Moslems im Weltraum
28.04.2006 um 19:54Malaysia darf nächstes Jahr einen Astronauten ein paar Tage zur Weltraumstation schickenund ist mit heiklen Fragen konfrontiert
Die islamischen Staaten stehen vor demProblem, manche ihrer zentralen Glaubensvorschriften neuen Bedingungen anpassen zumüssen. Malaysia ist zwar nicht so streng islamisch wie viele andere Staaten im NahenOsten. Vor allem der ehemalige Premierminister Mahathir Mohamad hatte versucht, Islam mitTechnik und Wissenschaft zu versöhnen und so den Islam zukunfts- und wettbewerbstauglichzu machen Wissen und Waffen: Wiederherstellung der alten Größe der islamischen Kultur).Vier Kandidaten – darunter eine Frau! – hat nun Malaysia nach Russland geschickt, um siedort für die im Oktober 2007 geplante 10-tägige Fahrt in den Weltraum zur internationalenWeltraumstation ISS drei Wochen lang medizinisch zu überprüfen. Zwei Kandidaten, die dannein 18-monatiges Training durchlaufen müssen, werden aus den vieren ausgewählt. Nur einerwird schließlich fahren können, der Andrang der Bewerber war groß gewesen.
Die Scharia, das islamische Recht, ist wie die Vorschriften anderer Religionen altund nicht dem modernen Leben angepasst. Überdies wird das islamische Recht teilweiserecht willkürlich gedeutet und gehandhabt, da es keine zentrale Autorität gibt. Das plagtauch die Menschen in Malaysia. So wurde beispielsweise gerade von einem Scharia-Rat derProvinz Kelantan das Urteil eines Scharia-Gerichts bestätigt, das einen Mann, derFreitags nicht in die Moschee zum Gebet gegangen ist, bestrafte. Obwohl die Scharia nichtüberall gleich ausgelegt werde, so hieß es, sei es in Kelantan für alle Muslims, die inder Provinz arbeiten oder leben, vorgeschrieben, an den Freitagsgebeten – vergleichbardem Sonntagsgottesdienst der Christen – teilzunehmen.
Mazlan Othman, dieDirektorin der Weltraumbehörde Malaysias, hofft, dass der in Malaysia durchgeführteWettbewerb auch in anderen Ländern die Begeisterung für die Raumfahrt weckt – zumal diereichen Ölländer dafür auch Geld hätten. Saiyad Nizamuddin Ahmad von der AmericanUniversity of Sharjah in den Vereinigten Emiraten gibt sich optimistisch. DasWeltraumprogramm Malaysias stelle "die Rückkehr der islamischen Zivilisation zu einemaktiven Beiträger für den Fortschritt von Wissenschaft und Technologie" dar. Aber es gibtHürden. Die drei männlichen Endkandidaten sind nämlich Muslims, die Frau istbezeichnenderweise Hindu, so dass zumindest die vermutlich noch viel heiklere Frauenfragegar nicht zur Diskussion stand oder vermieden werden konnte. Aber weil noch nicht klarist, inwiefern Muslims ihren religiösen Verpflichtungen im Weltraum nachgehen können,wurde in Malaysia eine Konferenz mit Religionsgelehrten, Wissenschaftlern, Astronautenund anderen Experten abgehalten, um die schwierigen Fragen zu klären. Allerdings warbereits 1985 der saudische Prinz Sultan bin Salman an der Bord der Discovery.
Ein Problem ist beispielsweise, wie Raumfahrer, die sich auf der Weltraumstationaufhalten, beten. Bekanntlich müssen sich Muslims zum Gebet nach Mekka richten. DieStation umrundet die Erde 16 Mal in 24 Stunden, was es schwierig macht, die Gebetszeitenund die Richtung nach irdischen Maßstäben festzulegen. Der Betende müsste sich eigentlichwährend des Gebets fortwährend neu nach Mekka ausrichten. Auch die rituelle Waschung zumGebet mit Wasser stellt Probleme, denn dieses ist im Weltraum mitunter noch knapper alsin der Wüste, zudem bereitet die Schwerelosigkeit für das Beten und die WaschungSchwierigkeiten. Geklärt werden muss auch, wie sich der islamische Weltraumfahrerernähren kann, die russische Nahrung richtet sich nicht nach streng muslimischenAnforderungen.
