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Warum steigt der Euro gegenüber der Türkischen Lira?

11 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Türkei Geld Euro Lira ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
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Warum steigt der Euro gegenüber der Türkischen Lira?

18.08.2011 um 12:51
Die Inflationsrate in der Türkei ist auf etwa 4% gesunken, die Wirtschaft floriert, die Immobilienpreise in Istanbul steigen an. Soweit die mir vorliegenden Informationen. Warum verliert dann die Türkische Lira gegenüber dem Euro so stark ? Anfang 2002: 1 Euro = 1,2 Lira Aktuell 2011: 1 Euro = 2,43 Lira Die Lira hat die Hälfte ihres Wertes gegenüber dem Euro verloren.
Meint Ihr der Kurs geht wieder runter, oder noch höher? kennt sich damit jemand aus?


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Warum steigt der Euro gegenüber der Türkischen Lira?

18.08.2011 um 12:59
Da gab es auch mal Irland, das vor einigen Jahren in der gleichen Situation war, ein europäischer Tiger. Das war ein Einwanderungsland, heute ist es wieder ein Auswanderungsland. Vielleicht ist die Türkei auch ein Papiertiger.


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Warum steigt der Euro gegenüber der Türkischen Lira?

18.08.2011 um 16:34
@Dagegen
Wenn die Wirtschaft floriert, kann es unter anderem auch zur einer Inflation kommen. Hört sich im ersten Moment ziemlich paradox an, ist bei näherer betrachtung aber logisch: Wenn die Leute mehr Geld verdienen, oder viele teure Aufträge bezahlt werden, ist automatisch auch mehr Geld im Umlauf. Folge: Der Realwert des Geldes sinkt.


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Warum steigt der Euro gegenüber der Türkischen Lira?

18.08.2011 um 17:15
Man kann auch die Währung künstlich unten halten, damit mehr Produkte exportiert werden können. Sinkt die eigene Währung, werden die Produkte im Ausland billiger. Bei der aktuellen Finanzkriese kein schlechter Weg, siehe China, die machen das schon seit Jahren.


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we5 ehemaliges Mitglied

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Warum steigt der Euro gegenüber der Türkischen Lira?

18.08.2011 um 17:32
Die Schweizer versuchen zur Zeit den Wert ihrer Währung massiv zu drücken, damit es nicht zu Einbußen bei den Exporten kommt. Dazu senkt die Schweizer Nationalbank den Leitzins. Dadurch werden günstigere Kredite ermöglicht, was die Geldmenge, die sich im Umlauf befindet, erhöht - Und wenn die Geldmenge steigt, dann sinkt automatisch auch der Wert einer Währung.

Die Türkei verfolgt eine ähnliche Strategie - Und das bereits seit mehreren Jahren.

@Dagegen


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Warum steigt der Euro gegenüber der Türkischen Lira?

18.08.2011 um 20:01
Griechenland hätte sich mit dem Drachmen auch prima über Wasser halten können, vielleicht noch viele Jahre lang.


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Warum steigt der Euro gegenüber der Türkischen Lira?

19.08.2011 um 08:00
Zitat von MephiMephi schrieb:Griechenland hätte sich mit dem Drachmen auch prima über Wasser halten können, vielleicht noch viele Jahre lang.
Wahrscheinlich ewig, genau so, wie sie es vor der Euro Einführung taten, so wie es alle taten, mit Inflation.
Seht Euch doch mal den Kursverlauf DM zu Drachme, Lira, Pesete oder auch Franc zwischen den 60er Jahren und den 90ern an.
Jeder der da behauptete das mit dem gemeinsamen Euro auf DM Stabilitätsniveau kann funktionieren, hatte entweder absolut keine Ahnung, oder er / sie hat bewußt gelogen.


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Warum steigt der Euro gegenüber der Türkischen Lira?

