Fünf Jahre Haft für früheren SS-Wachmann

Ich kenne nur den Milchmann Tewje

@Oberfeldwebel

User1283 schrieb:Und ohne den Angeklagten schmälern zu wollen: sein Dienstgrad war SS-Unterscharführer also (Unteroffizier ohne Laufbahnprüfung), für ihn galt die "Postenpflicht" (ohne Anruf scharf schießen, bei erfolgreicher Flucht drohte dem Mann SS-Gericht wg. fahrlässiger Gefangenenbefreiung, damaliges Schlagwort: Ostfront/ Strafkompanie).

Du bist sicherlich in de Lage, mir dafür einen ganzen Haufen Beispiele aufzuführen, oder?
Meines Wissens nach, bestanden die Strafdivisionen entweder aus Kriminellen und Oppositionellen oder Wehrmachtsangehörigen, die aus irgendeinem Grund verurteilt wurden (und denen ging es da nicht ganz so schlecht munkelt man).
Der einzige tatsächliche Fall, dem als Lagerkommandant "fahrlässige Gefangenbefreiung" vorgeworfen wurde wegen 86 entkommener sowjetischer Gefangener, ist Karl Koch und der ist in keiner Strafdivsion untergekommen sondern wurde beurlaubt, das Verfahren wurde anschließend fallen gelassen und er ist bei der deutschen Reichspost gelandet.
Es ist ja nicht so, dass man schon damals die ganzen "unnatürlichen Todesfälle" mit der Postenpflicht, also entweder "Notwehr" oder eben Dienstvorschrift, rechtfertigte und natürlich für nichts in irgendeiner Weise verantwortlich war.

Also ich bin bei solchen Urteilen sehr gespalten, auf der einen Seite ist es natürlich gut, dass der Mann überhaupt eine Strafe erfährt aber was bringt das bei einem 94 Jährigen noch? Außerdem sind 5 Jahre viel zu kurz gemessen an dem Leid, das dieser Mann angestellt hat. Er war ein Ead im Getriebe und ob er mitgemacht hätte oder nicht wäre egal gewesen, es hätte sich jemand anderes gefunden, aber er war es eben der es gemacht hat, also verdient er eine Strafe. Das Gante finde ich schon relativ beschämend.

Kann mir mal jemand kurz erklären, warum solche Prozesse 70 Jahre nach Tat geschehen. Ist das so ein Akt? So schwer stelle ich mir das nicht vor. Oder sind die Beweise so superschlau versteckt worden?

70 Jahre spaeter sind keine anderen taeter mehr die man u.u. mitbelangen müsste oder gar belasten könnte.
Man sollte auch mal die justizstrukturen untersuchen die frühere verfahren verhinderten. Anzeigen gab es ja bestimmt reichlich.

@Lukcy
Kann mir mal jemand kurz erklären, warum solche Prozesse 70 Jahre nach Tat geschehen



Je mehr das Tausendjährige Reich des <Schnäuzchen Adolf> dem Gedächtnis der westdeutschen Bundesbürger entschwindet, desto größer wird die Zahl der Würdenträger jener Epoche, die in das Gefüge der jungen Bonner Republik eindringen und dort beharrlich empor klimmen konnten .
Vor allem die sogenannten bürgerlichen Parteien hielten es für richtig, ehemalige Chargen der NSDAP und ihrer Gliederungen mannigfach in der Verwaltung unterzubringen oder in die diversen Parlamente vom Gemeinderat bis zum Bundestag zu delegieren. Einen leibhaftigen KZ-Wachmann zum Volksvertreter zu erklären, blieb allerdings der bajuwarischen Christlich -Sozialen Union (CSU) vorbehalten.

@Oberfeldwebel
OK.
Warum hat man solche Leute denn untergebracht? Waren die schlauer als andere? Und wieso haben das die Besatzungsmächte zugelassen?

Also ich bin bei solchen Urteilen sehr gespalten, ....... . Er war ein Rad im Getriebe und ob er mitgemacht hätte oder nicht .....