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Solche Probleme haben freilich nicht nur strenggläubige Muslims. Wie die israelische Zeitung Ynet berichtet, will die Nasa sich anRabbis wenden, um zu erfahren, wie es gläubigen Juden ermöglicht werden kann, sich aufder Raumstation aufzuhalten. In einer [extern] koscheren Weltraumstation müsse ebenfallsgelöst werden, wohin sich die jüdischen Astronauten beim Gebet richten sollen. Man müsstealso stets berechnen, welche Position die Raumstation zu Jerusalem einnimmt. Wie bei denMuslims spielt das Essen eine große Rolle. Und zudem müssen Juden den Sabbat einhaltenkönnen. Ilan Ramon, der erste Astronaut aus Israel, war nicht gläubig.
Auf derTagung in Malaysia berichtete Zainol Abidin Abdul Rashid, ein Professor amWeltrauminstitut der National University of Malaysia, dass er mit seinen Studenten einProgramm geschrieben habe, um immerhin die jeweils richtigen Gebetszeiten zu berechnen,wenn die Position eingegeben wird (vgl. zu den technischen Erleichterung für das Gebet:Der Satan im Taschentelefon). Wie auch immer man in Malaysia die Probleme mit derVereinbarkeit zwischen Weltraumfahrt und Religion lösen wird, wenn nicht die Frau an denStart gehen darf, was für ein überwiegend muslimisches Land auch ein Zeichen wäre, sokümmerte man sich auch an anderer Stelle um eine Lösung.
Auf Islam Online wurdedie Frage, wie ein Muslim im Weltraum beten soll, auch von einem Mufti beantwortet. Fürdiesen ist der Islam sowieso flexibel, daher gäbe es keine Schwierigkeit, sich anbeliebige Lebensbedingungen und künftige Veränderungen anzupassen. So soll sich eingläubiger Muslim zwar darum bemühen, sich im Gebet nach Mekka zu richten, wenn es abernicht möglich ist, macht dies auch nichts. Wenn man verhindert ist, sich nach Mekkaauszurichten, soll man zumindest versuchen, zu Beginn die Richtung einzunehmen. Dannmüsse man sowieso das einmal begonnene Gebet fortführen, egal, in welche Richtung manblickt, weil man das Gebet nicht unterbrechen dürfe. Allah würde von jedem Gläubigenverlangen, dass er seine Pflichten "so gut er kann" erfüllt. Es gibt also auch alsgläubiger Muslim Möglichkeiten, Vorschriften flexibel zu handhaben.
Bleibt nurzu hoffen, dass der arme Muslim nicht versehentlich Richtung Vatikan betet *ROFL*
Die islamischen Staaten stehen vor demProblem, manche ihrer zentralen Glaubensvorschriften neuen Bedingungen anpassen zumüssen. Malaysia ist zwar nicht so streng islamisch wie viele andere Staaten im NahenOsten. Vor allem der ehemalige Premierminister Mahathir Mohamad hatte versucht, Islam mitTechnik und Wissenschaft zu versöhnen und so den Islam zukunfts- und wettbewerbstauglichzu machen Wissen und Waffen: Wiederherstellung der alten Größe der islamischen Kultur).Vier Kandidaten – darunter eine Frau! – hat nun Malaysia nach Russland geschickt, um siedort für die im Oktober 2007 geplante 10-tägige Fahrt in den Weltraum zur internationalenWeltraumstation ISS drei Wochen lang medizinisch zu überprüfen. Zwei Kandidaten, die dannein 18-monatiges Training durchlaufen müssen, werden aus den vieren ausgewählt. Nur einerwird schließlich fahren können, der Andrang der Bewerber war groß gewesen.
Die Scharia, das islamische Recht, ist wie die Vorschriften anderer Religionen altund nicht dem modernen Leben angepasst. Überdies wird das islamische Recht teilweiserecht willkürlich gedeutet und gehandhabt, da es keine zentrale Autorität gibt. Das plagtauch die Menschen in Malaysia. So wurde beispielsweise gerade von einem Scharia-Rat derProvinz Kelantan das Urteil eines Scharia-Gerichts bestätigt, das einen Mann, derFreitags nicht in die Moschee zum Gebet gegangen ist, bestrafte. Obwohl die Scharia nichtüberall gleich ausgelegt werde, so hieß es, sei es in Kelantan für alle Muslims, die inder Provinz arbeiten oder leben, vorgeschrieben, an den Freitagsgebeten – vergleichbardem Sonntagsgottesdienst der Christen – teilzunehmen.