19.08.2011 um 17:20
@Dagegen

Weil in der Türkei alles Schein ist. Staatliche Unternehmen werden verkauft, fast alles wird auf Pump gebaut, Bauprojekte bekommen zinslose Kredite vom Staat. Der Aufschwung wird nur kurz sein aber der Knall wird laut sein. Das kann so nicht gut gehen. Ich denke in 2-3 jahren wird der Aufschwung vorbei sein. ;)

Gruß

SaifAliKhan


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Warum steigt der Euro gegenüber der Türkischen Lira?

19.08.2011 um 17:21
P.S. Aktuell: 1 Euro = 2,57 tl ;)


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Warum steigt der Euro gegenüber der Türkischen Lira?

19.08.2011 um 19:03
Vielen Dank für eure Diskussionsbeteilung, es ist wohl nicht alles Gold was glänzt :)


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Warum steigt der Euro gegenüber der Türkischen Lira?

19.08.2011 um 21:47
Da kann ich auch eine Kleinigkeit beitragen:

Die Türkische Lira ist eine nicht konvertierbare reine Binnenwährung. Ihr Kurs wird also nicht auf den internationalen Devisenmärkten von den Devisenhändlern u. -spekulanten im freien Handel und nach Gegebenheiten von Angebot u. Nachfrage gemacht, sondern die Türkische Zentralbank legt den Kurs amtlich fest. Sie ist im Gegensatz zur Bundesbank oder den Notenbanken in westlichen Industriestaaten aber nicht unabhängig sondern weisungsgebunden.
Sprich. Die Regierung schreibt der Türkischen Zentralbank vor, welchen Kurs sie haben will.

Die Türkische Lira wird vom Amts wegen praktisch stetig abgewertet, und das schon seit Jahrzehnten. Mal weniger, mal mehr.
Das tut man, um mit einer gewissen Inflationsrate die Wirtschaft anzukurbeln und am Laufen zu halten. Vor allem werden Exporte dadurch erleichtert und der Tourismus gefördert.

Das hat oben das Mitglied "Mephi" schon völlig richtig geschrieben - aber es ist nicht paradox.

Inflation bis zu einem gewissen Grade (ich will jetzt keine absoluten Prozentzahlen nennen, weil das für jedes Land und jede Volkswirtschaft wieder verschieden ist) ist grundsätzlich erstmal gut für die Wirtschaft.
Geld ist ausreichend vorhanden und es befindet sich auch ein ausreichender Teil in den Taschen der Bevölkerung und Unternehmen. So können Produktionsmittel gekauft werden, es kann produziert werden, und es gibt auch genügend Leute, die diese Waren kaufen können.

Das ist ja das, was erwünscht ist, und damit erreichen Länder wie die Türkei (aber auch Schwellenländer in Südamerika oder Asien) locker diese uns oft so verblüffenden doppelstelligen Wirtschaftswachstumsraten, während wir bei 0.1% herumkrebsen und am verzweifeln sind.

Leider aber geht das Spiel nicht ewig, denn die richtige Justierung der Inflationsrate ist äußerst heikel und kompliziert.
Zuwenig Inflation und zuviel Stabilitätsziele (wie in der Euro-Zone im Moment) lähmen die Wirtschaft. Das Geld wird bei solchen Maßnahmen aus den Taschen der Leute und Unternehmen gepumpt, und die Sache kommt zum Stillstand. Arbeitsplätze gehen auch noch verloren, ganz nebenbei.

Umgekehrt führt eine starke Geldentwertung auch wieder irgendwo irgendwann zu Schluß mit lustig.

Helmut Schmidt hat genau das im Sinne gehabt, als er einmal sagte, daß ihm 5% Inflation lieber wären, als 5% Arbeitslose. Das ist eigentlich ein gutes Mittelmaß.

Aber es wäre heute natürlich eine Todsünde, sowas zu sagen bei unserem Stabilitätskult, wo man gerade wieder mal fleißig dabei ist, Länder in Südeuropa verbal abzustrafen, die eben dieser Meinung sind.

Aber ein Rezept für Stabilität plus Vollbeschäftigung plus Wirtschaftswachstum haben sie bis heute auch noch nicht gefunden. Da ist man noch am suchen.


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