Rotary-Club
10.04.2004 um 21:35
Geschichte:
Rotary wurde am 23. Februar 1905 durch den amerikanischen Rechtsanwalt Paul Harris ins Leben gerufen. Mit drei Freunden gründete er in Chicago eine club- ähnliche Vereinigung, die sich - rotierend - wöchentlich im Büro eines der Mitglie- der traf. Alle vier Männer, die an der Gründung des ersten Clubs beteiligt waren hatten verschiedene Berufe. Daraus entwickelte sich die feste Regel, aus jedem Berufszweig stets nur ein Mitglied aufzunehmen. Begünstigt war die Gründung dadurch, daß jeder dieser Männer sich in dieser Großstadt einsam fühlte und Freunde suchte. Darüber hinaus setzten sich die Gründer das Ziel, inmitten des verwilderten geschäftlichen Treibens der schnell gewachsenen Milionenstadt Fairneß durch eigene persönliche Haltung wieder zur Geltung zu bringen. Dieses Ziel und die gewählte Organisationsform für den Club, der sich dann mit dem Größerwerden regelmäßig in einem Clublokal traf, stzten sich rasch auch in anderen amerikanischen Städten durch. Bis 1910 war die Anzahl der Clubs in den USA bereits auf 16 angewachsen, was zur Gründung eines nationalen Verbandes führte. Als Emblem Rotarys wurde das Zahnrad gewählt.
Zwei Jahre später entstanden die ersten Clubs im Ausland. Als Folge wurde 1922 der Name Rotary International angenommen. Der erste Rotary Club in Europa wurde 1911 in Dublin gegründet.
Die ersten Clubs im deutschsprachigen Raum waren Zürich (1924) und Wien (1925). In Deutschland wurde der erste Club 1927 in Hamburg durch den Rotary Club San Francisco, der zweite Club in Frankfurt/M. vom Rotary Club Chicago gegründet. 1929 vereinigten sich die deutschen und österreichischen Clubs zum ehemaligen 73. Distrikt.
1938/39 lösten sich die deutschen und österreichischen Rotary Clubs unter dem Druck der nationalsozialistischen Behörden selbst auf. Nach dem 2. Weltkrieg nahm der Rotary Club Frankfurt/M. als erster Rotary Club der Bundesrepublik Deutschland 1949 seine Tätigkeit wieder auf. Pastgovenor Robert Hausmann hatte sich für diese Wiedergründung besonders eingesetzt.
Heute zählt Rotry International weltweit, das heißt in 157 Ländern bei mehr als 28.736 Clubs organisiert in 521 Distrikten etwa 1.213.748 Mitglieder.
Ziele:
Paul Harris und seine Freunde hatten Freundschaft und Fairneß im geschäftlichen und persönlichen Leben von den Mitgliedern eines Rotary-Clubs gefordert. Diese so einfach formulierten Ziele für Rotary haben eine erstaunliche Ausstrahlungs- und Lebenskraft bewiesen. Sie haben sich mit der Ausdehnung von Rotary International weiterentwickelt, doch sind die grundlegenden rotarischen Forderungen im wesentlichen gleichgeblieben:
Freundschaft
Fairneß
Dienstbereitschaft
Toleranz
Rotary sucht diesen Zielen auf folgende Weise näherzukommen:
Durch Pflege der Freundschaft;
Durch Befolgung ethischer Grundsätze im Privat- und Berufsleben;
Durch Betätigung für die Allgemeinheit;
Durch persönlichen Einsatz für Frieden und Verständigung unter den Völkern.
Organisation:
Rotary ist nach Prinzipien organisiert, die einer Zielsetzung entsprechen. Jährlicher Wechsel wichtiger Ämter bewahrt vor Erstarrung und fördert jeweils neue Initiativen.
Das Fundament Rotarys sind die einzelnen Clubs, die in der gesamten Welt nach gleichen Regeln aufgebaut und den gleichen rotarischen Grundsätzen verpflichtet sind. Der einzelne Club soll aus mindestens 20 Mitgliedern bestehen. Jeweils 40 bis 60 Rotary Clubs werden zu einem Distrikt zusammengefaßt, der von einem für dieses Amt vorbereiteten, jährlich wechselnden Governor aus einem der Clubs des jeweiligen Distrikts geleitet wird. 1997 gab es weltweit 521 Distrikte.
