+
@Hansi"Das japanische Modell
Erfolgreiche Bahnprivatisierung mitMacken
Die Privatisierung der Bahn in Japan gilt als Erfolgsmodell - pünktlicheund saubere Züge, ausgelastetes Schienennetz, dienstbeflissenes Personal. Aber dieErfolgsgeschichte hat auch Kehrseiten: Unrentable Strecken wurden stillgelegt, und denStaat kostet die Bahn nach wie vor viel Geld.
Von Martin Fritz,ARD-Hörfunkkorrespondent Tokio
Die Züge waren unpünktlich und die Bilanzentiefrot, es gab Unfälle und Streiks - das waren die Kennzeichen der japanischenStaatsbahn vor der Privatisierung. Doch mit dem Börsengang, der Mitte der Achtzigerjahreeingeleitet wurde, änderte sich fast alles: Japans Schienennetz ist heute das dichtesteund modernste der Welt. Die Züge sind extrem pünktlich und sauber, das Personal äußerstdienstbeflissen, viele Bahnhöfe Einkaufsparadiese und die Bahnunternehmen profitabel. DerVergleich mit Deutschland ist allerdings nicht einfach: Japan ist ein Eisenbahnland, dasAuto viel langsamer als der Schnellzug, die Autobahnen kosten hohe Gebühren. AlsInselland hat Japan keinen grenzüberschreitenden Verkehr, der oft Verspätungen bringt.Und die Kunden leisten ihren Beitrag für Disziplin und Sauberkeit: Telefonieren im Zugist verboten, niemand lässt Abfall liegen, nicht einmal Zeitungen. Vandalismus ist inJapan unbekannt.
Unrentable Strecken wurden stillgelegt
Dennoch lassen sich ausder japanischen Erfolgsgeschichte für Deutschland einige Lehren ziehen: Das deutscheVorhaben, Verkehrsbetrieb und Schienennetz zu trennen, scheiterte in Japan schon nachwenigen Jahren kläglich: Die Abstimmungsprobleme wurden zu groß. Auch die Befürchtungvieler deutscher Privatisierungskritiker, unrentable Strecken würden stillgelegt,bewahrheitete sich in Japan. Allerdings übernahmen vielfach kommunale Verkehrsbetriebemit staatlichen Zuschüssen den Betrieb der unprofitablen Gleisabschnitte. Auch der Wunschdes Finanzministers, mit der Privatisierung die Staatskasse zu entlasten, ging in Japankeineswegs in Erfüllung. Der Staat musste nämlich den gigantischen Schuldenberg der Bahnund ihre Pensionsverpflichtungen übernehmen. Der Verkauf der bahneigenen Grundstückeverringerte diese Verpflichtungen bisher kaum.
Gefahr für dieSicherheit
Entgegen der ursprünglichen Absicht subventioniert der Staat inzwischenauch viele Neubaustrecken, die keine Gewinne versprechen, mit bis zu 70 Prozent. Und dieBahnpreise sind hoch geblieben, es gibt kaum Ermäßigungen. Auch die Bahn-Mitarbeiterlitten durch die Privatisierung: Viele mussten andere Aufgaben übernehmen oder verlorensogar ihre Jobs. Der Wettbewerb ist zudem eine latente Gefahr für die Sicherheit: Nacheinem schweren Unglück durch überhöhte Geschwindigkeit wurde kürzlich bekannt, dassZugführer für Verspätungen mit rigorosen Nachschulungen bestraft werden."
..dasgilt nur als 'Erfolg' da es vorher noch ein größeres Debakel war.