Mazlan Othman, dieDirektorin der Weltraumbehörde Malaysias, hofft, dass der in Malaysia durchgeführteWettbewerb auch in anderen Ländern die Begeisterung für die Raumfahrt weckt – zumal diereichen Ölländer dafür auch Geld hätten. Saiyad Nizamuddin Ahmad von der AmericanUniversity of Sharjah in den Vereinigten Emiraten gibt sich optimistisch. DasWeltraumprogramm Malaysias stelle "die Rückkehr der islamischen Zivilisation zu einemaktiven Beiträger für den Fortschritt von Wissenschaft und Technologie" dar. Aber es gibtHürden. Die drei männlichen Endkandidaten sind nämlich Muslims, die Frau istbezeichnenderweise Hindu, so dass zumindest die vermutlich noch viel heiklere Frauenfragegar nicht zur Diskussion stand oder vermieden werden konnte. Aber weil noch nicht klarist, inwiefern Muslims ihren religiösen Verpflichtungen im Weltraum nachgehen können,wurde in Malaysia eine Konferenz mit Religionsgelehrten, Wissenschaftlern, Astronautenund anderen Experten abgehalten, um die schwierigen Fragen zu klären. Allerdings warbereits 1985 der saudische Prinz Sultan bin Salman an der Bord der Discovery.
Ein Problem ist beispielsweise, wie Raumfahrer, die sich auf der Weltraumstationaufhalten, beten. Bekanntlich müssen sich Muslims zum Gebet nach Mekka richten. DieStation umrundet die Erde 16 Mal in 24 Stunden, was es schwierig macht, die Gebetszeitenund die Richtung nach irdischen Maßstäben festzulegen. Der Betende müsste sich eigentlichwährend des Gebets fortwährend neu nach Mekka ausrichten. Auch die rituelle Waschung zumGebet mit Wasser stellt Probleme, denn dieses ist im Weltraum mitunter noch knapper alsin der Wüste, zudem bereitet die Schwerelosigkeit für das Beten und die WaschungSchwierigkeiten. Geklärt werden muss auch, wie sich der islamische Weltraumfahrerernähren kann, die russische Nahrung richtet sich nicht nach streng muslimischenAnforderungen.
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Solche Probleme haben freilich nicht nur strenggläubige Muslims. Wie die israelische Zeitung Ynet berichtet, will die Nasa sich anRabbis wenden, um zu erfahren, wie es gläubigen Juden ermöglicht werden kann, sich aufder Raumstation aufzuhalten. In einer [extern] koscheren Weltraumstation müsse ebenfallsgelöst werden, wohin sich die jüdischen Astronauten beim Gebet richten sollen. Man müsstealso stets berechnen, welche Position die Raumstation zu Jerusalem einnimmt. Wie bei denMuslims spielt das Essen eine große Rolle. Und zudem müssen Juden den Sabbat einhaltenkönnen. Ilan Ramon, der erste Astronaut aus Israel, war nicht gläubig.
Auf derTagung in Malaysia berichtete Zainol Abidin Abdul Rashid, ein Professor amWeltrauminstitut der National University of Malaysia, dass er mit seinen Studenten einProgramm geschrieben habe, um immerhin die jeweils richtigen Gebetszeiten zu berechnen,wenn die Position eingegeben wird (vgl. zu den technischen Erleichterung für das Gebet:Der Satan im Taschentelefon). Wie auch immer man in Malaysia die Probleme mit derVereinbarkeit zwischen Weltraumfahrt und Religion lösen wird, wenn nicht die Frau an denStart gehen darf, was für ein überwiegend muslimisches Land auch ein Zeichen wäre, sokümmerte man sich auch an anderer Stelle um eine Lösung.
Auf Islam Online wurdedie Frage, wie ein Muslim im Weltraum beten soll, auch von einem Mufti beantwortet. Fürdiesen ist der Islam sowieso flexibel, daher gäbe es keine Schwierigkeit, sich anbeliebige Lebensbedingungen und künftige Veränderungen anzupassen. So soll sich eingläubiger Muslim zwar darum bemühen, sich im Gebet nach Mekka zu richten, wenn es abernicht möglich ist, macht dies auch nichts. Wenn man verhindert ist, sich nach Mekkaauszurichten, soll man zumindest versuchen, zu Beginn die Richtung einzunehmen. Dannmüsse man sowieso das einmal begonnene Gebet fortführen, egal, in welche Richtung manblickt, weil man das Gebet nicht unterbrechen dürfe. Allah würde von jedem Gläubigenverlangen, dass er seine Pflichten "so gut er kann" erfüllt. Es gibt also auch alsgläubiger Muslim Möglichkeiten, Vorschriften flexibel zu handhaben.
Bleibt nurzu hoffen, dass der arme Muslim nicht versehentlich Richtung Vatikan betet *ROFL*