cbarkyn
Diskussionsleiter
Profil anzeigen
Private Nachricht
Link kopieren
Lesezeichen setzen
dabei seit 2009
Profil anzeigen
Private Nachricht
Link kopieren
Lesezeichen setzen
Australien - Überwachungsstaat?
13.11.2014 um 21:35Mehr Macht für Polizei und Geheimdienst, Razzien, Druck auf Medien: G-20-Gastgeber Australien geht nicht nur für den Gipfel auf Nummer sicher. Kritik ist nicht erwünscht.http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-11/australien-journalisten-medien-zensur
Der australische Premierminister Tony Abbott hat den Journalisten aus aller Welt zum G-20-Gipfel in Brisbane ein teures neues Pressezentrum spendiert. Den angereisten Medienvertretern soll es an nichts fehlen – womöglich, damit sie den Tagungsort nicht verlassen. Denn vor den Türen des Treffens, in Brisbanes Stadtteil South Bank, herrscht an diesem Wochenende der Ausnahmezustand: Mithilfe einer Sonderverordnung wurde das Demonstrationsrecht eingeschränkt; die Polizei darf Gipfel-Gegner ohne konkreten Anlass festsetzen; Demonstranten droht Haft ohne Haftbefehl.
Das Maß an Sicherheitsbestimmungen ist hoch, solange Politiker wie US-Präsident Barack Obama oder der russische Präsident Wladimir Putin in Brisbane weilen. Doch Hardliner Abbott will die harte Linie auch darüber hinaus beibehalten, kürzlich hat er ein abermals verschärftes Sicherheitsgesetz implementiert, das die Bewegungsfreiheit australischer Bürger einschränkt. Wer künftig in sogenannte No-go-Areas reist, gerät damit automatisch ins Visier der Strafverfolgung. Selbst unverdächtige Bürger können zur Befragung bis zu sieben Tage lang inhaftiert werden. Die Australian Federal Police (AFP) und der Geheimdienst Asio bekommen erweiterte Befugnisse. Kritik an dem Gesetz ist unerwünscht. Wer dagegen ist, stellt sich gegen das von Abbott ausgerufene Team Australia.
Tatsächlich haben fast alle Abgeordneten der Opposition zugestimmt. Zwar steht Australien auf der Weltkarte des Terrors nicht im Hauptfokus, Ängste und Verunsicherung in der Bevölkerung sind dennoch groß – spätestens seit Australien sich am Kampf gegen den "Islamischen Staat" beteiligt und bei den größten Anti-Terror-Razzien in der Geschichte des Landes nach Polizeiangaben mehrere Anschläge vereitelt werden konnten. Die Gefahr durch militante Islamisten zieht die Regierung nun auch heran, um ihr striktes Vorgehen zu begründen. Für Abbott ist die angespannte Lage zugleich die Möglichkeit, um von jüngsten Problemen mit dem Staatshaushalt, der schwächelnden Wirtschaft und der für australische Verhältnisse hohen Arbeitslosigkeit abzulenken.
Kritische Berichterstattung als "unpatriotisches Verhalten"
Rechtsanwalt Greg Barns, früherer Berater von Julian Assanges WikiLeaks-Partei, nennt das Sicherheitsgesetz "einen Affront gegen fundamentale Freiheitsrechte". Der parteilose Abgeordnete Andrew Wilkie sagte, Australien begebe sich damit "auf den Weg in einen Polizeistaat". Internetzugänge sollen nahezu vollständig von Asio überwacht werden, bislang war dafür ein Durchsuchungsbefehl Bedingung. Persönliche Daten werden zwei Jahre lang auf Vorrat gespeichert. Während die Geheimdienstler von Asio selbst nach Straftaten straffrei bleiben, drohen investigativen Journalisten, die über Geheimdienstaktionen berichten, künftig bis zu zehn Jahre Gefängnis. Mit drastischen Strafen für Whistleblower und Journalisten zwinge Abbott die Medien des Landes zu einer "konformen, folgsamen Berichterstattung", sagt Wilkie.
