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Pakistan: Musharraf, Bhutto - und die Rolle der Medien
14.11.2007 um 11:05Es herrscht ein staatsgemachtes Chaos in Pakistan. Präsident Pervez Musharraf, der sich 1999 vom Militärmachthaber zur Staatsspitze putschte, hat Angst vor Machtverlust und versucht nun durch Aussetzung der Verfassung, Absetzung von Juristen und Verhängung des politischen "Ausnahmezustands" seine Position mit allen Krallen zu halten.
Logisch, dass sich bei solch einem autoritären Politik-Stil sofort eine Opposition einschaltet. Die ehemalige Premierministerin Benazir Bhutto kehrte im Oktober aus dem Exil zurück - und kritisierte öffentlich Musharraf, wurde Opfer eines Terroranschlags und versucht sich nun als "wahre Demokratin" zu präsentieren.
Dumm nur, dass Frau Bhutto einen "Korruptionshintergrund" hat ....
Dennoch, davon lassen sich die (westlichen) Medien nicht irritieren. Für die internationalen Presse-Agenturen sind die Fronten klar:
Musharraf, der es trotz US-amerikanischer Allianz im (von einem Großteil der Muslime in der islamischen Welt als Terror empfundenen) Anti-Terror-Krieg nicht wirklich geschafft hat, den Westen von seiner "Integrität" zu überzeugen = BÖSE.
Bhutto, eine ehemalige PM, die aufgrund zahlreicher Korruptionsvorwürfe ihre Karriere in den 1990er Jahren mehrmals beenden musste = GUT.
Von diesen Korruptionsskandalen Bhuttos hört man in den westlichen Medien freilich nichts oder nur wenig, wieso auch die Thematik unnötig verkomplizieren. Ein GUT-BÖSE-Schema ist doch um so vieles einfacher zu vermitteln. Außerdem kann man sich so ja einfacher auf der "USA-CNN-Schiene" positionieren ...
So liest sich am 14. 11. 2007 eine dpa-Meldung so: "Bhutto präsentiert sich als wahre Demokratin. Dabei geht unter, dass es ihr erneut nicht gelungen ist, die Massen in Pakistan zu mobilisieren." Aha. Sehr differenziert ...
Was lerne(n) ich (Wir) daraus?
Von wirklich unabhängiger, neutraler und wertfreier Berichterstattung kann in einem Großteil westlicher Medien kaum die Rede sein. Die westlichen Medien sind äußerst normativ, werten (Islam = Terror) und übersehen eigentlich das aufklärerische Ideal, aus dem der europäisch-amerikanische Journalismus entstanden ist ...
Ich als Student hatte im Oktober die Möglichkeit, ein 4-wöchiges Praktikum bei einem deutschlandweiten Fernsehsender (Abteilung Nachrichten) zu machen. Und es ist tatsächlich so ... Jeder ausländische Machthaber wird in 2 Kategorien unterteilt:
Pro-westlich <----> Autoritär, nicht-demokratisch, diktatorisch,
Eben andere Metaphern für "GUT" und "BÖSE".
Die simplifizierende Medien-Darstellungen der Tagesnachrichten (insb. TV) prägen bereits seit Jahrzehnten das Denken der westlichen Gesellschaften nachhaltig.
Mir ist klar, dass eine tiefergehende Analyse in unserer schnell-lebigen Zeit in der Nachrichten-Branche kaum gewünscht ist bzw. sich kaum verkaufen lässt.
Natürlich muss man hinzfügen, dass es Medien gibt, die sich umfassender und vielfältiger mit gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen ("Konkret", auch manche Tageszeitungen wie "Der Tagesspiegel"). Aber sind diese Medien so erfolgreich wie RTL aktuell oder BILD? Eher nicht, sie führen ein Schattendasein.
Doch die Welt und auch die Politik sind vielschichtiger und komplizierter. Ich glaube, mit ein wenig Umdenken könnten auch die Nachrichten von ihrer normativen Berichterstattung etwas abrücken... und so auch helfen, ein differenziertes Bild der internationalen Vorgänge zu erschaffen - und somit ganz nebenbei auch etwas für die Völkerverständigung tun.