... schließlich eine Strafe für Taten erhängt wird, die zur Zeit der Tatausübung noch gemäß der gültigen Gesetze war ...
Gut, Gewissen und Menschlichkeit ist natürlich unabhängig von der Gesetzgebung ...

Ob jetzt eine Haftstrafe n dem Alter noch sinnvoll ist, angenommen er ist Demenz und kann sich nicht frei bewegen, dann merkt er vielleicht gar nicht den Unterschied zwischen Pflegeanstalt und JVA ... das dann die andere Frage ist die sich stellt ...

@mx

mx schrieb:... schließlich eine Strafe für Taten erhängt wird, die zur Zeit der Tatausübung noch gemäß der gültigen Gesetze war ...

na dann fällt es ja leicht die Gestze zu nennen die das Vergasen und Ermorden legalisiert habenlllll

@mx

mx schrieb:... schließlich eine Strafe für Taten erhängt wird, die zur Zeit der Tatausübung noch gemäß der gültigen Gesetze war ...

Ja, Gesetze eines Kackreiches mit millionen von grenzdebilen Nazis...

@mx

die s.g. rassengesetze sind ein verbrechen und das seit der verkündigung dieser gesetze.
es gibt eben gesetze die sind von anfang an verbrecherisch. z.b alle mit grünen augen dürfen beraubt werden.

@dasewige
erstens dass und zweitens steht auch nix drin das man Leute ermorden darf...

http://www.sueddeutsche.de/politik/letzter-mauerschuetzen-prozess-bewaehrung-fuer-ddr-grenzsoldat-1.316624

Ähnlich ja auch die DDR-Gesetzgebung war, damals gültig heut verbrecherisch ... den Zwispalt sehe ich schon das einerseits Die Leute in der für sie gültigen Gesetztgebung handeln, was ja auch bei dem "Kackreich" der Fall war. Natürlich das gute ist das Menschen mit Gewissen und Verstand handeln sollten, und so solche "Schreckenssysteme" wie das von 1933-1945 unmöglich wären. Aber wir haben jetzt frieden, sitzen im sicheren Wohnzimmer vorm PC und haben gut reden ...

Lukcy schrieb:Kann mir mal jemand kurz erklären, warum solche Prozesse 70 Jahre nach Tat geschehen

Weil erst jetzt Beweise für seine Täterschaft aufgetaucht sind?

User1283 schrieb:Vor allem die sogenannten bürgerlichen Parteien hielten es für richtig, ehemalige Chargen der NSDAP und ihrer Gliederungen mannigfach in der Verwaltung unterzubringen oder in die diversen Parlamente vom Gemeinderat bis zum Bundestag zu delegieren.

Dass Verbrecher nicht ihrer gerechten Strafe zugeführt wurden, ist ja kein Argument dafür, alle laufen zu lassen.

mx schrieb:Gut, Gewissen und Menschlichkeit ist natürlich unabhängig von der Gesetzgebung ...

Eigentlich nicht.

Die Unterscheidung von angeblichen "Befehlsempfängern" und "kleinen Lichtern" geht doch völlig an der Realität des Nationalsozialismus und seinem volksgemeinschaftlich organisierten Projekt der Judenvernichtung vorbei, dem die freiwillige Eingliederung in ein vom antisemitischen Wahn geprägtes nationales Kollektiv zugrunde liegt. Und wer jetzt die ausbleibende Verfolgung von NS-Tätern und die mangelnde juristische Aufarbeitung ihrer Taten in den ersten Jahrzehnten des postnazistischen Deutschlands ins Feld führt, um gerade für die Verschonung des SS-Massenmörders – der am Tod von knapp 200.000 Menschen beteiligt war – zu plädieren, sehnt diesen Zustand des Verdrängens nur wieder herbei.

mx schrieb:Ähnlich ja auch die DDR-Gesetzgebung war, damals gültig heut verbrecherisch ...

Das beste Argument gegen Rechspositivismus und für das plädieren der Notwendigkeit einer kleinsten Moral.