folgte der Blick in die Zukunft und er war ebenfalls sehr detailliert und persönlich (nichts mit: du wirst eines Tages sterben, du wirst einmal krank werden, einen geliebten Menschen verlieren, traurig oder glücklich sein und ähnlicher Humbug, der auf jeden mal zutrifft).
Er sagte mir die Geburt meiner Kinder mit Jahresangaben, Geschlecht, Charakter und Krankheiten voraus (eines hat ADS und ist auch ansonsten belastet, er wurde 1998 als mein 1. Kind geboren), er sprach über sehr persönliche Lebensumstände, nannte mir das Todesdatum meines Bruders und die Umstände, die dazu führen würden (er starb 2009 während der Tage zwischen Weihnachten und Neujahr an einem Unfall, was ich aber niemals jemandem mitteilte, schon gar nicht meinem Bruder), wie vorhergesagt, trat es ein.
So war es noch mit ganz vielen Voraussagen, die natürlich erst im Nachhinein, mitunter erst nach 21 Jahren (also jetzt), von mir verifiziert werden konnten und können. Zum Schluss nannte er mir mein Todesdatum auf den Tag genau. Ob es eintritt weiß ich logischerweise noch nicht, wundern würde es mich aber ebenfalls nicht.
Wie ich jetzt weiß, besprach er die Kassetten meiner Reisebegleiter höchst unterschiedlich mit jeweils sehr präzisen und persönlichen Angaben. Zwei davon befinden sich nach deren Tod in meinem Besitz und alles, was ich nachprüfen konnte, trat bei ihnen und denjenigen, die es betraf, so ein wie von Murthy voraus gesagt.
Das sind nun meine ganz persönlichen Erfahrungen mit der Palmblattbibliothek in Bangalore.
Man kann sie glauben oder nicht, für mich ist es bedeutungslos. Ich werde auch nicht zum Rechthaben in dieser Sache streiten, denn das wäre so sinnfrei wie wenig anderes es sein könnte.
Ich bin nur dankbar, dass ich diese Erfahrung machen durfte und würde jedem, der sich eine eigene Meinung darüber bilden möchte empfehlen, selbst dorthin zu reisen anstatt sich auf Berichte - egal ob positiv oder negativ - zu verlassen. Dazu zähle ich auch ausdrücklich meine Angaben hier.
Eine Erklärung bezügl. der Möglichkeit der Voraussagen der Palmblattbibliothek vermag ich nicht zu liefern, doch inzwischen habe ich begriffen, dass ich selbst auch nicht unbedingt alles für mich erklären muss.
LG