Albino Luciani alias Papst Johannes Paul I
21.07.2004 um 12:19>>Warum aber sind im Vatikan weder Bilder (wie von allen ehemaligen Päpsten) noch sonst irgendwelche Dinge aufzufinden die an diesen Mann erinnern sollen???
Warum ausgerechnet nach 33 Tagen im Amt??
Und warum benennt sich sein Nachfolger mit dem gleichen Namen??<<
Obgleich außerhalb Italiens und auch in der römischen Kurie kaum bekannt, wurde Albino Luciani 1978 bereits am ersten Tag des Konklaves, dem 26. August, im dritten Wahlgang zum Papst gewählt, wohl nicht zuletzt deswegen, weil sich die Mehrheit der Kardinäle keinen politischen, kurialen oder intellektuellen Papst wünschte, wie es sein Vorgänger Paul VI. gewesen war, sondern einen seelsorgerisch veranlagten Papst.
Nach der Wahl Lucianis herrschte im Kardinalskollegium fast uneingeschränkte Freude, da der Mann mit dem gewinnenden Lächeln und den einnehmenden Gesten als »Kandidat Gottes« angesehen wurde. Durch seinen Namen, den ersten Doppelnamen in der Geschichte des Papsttums, versuchte der neue Pontifex seinem Bestreben Ausdruck zu verleihen, die progressiven Qualitäten Johannes' XXIII. und die traditionellen des Montini-Papstes Paul VI. in sich zu vereinen, was die römische Tageszeitung »Vita« zum Kommentar animierte: "Viel Johannes und wenig Paul".
Am 27. August verkündete Johannes Paul. I., der sein Pontifikat unter den Schutz Mariens stellte, den Kardinälen sein Programm, wobei diese Ansprache laut David A. Seeber "die erste wirkliche, nicht auf fromme Rhetorik und allgemeine Appelle beschränkte Programmrede eines neugewählten Papstes war". Hierbei nannte er sechs Schwerpunkte, nämlich die kontinuierliche Umsetzung der Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils, die Bewahrung der "großen Disziplin der Kirche für das Leben der Priester und der Gläubigen", die Evangelisierung als erste Pflicht der Kirche, die Fortsetzung der ökumenischen Bestrebungen, die Weiterführung des von seinem Vorgänger zur Grundlage und zum Prinzip des pastoralen Wirkens erhobenen Dialogs und die Unterstützung aller aufrichtigen Initiativen zur Erhaltung und Förderung des Friedens in der Welt.
Leiten sollte ihn seine Vision von einer Kirche der Armen und für die Armen.
Am 3. September folgte die Amtseinführung, wobei Johannes Paul I. - seiner Abneigung gegen allen Pomp treu bleibend - auf Krönung und Inthronisation verzichtete und sich lediglich mit dem Pallium als Zeichen seines Hirtenamtes bekleiden ließ. Überdies vermied er den Pluralis maiestatis und sprach stets in der Ich-Form zu den Gläubigen, deren Herzen er während seines nur vierwöchigen Pontifikats durch seine unkomplizierte, bescheidene und freundliche Art im Sturm gewann. Er war der angeblich erste Papst in der Geschichte, der ausdrücklich auch zu Kindern sprach.
Doch bereits am 28. September 1978 gegen 23 Uhr erlag Johannes Paul I. in seinem vatikanischen Schlafgemach, angeblich bei der Bettlektüre einiger Papiere mit persönlichen Aufzeichnungen, im Alter von 65 Jahren einem Herzinfarkt. Die rasch aufkeimenden Gerüchte und Legendenbildungen bezüglich eines gewaltsamen Todes, die durch eine ungeschickte Nachrichtenpolitik des Vatikans und den Verzicht auf eine Autopsie geschürt wurden, entbehren wahrscheinlich jedoch der Grundlage. Vielmehr ist davon auszugehen, daß der Papst den hohen physischen und psychischen Belastungen und der starken Isolierung, die sein Amt mit sich brachte, nicht gewachsen war. Er schien manchen vom Apparat der Kurie und der Kirchenverwaltung überfordert - und alleingelassen. Auch steht fest, daß sein Herz-/Kreislaufsystem schwer erkrankt war und er dementsprechende Medikamente einnahm (Effortil mit dem Wirkstoff Etilefrin - ein N-Substituirendes synthetisches Noradrenalin-Derivat, mit stimmulierender Wirkung sowohl auf alpha- wie beta- Adrenozeptoren und damit anhaltender blutdrucksteigernder Wirkung).
Am 4. Oktober 1978 wurde der »Papst des Lächelns« in der Krypta von St. Peter in Rom beigesetzt.
Alles Ding und Wesen hat seine Zeit...und über ein kleines hat es seine Zeit nicht mehr!