2. Chance für Aussteiger aus der rechten Szene?

@PrinzPi
Nochmal als Frage, wie sah den dein "Ausstieg" genau aus?
Hast du einfach aufgehört, um es platt zu sagen, mit deinen Kameraden zu saufen?
Oder hast du dich mit deiner Vergangenheit auseinandergesetzt?
Hast du dein Weltbild reflektiert und das auch gegenüber Freund und Feind klar gemacht ?

Was ich meine, hast du einfach aufgehört in den Zusammenhängen zu funktionieren und bist einfach passiv geworden?

Edit: Wo hast du dich den bitte als Skinhead begriffen?
Gab es dafür einen ideologischen Unterbau?
Oder gehörte der Begriff einfach dazu?

@PrinzPi wieso sollte ich csu mitgliedern(o.ä) pardon geben? ich will nicht mehr auf die fresse kriegen oder irgendwie ist das doch nicht so richtig was ich glaube ist kein bereuen sondern normales menschliches verhalten, das reicht doch nicht um an ihren sinneswandel zu glauben.
dafür braucht es mehr, man muss schon verstehn WARUM die alte meinung falsch war, und das es böse ist nazi zu sein reicht da nicht.

Der Ausstieg aus der rechtsradikalen Szene sollte immer möglich sein.

Jedoch muss er eine bewusste Entscheidung sein und darf nicht nur auf bloßer Kalkulation beruhen, um es mal so zu formulieren. Sprich wenn man sich plötzlich nach einem Umzug allein in einer Stadt mit vielen Linken und Leuten mit ausländischem Hintergrund wiederfindet und dann schnell dem Neonazitum abschwört, damit man nicht ständig einen drauf bekommt.

@PrinzPi
@Kc
@25h.nox

PrinzPi schrieb:Zu meinem Ausstieg kann ich nur sagen das diverse Faktoren eine Rolle gespielt haben . Zum einen fing ich an in einer Firma zu arbeiten in der überwiegend Türken arbeiteten . Es waren die besten Kollegen . Dann hatte ich zunehmend ein Problem damit das vermehrt Drogen konsumiert wurden , Frauen wurden durchgereicht und die Gewalt kotzte mich einfach nur noch an . Ich konnte mich keinen Meter mehr mit dieser Ideologie identifizieren , wozu sollte ich gegen Menschen gehen die auf dem selben Boden leben wie wir ? diese viel besagte treue und Ehre von der so geschwärmt wird is meist bullshit . Ich zumindest in der regionalen Szene in der ich verkehrt habe noch nie soviel unehrlichkeit gesehen als sonstwo .

Also ich finde schon, dass das überlegt und bewusst ist und nicht aus Kalkulation wegen irgendwas. Wenn ich merke, dass die Welt anders ist, als ich sie mir ausgemalt habe und darauf hin mein Denken ändere ist das doch gut.

Ich jedenfalls wäre mit 17 Jahren da auch anfällig gewesen und wäre froh wenn ich - warum auch immer - dann einen Ausstieg gewagt hätte. Ich kam halt erst später mit so Leuten in Berührung, da konnten die mich nicht mehr erreichen.

Ich denke, viele Menschen können sich das nicht vorstellen wie das ist, wenn man als junger Mensch in die "falsche" Szene kommt. Da muss nicht einmal jeder selber Schuld sein, das passiert halt leise schleichend. Dann aber einen Ausstieg überhaupt zu schaffen ist in jedem Fall anerkennenswert und keineswegs "normales menschliches Verhalten".

Anstatt froh zu sein, dass er es geschafft hat, muss man jetzt seine Motivation hinterfragen und ihn - wieder mal in seinem Leben - ausgrenzen oder wie ?

Liebe Grüße

Ich finde man sollte sich erstmal von diesem Klischee lösen das Aussteiger aus der rechten Szene massiv verfolgt und belästigt werden von ihren ehemaligen "Kameraden" weil das ist nicht so. Es gibt diese Fälle aber das sind die Ausnahmen und diese werden medial hochgepuscht. Ich kenn selbst Aussteiger und ich kann von keinem Berichten das sie belästigt werden oder es ihnen schwer gefallen ist auszusteigen. Die meisten von denen brechen halt einfach den Kontakt ab oder reduzieren ihn und dann ist der jenige kein Kriterium mehr in der Szene. Er wird nicht mehr beachtet. Aber es gibt die Fälle wo sie belästigt werden aber bei diesen handelt es sich um Leute die in kleinen lokalen rechten Gruppierungen mit hohen Gewaltpotenzial abhängen.

