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Telematik im Gesundheitswesen oder der gläserne Patient

14 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Jens Spahn, Arvato, E-health-gesetz ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
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Telematik im Gesundheitswesen oder der gläserne Patient

19.03.2019 um 16:30
Weitestgehend unbemerkt vom Patienten intensiviert die Politik ihre Anstrengungen die Krankheitsdaten der Bevölkerung zentral zu erfassen und sie quasi auf Knopfdruck verfügbar zu machen.
Waren die Daten bisher beim einzelnen Leistungserbringer zwar gespeichert, für die Kollegen, gleich welcher Sparte, und Krankenkassen aber nicht so ohne weiteres verfügbar, so dringt jetzt die Politik darauf all diese Praxisrechner an das Internet anzuschliessen. Die Leistungserbringer, Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Apotheker ect. werden mehr oder weniger gezwungen auf diesen Zug der Politik https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/e/e-health-gesetz.html (Archiv-Version vom 19.03.2019) aufzuspringen.
Angefangen hat es mit der Reglementierung der Kostenerstattung. Konnte man zu Beginn, es muss diverse Soft- und Hardware angeschafft werden, noch fast +/- 0 da rauskommen, so sinkt die Erstattung mit der Zeit immer weiter. So soll Druck auf die Leistungsbriner gemacht werden sich dem Procedere nicht zu entziehen.
Sämtliche Leistungserbringer, die sich dem Prozess verweigern sollen mit Honorarkürzungen von derzeit 1% bestraft werden.
Hier bitte mal kurz innehalten und ein Tränchen für alle Leistungserbringer verdrücken, bevor wir zum eigentlichen Thema kommen. :D

Das Thema, das hier diskutiert werden soll ist der gläserne Patient.
Wie fühlt ihr euch, wenn sämtliche medizinischen Daten auf der elektronischen Gesundheitskarte gespeichert werden?
Möchtet ihr, dass der Zahnarzt weiss, dass ihr Psychopharmaka einwerft oder der Hausarzt dass ihr eine Schmutzgingivitis hattet?
Sollen Psychosen auch für Ärzte einsehbar sein, die nichts damit zu tun haben?
Was interessiert den HNO eure Hysterektomie oder die durchgemachte Chlamydieninfektion?
Durch die Telematikdaten, die im 2. Schritt zentral auf einem Server bei Bertelsmann (Arvato) gespeichert werden sollen, ist der zu jeder Zeit gläserne Patient Wirklichkeit geworden.
Selbst wenn man einfach mal pauschal allen Ärzten und Apothekern unterstellt absolut integer zu sein und mit den Daten keinen Unfug anzustellen^^, was ist, wenn die Daten geheckt werden?
Laut Politik ist zwar alles absolut sicher (ich hab für jeden Verständnis, der an dem Punkt die Hose wechseln muss), aber ich glaube nicht daran. Schliesslich wurde ein ähnliches System in Norwegen gehackt https://www.heise.de/newsticker/meldung/Offenbar-Patienten-Daten-von-fast-3-Millionen-Norwegern-gehackt-3945709.html und von einem Mitglied des CCC weiss ich, dass die Telematik bei ihnen auf der Agenda steht.

Jeder ist betroffen, der eine elektronische Gesundheitskarte nutzt.
Wie seht ihr das?
Ist es notwendig sich Gedanken zu machen oder soll man das einfach laufen lassen?
Unter den Leistungserbingern gibts teils heftigen Widerstand, aber müsste man sich als Patient nicht auch positionieren?

Ein Artikel um sich einzulesen
https://www.heise.de/tp/features/Wer-braucht-die-zentrale-Patientendatei-4223472.html


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Realo ehemaliges Mitglied

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Telematik im Gesundheitswesen oder der gläserne Patient

19.03.2019 um 16:47
Zitat von Heide_witzkaHeide_witzka schrieb:Jeder ist betroffen, der eine elektronische Gesundheitskarte nutzt.
Wie seht ihr das?
Was soll man schon machen, wenn man gegen solche Entwicklungen hilf- und machtlos ist?

Von allen Gefahren und widerwärtigen gesellschaftspolitischen Entwicklungen - insbesondere den unkontrollierbaren rechtsextremen Gruppendynamiken in den sozialen Netzwerken und ihren gesellschaftlichen Folgen, besonders für die "politische Hygiene" - erscheint mir der gläserne Patient noch als eines der "harmloseren" Übel.

