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Meritokratie vs Egalitarismus
14.04.2012 um 22:12Meritokratie
Eine Meritokratie (lat.: meritum „das Verdienst“ und griech.: κρατεῖν, kratein „herrschen“) ist eine Regierungsform, bei der die Amtsträger (Herrscher) aufgrund ihrer Leistung ausgewählt werden. Jedes Mitglied der Gesellschaft nimmt im Idealfall die verdiente Position ein. Die Idee der Meritokratie kann in Staaten sowie in politischen oder wirtschaftlichen Organisationen angewendet werden. In einem abgeschwächten Sinne wird unter Meritokratie auch eine Regierungsform bezeichnet, die Kompetenz und formelle Ausbildung betont. Der Meritokratie steht die Idee des Egalitarismus entgegen, die dem Einzelnen unabhängig von Leistung und Einsatz gleichen Einfluss und gleichen Zugang zu Gütern zuspricht.
Trotz der ursprünglich negativ besetzten Begriffsbildung gibt es Befürworter meritokratischer Systeme, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart. Die Vorstellung, dass höhere Leistung belohnt werden soll, liegt vielen meritokratischen Argumenten zugrunde. Daneben wird behauptet, dass die Meritokratie Anreiz biete, zum Aufbau der Gesellschaft beizutragen, und somit die Gesellschaft insgesamt Nutzen ziehe.
Während in der Aristokratie die gesellschaftliche Position historisch tradiert wird, soll der Status eines Menschen in der Meritokratie ausschließlich durch das gegenwärtige, individuell messbare Verdienst legitimiert sein. Eine Privilegierung auf Grund der Herkunft wie Klasse und sozialer Schicht soll hier ebenso vermieden werden wie eine Benachteiligung aufgrund der Zugehörigkeit zu einer Religion, einer Ethnie oder einem Geschlecht. Die „ideale Meritokratie“ erfordert somit völlige Gleichheit der Chancen, wie Unabhängigkeit der Leistung von Beziehungen, Herkunft etc., und gesellschaftlich wirksame Anerkennung faktischer Leistungsunterschiede.
Eine völlig meritokratisch organisierte Gesellschaft ist bislang nirgends realisiert worden. Viele moderne Regierungsformen betonen allerdings den Vorrang formaler Ausbildung und fachlicher Kompetenz bei der Verleihung von Ämtern gegenüber der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe. Wenn im politischen Entscheidungsprozess auf eine Bewertung durch Fachleute zurückgegriffen wird, oder wenn militärische Organisationen das Leistungsprinzip heranziehen, um die Befehlshierarchie festzulegen, werden ebenfalls meritokratische Prinzipien eingesetzt.
Auch die Wissenschaft beruft sich auf das meritokratische Prinzip der Bestenauslese. Sozialwissenschaftliche Untersuchungen, z.B. aus dem Bereich der Geschlechterforschung, haben demgegenüber jedoch deutlich gemacht, dass Leistung immer auch ein Ergebnis sozialer Zuschreibungsprozesse ist, die in der Wissenschaft und anderen Bereichen des sozialen Lebens dazu führen, dass Frauen weitaus geringere Karrierechancen haben als Männer.
In dem Werk Die Internet-Galaxie von Manuel Castells wird die These aufgestellt, dass unter den Internetpionieren das meritokratische Prinzip eine wesentliche Rolle für die Gliederung einnahm. So genießen diejenigen das größte Ansehen, welche durch exzellente Leistungen und positive Reputation, in Bezug auf Innovationen im Bereich der Netzwerkmedien, aufgefallen sind.
Westliche Bewunderer des Konfuzius (Voltaire, H. G. Creel) sahen in seinen Schriften eine revolutionäre Idee, in der der Blutadel durch den der Tugend ersetzt wird. Ein Jūnzǐ (君子), etwa als »edler Mann« zu übersetzen, konnte ein einfacher Mensch sein, der seine Fähigkeiten einsetzte. Konfuzius nahm Studenten aus jeder Gesellschaftsklasse an, ein Hinweis darauf, dass er das feudale System des alten China nicht vollständig unterstützte. »Im Lehren sollte kein Unterschied zwischen den Klassen gemacht werden.«
Dschingis Khan besetzte Führungspositionen in seinem Mongolenreich aufgrund der Leistung der Amtsträger. Auch Angehörigen besiegter Feinde stand der Weg offen, solange sie sich loyal erklärten. Beispielsweise war Jebe ein feindlicher Soldat, der im Gefecht Dschingis Khans Pferd erschossen hatte, bevor er zum Khan wurde.
Lange Zeit war im Reich der Mitte das Bestehen der chinesischen Beamtenprüfung die Voraussetzung, um hohe Staatsämter bekleiden zu können. Da Kandidaten (zumindest theoretisch) aus allen Schichten der Gesellschaft kommen konnten, hatte dieses strenge Prüfungssystem einen stark meritokratischen Zug. Erfolgreiche Absolventen (nur wenige Promille der Kandidaten setzten sich durch) erlangten normalerweise Ruhm, Macht und Ansehen.
