@natbewusstsein ich habe jetzt aus deinen Beschreibungen heraus nicht verstanden, ob du Türke bist - oder nicht.
Und wer du in der Diskussion, die du beschrieben hast, bist.
Nein, man muss natürlich seine Religion nicht aufgeben, um sich zu assimilieren. Allerdings ist der Islam eine schwierige Religion, weil er eben keine rein spirituelle Religion ist, sondern fast alle weltlichen Fragen der Menschen ebenfalls behandeln will - und dann wird es eben schwierig. Wenn du deine Religion nur für dich ausübst, in deiner Moschee oder wo auch immer, stört das doch keinen Menschen.
Schwierig wird es nur, wenn auf einmal religiöse Riten zu Regeln im öffentlichen Leben werden sollen. Das sind doch dann immer die Streitthemen: Kopftuch in Schule und Arbeit, Schweinefleisch in Schulen und Kantinen, Beziehung von Mann und Frau, Fragen der "Ehre" usw... Es gibt halt viele gläubige Moslems, die in diesen Fragen der Mehrheit (und damit meine ich nicht nur die Deutschen, sondern auch ungläubige Türken etc.) dominieren wollen.
Wir leben aber nun mal in einem Land, in dem Schweinefleisch nicht verboten ist. Und deshalb finde ich es lächerlich, wenn es in Kantinen "aus religiösen Gründen" gleich ganz abgeschafft wird. Ich persönlich habe dafür kein Verständnis, denn wenn ich einem muslimischen Land bin, verlange ich auch nicht nach Hamburgern mit Schweinefleisch und Freitags bitte Fisch.
Aus den o.g. Gründen finde ich den Islam eine schwierige Religion. Mit den meisten anderen Religionen gibt es bei Zuwanderern ja überhaupt keine Probleme, also zB Konfuzismus etc. Aber wenn Leute für sich im Stillen den Islam leben, und eben einfach keine Wurst essen, aber nicht erwarten, dass ich nur Pute auf den Tisch bringe, dann ist das für mich kein Problem.
Und was den Bezug zur Türkei betrifft: na, das ist aber wirklich sehr weitführend. Warum hier geborene Migrantenkinder mit Eltern aus der Türkei noch so eine starke Bindung zur Türkei haben, liegt in ihrer eher nationalistischen Geschichte begründet. Aber das muss ich dir ja nicht erzählen. Ich kann nur sagen, wenn ich ein einem muslimischen Land geboren worden wäre, dann würde ich mich als Türkin, Marokannerin, Iranerin mit deutschen Wurzeln fühlen, aber ich glaube, die wären nicht mehr besonders wichtig für mich. Ich würde als Heimat mein Geburtsland empfinden.
Viele türkische Migranten fühlen sich meiner Erfahrung nach nicht unterlegen, sondern überlegen. Sie betonen sehr oft, dass sie die besseren Werte haben, die Familie viel mehr zusammenhalten würde, ja häufiger zusammen kommen würde, die Mütter sich besser um ihre Kinder kümmern würden usw usf.
Nun ja, dann kommt dazu, dass viele auch hier geborene Türken untereinander dieses Türkischkauderwelsch reden, warum auch immer, und nicht deutsch. Das wurde uns als Austauschschülern in den USA zB verboten. Da hieß es von der Organisation: ihr redet untereinander nicht deutsch, das ist unhöflich, sondern Englisch, sonst geht es im nächste Flieger nach Hause.