Mag aber wohl auch daran liegen, dass ich die Folgen bei grundsätzlichem Missbrauch, den ich in diesem Maß nur in einer postdemokratischen Gesellschaft sehe, in der chronisch Kranken bspw. ein früher Tod auf Wunsch mit einem finanziellen Bonus für die verbliebenen in Aussicht gestellt wird, wie wir das schon mal in einem dunklen Kapitel unserer Geschichte hatten Wikipedia: Aktion T4, in der Demokratie selbst noch nicht erkennen kann.


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Telematik im Gesundheitswesen oder der gläserne Patient

19.03.2019 um 16:49
Wenn mein Ohrenarzt erfährt das ich gerade eine Therapie mache, finde ich das schon nicht prickelnd. Wenn jedoch irgend ein Geheimdienst in Hintertupfing, oder ein bepickelter Hacker aus Kasachstan gemütlich meinen Gesundheitszustand liest, dann zeigt das nur wie pervers unsere Gesellschaft geworden ist. Als nächstes kann nur noch der Chip unter der Haut folgen, damit die Daten noch schneller und "unkomplizierter" abgerufen werden können. Am besten noch per Fernscan mit modernen Überwachungskameras.


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Telematik im Gesundheitswesen oder der gläserne Patient

19.03.2019 um 17:05
Zitat von Heide_witzkaHeide_witzka schrieb:Wie seht ihr das?
In Österreich haben wir das bereits. Per opt-out bin ich zwar draussen, hilft aber bei größeren Einrichtungen (wie etwa Krankenhäuser) Nüsse, da sie ein eigenes Netz haben.
Zitat von Heide_witzkaHeide_witzka schrieb:Ist es notwendig sich Gedanken zu machen
früher oder später wird es zu Leaks kommen. Das ist nur eine Frage der Zeit.

Die Ärzte selbst sind nur zum Teil begeistert: auf der einen Seite sind sie verpflichtet, sich aktuelle Daten anzusehen, auf der anderen Seite wird diese Zeit nicht von den Kassen verrechnet.

Wikipedia: Elektronische Gesundheitsakte (Österreich)


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Telematik im Gesundheitswesen oder der gläserne Patient

19.03.2019 um 17:14
Zitat von SawCleaverSawCleaver schrieb:Wenn mein Ohrenarzt erfährt das ich gerade eine Therapie mache, finde ich das schon nicht prickelnd.
das ist zwar peinlich, aber noch kein Problem.
sollte es zu einem Leak kommen und die Daten lassen sich per P2P runterladen, kann sich dein zukünftiger Arbeitgeber oder Nachbar die Daten ansehen. Oder du wirfst kurz vor einem Date einen Blick in die Daten, wann dein Datingpartner zum letzten Mal eine STD hatte ...


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Telematik im Gesundheitswesen oder der gläserne Patient

19.03.2019 um 20:16
Meine Ärzte wissen sowieso von all meinen Wehwehchen und Defekten, von daher...ich finds aber nicht in Ordnung, dass diese Informationsfreizügigkeit von "Oben" aufoktroyiert wird. Es sollte immer noch meine Entscheidung sein, wem ich was anvertraue. Wie angesprochen, kann soeine Datenbank jederzeit gehackt werden, und dann sind intime Details womöglich für jeden einsehbar. Kam diese Idee von der CDU/CSU oder von der SPD?


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Telematik im Gesundheitswesen oder der gläserne Patient

19.03.2019 um 20:40
Zitat von satansschuhsatansschuh schrieb:Es sollte immer noch meine Entscheidung sein, wem ich was anvertraue.
Das sehe ich auch so, aber wie oft ist es so, dass man „erpresst“ oder ausgetrickst wird mit Aussagen wie: „Das ist freiwillig, aber wenn Sie sich weigern, kann...die Folge sein.“

Ich weiß nicht, wem ich noch vertrauen kann.


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Telematik im Gesundheitswesen oder der gläserne Patient

19.03.2019 um 20:55
Zumindest meine ärzte haben weder die zeit noch das interesse meine gesamte krankenakte zu durchforsten. Wichtiges landet auf der ersten seite und mensch ich wäre tatsächlich mal froh, wenn ein arzt einfach auf die erste seite meiner akte schauen könnte und da die ganze allergiescheizze und die chronischen sachen samt zugehöriger medikation auf einen blick sieht und ich die nicht immer wieder und wieder runterbeten muss.