Kritiker, unter anderem Michael Young, sehen eine Meritokratie als ungeeignetes Modell für eine stabile Gesellschaft. Zum einen ist ein objektives und gerechtes Maß von »Leistung« oder »Verdienst« zur Zuordnung von Individuen zu Positionen schwer aufzustellen; es besteht sogar die Gefahr, dass die Elite das Maß derart gestaltet, dass sie sich selbst (sowie ihre Nachkommen) legitimieren. Dann würde die Gesellschaft zur Oligarchie.
Egalitarismus
Der Egalitarismus (franz.: égalité aus lat.: aequalitas „die Gleichheit“) bezeichnet eine ethische, politische, ökonomische oder sozialpolitische Position, die durch Herstellung von Gleichheit die Widersprüche einer Gesellschaft aufzulösen versucht. Eine Richtung des Egalitarismus will die Gleichheit des persönlichen Besitzes, eine andere fordert die Gleichheit der Chancen für jedes Individuum in der Gesellschaft. Kommunisten verstehen unter Egalitarismus die Aufhebung des Privateigentums an Produktionsmitteln und die Verteilung der Güter nach dem Prinzip, die Fähigkeiten und Bedürfnisse der Menschen zu berücksichtigen.
Auch beispielsweise in Bezug auf das Geschlechterverhältnis, die Menschenrechte, die Bildung wird der Terminus Egalitarismus verwandt. Die Konzeption einer z. B. politischen, ökonomischen, wissenschaftlichen oder kulturellen Elite steht im Gegensatz zu egalitären Gesellschaftskonstruktionen.
Der Begriff Egalitarismus wird häufig abwertend im Sinne von Gleichmacherei und Zerstörung jeder Art von Differenz benutzt. In der aktuellen feministischen Diskussion bezieht sich der Begriff des Egalitarismus auf hierarchische Strukturen im Geschlechterverhältnis, die ihre Wirkung auf Kosten gesellschaftlicher Minderheiten entfalten. So versteht die Geschlechterforscherin Birgit Rommelspacher Egalitarismus als politische Strategie, die im Namen von Gleichheit kulturelle Dominanz und ökonomische Unterordnung legitimiert.
Einfache Frage, komplexes Thema Wink
Wenn ihr euch entscheiden "müsst", welche Gesellschaftsform ist euch lieber? Erfolg und Aufstieg durch Leistung oder eine gesellschaftliche Gleichheit unabhängig von Leistung. Ich bin noch unentschlossen und würde gern Meinungen von anderen dazu hören.
Eine Meritokratie (lat.: meritum „das Verdienst“ und griech.: κρατεῖν, kratein „herrschen“) ist eine Regierungsform, bei der die Amtsträger (Herrscher) aufgrund ihrer Leistung ausgewählt werden. Jedes Mitglied der Gesellschaft nimmt im Idealfall die verdiente Position ein. Die Idee der Meritokratie kann in Staaten sowie in politischen oder wirtschaftlichen Organisationen angewendet werden. In einem abgeschwächten Sinne wird unter Meritokratie auch eine Regierungsform bezeichnet, die Kompetenz und formelle Ausbildung betont. Der Meritokratie steht die Idee des Egalitarismus entgegen, die dem Einzelnen unabhängig von Leistung und Einsatz gleichen Einfluss und gleichen Zugang zu Gütern zuspricht.
Trotz der ursprünglich negativ besetzten Begriffsbildung gibt es Befürworter meritokratischer Systeme, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart. Die Vorstellung, dass höhere Leistung belohnt werden soll, liegt vielen meritokratischen Argumenten zugrunde. Daneben wird behauptet, dass die Meritokratie Anreiz biete, zum Aufbau der Gesellschaft beizutragen, und somit die Gesellschaft insgesamt Nutzen ziehe.
Während in der Aristokratie die gesellschaftliche Position historisch tradiert wird, soll der Status eines Menschen in der Meritokratie ausschließlich durch das gegenwärtige, individuell messbare Verdienst legitimiert sein. Eine Privilegierung auf Grund der Herkunft wie Klasse und sozialer Schicht soll hier ebenso vermieden werden wie eine Benachteiligung aufgrund der Zugehörigkeit zu einer Religion, einer Ethnie oder einem Geschlecht. Die „ideale Meritokratie“ erfordert somit völlige Gleichheit der Chancen, wie Unabhängigkeit der Leistung von Beziehungen, Herkunft etc., und gesellschaftlich wirksame Anerkennung faktischer Leistungsunterschiede.
Eine völlig meritokratisch organisierte Gesellschaft ist bislang nirgends realisiert worden. Viele moderne Regierungsformen betonen allerdings den Vorrang formaler Ausbildung und fachlicher Kompetenz bei der Verleihung von Ämtern gegenüber der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe. Wenn im politischen Entscheidungsprozess auf eine Bewertung durch Fachleute zurückgegriffen wird, oder wenn militärische Organisationen das Leistungsprinzip heranziehen, um die Befehlshierarchie festzulegen, werden ebenfalls meritokratische Prinzipien eingesetzt.