Was anderes ist es wenn dieser Aussteiger sie Seiten wechselt und zum Beispiel zur Antifa geht. Das sich Neonazis und Antifa nicht gut verstehen ist bekannt und das es da sehr oft zu Reiberein kommt und extrem ausartet auch. Aber auch hier gibt es diese Fälle wo man sich immer noch gut versteht obwohl man die Seiten gewechselt hat eben aufgrund der früheren Erfahrungen. Aber ich glaube das sind die Ausnahmen.

Ich finde Aussteiger haben eine zweite Chance verdient. Ich finde jeder hat diese verdient. Auf welche Art der jenige aussteigt ist ihm selbst überlassen. Ich finde ein Ausstieg muss nicht bedeuten das der jenige komplett alle Kontakte abbricht und sich von der Ideologie komplett verabschiedet. Das wird auch kaum gehen. Je nach Länge der Zugehörigkeit bleiben gewisse Eigenheiten und Gedanken hängen und Kontakte bestehen. Aber ich finde dafür sollte jemand nicht verurteilt werden.

Natürlich sollte man ihnen eine 2te Chance geben. Mit welchen Argumenten kann man die wenn nicht, dann zum Aussteigen überreden?

Menschen ändern ihre Einstellung nun mal, mal negativ mal positiv.

@PrinzPi

jeder hat das recht, sich zu ändern.
ich denke nur, das schlimmste ist die angst vor der einsamkeit, wenn man den schritt geht und sich von den kameraden distanziert.

da du in der szene drin warst mal ne frage von mir. hilfst du auch anderen aus der szene herauszukommen? für mich wäre es eine art pflicht, andere auf ihr "falschdenken" aufmerksam zu machen und da du den schritt schon getätigt hast, weißt du wie man es machen musst?
was zu meiner nächsten frage führt
hast du dich mit deiner vergangenheit auseinander gesetzt? es ist ja nicht nur damit getan sich zurückzuziehen. bist du fähig deine ideologielemente kritisch zu reflektieren? wer sich auf die rechte szene einlässt taucht ab wie in eine sekte, da das denken wieder in "normale" bahnen zu bewegen ist schwer. hast du ein eigenes humanistisches weltbild für dich entwickelt?


mal was über aussteigerprogramme
http://www.zeit.de/2001/20/Dabeisein_ist_alles

nachtrag, da zeit abgelaufen ist

Outsider schrieb:machen musst?

das t ist falsch :D



@Hop_Rocker77
aah :D

du hast ja fast den gleichen kääs geschrieben :D

ich denke es ist wirklich wichtig sich mit seinem denken auseinanderzusetzen. einfach nur raus aus dem "scheiß" ist nicht alles.

Meiner Meinung nach sollte jeder eine zweite Chance erhalten.

Natürlich ist es zum Anfang nur ein Lippenbekenntnis, der Aussteiger kann nur durch entsprechendes Handeln zeigen, daß er mit der rechtsradikalen Szene nichts mehr zu tun hat.
Ein, meiner Meinung nach, gutes Beispiel ist Ingo Hasselbach.
Er hat nicht nur mit der Szene gebrochen und ist ausgestiegen sondern ist zum Beispiel auch einer der Mitbegründer von EXIT.

Wikipedia: Ingo Hasselbach

Klar sollte er ne Chance bekommen, aber immer schön gemächlich...

Mein Ausstieg hat sich über Jahre hingezogen . Zum einen hat mich diese Doppelmoral angekotzt zum anderen hab ich mit dem Jahren auch viele "Ausländer " kennengelernt und ich hab gemerkt das die Ablehnung die ich gegenüber den Türken , schwarzen etc. einfach völliger Blödsinn waren . warum soll ich ein Stück Land "verteidigen " dessen Grenzen der Mensch gezogen hat . ich meine als "Gott" die Welt erschuf waren da sicherlich keine Grenzen . die Welt ist groß genug für uns alle . ich hoffe ihr wisst was ich meine

Gerade bei Jugendlichen ist das doch meist so eine "Gruppendazugehörigkeitsphase" bis sich der Charakter stabilisiert hat. Die meisten steigen nach den Teeniejahren aus, solche jungen Leute darf man wirklich nicht für ihre Vergangenheit verurteilen.
Denn jeder macht Fehler. Ich kenne einige Deutsche die mir gebeichtet haben, das sie früher mal richtig rechts waren, aber es als Jugendsünde abgestrichen haben.