Das wäre eine ganz nette erleichterung sowohl für mich, als auch für den arzt, der auf die frage "und welche medikamente nehmen sie?" oftmals nur als antwort "Keine ahnung, wie die heißen, aber die sind etwa so groß *mit fingern zeig* ach und die sind gelb! :) " bekommt.

Nach arzt sortiert mit wichtigen informationen für alle auf der startseite sicherlich eine bereicherung.


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Telematik im Gesundheitswesen oder der gläserne Patient

19.03.2019 um 20:57
@gastric
Stimmt, aber dann sollte das dann doch eher freiwillig sein.


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Telematik im Gesundheitswesen oder der gläserne Patient

19.03.2019 um 21:02
Bei einem Unfall oder auch Notfällen kann es lebensnotwendig sein das ein Notarzt sofort alle relevanten Daten einsehen kann.


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Telematik im Gesundheitswesen oder der gläserne Patient

19.03.2019 um 22:23
Die meisten digitalen Neuerungen kriegen wir ja weil es Vorteile bringt...das Leben sicherer oder bequemer machen soll.
Das Problem ist halt, dass es meistens zwei Seiten hat... also dass da halt auch Risiken mit einherkommen.
Und bei digitalen Sachen haben die möglichen Risiken oft gravierende Folgen.
Es passieren noch zu viele Fehler in den Algorithmen und für die Sicherheit der Daten, um sie vor Missbrauch zu schützen, kann auch keiner garantieren. Also die Werkzeuge sind noch nicht wirklich ausgereift. Wobei es auch hier keine 100% Sicherheit geben wird... niemals. Ich persönlich bin gespannt wo uns diese Reise als Schimpanse auf nem Pappflieger hinbringt.


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Telematik im Gesundheitswesen oder der gläserne Patient

19.03.2019 um 22:39
Zitat von BishamonBishamon schrieb:Oder du wirfst kurz vor einem Date einen Blick in die Daten, wann dein Datingpartner zum letzten Mal eine STD hatte ...
"Hi Stella"
"Hi, DesertPunk" 😊
*Schaut auf das Smartphone "Wie ich sehe, hattest du mal einen Abzess an der Klitoris."
"Ja ... da ist schön länger her ... "
"Da funktioniert aber noch alles, oder?"
"Klar."
"Gut. Zu mir oder zu dir?"

:troll:


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Telematik im Gesundheitswesen oder der gläserne Patient

20.03.2019 um 06:30
Gutes Thema, ich sehe zwei Aspekte:
- wer sieht die Patientendaten? Ich denke das sollte nur mit dem Einverständnis des Patienten gehen, bzw. der Patient schaltet/gibt das frei vor jeder Einsicht. Ich sehe aber dennoch einen Vorteil für den Patienten: im Rahmen einer Behandlung ist es doch gut wenn der neue Arzt, nach einem Wechsel oder Überweisung, sofort alles sieht was vorher gemacht worden ist.
Außer Ärzte sollte niemand reinschauen dürfen.

- die Daten, in der Summe und anonymisiert sehe ich als wertvoll um die Strategien im Gesundheitssystem besser auszulegen, man könnte auch Wirksamkeiten besser sehen ( zB 5000 Patienten nehmen das Medikament, nach 1 Jahr sind nur noch 300 in Behandlung), ob eine Krankheit nur regional auftritt und wie schnell, Verteilungen nach Alter und Geschlecht.
Die Nutzung der anonymisierten Daten könnte der Gesellschaft schon gute Dienste leisten. (Ich mache trainiere meine Analysemodelle in Knime mit Datensätzen aus der USA, die finde ich super) .


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Telematik im Gesundheitswesen oder der gläserne Patient

30.04.2019 um 14:21
Griechenland: Der Staat verkauft persönliche Krankenakten
Zur Aufbesserung der Finanzen werden Röntgenaufnahmen samt Patientenakten kiloweise in einer Auktion feilgeboten
https://www.heise.de/tp/features/Griechenland-Der-Staat-verkauft-persoenliche-Krankenakten-4409944.html?wt_mc=rss.tp.beitrag.atom


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