Viele Australier glauben, Abbott wolle sich der Kontrolle durch die Presse zu entledigen. So ärgerte sich der australische Premier zu Jahresbeginn öffentlich über einen Bericht des staatlichen Senders ABC, der Misshandlungen von Bootsflüchtlingen durch australische Grenzbeamte zum Inhalt hatte. Die indonesische Küstenwache hatte bestätigt, dass von der australischen Marine zurückgeschickte Asylbewerber mit schweren Verletzungen behandelt werden mussten. Daraufhin warf Abbott dem Sender "unpatriotisches Verhalten" vor. Die ABC vertrete "instinktiv ausländische Interessen" und "vernachlässige australische", meinte Abbott, der 2013 mit der Medienmacht des ihm gewogenen Murdoch-Konzerns ins Amt gelangte.
Kritische Sender will er offenbar auf Linie bringen. Er habe Probleme mit Berichten heimischer Journalisten, sagte Abbott wörtlich, "die ihr eigenes Land kritisieren". Das neue Ressort "Fakten-Check" der ABC missfalle ihm – der Sender solle sich auf das Sammeln von Nachrichten konzentrieren. Die ausgiebige Berichterstattung über den Whistleblower Edward Snowden "beunruhige" ihn. Das Gleichgewicht zwischen Freiheit und Sicherheit könne sich vorübergehend zu Ungunsten der Freiheit verschieben, verkündete Abbott vieldeutig. Das sei notwendig, "um ein offenes, freies und multikulturelles Land zu bleiben".
Es gibt noch eine weitere Seite im Artikel, aber ich glaube zusammenfassend kann man behaupten:
Australien ist ein neuer Überwachungsstaat.
- Pressefreiheit gibt es nicht mehr, sollte man sich kritisch gegenüber der Regierung äußern.
- Das Versammlungsrecht wird unterdrückt, Demonstrationen sind verboten.
- Willkürliche Hausdurchsuchungen sind nun erlaubt.
- Hält man sich in einem "verdächtigen" Land auf, so ist es dem Staat erlaubt Ermittlungen gegen einen einzuleiten, genauso wie Inhaftierung auf geraume Zeit.
- Internet wird massiv überwacht.
- Whistleblower sollen drastisch bestraft werden (hier auch noch ein Artikel: http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-09/australien-gesetzentwurf-digitale-ueberwachung )
Ich verfolge diese Entwicklung schon seit einiger Zeit, da ich selbst australische Freunde habe die mir damals schon berichteten wie es in Australien zuging.
Das Ganze fing an, so empfinde ich das zumindest laut den Aussagen meiner Freunde, als man Demonstrationen gegen Abott einleitete, da er damals das Budget von Universitäten kürzen wollte und genauso eben Sozialleistungen (einschließlich Pensionen: http://www.theguardian.com/world/2014/apr/28/tony-abbott-no-pension-cuts-before-2016-but-family-benefits-may-change ). Man ging massenhaft auf die Straßen, wobei von den Medien nicht viel darüber berichtet wurde. Die Lage war ebenso zugespitzt aufgrund des Stipendiums welches Abotts Tochter erhielt, anscheinend auch zu Unrecht ( http://www.theguardian.com/world/2014/may/21/tony-abbotts-daughter-did-not-have-to-pay-for-60000-design-degree (falls jemand deutsche Artikel will, einfach Bescheid geben. Glaube, Englische sind auch ok für euch))
All diese Maßnahmen begründet Abbott mit der Aussage man müsse sich vor dem Terror schützen.
Man würde alles im Sinne des Volkes tun, um Terroranschläge zu vermeiden und die Menschen dort zu beschützen.
Wie seht ihr das?
Ist Australien nun ein Überwachungsstaat?
Ist Abbotts Reaktion begründet und befürwortet ihr solche Maßnahmen?
Oder sind die Schritte die er unternimmt unnötig und deuten auf eine andere Intention hin?