antonM
Diskussionsleiter
Profil anzeigen
Private Nachricht
Link kopieren
Lesezeichen setzen
dabei seit 2018
Profil anzeigen
Private Nachricht
Link kopieren
Lesezeichen setzen
Panpsychismus
11.07.2018 um 09:59hallo, mein erster beitrag hier hat das thema panpsychismus innerhalb der philosophie des geistes. ich habe gesehen, dass es zwar einige beiträge darüber in anderen threads gibt, aber noch keine eigene diskussion.
grundsätzlich: panpsychistische theorien behaupten, dass alles, was existiert, in einem gewissen grad mentale aspekte besitzt, dass es also keinen strikten gegensatz von geist und materie gibt (wie in dualistischen theorien), und dass bewusstsein auch nicht sprunghaft aus materie hervorgegangen sein kann.
ich habe neulich gerade einen (wie ich finde sehr guten) neuen artikel zum thema gelesen, der alle relevanten aspekte des panpsychismus gut verständlich darstellt und gut als einführung in die thematik funktioniert.
https://www.herder-korrespondenz.de/heftarchiv/71-jahrgang-2017/heft-9-2017/die-renaissance-des-panpsychismus-ueberall-geist von Godehard Brüntrup.
ich möchte die wesentlichen punkte des artikels als diskussionsgrundlage hier zusammenfassen und auch kurz meine eigene sicht der dinge darlegen.
a) auch das vollständige verständnis eines bauplans, etwa der neuronalen struktur des gehirns, erklärt nicht, was bewusstes wahrnehmen ist (das berühmte "harte problem des bewusstseins) und wie es zustandekommt.
durch bloße rekonfiguration einfacher bausteine kann keine komplexen neuen eigenschaften entstehen. aus platonischen ideen entstehen keine konkreten gegenstände oder umgekehrt. das plötzliche auftauchen von bewusstsein aus geistloser materie wäre ein unverständlicher radikaler sprung.
d) der panpsychismus erklärt nun bewusstsein sozusagen als die gesuchte "innere natur" der materie, das, was naturwissenschaftlich nur relational beschrieben wird, aber nicht erklärt.
damit eröffnen sich neue perspektiven für alle möglichen bereiche, von physik über hirnforschung bis zur theologie, worauf der autor im letzten teil seines artikels eingeht.
was ist also vom panpsychismus zu halten? es scheint so zu sein, dass der mainstream der philosophy of mind immer noch im descartschen dualismus gefangen ist, auch wenn sie diesen eigentlich ablehnt.
das spannende am panpsychismus ist für mich die tatsache, dass dieser gewissermaßen eine breite brücke über einseitige (reduktive) konzeptionen, sowohl materialistischer, wie dualistischer und idealistischer, schlägt.
wenn alles existierende tatsächlich geistige/mentale aspekte in welcher form auch immer aufweist, dann ist genau genommen selbst die unterscheidung von geistes- und naturwissenschaften willkürlich.
so, das reicht fürs erste.
was meint ihr?
grundsätzlich: panpsychistische theorien behaupten, dass alles, was existiert, in einem gewissen grad mentale aspekte besitzt, dass es also keinen strikten gegensatz von geist und materie gibt (wie in dualistischen theorien), und dass bewusstsein auch nicht sprunghaft aus materie hervorgegangen sein kann.
ich habe neulich gerade einen (wie ich finde sehr guten) neuen artikel zum thema gelesen, der alle relevanten aspekte des panpsychismus gut verständlich darstellt und gut als einführung in die thematik funktioniert.
ich möchte die wesentlichen punkte des artikels als diskussionsgrundlage hier zusammenfassen und auch kurz meine eigene sicht der dinge darlegen.
a) auch das vollständige verständnis eines bauplans, etwa der neuronalen struktur des gehirns, erklärt nicht, was bewusstes wahrnehmen ist (das berühmte "harte problem des bewusstseins) und wie es zustandekommt.
Zwischen der Erkenntnis funktionaler Strukturen in den Wissenschaften einerseits und der Erfahrung des bewussten Erlebens andererseits tut sich eine Kluft auf.b) aber nicht nur das bewusstsein, auch die materie ist im grunde rätselhaft. der materiebegriff von descartes als reine Ausdehnung erklärt nicht, was dieses ausgedehnte ist, wie schon leibniz bemerkt. allerdings ist er mit der reinen beschreibung kausaler wechselwirkungen für die methode der naturwissenachaft bis heute sehr erfolgreich.
In gewisser Weise beschreibt die Physik also nur die Außenseite der Materie, nicht aber ihre innere Natur.c) Geist kann nicht aus geistloser Materie auftauchen
durch bloße rekonfiguration einfacher bausteine kann keine komplexen neuen eigenschaften entstehen. aus platonischen ideen entstehen keine konkreten gegenstände oder umgekehrt. das plötzliche auftauchen von bewusstsein aus geistloser materie wäre ein unverständlicher radikaler sprung.
d) der panpsychismus erklärt nun bewusstsein sozusagen als die gesuchte "innere natur" der materie, das, was naturwissenschaftlich nur relational beschrieben wird, aber nicht erklärt.
Mit allen anderen materiellen Dingen sind wir nur über Wechselwirkungen verknüpft und kennen daher nur ihre Außenseite. Wenn aber das Bewusstsein die „Innenseite“ der Materie ist, dann gibt es nichts Materielles, das nicht auch einen geistigen Aspekt aufweist.d) metaphorisch gesprochen sind materie und geist somit zwei seiten einer medaille. weder sind sie miteinander identisch, noch vollkommen vomeinander getrennt.
damit eröffnen sich neue perspektiven für alle möglichen bereiche, von physik über hirnforschung bis zur theologie, worauf der autor im letzten teil seines artikels eingeht.
was ist also vom panpsychismus zu halten? es scheint so zu sein, dass der mainstream der philosophy of mind immer noch im descartschen dualismus gefangen ist, auch wenn sie diesen eigentlich ablehnt.
das spannende am panpsychismus ist für mich die tatsache, dass dieser gewissermaßen eine breite brücke über einseitige (reduktive) konzeptionen, sowohl materialistischer, wie dualistischer und idealistischer, schlägt.
wenn alles existierende tatsächlich geistige/mentale aspekte in welcher form auch immer aufweist, dann ist genau genommen selbst die unterscheidung von geistes- und naturwissenschaften willkürlich.
so, das reicht fürs erste.
was meint ihr?