Durch Clubbesuche und Monatsbriefe hält der Govenor Kontakt mit den einzelnen Clubs seines Distrikts und vermittelt die Zielvorstellungen von Rotary International. Die jährlich stattfindenden Distriktskonferenzen vereinigen die Rotarier eines jeden Distrikts.
Oberstes Organ von Rotary Intenational ist der Jahreskongress, die sog. Convention, die an wechselnden Plätzen der Welt stattfindet und auf der die Internationalität von Rotary ihren sichtbaren Ausdruck findet.
Rotary International wird von einem Zentralvorstand, dem Board, geleitet, der aus dem Jahrespräsidenten, dem Präsidenten des folgenden Jahres, den Vizepräsidenten und Direktoren besteht. Ein Generalsekretär und ein Zentralbüro mit Sitz in Evanston führen die eigentliche Verwaltungsarbeit aus. Das Sekretariat von Rotary International unterhält in Zürich ein Büro, das den in Kontinentaleuropa, Nordafrika und dem östlichen Mittelmeergebiet (CENAEM) gelegenen Rotary Clubs zur Verfügung steht.
Die offizielle Monatszeitschrift in der Bundesrepublik Deutschland und in Österreich ist “Der Rotarier”.
Grundregeln:
Die Zelle des rotarischen Lebens ist der einzelne Club, der von einem jährlich aus dem Mitgliederkreis gewählten Präsidenten geleitet wird; ihm stehen ein Vizepräsident und weitere Vorstandsmitglieder mit jeweils besonderen Aufgaben zur Seite. Ihre Amtszeit dauert ein Jahr und läuft, entsprechend dem offiziellen Rotary-Jahr, vom 1. Juli bis 30. Juni.
Es ist die Aufgabe des Club-Präsidenten, das Clubleben bei Veranstaltungen, besonders bei den wöchentlichen Begegnungen der Mitglieder, auf die Ziele Rotarys hin auszurichten. Ihm helfen hierbei die für die einzelnen Dienstbereiche eingesetzten Vorstandsmitglieder sowie Ausschüsse für bestimmte Sachgebiete. Der Vizepräsident - im allgemeinen der designierte Präsident des folgenden Rotary-Jahres - vertritt ihn. Der Sekretär erledigt den Schriftverkehr und stellt den Wochenbericht mit der Niederschrift über das wöchentliche Treffen zusammen, den jedes Mitglied erhält. Der Schatzmeister verwaltet die Kasse. Der Clubmeister ist verantwortlich für die Clubveranstaltungen, der Vortragswart für die Vorträge, die bei den Zusammenkünften gehalten werden. Vorträge von Rotariern oder Gästen sind ein wesentlicher Bestandteil des Clublebens.
Dem Präsidenten stehen außerdem folgende Vorstandsmitglieder zur Seite:
Vorstandsmitglied A für denClubdienst
Vorstandsmitglied B für den Berufsdienst
Vorstandsmitglied B für den Gemeindienst
Vorstandsmitglied B für den internationalen Dienst.
Jeder Rotary Club ist innerhalb der großen internationalen Organisation autonom. Einem Rotary Club kann niemand von sich aus beitreten. Die Aufnahme erfolgt auf Vorschlag von Mitgliedern. Es gilt also das Prinzip der Auswahl. Eine Fundamentalregel von Rotary ist, daß in einem Club jede Berufsklasse grundsätzlich nur durch ein Mitglied vertreten sein kann. Dieses Klassifikationsprinzip hat den Zweck, Menschen verschiedener Berufszweige zusammenzuführen, vermittelt Informations- und Erfahrungsaustausch und vermeidet Einseitigkeit.
Die Clubmitglieder kommen wöchentlich einmal an einem bestimmten Tage beim Mittag- oder Abendessen zusammen. Der Zusammenhalt der rotarischen Gemeinschaft beruht nicht zuletzt auf der Pflicht jedes Rotary-Mitgliedes, an wenigstens 60% der Clubveranstaltungen teilzunehmen. Diese Präsenzpflicht kann - z.B. auf Reisen - bei jedem Rotary Club der Welt wahrgenommen werden. Die Präsenzregeln dienen dem Zweck, eine aktive rotarische Gemeinschaft zu bilden.