Auch die Wissenschaft beruft sich auf das meritokratische Prinzip der Bestenauslese. Sozialwissenschaftliche Untersuchungen, z.B. aus dem Bereich der Geschlechterforschung, haben demgegenüber jedoch deutlich gemacht, dass Leistung immer auch ein Ergebnis sozialer Zuschreibungsprozesse ist, die in der Wissenschaft und anderen Bereichen des sozialen Lebens dazu führen, dass Frauen weitaus geringere Karrierechancen haben als Männer.
In dem Werk Die Internet-Galaxie von Manuel Castells wird die These aufgestellt, dass unter den Internetpionieren das meritokratische Prinzip eine wesentliche Rolle für die Gliederung einnahm. So genießen diejenigen das größte Ansehen, welche durch exzellente Leistungen und positive Reputation, in Bezug auf Innovationen im Bereich der Netzwerkmedien, aufgefallen sind.
Westliche Bewunderer des Konfuzius (Voltaire, H. G. Creel) sahen in seinen Schriften eine revolutionäre Idee, in der der Blutadel durch den der Tugend ersetzt wird. Ein Jūnzǐ (君子), etwa als »edler Mann« zu übersetzen, konnte ein einfacher Mensch sein, der seine Fähigkeiten einsetzte. Konfuzius nahm Studenten aus jeder Gesellschaftsklasse an, ein Hinweis darauf, dass er das feudale System des alten China nicht vollständig unterstützte. »Im Lehren sollte kein Unterschied zwischen den Klassen gemacht werden.«
Dschingis Khan besetzte Führungspositionen in seinem Mongolenreich aufgrund der Leistung der Amtsträger. Auch Angehörigen besiegter Feinde stand der Weg offen, solange sie sich loyal erklärten. Beispielsweise war Jebe ein feindlicher Soldat, der im Gefecht Dschingis Khans Pferd erschossen hatte, bevor er zum Khan wurde.
Lange Zeit war im Reich der Mitte das Bestehen der chinesischen Beamtenprüfung die Voraussetzung, um hohe Staatsämter bekleiden zu können. Da Kandidaten (zumindest theoretisch) aus allen Schichten der Gesellschaft kommen konnten, hatte dieses strenge Prüfungssystem einen stark meritokratischen Zug. Erfolgreiche Absolventen (nur wenige Promille der Kandidaten setzten sich durch) erlangten normalerweise Ruhm, Macht und Ansehen.
Kritiker, unter anderem Michael Young, sehen eine Meritokratie als ungeeignetes Modell für eine stabile Gesellschaft. Zum einen ist ein objektives und gerechtes Maß von »Leistung« oder »Verdienst« zur Zuordnung von Individuen zu Positionen schwer aufzustellen; es besteht sogar die Gefahr, dass die Elite das Maß derart gestaltet, dass sie sich selbst (sowie ihre Nachkommen) legitimieren. Dann würde die Gesellschaft zur Oligarchie.
Egalitarismus
Der Egalitarismus (franz.: égalité aus lat.: aequalitas „die Gleichheit“) bezeichnet eine ethische, politische, ökonomische oder sozialpolitische Position, die durch Herstellung von Gleichheit die Widersprüche einer Gesellschaft aufzulösen versucht. Eine Richtung des Egalitarismus will die Gleichheit des persönlichen Besitzes, eine andere fordert die Gleichheit der Chancen für jedes Individuum in der Gesellschaft. Kommunisten verstehen unter Egalitarismus die Aufhebung des Privateigentums an Produktionsmitteln und die Verteilung der Güter nach dem Prinzip, die Fähigkeiten und Bedürfnisse der Menschen zu berücksichtigen.
Auch beispielsweise in Bezug auf das Geschlechterverhältnis, die Menschenrechte, die Bildung wird der Terminus Egalitarismus verwandt. Die Konzeption einer z. B. politischen, ökonomischen, wissenschaftlichen oder kulturellen Elite steht im Gegensatz zu egalitären Gesellschaftskonstruktionen.
Der Begriff Egalitarismus wird häufig abwertend im Sinne von Gleichmacherei und Zerstörung jeder Art von Differenz benutzt. In der aktuellen feministischen Diskussion bezieht sich der Begriff des Egalitarismus auf hierarchische Strukturen im Geschlechterverhältnis, die ihre Wirkung auf Kosten gesellschaftlicher Minderheiten entfalten. So versteht die Geschlechterforscherin Birgit Rommelspacher Egalitarismus als politische Strategie, die im Namen von Gleichheit kulturelle Dominanz und ökonomische Unterordnung legitimiert.
Einfache Frage, komplexes Thema Wink
Wenn ihr euch entscheiden "müsst", welche Gesellschaftsform ist euch lieber? Erfolg und Aufstieg durch Leistung oder eine gesellschaftliche Gleichheit unabhängig von Leistung. Ich bin noch unentschlossen und würde gern Meinungen von anderen dazu hören.