kleinundgrün schrieb:das hat zwei offensichtliche Probleme:
1. Es setzt voraus, das zwei Parteien etwas voneinander wollen. Wenn ich von Dir Marmelade möchte und Du von mir Honig, klappt das. Wenn ich aber einen Rasenmäher brauche (den Du nicht hast) und Du von mir gerne Honig hättest, funktioniert es nicht. dann bräuchte man schon wieder Schuldscheine (=Geld).
Es gibt halt auch kaum einen qualitativen Unterschied zum normalen Markt, außer in der Verfügbarkeit von verschiedenen Wahren.
Du muss in so einer Gesellschaft mit dem Vorlieb nehmen, was der Markt eben anzubieten hat. Wenn der eine nur Marmelade hat, dann muss er eben auch jemanden finden der Marmelade für das will, was er von ihm als Gegenleistung erwartet.
Im normalen Markt ist es doch auch so, dass ich selbst mit Geld nicht immer meine Wünsche befriedigt bekomme, und jemanden finden muss, der für Geld tut oder tauscht, was man nun benötigt. Die Menge an Waren und Dienstleistungen ist größer mit normalem Geld, aber mit dem Lebenszeit(Geld) ist man eben ein stück weit unabhängiger vom normalen Geld-Markt und kann seine Selbstversorger-Gemeinde gut weiter führen.
kleinundgrün schrieb:2. Nicht jeder Aufwand von Lebenszeit ist gleichwertig. Wenn Du Marmelade kochst, was einen geringen Wissensstand erfordert, ist das nicht gleichwertig damit, ein Auto zu reparieren. Oder eine Herztransplantation durchzuführen.
Zwar brauche ich in allen Fällen 2 Stunden Lebenszeit, aber ich musste zuvor unterschiedlich viel Lebenszeit aufwenden, um die Fähigkeiten zu erlangen.
Und schwupps, schon kostet ein Glas Marmelade nicht mehr ein Glas Honig, sondern 1,025 Gläser. Und das ganze System ist nicht mehr so schön einfach, wie es bei oberflächlicher Betrachtung zunächst aussah.
Wissensstand also. Das ist ohnehin relativ zu jedem Menschen, denn es ist für einen hochbegabten im Pauken keine Leistung sich innerhalb einer kurzen Zeit ein großes Wissen anzueignen, aber vielleicht ist er dafür unbegabt in solchen Haushaltsachen und könnte gar keine Marmelade selbst machen.
Genau deshalb geht man ja von Lebenszeit als neutrale Maßeinheit aus, weil die für jeden eben gleich ist. Arbeit pro Zeiteinheit, unabhängig davon, was man weiß, kann und letztlich Anbietet. Man kann sich ja auch nicht aussuchen ob man lieber dumm oder schlau auf die Welt kommt.
Man muss hier auch sowieso nur den kleinen Markt innerhalb der Gemeinde bedienen, und keine große Arbeitswelt- und Marktkonkurrenz verdrängen, und wenn dort die Marmelade gefragt ist, und es für jemanden ein attraktives Angebot darstellt für ein Glas eine Stunde seiner Lebenszeit zu opfern, dann macht das doch in Relation zu der Übergeordneten "Selbstversorger-Idee" dann doch durchaus Sinn für das Glas eben das zu tun, was man kann. Weil man es will, und der Andere meine Leistung ebenso benötigt.
Kein wirkliches Problem also...
Ich sag mal so, die Leute in dem TV Bericht sahen alle recht zufrieden aus mit ihrer Art die kleine Gemeinde am Laufen zu halten, und wenn das deren Hauptziel ist, haben sie doch alles richtig gemacht, meine ich. Autarkie ist eben für manch einen doch ein höheres Gut als ein voller Markt und sonst was. Kann man nachvollziehen.