Rotary kennt verschiedene Arten der Mitgliedschaft. Die wichtigsten sind:
Ein Aktiv-Mitglied
übt einen Beruf aus und hält eine Berufsklasse besetzt
Ein Aktiv-Senor-Mitglied
wird man nach bestimmter Dauer der Zugehörigkeit zu Rotary und nach Lebensalter. Es gibt seine Berufsklasse frei.
Ein Alt-Mitglied
wird man in bestimmten Fällen nach Berufsaufgabe und gibt die Berufsklasse frei.
Ein Ehrenmitglied
hat einen Sonderstatus ohne Berufsklasse
Clubtätigkeiten:
Das Clubleben ist - bei einheitlichem Organisationsprinzip - in den einzelnen Clubs verschieden. Landsmannschaftliche Eigenart und Temperament der Mitglieder, Großstadt oder ländliche Kleinstadt oder Dorf, Ausstrahlungskraft einzelner Persönlichkeiten und Altersstruktur sind nur einige Faktoren, die das Clubleben bestimmen. Entscheidend ist immer das Engagement des einzelnen dafür, inwieweit er den Club bereichert und er durch den Club bereichert wird. Mitgliedschaft in eeinem Rotary Club bedeutet, sich um Verständnis zu bemühen für die anderen Clubmitglieder, bedeutet, Freudschaft mit ihnen zu pflegen, mitzuarbeiten an den vom Club ausgearbeiteten Programmen sowie Vortrags- und sonstigen Veranstaltungen, Besuch der Zusammenkünfte anderer Clubs, Teilnahme an Städtetreffen, Distrikts- und anderen überörtlichen Veranstaltungen. Dieser rotarische Dienstberich wird “Clubdienst” genannt.
Der Berufsdienst fordert, den ethischen Standort in der Berufspraxis zu betonen. Dem sich daraus ergebenden natürlichen Spannungszustand soll sich der Rotarier bewußt stellen. Dazu ist fast dauernd Gelegenheit im Spannungsfeld und im Wettbewerb des täglichen Lebens, etwa im Verhältnis Arbeitgeber-Arbeitnehmer, Vorgesetzter-Untergebener, Arzt-Patient, Lehrer-Schüler, in einem Berufsverband oder in der Öffentlichkeitsarbeit - praktisch in fast jeder beruflichen Tätigkeit eines Rotariers. Hier Fairneß zu üben ist nicht immer eionfach und doch Gebot.
Der Bereich des Gemeindienstes lenkt den Rotarier auf seine Bürgerpflichten. Er soll in seinem Gemeinwesen verantwortlich mitwirken, seine persönlichen Fähigkeiten und beruflichen Möglichkeiten einsetzen iúnd zum Austausch von Erfahrungen und Ideen und zum Dienst an seinem Gemeinwesen, in dem er lebt, bereit sein.
Im internationalen Dienst verwirklicht sich die Internationalität Rotarys. Auf diesem Feld geht es zwar auch um hilfsberites Tätigwerden in Notgebieten, vor allem dort, wo andere Hilfe nicht hinkommt oder nicht genügt - etwa in der Dritten Welt oder in Kathastrophengebieten, wobei zuweilen die Größe des Problems eine Aktion mehrerer Clubs gemeinsam oder des ganzen Distrikts erforderlich macht. Wichtiger aber ist die Anknüpfung internationaler Beziehungen mit Rotariern verschiedener Nationalitäten, Rassen und Religionen sowie der Auf- und Ausbau solcher Beziehungen zwischen Rotary Clubs oder gar Distrikten verschiedener Länder. Ein besonderer Beitrag zur internationalen Verständigung ist der Abschluß eines Freundschafts- (“Kontakt”-) Verhältnisses mit einem ausländischen Club, das zu regelmäßigen Begegnungen und zum Austqausch von Jugendlichen rotarischer oder auch nicht rotarischer Familien zu führen pflegt.
Ein besonderes Anliegen eines jeden Rotary Clubs ist das Gespräch mit der Jugend und womöglich die Förderung junger Menschen. Hier werden vielfache Initiativen entwickelt, wie die Beteiligung Jugendlicher an rotarischen Veranstaltungen, die Einrichtung von Gesprächskreisen, in denen Rotarier mit Jugendlichen aktuelle Probleme diskutieren, die Beratung und Unterstützung von jugendlichen Schulabgängern bei der Berufswahl und schließlich die Entsendung von Jugendlichen zu ausländischen Rotariern, Clubs oder Distrikten. Interact Clubs (für Schüler und Schülerinnen) sowie Roteract Clubs (für 18-28jährige Berufstätige oder Studierende) sollen junge Leute zum selbstständigen Handeln in einer freundschaftlichen Gruppe heranführen.