["Are You Ready For The Real Evolution, Which Is The Evolution Of The Mind?" - aus "He Got Game" by Flavor Flav (Public Enemy), 1998]
Wie bewertet ihr meine Sichtweise?
Logisch, dass sich bei solch einem autoritären Politik-Stil sofort eine Opposition einschaltet. Die ehemalige Premierministerin Benazir Bhutto kehrte im Oktober aus dem Exil zurück - und kritisierte öffentlich Musharraf, wurde Opfer eines Terroranschlags und versucht sich nun als "wahre Demokratin" zu präsentieren.
Dumm nur, dass Frau Bhutto einen "Korruptionshintergrund" hat ....
Dennoch, davon lassen sich die (westlichen) Medien nicht irritieren. Für die internationalen Presse-Agenturen sind die Fronten klar:
Musharraf, der es trotz US-amerikanischer Allianz im (von einem Großteil der Muslime in der islamischen Welt als Terror empfundenen) Anti-Terror-Krieg nicht wirklich geschafft hat, den Westen von seiner "Integrität" zu überzeugen = BÖSE.
Bhutto, eine ehemalige PM, die aufgrund zahlreicher Korruptionsvorwürfe ihre Karriere in den 1990er Jahren mehrmals beenden musste = GUT.
Von diesen Korruptionsskandalen Bhuttos hört man in den westlichen Medien freilich nichts oder nur wenig, wieso auch die Thematik unnötig verkomplizieren. Ein GUT-BÖSE-Schema ist doch um so vieles einfacher zu vermitteln. Außerdem kann man sich so ja einfacher auf der "USA-CNN-Schiene" positionieren ...
So liest sich am 14. 11. 2007 eine dpa-Meldung so: "Bhutto präsentiert sich als wahre Demokratin. Dabei geht unter, dass es ihr erneut nicht gelungen ist, die Massen in Pakistan zu mobilisieren." Aha. Sehr differenziert ...
Was lerne(n) ich (Wir) daraus?
Von wirklich unabhängiger, neutraler und wertfreier Berichterstattung kann in einem Großteil westlicher Medien kaum die Rede sein. Die westlichen Medien sind äußerst normativ, werten (Islam = Terror) und übersehen eigentlich das aufklärerische Ideal, aus dem der europäisch-amerikanische Journalismus entstanden ist ...
Ich als Student hatte im Oktober die Möglichkeit, ein 4-wöchiges Praktikum bei einem deutschlandweiten Fernsehsender (Abteilung Nachrichten) zu machen. Und es ist tatsächlich so ... Jeder ausländische Machthaber wird in 2 Kategorien unterteilt:
Pro-westlich <----> Autoritär, nicht-demokratisch, diktatorisch,
Eben andere Metaphern für "GUT" und "BÖSE".
Die simplifizierende Medien-Darstellungen der Tagesnachrichten (insb. TV) prägen bereits seit Jahrzehnten das Denken der westlichen Gesellschaften nachhaltig.
Mir ist klar, dass eine tiefergehende Analyse in unserer schnell-lebigen Zeit in der Nachrichten-Branche kaum gewünscht ist bzw. sich kaum verkaufen lässt.
Natürlich muss man hinzfügen, dass es Medien gibt, die sich umfassender und vielfältiger mit gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen ("Konkret", auch manche Tageszeitungen wie "Der Tagesspiegel"). Aber sind diese Medien so erfolgreich wie RTL aktuell oder BILD? Eher nicht, sie führen ein Schattendasein.
Doch die Welt und auch die Politik sind vielschichtiger und komplizierter. Ich glaube, mit ein wenig Umdenken könnten auch die Nachrichten von ihrer normativen Berichterstattung etwas abrücken... und so auch helfen, ein differenziertes Bild der internationalen Vorgänge zu erschaffen - und somit ganz nebenbei auch etwas für die Völkerverständigung tun.
["Are You Ready For The Real Evolution, Which Is The Evolution Of The Mind?" - aus "He Got Game" by Flavor Flav (Public Enemy), 1998]
Wie bewertet ihr meine Sichtweise?