Natürlich gibts auch einige die darauf hängen bleiben bzw. wirklich überzeugte Rechte sind.
Aber von denen steigen die meisten nicht mehr aus der Szene aus, sondern sterben mit der Überzeugung für diese Ideologie.

PrinzPi schrieb:warum soll ich ein Stück Land "verteidigen " dessen Grenzen der Mensch gezogen hat . ich meine als "Gott" die Welt erschuf waren da sicherlich keine Grenzen . die Welt ist groß genug für uns alle . ich hoffe ihr wisst was ich meine

@PrinzPi
Eine sehr richtige und logische Einstellung. Sehe das genauso. Wir reden immer von unseren Nationen usw. aber im Prinzip ist das alles nur eine Idee in unserem Kopf. One World, one Future!

bei mir war es mehr als eine Jugendsünde , ich war ziemlich aktiv in meiner Region . Nur hat sich mein Geist nie völlig verschlossen zum Glück , was damals aber nicht realisierte . Es war wie meine zweite Familie , keiner hat mich verurteilt aufgrund meiner sozialen Herkunft . Aber ich muss auch sagen das die meisten Geschichten über "Aussteiger" völliger Quark sind , ich hatte keine grossen Probleme nach meinem Ausstieg und verfolgt und bedroht wurde ich auch nicht . Ich hab damals den Schlussstrich gezogen und nie einen Hehl daraus gemacht . Natürlich musste ich mich das ein oder andere mal mit einigen alten "Freunden" auseinandersetzen sowohl verbal als auch körperlich . Aber so wie es ab und an beschrieben wird mit Mord und TotSchlag isses zum Glück nicht . zumindest nicht in meiner Region. Ich bin mittlerweile nicht der einzige der der Szene hier den Rücken kehrt , mit manchen hab dann wieder Kontakt aufgenommen .

@Mahatma
@Outsider

Wenn jemand wirklich aus der Szene aussteigen will dann helfe ich gern , aber derjenige muss selbst drauf kommen das die Einstellung nicht die richtige ist , jemanden zu etwas drängen kann ganz bös nach hinten losgehen

Da kann kein Jugendlicher etwas dafür, dass er/sie in ein Millieu hineingeboren wird. Oder eben, aufgrund der Vita, aufgrund von Situationen, aufgrund fehlendem Wissen oder Erfahrungen einseitige und einfach falsche Rückschlüsse zieht. Es geht nur mit Chancen, mit Möglichkeiten. Du kannst es nicht ändern, dass Menschen bestimmte Dinge denken.

Wenn sich ein jugendlicher aus seinem Bildungsbürgerlichen Haushalt abnabelt und zuflucht in der rechten Szene findet, dann ist das so. Wenn ein Jugendlicher aus einem rechten Haushalt kommt, und alles nachbetet ist das auch so.. Es ist das dümmste, nun diesen Schrei nach Annerkennung, diesen Schrei nach Liebe irgendwo.. politisch zu beantworten. Da leben wir immer noch in einer ziemlichen Männergesellschaft, wir können nicht mal drüber reden was eigentlich das Problem ist, ( zb. mein Papi hat mich nicht mehr lieb ) wir schieben da lieber ne Ideologie vor, und beantworten das auf einer falschen Ebene.

Anstelle dass wir dem wütendem Löwen einfach den Dornstachel entfernen, brüllen wir ihn an, weil er ja auch brüllt. Das kann nur zur Eskalation führen.

Ist hier vielleicht noch jemand der ebenfalls der Szene den Rücken gekehrt hat?

DeadPoet schrieb:Da kann kein Jugendlicher etwas dafür, dass er/sie in ein Millieu hineingeboren wird. Oder eben, aufgrund der Vita, aufgrund von Situationen, aufgrund fehlendem Wissen oder Erfahrungen einseitige und einfach falsche Rückschlüsse zieht.

uh ostdeutschen bashing...

was ist daran Ostdeutschen bashing?

@PrinzPi

Wenn ich mir hier so Deine Postings durchlese, kann ich kaum glauben, dass Du Mitglied dieser Szene warst. Dein Schreibstil erweckt auf mich nicht gerade den Eindruck, als ob Du auf den Kopf gefallen wärst, im Gegenteil. Die wenigen Leute die ich bisher kennen gelernt habe (musste), waren allesamt Analphabeten mit nichts als Stroh im Kopf.

Insofern Gratulation zu Deinem erfolgreichen Ausstieg, gehörst da eh nicht hin!