Im internationalen Bereich haben sich die Rotary Clubs der Völkerverständigung gerade durch die Jugend angenommen. Begegnungen von jungen Menschen (gemeinsame Lager und Rundreisen in Europa, Ferien- und langfristiger Schüleraustausch über Kontinente hinweg) sollen das Verstehen fördern und Spannungen und Vorurteile abbauen.
Ein rotarisches Unternehmen von besonderer Bedeutung ist die Rotary Foundation. Sie wird durch jährliche Beitragsleistungen eines jeden einzelnen Rotariers finanziert. NAch Höhe des Jahresdurchschnittsaufkommens je Rotarier in seinem Distrikt bestimmt sich jährlich die Zahl der Stipendiaten, die der Distrikt aus der Zahl der jugendlichen Anwärter auswählen kann. Durch die Rotary Foundation läßt Rotary jährlich etwa 800 Studenten, die nicht Kinder von Rotariern sicnd, an den verschiedensten Universitäten der Welt studieren, um auch auf diesem Wege zur Völkerverständigung beizutragen.
Rotary, im nationalen wie im internationalen Bereich engagiert, wird damit naturgemäß auch mit politischen Problemen konfrontiert. Rotary selbst macht keine Politik. Bei der Vielfalt seiner Mitglieder gibt es unterschiedliche Standpunkte unter den Rotariern; diese werden offen ausgesprochen und im Geiste der Freundschaft und Toleranz respektiert.
Ausblick:
Das Antlitz der Erde hat sich in der Zeit seit Rotary besteht, von Grund auf verändert. Es wird heute die Ansicht vertreten, daß wir in eine Entwicklungsperiode eingetreten sind zu einer fortdauernden Wandlung, für die kein Ende abzusehen ist. Diese Wandlungen sind so tiefgreifend, daß sich selbstverständlich auch die Verhaltensweisen und Aufgaben für Rotarier ändern. Aus der Vielzahl der Probleme sind es da namentlich fünf Aufgaben, die in rotarischem Geiste angepackt werden sollen:
Die Erhaltung des Friedens,
Gesellschaftskritik und Sozialmodelle,
Das Generationenproblem, Jugend und Erziehung,
Sorge um die Erhaltung einer natürlichen Umwelt, die menschliches Leben nicht verkümmern läßt, sondern bereichert,
Probleme der Entwicklungen und des Wachstums.
Das sind langfristige und schwierige Aufgaben, die Rotary ja keinesfalls allein obliegen. Sie gipfeln in der Grundfrage: Wie sollen sich die Menschen in der Zukunft auf dieser Erde einrichten, damit das Leben lebenswert erscheint? Alle diese Grundprobleme sind praktischer Natur und münden in das ein, was mit “humanitas” bezeichnet werden kann. Sie sind eine Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft, gegenüber der Jugend und gegenüber der Zukunft. Diese Problemstellungen müssen alle bedenken und tatkräftig zu lösen versuchen. Dabei hat Rotary eine besonders günstige Ausgangsposition, da es unabhängig von politischen, konfessionellen und interessensgebundenen Gruppen Menschen vereinigt und gleichzeitig viele Berufe und viele Völker umfaßt.
Solche nahen wie weitgesteckten Ziele lassen sich im Bereich von Rotary nur durch den tätigen Einsatz eines jeden einzelnen Rotariers erreichen. Daher genügt es nicht, durch Erfüllung der Präsenzpflicht die Freundschaft zu pflegen und sich der Bereicherung durch andere zu erfreuen; vielmehr ist jeder Rotarier zu eigenem Handeln aufgerufen. Er möge sich hierbei stets der bei Rotary seit Jahrzehnten eingeführten 4 Fragen-Probe stellen:
Ist es wahr, bin ich aufrichtig?
Ist es fair für alle Beteiligten?
Wird es Freundschaft und guten Willen fördern?
Wird es dem Wohl aller Beteiligten dienen?
Nichts ist so,wie es scheint